Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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sieht das deutlich.

      Sie ließ ihren Blick durch die kreisrunde Zentrale schweifen, deren Größe mit 40 Metern Durchmesser der Bedeutung des Flaggschiffs angemessen war. Trotz des gerade errungenen Sieges wirkte keiner der Offiziere an den Schiffsstationen oder denen der Flottenkoordination, als wäre ihm nach Feiern zumute.

      Verwundete mussten geborgen und versorgt, Schäden beseitigt und die Verlustlisten zusammengestellt werden – Arbeiten, die keinerlei Aufschub duldeten. Gleichzeitig durfte man sich noch nicht in Sicherheit wiegen; die Schirme blieben aktiv und der Feuerleitstand war bereit, jederzeit wieder die ganze Durchschlagskraft des riesigen GAUMAROL-Raumers gegen plötzlich auftauchende Gegner zum Einsatz zu bringen.

      Trotz der Geschäftigkeit bemerkte Mava einige Blicke, die sich auf sie und den Mascanten geheftet hatten. Die Offiziere wandten sich jeweils hastig ab, doch sie sah ihre eigene Sorge gespiegelt.

      Drei Wochen dauerte der Krieg in Thantur-Lok bereits an – keine lange Zeit im Vergleich zu anderen Konflikten der Geschichte Arkons, und doch erschienen sie endlos, wenn man mittendrin steckte. Viel zu lange mussten sie sich schon der Invasionsflotten von Naats und Ladhonen erwehren, die ihre Angriffe als Hilfestellung für ihre arkonidische Galionsfigur rechtfertigten: Jarak da Nardonn, den Anführer der imperialistischen Gos'Pothora.

      Vor drei Wochen war die LORON III zum Flaggschiff des vom Thantur-Baron eingesetzten Mascanten geworden, der sie in TARTS umbenannt hatte. Seither diente Mava direkt unter dem einzigen Mann, dem Larsav da Ariga zugetraut hatte, die Vereinigten Sternenbaronien Thantur vor der Übernahme durch da Nardonn und seine Helfer zu schützen. Ausgerechnet ein Mann, der angeblich eine Zeit lang als Imperator über alle Arkoniden geherrscht hatte, sollte verhindern, dass ihr Reich erneut zu einem Imperium wurde.

      Und er tat es mit einer Leidenschaft und Überzeugung, die Mava nie zuvor an einem ihrer Vorgesetzten erlebt hatte.

      Mit einem Ruck wandte sich der uralte und doch wie ein Mann in den besten Jahren aussehende Arkonide vom Umgebungsholo ab. Übergangslos war sein Gesichtsausdruck wieder von nichts als Entschlossenheit und Konzentration geprägt.

      Mava straffte sich. »Mascant? Hast du neue Befehle für uns?«

      Die Andeutung eines Lächelns zupfte an den Mundwinkeln des Mascanten. »Entspann dich, Kommandantin. Diese Schlacht ist geschlagen und zu unseren Gunsten ausgegangen. Mannschaft und Offiziere der TARTS sollen sich erst einmal erholen, bevor wir zum nächsten Brennpunkt wechseln.«

      »Und du?« Es war ihr herausgerutscht, ehe sie es verhindern konnte. Doch nachdem es passiert war, legte sie nach: »Du siehst ebenfalls so aus, als könntest du Erholung brauchen.«

      Sie hatte die Schatten gesehen, die sich in den letzten Tagen zunehmend unter seinen Augen abzeichneten. Der Krieg zehrte selbst an dem relativ unsterblichen Zellaktivatorträger, trotz der Energien, die das Gerät ihm zuführte.

      Atlan zuckte die Achseln, eine Bewegung, die er sich in den Jahrtausenden bei den Terranern angewöhnt hatte. »Für mich kommt die Zeit der Erholung, wenn das da«, er machte eine Geste zum Umgebungsholo, »beendet ist. Und es muss bald enden. Ruf bitte Aro Ma-Anlaan zum Strategieraum. Es gibt einiges zu besprechen. Dich hätte ich auch gerne dabei.«

      Als die Kommandantin den Arm mit dem Kommunikationsarmband hob, um Ma-Anlaan zu rufen, spürte sie einen plötzlichen Luftstoß von der Seite. Sie ließ sich nicht irritieren und setzte ihre Nachricht ab, ehe sie ihre Aufmerksamkeit dem Neuankömmling zuwandte, dessen Materialisation die plötzliche Luftverdrängung verursacht hatte.

      »Die Kommandantin hat recht, weißt du?«, sagte das Pelzwesen im Schutzanzug mit hoher Stimme zu Atlan. »Du brauchst dringend mal wieder eine ordentliche Portion Schlaf. Hätte gute Lust, mit dir in dein Bett zu teleportieren und dich telekinetisch auszuschalten.«

      Mava runzelte die Stirn. Der gerade mal einen Meter hohe Ilt, der so respektlos mit dem Mascanten umging, grinste zu ihr hoch, dass sein einzelner Nagezahn blitzte. Die dunkleren Linien in dem rotbraunen und weißen Gesichtsfell unterstrichen seinen verschmitzten Ausdruck noch. »Keine Sorge, ich habe deine Gedanken nicht gelesen, sondern die von der da.« Er deutete zu einer in der Nähe sitzenden Funkerin, die große Augen bekam und sich unwillkürlich tiefer duckte. Offenbar war es ihr peinlich, beim Lauschen ertappt worden zu sein.

      Mava warf ihr einen verweisenden Blick zu. »Weitermachen! – Und du, Gucky, halt dich bitte aus den Köpfen meiner Mannschaft heraus. Sie ist auch so schon genug Belastungen ausgesetzt.«

      »Entschuldige. Alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab«, gab er sich zerknirscht und streckte dann die Hände aus. »Taxi zur Besprechung?«

      Auf Atlans Nicken legte die Kommandantin ihre Hand in die linke Hand des Ilts. Der Mausbiber ergriff zeitgleich die Atlans.

      Ihre Umgebung wechselte so unvermittelt wie ein Szenenübergang im Trivid.

      *

      Sie fanden sich im Halbdunkel des Strategieraums wieder, direkt bei einer Gruppe Kontursessel. Die mit Kontrollschnittstellen in beiden Armlehnen versehenen Sitzgelegenheiten waren in Gruppen um den zentralen Holobereich angeordnet. Die Projektionen, die der Übersicht bei der Strategieplanung dienten, waren im Moment ausgeschaltet.

      Ma-Anlaan traf wenig später ebenfalls ein. Mava vermutete, dass er sich schon bereitgehalten hatte. Es war durchaus üblich, nach einer Schlacht zügig die weitere Strategie zu besprechen, um bestehende Planungen im Licht neuer Gegebenheiten oder Erkenntnisse anzupassen und zu erweitern.

      »Wie geht es Chariklis?«, fragte Atlan.

      »Sie schläft«, antwortete Ma-Anlaan.

      »Normaler Schlaf?«

      Der Strategietheoretiker machte eine verneinende Handbewegung. »Langschlaf.«

      Dass die Ablieferung der hermetischen Botschaft nichts am Zustand von Ma-Anlaans »Erbtochter« geändert hatte, war schon kurz darauf klar geworden. Nach wie vor erwachte die Frau, deren Körper wie der einer Dreizehnjährigen aussah, nur alle paar Tage. Es passierte allerdings auffallend oft dann, wenn etwas Besonderes anstand.

      »Vielleicht ein gutes Zeichen«, führte Atlan Mavas Gedanken laut fort. »Eröffnungen wie die letzte bringen uns in der gegenwärtigen Situation sowieso nicht weiter. Wir müssen uns erst einmal darauf konzentrieren, diesen Krieg möglichst schnell zu beenden.«

      »Die Botschaft hat allerdings durchaus Aspekte eröffnet, auf die wir Rücksicht nehmen müssen«, warf Ma-Anlaan ein. Er war in Atlans Gegenwart inzwischen deutlich entspannter als zu Beginn. »Die Hinweise darauf, dass die Ladhonen in Wirklichkeit mit den Cairanern zusammenarbeiten, verdichten sich immer mehr. Wenn das stimmt, wären also nicht nur die Cairaner und die Shenpadri hinter dir her, sondern auch die Ladhonen. Das erklärt das Ultimatum, das auf deine Auslieferung zielte.«

      »Immerhin wollen sie mich lebend«, bemerkte Atlan trocken. »Das erhöht unseren Handlungsspielraum, solange wir sicherstellen, dass sie mich entweder gar nicht oder nur tot in die Hände bekommen.«

      Mava zuckte zusammen. »Willst du etwa ...«

      Er winkte ab. »Keine Sorge, ich habe keinerlei Neigungen, mein Leben vorzeitig zu beenden. Es gibt Dinge, für die ich zu sterben bereit bin. Aber sollte ich wider Erwarten in Gefangenschaft geraten, hoffe ich, dass meine Freunde mich herausholen, bevor die Cairaner mein Leben für die Öffnung des Transuniversellen Tors opfern.«

      »Na klar tun wir das – ein Kinderspiel für mich und mein Transgalaktisches Korps!«, rief Gucky.

      Atlan hob eine Augenbraue. »Transgalaktisches Korps? Was soll das denn nun wieder sein?«

      »Na ja – mein neues Mutantenkorps, was sonst! Ich selbst bin natürlich der wichtigste Teil und könnte das locker allein schaffen, aber du hast ja noch einige Parabegabte mehr zusammengesammelt, die unter meiner Führung gedeihen könnten: Dancer und ihr Bruder Schlafner, der TARA-Psi und natürlich Chariklis. Zusammen sind wir unschlagbar!«

      Ob man Chariklis als Parabegabte bezeichnen konnte, hielt Mava für fraglich, aber auf jeden Fall hatte


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