Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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Schlag’ zu!

      Die Stimme. Der Krumme schlägt nicht.

      Peer Gynt.Er soll!

      Die Stimme.

       Der große Krumme gewinnt ohne Streit.

      Peer Gynt.

       Wär’ hier bloß ein Zwerg, der mich zwicken möchte!

       Wär’ hier bloß ein Troll, nur zehn Monate alt!

       Bloß daß man nicht so in der Luft herum föchte.

       Jetzt schnarcht er gar! Krummer!

      Die Stimme. Was gibt’s?

      Peer Gynt. Brauch’ Gewalt!

      Die Stimme.

       Der große Krumme gewinnt alles mit der Zeit.

      Peer Gynt (beißt sich in Arme und Hände.)

       Krallen ins Fleisch und ritzende Zähn’!

       Ich muß mein eigen Blut rinnen sehn.

      (Man hört etwas wie den Flügelschlag großer Vögel.)

      Vogelschrei.

       Kommt er, Krummer?

      Die Stimme in der Finsternis.

       Ja! Schuh um Schuh.

      Vogelschrei.

       All Ihr Schwestern von nah und fern! Stellt Euch ein!

      Peer Gynt.

       Willst Du mich retten, Dirn, vor dem Draug,

       Schau’ nicht so bitter und kummervoll drein!

       Dein Gesangbuch! Wirbel’s ihm mitten ins Aug’!

      Vogelschrei.

       Er taumelt.

      Die Stimme. Wir haben ihn.

      Vogelschrei. Schwestern! Herzu!

      Peer Gynt.

       Zu teuer erkauft sich ein Menschensein

       Mit solch einer Stunde voll zehrender Pein.

       (Sinkt zusammen.) Die Vögel.

       Da stürzt er! Nun, Krummer, an Leib und Leben ihm!

      (Von ferne hört man Glockenläuten und frommen Gesang.)

      Der Krumme (schwindet zu nichts zusammen und ruft mit erlöschender Stimme.)

       Er war zu stark. Weiber standen neben ihm.

      (Sonnenaufgang. Im Gebirge vor Aases Saeter.)

      (Die Tür ist verriegelt; alles öde und still.) (Peer Gynt liegt schlafend an der Außenwand der Hütte.)

      Peer Gynt (erwacht, sieht mit stumpfem und trägem Augenaufschlag um sich. Spuckt aus.)

       Wie gut ein gesalzener Hering jetzt wär’!

       (Spuckt wieder aus; zugleich erblickt er Helga, die mit einem Korb voll Lebensmitteln kommt.)

       He, Kleine, bist Du hier? Wo kommst Du denn her?

      Helga.

       Solvejg –

      Peer Gynt (springt auf.)

       Wo ist sie?

      Helga. Hier, hinterm Haus.

      Solvejg (unsichtbar.)

       Kommst Du mir nah, so nehm’ ich Reißaus!

      Peer Gynt (bleibt stehen.)

       Meinst wohl, Du liefst hier bei mir Gefahr –

      Solvejg.

       Schäm’ Dich!

      Peer Gynt. Und weißt Du, wo ich des Nachts war? –

       Die Dovremaid hängt wie ‘ne Roßbrems’ mir an.

      Solvejg.

       Wie gut es da war, daß im Dorf wurd’ geläutet!

      Peer Gynt.

       Was auch Peer Gynt das Gebimmel bedeutet! –

       Was sagst Du?

      Helga (weinend.) Da rennt sie schon, was sie kann.

       (Läuft nach.)

       Wart’ doch!

      Peer Gynt (packt sie am Arm.)

       Schau’ her, Du! Was hab’ ich hier?

       Einen silbernen Knopf, Kleine! Möchtest Du den?

       So leg’ ein gut Wort für mich ein!

      Helga. Laß mich gehn!

      Peer Gynt.

       Hier hast Du ihn.

      Helga. Da steht der Korb mit dem Essen!

      Peer Gynt.

       Gnad’ Dir Gott, wenn Du nicht –!

      Helga. Ich fürcht’ mich vor Dir!

      Peer Gynt (sanft; läßt sie los.)

       Ich meint’ ja nur: Bitt’ sie, sie soll mich nicht vergessen!

       (Helga laufend ab.)

      DRITTER AKT

       Inhaltsverzeichnis

      (Tief im Innern des Nadelwaldes. Graues Herbstwetter. Schneefall.)

      (Peer Gynt, in Hemdsärmeln, fällt Holz.)

      Peer Gynt (haut los auf eine große Kiefer mit gekrümmten Ästen.)

       Ei, ja, Du bist zäh, Du alter Gesell;

       Doch frommt Dir das wenig; Du fällst nur zu schnell.

       (Haut wieder.)

       Ich seh’ zwar, Du hast ein Panzerhemd an;

       Doch wär’s noch so stark auch, ich steh’ meinen Mann.

       Ja, ja; Du schüttelst Deinen knorrigen Arm;

       Glaub’s wohl, Du zitterst vor Zorn und Harm;

       Doch trotz alledem sollst Du nieder vor Peer –!

       (Bricht mit einem Mal schroff ab.)

       Hirngespinst! Das ist ein Baum und nichts mehr;

       Keine in Stahl gehüllte Gestalt;

       Bloß eine Bergkiefer, rissig und alt. –

       Ein hart Stück Arbeit, dies Umhaun von Bäumen;

       Doch Wahnwitz, zu haun und dazu noch zu träumen. –

       Dies hat jetzt ein End’; – dies ins Blaue Stieren

       Und offenen Augs sich im Nebel verlieren. –

       Ein Friedloser bist Du! Ein Tier unter Tieren.

       (Haut eine Weile hastig.)

       Friedlos, jawohl. Kein haushälterisch

       Mütterlein deckt und bestellt Dir den Tisch.

       Willst Du was essen, Bursch, hilf Dir allein,

       Fang’ Dir im Bach oder Wald was ein,

       Schnitzel’ Dir Brennholz und setz’ es in Brand,

       Brat’ und trag’ auf Dir mit eigener Hand.

       Willst Du Dich warm kleiden, pürsch’ Dich an Böcke;

       Willst Du Dir ‘n Haus grundmauern, brich Blöcke;

       Willst Du Dir’s aufzimmern, hack’ und hau’,

       Und schlepp’ Dir die Balken selbst bücklings zum Bau!

       (Die Axt sinkt; er sieht vor sich hin.)

       Fein soll der Bau werden. Turm und Hahn

       Soll weithin sichtbar den First überblitzen,

      


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