Phantomschmerzen. Susan Hill

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Phantomschmerzen - Susan Hill


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ist ja niemand.«

      Die italienische Brasserie war sehr gemütlich, anheimelnd, die Tische standen nicht zu nah nebeneinander, und die Speisen waren sowohl auf einer Tafel hinter der Bar abzulesen als auch auf einzelnen Kreidetafeln, die an den Tisch gebracht wurden. Sie bestellten Linguine mit Krebs und Hummer, dazu einen Salat. Frisches warmes Brot und Olivenöl wurden vorab gereicht.

      »Ich kenne den Zustand von Allgemeinpraxen generell«, sagte Luke, »aber wie steht es mit deiner persönlichen Erfahrung? Bring mich auf den Stand der Dinge.«

      Cat tat ihm den Gefallen, legte detailliert ihre Zeit in der Palliativpflege im Imogen House Hospiz dar, die kurze Phase wieder als Partnerin in einer Praxis für Allgemeinmedizin, in der sie ihrer Meinung nach unterschätzt und gemobbt worden war, bis hin zu ihrer neuen Anstellung als Praxisvertretung.

      »Das ist einerseits gut – die sind alle nett da, leisten Unterstützung und beziehen mich in Diskussionen und Besprechungen mit ein, als wäre ich eine Partnerin. Tatsache ist aber, dass ich es nicht bin. Ich nehme die Patienten an, die in letzter Minute kommen, die Überhänge, die keine Dauerpatienten sind. Ich erledige eine Menge Telefonberatungen. Da gibt es keine Kontinuität, oder nur sehr wenig, und ich sehe Patienten nur selten zweimal. Das Übliche.«

      »Wie viele Wochenstunden hast du?«

      »Insgesamt entsprechen sie dreieinhalb Tagen.«

      »Ausstattung?«

      »Nicht übel. Ich habe kein eigenes Sprechzimmer, aber das haben Vertretungen nie. Es funktioniert, da ich freie Zeit habe, um ein bisschen zu leben und meinen Mann zu sehen.«

      »Du bist nicht überlastet.«

      »Um Himmels willen, nein.«

      »Aber auch nicht gut bezahlt.«

      »Nein … Die Zeiten haben sich geändert. Ebenso wie die Ärzte.«

      Cat hörte auf zu reden und aß. Die Linguine waren saftig, reichhaltig mit Krebs- und Hummerstücken versehen, der Salat mit dem besten Olivenöl angerichtet. Sie wollte ausgiebig genießen.

      Luke schenkte ihnen beiden noch Eiswasser nach. Im Krug schwammen Limonenscheiben und frische Minze.

      »Ich möchte dir etwas über Concierge-Medizin erzählen.«

      Bitter Lemon Granitas und zwei Portionen Kaffee, so gut, wie ihn nur die Italiener zubereiten, kamen und gingen, und Luke hatte kaum Luft geholt. Doch nun leerte er seinen zweiten Espresso und lehnte sich zurück.

      »Ich werde dich jetzt nicht nach deiner Meinung fragen – da gibt es vieles zu überdenken, es klingt kompliziert, obwohl es das eigentlich nicht sein wird. Aber als einzige Reaktion an diesem Punkt müsste ich von dir nur wissen, ob du etwas gegen das Prinzip hast – viele Ärzte sind absolut gegen Privatmedizin jeder Art, und ich respektiere das. Wenn du es auch bist, nun, dann hatten wir ein tolles Mittagessen, und es war schön, dich wiederzusehen.«

      »Chris war absolut dagegen. Er hätte sich verabschiedet und wäre gegangen, noch bevor du das erste Viertel vorgebracht hättest. Ich war immer anderer Meinung, obwohl ich einige seiner Argumente nachvollziehen konnte, aber bei ihm kam Stolz mit ins Spiel, und dafür ist kein Platz, gerade in der jetzigen Form der Allgemeinpraxen.«

      Luke wartete, ob sie fortfahren wollte, doch sie hatte nichts mehr zu sagen. Heute nicht. Jetzt nicht.

      »Ich brauche eine Woche Bedenkzeit, bevor ich dir eine Antwort geben kann. Gibt es schon etwas Schriftliches?«

      Luke griff in seine Jackentasche und zog eine Karte heraus. »Hier stehen meine genaue Adresse und die Angaben zur Website – ist natürlich noch nicht online, wurde von einem professionellen Designer gestaltet, und sie sagt dir absolut alles. Der Versuch, mit weniger Papier auszukommen, wenn auch nicht ganz ohne.«

      »Danke. Ich verspreche, dass ich sie mir sehr genau ansehen und wieder auf dich zukommen werde – aber erst, wenn ich mir darüber im Klaren bin, wo ich stehe. Klingt allerdings sehr interessant.«

      »Du sagst also nicht Nein.«

      »Ich sage jetzt noch gar nichts, Luke, nur dass ich gern noch einen Kaffee hätte.«

      Den Rest der Zeit verbrachten sie damit, sich über Studienkollegen auf den neuesten Stand zu bringen und Geschichten über den schrecklichen Zustand der Personalbeschaffung und die Laxheit der aktuellen Ausbildung auszutauschen. Cat fand, sie beide klangen wie ihre Eltern, als Cat mit dem Medizinstudium angefangen hatte – »Früher war alles besser«.

      Luke begleitete sie zu ihrem Wagen und küsste sie wieder auf beide Wangen. »Ich kann’s kaum erwarten, von dir zu hören«, sagte er.

      »Du wirst dich gedulden müssen. Danke fürs Essen.«

      Er winkte ihr nach, als sie aus dem Tor fuhr. Sie hatte auf ihn den Eindruck gemacht, als sei sie einigermaßen interessiert an seinem Vorhaben, würde dem detaillierten Studium der Webseite aber keine Priorität einräumen. Tatsächlich war Cat viel neugieriger darauf, als sie sich hatte anmerken lassen. Ihr gefiel, was sie bisher gehört hatte, vor allem weil es einen möglichen Weg aus dem beruflichen Trott eröffnete, in dem sie sich befand. Als sie Luke gefragt hatte, ob sie Kieron etwas darüber erzählen dürfe, war er sogar begeistert gewesen. »Partner sind dabei wichtig, es betrifft ja den gemeinsamen Alltag. Sag es ihm ruhig, mich würden seine Ansichten interessieren. Ich hoffe, ich lerne ihn mal kennen – bin noch nie einem Chief Constable begegnet.«

      10

      Delphine brauchte eine Woche, um sich zu erholen, nicht nur von den Verletzungen, die sie sich beim Mopedunfall zugezogen hatte, sondern von dem Schock, der dazu führte, dass ihr vor dem Kauf eines neuen Mopeds graute.

      »Dann lernst du am besten Auto fahren, ist viel sicherer«, sagte Richard. Er hatte einen salade niçoise zubereitet und den Tisch draußen im Schatten unter den Bäumen gedeckt. Auf der anderen Seite des Gartens pickte ein Wiedehopf unter der Hecke nach Raupen. Delphine saß still da, schnitt eine Scheibe Brot ab, aß aber noch nichts. Er schenkte ihr trockenen Rosé aus der Gegend ein, an den er sich gewöhnt hatte. Zwei Flaschen waren immer im Kühlschrank. Aber sie nahm ihr Glas nicht in die Hand.

      Sie saß einfach nur da, ihre Nase noch immer leicht geschwollen, blau angelaufen und schrammig, und wollte sich offensichtlich nicht auf ihn einlassen. Er rührte die Salatsoße an und mischte sie unter.

      »Was hältst du von Fahrstunden?«, fragte er. »Du müsstest nicht weit fahren, aber es wäre rundum viel besser. Wenn du dir Sorgen um die Kosten machst …«

      Delphine tat die Bemerkung mit einer Handbewegung ab. »Ich mag Autos nicht.«

      »Du steigst aber immer wieder gern in meins.«

      »Das ist was anderes. Ich will damit sagen, ich möchte kein Auto fahren. Vielleicht kann ich das Moped ja reparieren lassen.«

      »Das ist ziemlich ramponiert, Delphine, die werden es eher für schrottreif erklären.«

      »Okay, na ja, egal. Ich bin es ohnehin leid, und im Winter wird es sehr kalt sein.«

      »Dann musst du Auto fahren lernen.«

      Sie zuckte mit den Schultern.

      »Es passiert nicht noch einmal, weißt du? Hier kommen so wenige Autos vorbei, und sonst wird wahrscheinlich niemand so gefährlich fahren.«

      »Mir hat es große Angst eingejagt.«

      »Natürlich, aber es geht dir schon viel besser.«

      »Davon merke ich nichts.«

      »Doch, hör auf, dich so kindisch zu benehmen. Sobald du wieder arbeitest, wirst du die ganze Sache vergessen.«

      »Und wie soll ich da wieder hin? Kein Moped, und auch wenn ich Auto fahren lerne, wird es Monate dauern. Im Übrigen …« Sie schaute ihn nicht an, sondern fixierte einen Punkt hinten im Garten.

      »Im Übrigen was?«

      »Ich


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