Herzversagen - Ein Schweden-Krimi. Jonas Moström

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Herzversagen - Ein Schweden-Krimi - Jonas Moström


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Kinder. Das war selbstverständlich. Aber eigentlich noch nicht jetzt. Gleichzeitig liebte er Carolina und wollte sie nicht verlieren. Was vielleicht passieren würde, wenn er sich nicht fügte und ihren Wünschen nachgab. War es überhaupt in Ordnung, ihre Beziehung so lange herauszuzögern, wie er es getan hatte?

      Carolina musste die Chance bekommen, schwanger zu werden, bevor es zu spät war. Und wenn nicht mit ihm, dann mit einem anderen Mann. So lautete das Gesetz des Dschungels. Axberg spürte, wie die Unfähigkeit, sich zu entscheiden, ihm den Hals zuschnürte. Doch keine Entscheidung zu treffen war auch eine Entscheidung.

      Er fuhr von der Autobahn ab und über einen rutschigen Schotterweg. Das Pfarrhaus lag auf einer gerodeten Fläche auf halbem Weg hinunter zum Wasser. Axberg fuhr durch eine lange Birkenallee. Das Hauptgebäude war ein gelbes Holzhaus mit weißen Kanten und vielen Schnitzereien vom Anfang des Jahrhunderts.

      Er parkte auf einem kleinen Kiesplatz, schaltete den CD-Player aus und stieg aus. Zwei Fliederbüsche standen rechts und links vom Eingang und blühten um die Wette. Axberg sog den sommerwarmen Duft ein und fühlte sich wie immer an den Beginn der Schulferien in seiner Kindheit erinnert. Irgendetwas an diesem süßen Aroma brachte ihn sofort wieder dorthin.

      Er betrat die Veranda. Noch bevor er anklopfte, wurde die Tür geöffnet. Im Flur war es dunkel, und Axberg erahnte die Umrisse eines kleinen Mannes mit Glatze. Der Mann stellte sich als Pfarrer Ekstedt vor. Sie gingen in die Küche.

      »Meine Frau kommt bald mit dem Kaffeegeschirr«, begann Ekstedt.

      Axberg fiel eine Kaffeemaschine auf, die auf der Arbeitsfläche stand und vor sich hin kochte. Sie setzten sich an den Küchentisch. Der Pfarrer starrte düster aus dem Fenster und seufzte. Axberg fühlte sich nicht willkommen, obwohl er wusste, dass sein Besuch lang ersehnt war.

      »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich noch die Mühe machen würden hierherzukommen«, sagte Ekstedt. »Es wurde wirklich Zeit.«

      Axberg schluckte die Kritik herunter. Es war wohl keine gute Idee, ausfallend zu werden.

      »Zuerst möchte ich Ihnen das Zimmer zeigen, in dem meine Mutter gestorben ist«, fuhr Ekstedt fort. »Dann möchte ich hören, wie Sie weiter vorgehen wollen.«

      Ohne Umschweife auf den Punkt, dachte Axberg und holte einen Notizblock aus seiner Aktentasche.

      »Ich habe den Bericht gelesen und das Obduktionsprotokoll«, sagte er und blätterte bis zu einer leeren Seite. »Außerdem habe ich mit dem Arzt gesprochen, der das Gutachten geschrieben hat.«

      Ekstedt sah ihm zum ersten Mal während des Gesprächs in die Augen.

      »Ich weiß, was dort steht. Aber etwas Wesentliches fehlt. Und zwar die Wahrheit.«

      Axberg wurde klar, dass es schwerer sein würde, als er zunächst geglaubt hatte.

      »Könnten Sie sich etwas genauer ausdrücken?«

      »Ich glaube nicht, dass meine Mutter eines natürlichen Todes gestorben ist. Jemand war während der Nacht in ihrem Zimmer. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«

      Die plötzliche ironische Selbstdistanz des Pfarrers mitten in seiner naiven Ernsthaftigkeit verwunderte Axberg.

      »Gibt es irgendetwas Konkretes, das Ihre Aussage bestätigt?«

      Sie wurden von einer Frau unterbrochen, die mit einem Tablett mit Kaffeetassen und Zimtschnecken hereinkam. Axberg wurde der Pfarrersfrau Karin vorgestellt. Sie war so klein wie ihr Mann. Mit zierlichen Händen servierte sie den Kaffee und verschwand wieder im Haus. Ekstedt griff Axbergs Frage auf, die noch in der Luft hing.

      »Das Ganze klingt vielleicht merkwürdig. Zuerst war es nur so ein Gefühl. Aber jetzt weiß ich, woher es kam.«

      Ekstedt machte eine Pause und trank Kaffee.

      »Ich habe oft einen sehr leichten Schlaf. Und rückblickend bin ich mir sicher, dass ich Geräusche aus dem oberen Stockwerk gehört habe. Die Bodendielen knarrten und knackten ungewöhnlich stark. Sicher, das Haus ist alt, aber das allein kann es nicht sein.«

      Der Pfarrer starrte mit halbgeschlossenen Augen nachdenklich vor sich hin.

      »Da oben war jemand. Jemand, der nicht hierhergehört.«

      Axberg runzelte die Stirn.

      »Und das erzählen Sie erst jetzt? Verstehen Sie, wie unglaublich das klingt?«

      Der Pfarrer sah ihn scharf an.

      »Manche Details brauchen eben Zeit, bis sie an die Oberfläche steigen, Dinge, die man erlebt hat, die nicht richtig greifbar sind. Das ist ein bekanntes Phänomen. Wie gut kennen Sie Ihr eigenes Unterbewusstsein?«

      Darauf wusste Axberg keine Antwort. Er versuchte, weiterzukommen.

      »Es könnte Ihre Mutter gewesen sein, die Sie gehört haben. Sie ist vielleicht auf die Toilette gegangen?«

      Der Pfarrer schnaubte.

      »Unmöglich. Sie hat die Nächte immer durchgeschlafen. Außerdem war sie so schwach, dass sie nicht allein aufstehen konnte.«

      Dann ist es wohl nicht so seltsam, dass sie gestorben ist, dachte Axberg. Er betrachtete den Mann vor sich. Der Pfarrer wirkte verwirrt. Aber er war nicht verrückt. In seinen Worten lag eine schwer einzuschätzende Überzeugung.

      »Sie meinen also, dass jemand im Zimmer Ihrer Mutter gewesen ist und sie umgebracht hat?«, fragte Axberg.

      Ekstedt breitete die Hände aus.

      »Letzteres weiß ich nicht. Aber irgendetwas ist nicht so, wie es scheint.«

      Axberg dachte an all die Religionen, die in Zungen sprachen und Wörtern durch den Glauben Bedeutung verliehen.

      »Warum sollte jemand Ihre Mutter umbringen wollen?«

      »Das weiß ich nicht.«

      »Was hätte dieser Jemand in diesem Fall getan?«

      »Das weiß ich nicht.«

      Sie schwiegen. Eine Küchenuhr schlug halb vier. Der Pfarrer stand mit dem Schlag auf.

      »Kommen Sie, ich zeige Ihnen ihr Zimmer und erzähle weiter.«

      Als sie die geschwungene Treppe hinaufstiegen, fiel Axberg auf, dass einige Stufen stark knarrten. Das Zimmer war ungefähr vier mal vier Meter groß und hatte offen liegende Balken an der Decke. Es herrschte dieselbe beklemmende Düsternis wie im Erdgeschoss, überall dunkle Möbel. An einer Wand stand ein sorgfältig gemachtes Bett mit hohem Kopf- und Fußende.

      »Hier hat sie an dem Morgen gelegen, als ich sie gefunden habe«, sagte Ekstedt und machte eine vage Geste in Richtung des Bettes. »Was auch noch seltsam war, war, dass die Zudecke bis zum Bauch heruntergeschlagen war. So.«

      Der Pfarrer ging zum Bett und machte es vor. Axberg nickte neutral.

      »Und meine Mutter schlief immer mit der Decke bis an den Hals, weil sie so leicht fror.«

      Noch ein unhaltbares Indiz, dass jemand im Zimmer gewesen ist, dachte Axberg. Er wollte den Beobachtungen des Priesters keine größere Bedeutung verleihen und stellte daher keinerlei Fragen. Stattdessen schaute er sich im Zimmer um. Der Nachttisch neben dem Bett war leer, abgesehen von einem weißen, ordentlich gebügelten Spitzendeckchen. Keine Tablettenschachteln. Keine Uhr.

      »Der Wecker, der immer auf dem Nachttisch stand«, fuhr der Pfarrer fort, als hätte er Axbergs Gedanken gelesen. »Was die Zeit anging, war meine Mutter immer sehr präzise, als gegen Ende ihr Gedächtnis nachzulassen begann. Der Wecker war ihr fester Anker im Dasein. Sie aß und schlief zu bestimmten Uhrzeiten.«

      Der Pfarrer machte einen Schritt auf Axberg zu, um seine Aussage zu bekräftigen.

      »Ich bin mir sicher, dass er hier stand, als ich am Abend vorher gute Nacht sagte. Und am Morgen war er fort . . .«

      Axberg ging noch einmal Hamrins Bericht durch. Da stand nichts von einem Wecker.

      »Sie


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