Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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und konnte die Konstellationen nachzeichnen.

      Danach lag es in BARILS Hand. Sie würde die letzte Welt der Truvaud finden und die Ernte einbringen lassen.

      Zufrieden sahen A-Kuatond und Kalphatt Udimor zu, wie die Skiw die Truvaud ins Portal trieben.

      3.

      Das Treffen fand im SOL-Mittelteil statt, dem Herzstück des Schiffs; allerdings weitab von der Zentrale. So hatte es Roi Danton als Expeditionsleiter entschieden. Rhodans Sohn war schon nicht glücklich darüber gewesen, dass sein Vater den Androiden ohne weitere Überprüfung mit an Bord gebracht hatte. Zugang zum Kontroll- und Nervenzentrum des Schiffs sollte er auf keinen Fall erhalten.

      Rhodan hatte die Entscheidung achselzuckend zur Kenntnis genommen. Er verstand die Überlegung dahinter. Andererseits waren Blitzer und sein Zwilling Erzeugnisse eines Kosmokratenschiffs, welches wortwörtlich fußläufig zur SOL im All driftete. Wenn die Erbauer der LEUCHTKRAFT den Menschen an Bord übelwollten, waren sie sicher nicht darauf angewiesen, auffällig einen Agenten einzuschmuggeln.

      Im Besprechungsraum hatte sich versammelt, wer von der Führungsebene aus der letzten Krise übrig geblieben war: Roi Danton als Expeditionsleiter. Tess Qumisha als Hyperphysikerin, die das hochkomplexe multidimensionale Geschehen im Evosystem von allen an Bord am ehesten verstand. Und Perry Rhodan selbst.

      Rhodan versuchte, nicht an die klaffenden Lücken in der Runde zu denken. Curcaryen Varantir hatte der Menschheit wieder einmal den Rücken gekehrt. Mahlia Meyun hatte sich zurückgezogen und konzentrierte sich auf ihre Aufgaben als Medikerin.

      Fee Kellind war tot.

      Mehr als zweihundert Jahre war sie nicht nur die Kommandantin, sondern ebenso das Gesicht der SOL gewesen. Rhodan konnte sich eine Mission ohne sie kaum vorstellen. Doch genau das stand dem Schiff gerade bevor.

      Rhodan war ziemlich sicher, dass ihn nicht Blitzer selbst, sondern die baugleiche Kopie begleitet hatte. Zwar nannte sich auch dieser Androide Eroin Blitzer. Er sprach jedoch ohne die unterschwellige Aggression seiner Vorlage und war deutlich freigebiger mit verwertbaren Auskünften.

      »Das Ziel liegt in der Galaxis Yahouna«, erläuterte er. »Sie gehört zur Mächtigkeitsballung der Superintelligenz BARIL.«

      »Nie gehört«, gestand Rhodan ein. »Beides.«

      Blitzer ignorierte ihn einfach. In Sachen Benimm glich er also seinem Zwilling.

      »BARIL ist seit Jahrzehntausenden ein treuer Verbündeter der Kosmokraten«, fügte er hinzu. »Sie bekämpft das Chaos in ihrer Mächtigkeitsballung. In jüngerer Zeit mehren sich allerdings die Zweifel an BARILS Verlässlichkeit.«

      Danton hob die Hand. »Was genau bedeutet aus Sicht der Kosmokraten ›in jüngerer Zeit‹?«

      Blitzer wandte Rhodans Sohn den Kopf zu und betrachtete ihn etwas zu lange, während sich unbehagliche Stille im Raum ausbreitete. »Normalerweise einige Jahrtausende. In diesem Fall sprechen wir aber von einer ganz jungen Entwicklung. Die ersten besorgniserregenden Meldungen sind keine zweihundert Jahre alt.«

      Rhodan runzelte die Stirn. Ein Zellaktivator sorgte dafür, dass sein Körper nicht alterte oder erkrankte. Dem Kalender nach war er mehr als dreitausend Jahre alt. Sein wirkliches Alter wich durch diverse Zeitreisen noch einmal von diesem Wert ab, sodass er schon längst den Überblick darüber verloren hatte, wie lange er eigentlich exakt lebte. Aber selbst wenn man all das berücksichtigte: Etwas, das zwei Jahrhunderte zurücklag, war in seinen Augen keine »junge Entwicklung«.

      »Und was erregt das Misstrauen der Hohen Mächte?«, fragte er.

      »BARIL leistet sich einen Ritterorden«, antwortete der Androide. »Ähnlich den Rittern von Dommrath, die ihr kennt. Nicht so einflussreich wie die Ritter der Tiefe, denen du einst angehört hast. Aber in BARILS Mächtigkeitsballung sind diese Ritter ein erheblicher Faktor. Ausgewählte Individuen mit sehr speziellen Talenten und außergewöhnlicher Ausrüstung, fähig, BARILS Willen durchzusetzen. Die Handlungen dieser Ritter sind seit zweihundert Jahren ... ungewöhnlich.«

      »Was soll das heißen?« Danton machte keinen Hehl aus seiner Irritation.

      »Sie passen nicht zu den Erwartungen der Kosmokraten«, sagte Blitzer orakelhaft.

      »Sie haben sich also nicht konkret auf die Seite der Gegner geschlagen«, vergewisserte sich Rhodan, »sondern ... was? Sie zeigen Individualität? Tanzen aus der Reihe?«

      »Das ist eine denkbare Interpretation«, entgegnete der Androide. »Allerdings gibt es eine andere mögliche Erklärung, die sich ebenfalls mit den Fakten deckt: dass BARIL die Seiten gewechselt hat und für die Chaotarchen agiert. Die Kosmokraten befürchten, dass die BARILS Ritter in ihrem Auftrag eine machtvolle Waffe schaffen.«

      Danton lächelte grimmig. »Und hier kommen wir ins Spiel, nehme ich an?«

      Blitzer bestätigte. »Die Aufgabe der SOL wird sein, die wahren Intentionen der Ritter von BARIL aufzudecken.«

      »Und dann?«, fragte Tess Qumisha unverhohlen misstrauisch.

      »Je nach Ergebnis werdet ihr weitere Instruktionen erhalten.«

      Nun platzte Qumisha der Kragen. »Wir sind keine Befehlsempfänger!«, brach es aus ihr heraus. »Die Menschheit ist seit Langem aus dem Dienst der Kosmokraten ausgetreten. Gerade die SOL hat sich freigekämpft und einen hohen Preis dafür gezahlt! Was fällt dir ein, uns, ausgerechnet uns auf genau diesem Schiff, eine solche ...«

      »Nicht mir«, unterbrach Blitzer. »Ich überbringe nur die Botschaft. Aber du hast recht: Ihr seid keine Befehlsempfänger. Die Führung der SOL kann frei entscheiden, ob sie diesen Auftrag annimmt.«

      Rhodan dachte an seine Vision: die Zerstörung der SOL durch die Kosmokrateneinheit NEUBEGINN. »Gehe ich recht in der Annahme«, fragte er, »dass es nicht klug wäre, ihn abzulehnen?«

      »Davon gehe ich aus«, sagte Blitzer.

      »Die SOL ist nicht einsatzbereit«, beharrte Qumisha. »Perry! Wir kommen gerade aus einer ganzen Reihe von Gefechten und haben unsere Kommandantin verloren! Fast jedes zehnte Besatzungsmitglied ist neu an Bord und noch nicht richtig in die Abläufe eingebunden. Die SOL muss zur Ruhe kommen, bevor wir an die nächste Mission auch nur denken!«

      »Stimmt alles«, antwortete Rhodan. »Ich weiß bloß nicht, ob wir uns diesen Luxus leisten können.« Er erzählte von den Bildern, die er gesehen hatte.

      Tess Qumisha initiierte einen Scan der Region, in der Rhodan die NEUBEGINN verortet hatte. Die Ultra-Giraffen genannten Ortungsgeräte der beiden SOL-Zellen erkannten nichts, weder bei der Suche nach fünfdimensionalen Besonderheiten noch bei den Ableitungen für sechsdimensionale Phänomene.

      Der Kantor-Sextant aber, das noch leistungsstärkere Messwerk des Mittelteils, entdeckte Auffälligkeiten im sechsdimensionalen Spektrum. Winzige Regelmäßigkeiten, wo Rauschen hätte sein sollen. Das konnte eine statistische Anomalie sein oder an den besonderen Begebenheiten im Evosystem liegen. Aber konnte man völlig sicher ausschließen, dass sich dort das Kosmokratenschiff verbarg?

      Rhodan sah, dass es in Tess Qumishas Gesicht arbeitete. Auch sie kannte er seit Jahrhunderten und konnte recht gut einschätzen, was ihr durch den Kopf ging. War die Bedrohung real oder eingebildet? Schließlich hatte sie mit allem recht, was sie gesagt hatte. Die Besatzung der SOL brauchte dringend eine Pause.

      »Wir können das nicht«, flüsterte Qumisha schließlich. »Nach allem, was passiert ist. Hundertfünfzig Jahre haben wir außerhalb des normalen Zeitverlaufs in der chaotischen Zone festgesessen. Viele von uns haben dadurch die Kinder verloren, die wir auf diesem Schiff hätten großziehen sollen. Wie sollen wir hier leben, ohne jeden Tag an sie zu denken? Wir müssen nach Hause, in die Milchstraße. Wir müssen von Bord. Wir brauchen ...« Sie brach ab.

      »... einen Neubeginn?«, schlug Eroin Blitzer vor.

      Qumisha beherrschte sich. Aber Rhodan sah ihr an, dass sie dem Androiden am liebsten ins Gesicht


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