Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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neuen,

       Vergaßen bald der Heimat und des Treuen.

      Er war von kurzem Blick. Was über seinen

       Bezirk ging, – von dem allen sah er nichts.

       Wie taube Schellen klang ihm, was für einen

       Der Unsern dröhnt wie Glocken des Gerichts.

       Volk, Vaterland, uraltgeheiligt Hehres,

       Stand wie im Nebel vor ihm, – Blendwerk, leeres.

      Doch Demut, Demut war in diesem Mann;

       Seit damals trug er schon an seinem Bann,

       So wahr als Scham auf seiner Wange brannte

       Und seine Finger in die Tasche bannte. –

       Ein Brecher des Gesetzes? Mag es sein!

       Doch etwas leuchtet über dem Gesetze,

       Wie dort des Berghaupts starrend Felsgestein

       Noch überkrönen lichte Wolkennetze.

       Ein schlechter Bürger war er. Unfruchtbar

       Für Staat und Kirche. Doch am Berg da droben,

       Wo er im engsten Kreis sein Glück gewoben,

      Dort war er groß, weil er er selber war; –

       Weil der ihm eingeborne Klang nie schwieg;

       Ein Klang, wie Geigen seufzen unterm Dämpfer.

       Und darum Friede Dir, Du stiller Kämpfer,

       Den schuf und brach des Bauern kleiner Krieg!

      Wir wollen Herz und Nieren nicht ergründen;

       Gott ziemt’s allein, das letzte Licht zu zünden; –

       Doch dies ist meiner Hoffnung Stern und Kern:

       Der Mann steht kaum als Krüppel vor dem Herrn!

      (Das Leichengefolge trennt sich voneinander und geht. Peer Gynt bleibt allein zurück.)

      Peer Gynt.

       Sieh da, das nenn’ ich noch Christentum!

       Da war nichts, was einen peinlich berührte; –

       Zumal dem: “Du selbst zu sein, sei dein Ruhm”,

       Zu dem am Schlusse die Predigt führte,

       Auch an und für sich alles Lob gebührte.

       (Blickt in das offene Grab.)

       War’s vielleicht er, der sich damals entstellte,

       Als ich im Forst war und Bäume fällte?

       Wer weiß es? Ständ’ ich nicht mit meinem Stab

       Hier an dieses Geistesverwandten Grab,

       So könnt’ ich denken, ich selbst läge dort

       Und hörte des Geistlichen rühmend Wort

       Fürwahr, ein schöner christlicher Brauch,

       Einen sogenannten Erinnerungsblick

       Wohlwollend über ein Leben zu werfen;

       Ich hörte gar gern einst auchmein Geschick

       Jenen würdigen Hirten dem Volk einschärfen.

       Ich tue ja wohl noch so manchen Hauch,

       Bis auch mich einst schneidet des Winzers Messer, –

       Doch, wie die Schrift sagt: Besser ist besser, –

       Und desgleichen: Alles zu seiner Zeit, –

       Und endlich: Sorg’ für ein ehrlich Begräbnis! –

       Ja, die Kirche hat stets einen Trost bereit.

       Ich schätzt’ sie zu wenig vor diesem Begebnis;

       Nun aber fühlt’ ich denn doch, wie es tat,

       Versichern zu hören von Männern, gelernten:

       So wie du gesät hast, so wirst du ernten. –

       Man selbst soll man sein, und sich und dem Seinen

       In allem nachgehn, im großen und im kleinen.

       Will ‘s Glück sich nicht fügen, so bleibt doch die Ehre,

       Daß einer sein Leben geführt nach der Lehre. –

       Und nun heim! Steigt der Weg noch so schmal auch und steil,

       Und gibt sich das Schicksal auch noch so gefährlich, –

       Der alte Peer Gynt kennt sein Sträßlein zum Heil

       Und bleibt, der er ist: arm, aber ehrlich.

       (Ab.)

      (Abhang mit dem ausgetrockneten Bett eines Baches.)

      (Eine zusammengestürzte Mühle am Bache. Der Grund aufgerissen; Zeichen der Zerstörung ringsum. Höher oben ein großer Bauernhof.) (Oben vor dem Hofe wird eine Versteigerung abgehalten. Viel Volk ist versammelt. Zechen und Gelärm. Peer Gynt sitzt unten auf einem Schutthügel in der Nähe der Mühle.)

      Peer Gynt.

       Hin und zurück, ‘s ist der gleiche Weg.

       Hinaus und hinein, ‘s ist der gleiche Steg. –

       Die Zeit, sie zehrt, und der Bach verdorrt.

       Geh drum herum, sprach der Krumme. Wahr Wort!

      Ein Mann in Trauer.

       Jetzt preisen sie bloß noch Plunder an.

       (Erblickt Peer Gynt.)

       Auch Fremde sind hier? Gott zum Gruß, guter Mann!

      Peer Gynt.

       Desgleichen! Hier ist heut ein lustiger Tag.

       Ist hier Kindstauf’ heut oder Hochzeitsgelag’?

      Der Mann in Trauer.

       Man weiht, möcht’ ich sagen, ein Haus heut ein; –

       Die Braut liegt in einem Würmerschrein.

      Peer Gynt.

       Und Würmer reißen sich um den Schmaus.

      Der Mann in Trauer.

       Das ist das End’ vom Lied; dann ist es aus.

      Peer Gynt.

       Alle Lieder desselbigen Endes sind;

       Und alle sind alt; ich kannt’ sie schon als Kind.

      Ein Zwanzigjähriger (mit einem Schmelzlöffel.)

       Hier hab’ ich den Vogel abgeschossen!

       Indem hat Peer Gynt seine Knöpfe gegossen!

      Ein Anderer.

       Und mein Geldscheffel hier, für ‘nen Schilling, ‘nen ganzen?

      Ein Dritter.

       Und für fünftehalb hier der Hausiererranzen?

      Peer Gynt.

       Peer Gynt? Wer war das?

      Der Mann in Trauer. Mir ist nur das klar,

       Daß er Schwager vom Tod und Schmied Aslak war.

      Ein Mann in grauer Kleidung.

       Du vergißt ja mich! Wie kommst Du mir für?

      Der Mann in Trauer.

       Du vergißt auf Haegstad die Blockhaustür.

      Der Mann in Grau.

       Ja, ja; doch Dir hat auch alles genügt.

      Der Mann in Trauer.

       Wenn sie nur jetzt nicht den Tod noch betrügt! –

      Der Mann in Grau.

       Schwager! Einen Schnaps auf der Schwagerschaft Wohl!

      Der Mann in Trauer.

       Der Teufel sei Schwager! Was ist das für Kohl –

      Der Mann in Grau.

      


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