Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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Und Volkshilfe macht’ uns am End’ wieder flügg.

       Zudem scheint der Bursche gesund geboren,

       Und stark gebaut ist er auch, wie ich seh’.

       Wohl wahr, Kopf hat er nicht mehr als einen,

       Doch hat meine Tochter ja auch nicht meh.

       Dreiköpfiger Trolle gibt’s schier mehr keinen,

       Zweiköpfige kaum noch mal hier und da,

       Und die sind denn auch soso lala.

       (Zu Peer Gynt.)

       Du willst, daß ich Dir die Tochter gebe?

      Peer Gynt.

       Die Tochter und ‘s Reich als Mitgift dazu.

      Der Dovre-Alte.

       Das halbe mag Dein sein, solang’ ich noch lebe,

       Das übrige, leg’ ich dereinst mich zur Ruh’.

      Peer Gynt.

       Ich bin’s zufrieden.

      Der Dovre-Alte. Ja, stopp, mein Sohn!

      Du mußt Dichauch durch Zusagen binden.

       Und brichst Du nur eine, so kostet’s den Thron,

       Und Du wirst nie mehr lebend von hier hinweg finden.

       Zunächst hast Du nirgends herumzuscharlenzen,

       Auch nicht in Gedanken, außer Rondanes Grenzen.

       Tag sollst Du scheun und Tat und jeden Fleck Lichts.

      Peer Gynt.

       Wenn ich König genannt werd’, verschlägt mir das nichts.

      Der Dovre-Alte.

       Dann woll’n wir Dich mal bei den Hörnern packen –

       (Erhebt sich auf seinem Sitz.) Der älteste Hoftroll (zu Peer Gynt.)

       Wobei Deine Kunst sich erweisen soll,

       Des Alten Rätselnüsse zu knacken!

      Der Dovre-Alte.

       Wodurch unterscheiden sich Mensch und Troll?

      Peer Gynt.

       Die unterscheiden sich wohl nicht sehr.

       Großtroll will zwicken und Kleintroll will zwacken; –

       Ganz wie bei uns, wenn’s erlaubt nur wär’.

      Der Dovre-Alte.

       Wohl wahr, wir sind einig in dem und in mehr.

       Doch gleicht sich auch Tag um Tag um ein Haar, –

       Ein Unterschied bleibt denn doch immerdar. –

       Hör’ zu denn, so wird er Dir offenbar.

       Draußen im Sonnenstrahl ruft man sich zu

       Als heimlichste Weisheit: “Mensch, sei Du!”

       Hier aber unter uns Trollen heißt klug

       Geredet: “Troll, sei Du – Dir genug!” –

      Der Hoftroll (zu Peer Gynt.)

       Ist das nicht tief?

      Peer Gynt. Mir ist’s noch nicht klar.

      Der Dovre-Alte.

      “Genug”, mein Sohn, dies mächtige Scheid’wort,

       Werde fortan Dein Leib-und Leitwort!

      Peer Gynt (kraut sich hinter dem Ohr.)

       Ja, doch –

      Der Dovre-Alte.

       Dumußt, willst Du Herr hier werden!

      Peer Gynt.

       Meinthalben; ‘s gibt schlimmere Dinge auf Erden –

      Der Dovre-Alte.

       Sodann mußt Du Ehre, zu lernen, einlegen,

       Wie wir daheim hier zu leben pflegen.

       (Er winkt. Zwei Trolle mit Schweinsköpfen, weißen Nachthauben usw. bringen Speise und Trank.)

       Die Kuh gibt Fladen, der Ochs gibt Met;

       Frag’ nicht, ob’s sauer oder süß eingeht;

       Die Hauptsach’ ist, daß man nie vergißt,

       Daß es hausgemacht ist.

      Peer Gynt (weist die Sachen zurück.)

       Zum Teufel mit Euerer Hauskost auch!

       Ich find’ mich wohl nie in den Landesbrauch.

      Der Dovre-Alte.

       Der Napf geht mit und der Napf ist von Gold.

       Wer den Goldnapf hat, dem ist mein Töchterlein hold.

      Peer Gynt (überlegend.)

       Es steht freilich geschrieben: Du sollst Dich zwingen; –

       Und man lernt’s mit der Zeit ja wohl leichter schlingen.

       Meinthalben!

       (Fügt sich.) Der Dovre-Alte.

       Sieh, Freund, das zeugt von Vernunft. –

       Du spuckst?

      Peer Gynt. Man gewöhnt sich wohl noch in die Zunft.

      Der Dovre-Alte.

       Sodann mußt Du Deine Christentracht abwerfen;

       Denn dies laß zu Dovres Ehren Dir einschärfen:

       Hier ist nichts von jenseits der Felsenscheide,

       Außer hinten am Wedel die Schleife von Seide.

      Peer Gynt (zornig.)

       Ich hab’ keinen Wedel!

      Der Dovre-Alte. Geduld’ Dich, Mann!

       Hoftroll, bind’ ihm meinen Sonntagsschwanz an.

      Peer Gynt.

       Wenn Du’s versuchst –! Das geht über den Scherz!

      Der Dovre-Alte.

       Du freist um meine Tochter mit nackichtem Sterz?

      Peer Gynt.

       Einen Menschen zum Tier machen!

      Der Dovre-Alte. Freund, Du irrst;

       Ich mach’ Dich nur zu einem höfischen Freier.

       Die brandgelbe Schleif’, die Du kriegen wirst,

       Die trägt man hier sonst nur zur höchsten Feier.

      Peer Gynt (nachdenklich.)

       Wie heißt’s doch! Ein Mensch ist nicht mehr als ein Hauch.

       Und man muß sich wohl finden in Schick und in Brauch.

       Bind’ an denn!

      Der Dovre-Alte.

       Du bist ein umgänglicher Gesell.

      Der Hoftroll.

       Und nun versuch’ mal recht fein zu wedeln!

      Peer Gynt (gereizt.)

       He, wollt Ihr mich nun noch weiter veredeln?

       Heischt Ihr auch noch meinen Christenglauben?

      Der Dovre-Alte.

       Nein, nein, den wollen wir Dir nicht rauben.

       Der Glauben ist frei; darauf liegt hier kein Zoll.

       Am Schnitt und am Schritt erkennt man den Troll.

       Wenn uns nur Tracht und Gehaben nicht trennen,

       Nenn’ immer Glauben, was Furcht wir nennen.

      Peer Gynt.

       Du bist doch, trotz all der schlimmen Gebräuch’,

       Ein netterer Kerl, als man sollte meinen.

      Der Dovre-Alte.

      


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