Star Trek - Legacies 3: Der Schlüssel zur Hölle. Dayton Ward
Читать онлайн книгу.Instinktiv griff Joanna an ihre Hüfte. Anstelle des tragbaren Medikits, das sie normalerweise bei der Arbeit im Universitätskrankenhaus von New Athens bei sich hatte, streiften ihre Finger nur über den Saum ihrer Tunika.
Ich hatte es nicht bei mir. Ich musste mir eins von Nett leihen, zur … Behandlung von …
»Was ist mit der Frau geschehen, der ich geholfen habe?« Joanna sah sich um, aber nur sie und Sarek waren hier auf der trostlosen Ebene. »Sie war auch verletzt.«
»Meine Frau«, erklärte Sarek. »Sie ist nicht hier. Ich weiß nicht, wo sie ist. Ich kann nur annehmen, dass sie sich immer noch auf Centaurus befindet.«
Joanna erinnerte sich, dass sie es mit einem Vulkanier zu tun hatte, und fand Trost in Sareks Selbstbeherrschung, sogar inmitten dieser bizarren Situation. Zweifellos hatte er selbst unzählige Fragen über ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort, wie sie hierhergekommen waren und was mit allen anderen geschehen war, die sich während des Angriffs in unmittelbarer Nähe befunden hatten. Sie bezweifelte nicht, dass er um seine Frau besorgt war, aber seine emotionale Kontrolle war, wie bei den meisten Vulkaniern, beinahe absolut.
»Aber wenn wir nicht tot und nicht auf Centaurus sind, wo zum Teufel sind wir dann?«
»Unbekannt«, erwiderte Sarek. »Ohne weitere Informationen wären Spekulationen unlogisch.« Er deutete auf das Erdreich um sie herum. »Wir sind jedoch nicht die Ersten an diesem Ort. Dieser Boden scheint von Fußgängern aufgewühlt worden zu sein. Jemand war hier, und zwar vor Kurzem.«
Joanna runzelte die Stirn. Wie hatte ihr das entgehen können? Nun, da Sarek sie darauf hingewiesen hatte, sah sie Fußspuren in dem ansonsten unberührten Staub. Es gab mehrere Spuren, von denen viele so aussahen, als hätte jemand die unmittelbare Umgebung abgelaufen, so wie sie es bei dem Versuch, sich zu orientieren, ebenfalls getan hatte. Sie stellte sich vor, dass jemand, ein anderer Mann oder eine andere Frau, versucht hatte, sich zurechtzufinden, und dann die Berge in der Ferne entdeckt hatte. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf brauchte sie nur einen Moment, um die verschiedenen Fährten kaum wahrnehmbarer Fußabdrücke zu entdecken, die in diese Richtung führten.
»Wie stehen die Chancen, dass wir mitten in dieser Einöde aufwachen und dass andere Menschen hier durchgekommen sind?«, fragte sie. »Bitte sagen Sie mir, dass ich nicht die Einzige bin, die das ein wenig merkwürdig findet.«
»Sie sind nicht die Einzige«, versicherte Sarek. »Es ist höchst ungewöhnlich.«
Joanna zeigte auf die Berge in der Ferne und sagte: »Sieht aus, als wären sie in diese Richtung gegangen. Dieser Plan erscheint mir so gut zu sein wie jeder andere. Außerdem müssen wir einen Unterschlupf und frisches Wasser finden und uns vor der Sonne schützen.« Sie sah nach oben. »Den Sonnen.«
Sarek antwortete: »Einverstanden, auch wenn es sich als beschwerlicher Weg erweisen könnte.«
»Wir haben nicht wirklich eine Wahl.« Joanna atmete tief durch. Dabei wurde ihr noch etwas anderes klar. »Allerdings fühle ich mich gut. Ich bin nicht müde.«
»So wie Sie fühle ich mich nicht ermüdet und ich bin weder hungrig noch durstig.«
Stirnrunzelnd dachte Joanna darüber nach. Ihre Kehle war nicht trocken. Sie sah zu den Sonnen. »Mir ist nicht mal warm. Ich glaube, es könnte schlimmer sein.«
»In der Tat.«
Die beiden marschierten schweigend los und Joanna nutzte die Gelegenheit, ihre Umgebung zu studieren. Sie sah keine Vegetation oder auch nur eine Felsformation, sondern nur endloses, flaches Gelände. Der sonnenverbrannte, blassgraue Boden wurde von Flächen mit feinem, weißem kristallinem Pulver unterbrochen, in dem die Spuren der unbekannten Reisenden besser zu sehen waren. Könnte dies einst ein riesiger Ozean gewesen sein, der vor Jahrtausenden aus unbekannten Gründen ausgetrocknet war? Selbst ein ehemaliger Meeresboden würde ein paar Geländemerkmale aufweisen, dachte sie.
»Wie fühlen Sie sich, Botschafter?«
Sarek war in einen zügigen Schritt verfallen, den sie recht gut mithalten konnte, und antwortete: »Ich fühle mich gut, danke.«
»Ich auch, und das ist das Merkwürdige.« Das war ihr erst klar geworden, als sie schon einige Entfernung zurückgelegt hatten. »Mir sollte heiß sein oder ich sollte zumindest eine gewisse Müdigkeit in den Beinen oder im Rücken verspüren, aber das ist nicht der Fall. Ich bin nicht mal außer Atem.« Sie warf einen Blick auf den Vulkanier und fügte hinzu: »Mir leuchtet ein, dass es Ihnen gut geht. Sie sind Vulkanier.« Sie deutete auf ihre Umgebung. »Sie sind an so eine Umwelt gewöhnt.«
»Das bin ich.« Er musterte sie. »Ich schließe aus Ihren Beobachtungen, dass Sie ähnliche Bedingungen gewöhnt sind?«
Joanna kicherte. »Kaum. Centaurus hat ziemlich gemäßigtes Klima.«
Als Sarek nichts erwiderte, beschloss sie, keine weiteren Gespräche zu erzwingen, sondern sich stattdessen darauf zu konzentrieren, mit dem Vulkanier auf dem Weg über die Ebene Schritt zu halten. Sie schätzte, dass sie weniger als dreißig Minuten gelaufen waren, obwohl es ohne Chronometer keine Möglichkeit gab, sicher zu sein. Wie lang war ein Tag auf diesem Planeten? Soweit sie es beurteilen konnte, hatten die Sonnen sich seit ihrer Ankunft nicht bewegt, aber auch das konnte sie nicht mit Sicherheit sagen.
»Meine Gemahlin.«
Die ersten Worte, die Sarek seit einiger Zeit gesprochen hatte, schreckten Joanna auf. Sie riss ihren Blick von dem nicht enden wollenden, fahlen Boden los, der sich vor ihnen erstreckte, und sah den Botschafter an. Er hatte seine Hände vor dem Körper gefaltet und lief weiter. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass seine Augen geschlossen waren. Wie lange war das schon der Fall und wie hatte er es geschafft, nicht zu stolpern oder nach links oder rechts abzudriften und möglicherweise in sie hineinzustolpern?
»Botschafter?«
Statt auf sie zu reagieren, ging Sarek weiter. Seine Augen blieben geschlossen. Joanna bemerkte, dass sich seine Lippen bewegten, obwohl sie keine weiteren Worte hören konnte. War dies eine Art Schlafwandeln? Sie wusste, dass Vulkanier über außergewöhnliche Orientierungsund Bewusstseinssinne verfügten, aber dies war anders als alles, was sie zuvor gesehen hatte. Ihr kam in den Sinn, dass er vielleicht einfach in Gedanken versunken war und versuchte, seinen Geist zu beschäftigen, statt sich von der unerbittlichen Gleichheit ihrer Umgebung vereinnahmen zu lassen. Vielleicht meditierte er. Sie wusste, dass die meisten – wenn nicht sogar alle – Vulkanier das aus verschiedenen Gründen taten.
»Meine Gemahlin.«
Die Worte waren so leise, dass Joanna sie fast überhört hätte. Allmählich beunruhigte er sie. Sie streckte die Hand aus, hielt jedoch inne, kurz bevor sie die Hand auf seinen Arm legte. Sie bemerkte, dass seine Stirn in Falten lag, als befände er sich in tiefer Konzentration. War er so in seine Meditation, oder was auch immer er gerade tat, versunken, dass er nicht bemerkte, dass er laut sprach?
»Meine Gemahlin.«
Diesmal blieb der Botschafter stehen und als er seine Augen aufschlug, spürte Joanna seine Verwirrung. Er verhielt sich, als sei er aus tiefem Schlaf erwacht. Als er feststellte, dass sie ihn anstarrte, richtete er sich kerzengerade auf. »Verzeihen Sie mir«, sagte er. »Ich wurde … von einem höchst seltsamen Gefühl übermannt.«
»Geht es Ihnen gut?«
Sarek hielt einen Moment inne, als würde er seine Antwort überdenken. »Ich weiß nicht, wie ich dieses Erlebnis erklären soll, außer dass es dem Band, das ich mit meiner Gemahlin teile, sehr ähnlich war.«
Durch ihre Studien der vulkanischen Kultur wusste Joanna, dass Vulkanier telepathisch mit ihren Partnern verbunden waren und sie, je nach individuellem Können, spüren oder sogar mit ihnen kommunizieren konnten, wenn sie sich in der Nähe befanden. Es gab zahlreiche Geschichten darüber, welche Entfernungen auf diese Weise überbrückt werden konnten, aber Joanna hatte nie viel auf solche Mythen gegeben. Außerdem bezweifelte sie, dass die Frau des Botschafters die telepathischen Fähigkeiten besaß, um eine solche Leistung zu vollbringen. Sie