Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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einer neugebauten Hütte im Wald.)

      (Ein Rentiergeweih über der Türe. Der Schnee liegt hoch. Es dämmert.) (Peer Gynt steht vor der Tür und schlägt ein großes hölzernes Schloß fest.)

      Peer Gynt (lacht dann und wann auf.)

       Ein Schloß muß sein; daß die Hütte rein bleibe

       Vor allerlei Trollpack, so Manne wie Weibe.

       Ein Schloß muß sein; die Hütte zu bergen

       Vor allen den tückischen Wichten und Zwergen. –

      Das kommt mit dem Dunkel; das pocht an die Planken;

       Mach’ auf, wir sind ohne Rast wie Gedanken!

      Wir kramen im Bettsack, die Herdglut wir fachen,

       Wir fahr’n durch die Esse wie feurige Drachen.

      Hihi, Peer Gynt, meinst Du, Nägel und Planken

       Feiten vor tückischen Koboldgedanken?

      (Solvejg kommt auf Schneeschuhen über die Heide; sie hat ein Umschlagtuch um den Kopf und ein Bündel in der Hand.)

      Solvejg.

       Gott segne Dein Tun! Mußt Dich meiner nicht schämen!

       Du riefst mich; ich kam; – und so mußt mich denn nehmen.

      Peer Gynt.

       Solvejg. Das ist nicht –! Du bist es? Ja! Ja!

       Und Du fürchtest Dich nicht, – und Du kommst mir so nah!

      Solvejg.

       Botschaft hast Du gesandt mit dem Kinde;

       Botschaft brachten mir heimlich die Winde.

       Botschaft barg, was Dein Mütterlein sagte,

       Botschaft der Traum, der vom Lager mich jagte.

       Freudleere Tag’ und kummerschwere Nächte

       Brachten mir Botschaft, daß Dein ich dächte.

       Das Leben daheim ward ein trübes Verrinnen;

       Und lacht’ ich und weint’ ich, es kam nicht von innen

       Und ob ich schon Deinen Sinn nicht ganz wußte,

       So wußt’ ich doch ganz, was ich sollt’, was ich mußte.

      Peer Gynt.

       Und Dein Vater?

      Solvejg. Auf weitweiter Gotteswelt

       Weiß ich kein Menschenherz mehr, das mich hält.

       Keines mehr.

      Peer Gynt. Solvejg, Du Holde, Du Reine, –

       Um die meine zu werden?

      Solvejg. All einzig die Deine.

       Jetzt mußt Du mir alles sein, Heimat und Frieden.

       (Unter Tränen.)

       Am schwersten war’s von klein Helga geschieden; –

       Noch schwerer vom Vater, so still und klug;

       Am allerschwersten von der, die mich trug; –

       Nein, nein, – am schwersten ist mir’s gefallen,

       Zu scheiden von ihnen allen – allen!

      Peer Gynt.

       Und kennst Du mein Urteil vom Frühling her?

       Ich hab’ keinen Hof und kein Erbgut mehr.

      Solvejg.

       Meinst Du, von Erbgutgelüsten getrieben,

       Wär’ ich gegangen von allen den Lieben?

      Peer Gynt.

       Und kennst Du den Bann? Werd’ ich draußen getroffen,

       Vorm Wald, so habe ich nichts mehr zu hoffen.

      Solvejg.

       Auf Schneeschuhen lief ich; ich fragte jeden aus;

       Man forschte, wohin ich wollte; ich sagte: ich will nach Haus.

      Peer Gynt.

       Hinweg denn mit allen den Pflöcken und Planken,

       Was braucht’s jetzt noch Riegel wider Koboldgedanken!

       Willst Du des Schützen in Lust und Leid sein,

       So weiß ich, so wird meine Hütte geweiht sein.

       Solvejg! Dich ansehn! Von fern nur gegrüßt!

       Ansehen bloß! Wie Du leuchtest und glühst!

       Laß mich Dich heben! Wie leicht sich das faßt!

       Wann würd’ ich müd’ je so lieblicher Last!

       Rein, vor mir her, mit gestreckten Armen,

       Will ich Dich tragen, Du Herz voll Erbarmen.

       Daß Du zu mir kämst, wer hätt’ das gedacht –;

       O, aber gesehnt hab’ ich Tag mich und Nacht.

       Hier, siehst Du, hab’ ich gezimmert und gebaut –;

       Aber jetzt will ich neu baun; denn jetzt kam die Braut –

      Solvejg.

       So oder so, – hier ist’s gut, wo wir sind.

       Wie atmet sich’s leicht widern wehenden Wind!

       Dort drunten war’s dumpfig; Du fühltest Dich beengt;

       Das hat mich auch mit aus dem Ort fortgedrängt.

       Aber hier, wo du hörest der Föhren Gesause, –

       Welche Stille! welche Töne! – hier bin ich zu Hause.

      Peer Gynt.

       Und weißt Du’s gewiß? Und zerbrichst jede Brücke?

      Solvejg.

       Der Weg, der mein Weg ist, führt nimmer zurücke.

      Peer Gynt.

       So hab’ ich Dich! Komm! Laß mich drinnen Dich schauen!

       Tritt ein! Ich lauf’ nur noch Herdholz hauen;

       Traut soll es wärmen, und hell will ich’s schüren,

       Weich sollst Du sitzen und von Kälte nichts spüren.

       (Er öffnet die Tür; Solvejg tritt ein. Er steht eine Weile still, dann lacht er laut auf vor Freude und macht einen Luftsprung.) Peer Gynt.

       Mein Königskind –! Jetzt ist’s gefunden und gewonnen!

       Hei! Jetzt wird der Schloßbau von Grund aus neu begonnen!

      (Er ergreift die Axt und geht; im selben Augenblick tritt ein ältliches Weib in zerlumptem grünen Unterrock aus dem Gehölz hervor; ein häßlicher Junge, mit einer Bierflasche in der Hand, hinkt nach und hält sich an ihrer Schürze.)

      Das Weib.

       Guten Abend, Peer Leichtfuß!

      Peer Gynt. Was gibt’s? Wer da?

      Das Weib.

       Alte Freunde, Peer Gynt! Meine Hütte liegt nah.

       Wir sind Nachbarn.

      Peer Gynt. So, so? Das wußt’ ich noch nit.

      Das Weib.

       Als Dein Haus gebaut ward, baute meines sich mit.

      Peer Gynt (will weiter.)

       Ich hab’ Eil’ –

      Das Weib. Die hast Du wohl immer, Mann;

       Doch ich trott’ hinterdrein, und Du sollst mir noch dran.

      Peer Gynt.

       Ihr irrt Euch –!

      Das Weib. Ich hab’ mich nureinmal geirrt:

       Den Tag, da Du mich mit Versprechen gekirrt.

      Peer Gynt.

      


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