Seekadett Jack Freimut. Фредерик Марриет

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Seekadett Jack Freimut - Фредерик Марриет


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mir ein hartes Brot geboten, aber es schmeckte doch, zumal ich das Gefühl habe, dass ich jederzeit gewissenhaft meine Pflicht erfüllte. Denken Sie nicht daran, den Dienst zu verlassen, bis Sie ihn gehörig geprüft haben. Ich weiss zwar wohl, Ihr Vater ist ein reicher Mann, Sie sind sein einziger Sohn und somit nach der gewöhnlichen Redeweise der Welt unabhängig; aber glauben Sie mir, kein Mensch, wie reich er auch sein mag, ist unabhängig, wenn er nicht einen Beruf hat, und Sie werden keinen besseren finden, als diesen ungeachtet —“

      „Was?“

      „Sie morgen unfehlbar auf die Mastspitze geschickt werden.“

      „Diesen Punkt wollen wir noch beleuchten“, antwortete Jack; „auf jeden Fall will ich aber erst die Nacht ausschlafen.“

      Sechstes Kapitel.

      Ein Kreuzzug und seine Folgen.

      Welcher Art auch die Gedanken Jacks gewesen sein mögen, so raubten sie ihm doch jedenfalls seine Ruhe nicht. Jolliffes Beweisgründe, so vernünftig sie auch waren, machten nur sehr wenig Eindruck auf ihn. „Nun ja“, dachte Jack, „wenn ich auf die Mastspitze gehen muss, so muss ich eben, das ist alles; aber es beweist noch nicht, dass meine Beweisgründe nicht richtig sind, sondern nur, dass man sie nicht hören will.“ Und damit schloss er seine Augen und fiel in wenigen Minuten in tiefen Schlaf.

      Der Steuermann meldete dem ersten Leutnant und der erste Leutnant dem Kapitän, als dieser am anderen Morgen an Bord kam, das Benehmen des Herrn Freimut, der hierauf in die Kajütte gerufen wurde, um zu hören, ob er irgend etwas zur Entschuldigung seines Vergehens vorzubringen habe. Jack hielt eine Rede, die wenigstens eine halbe Stunde währte und in der er alle Beweisgründe vollständig ausführte. Hierauf wurde Jolliffe verhört und auch Herr Smallsole befragt: dann blieben der Kapitän und der erste Leutnant allein bei einander.

      „Sawbridge“, sagte Kapitän Wilson, „wie wahr ist es doch, dass auch die kleinste Abweichung vom Rechte uns unfehlbar in Verlegenheiten bringt. Ich habe unrecht gethan, weil ich wünschte, den jungen Mann seines Vaters Händen zu entziehen, und weil ich befürchtete, er möchte sonst nicht aufs Schiff kommen; auch hielt ich ihn durchaus nicht für den schlauen Burschen, der er in der That ist, und stellte ihm deshalb den Dienst in viel günstigerem Lichte vor, als ich hätte thun sollen. Alles, was er von mir gehört zu haben vorgibt, habe ich ihm gesagt, und ich bin es also, der den jungen Mann in Irrtum versetzt hat. Herr Smallsole handelte tyrannisch und ungerecht; er strafte den Jungen, ohne dass dieser ein Verbrechen begangen hatte, so dass ich nun, was den Steuermann und mich betrifft, in peinlicher Verlegenheit bin. Wenn ich den Jungen strafe, so geschieht es mit dem Gefühle, dass ich ihn mehr für meine eigenen Fehler und für die Fehler anderer strafe, als für die seinigen. Wenn ich ihn aber nicht strafe, so lasse ich eine offenbare und unbestrittene Verletzung der Manneszucht ungerügt hingehen, was für den Dienst höchst nachteilig sein würde.“

      „Er muss gestraft werden, Sir“, antwortete Sawbridge.

      „Lassen Sie ihn rufen“, sagte der Kapitän.

      Jack erschien mit einer sehr höflichen Verbeugung.

      „Mr. Freimut, da Sie voraussetzten, die Kriegsartikel enthalten alle Regeln und Bestimmungen des Dienstes, so will ich annehmen, dass Sie aus Unwissenheit entsprungen ist, aber bedenken Sie, dass, wenn auch Ihr Fehler aus Unwissenheit entsprungen ist, eine solche Verletzung der Manneszucht, wenn sie ungestraft gelassen würde, eine höchst nachteilige Wirkung auf die Mannschaft üben müsste, der durch das Beispiel, welches die Offiziere geben, der Gehorsam eingeschärft werden muss. Ich fühle mich so lebhaft überzeugt von Ihrem Eifer, dass ich wohl glauben darf, Sie werden darin nur meine Gerechtigkeit erkennen, wenn ich den Leuten durch Ihre Bestrafung beweise, wie nötig die Manneszucht ist. Ich werde Sie deshalb anfs Hinterdeck berufen und Sie da im Beisein der ganzen Schiffsmannschaft auf die Mastspitze hinaufschicken, da Sie ja auch in deren Beisein die Weigerung sich zu Schulden kommen liessen.“

      „Mit dem grössten Vergnügen, Kapitän Wilson“, erwiderte Jack.

      „Und für die Zukunft, Mr. Freimut, merken Sie sich’s, dass, wenn irgend ein Offizier Sie straft und Sie ungerecht behandelt zu sein glauben, Sie Ihre Strafe zuvörderst zu erdulden haben und hernach erst Ihre Beschwerde bei mir anbringen können.“

      „Gewiss will ich das, Sir, da ich nun Ihre Wünsche kenne.“

      „Sie werden mich verbinden, Mr. Freimut, wenn Sie auf das Hinterdeck sich begeben und dort warten, bis ich hinaufkomme.“

      „Der alte Jolliffe sagte mir, ich müsse mastkorben“, sprach Jack zu sich selbst, „und er hatte in so weit recht; aber ich will mich hängen lassen, wenn ich nicht die besten Beweisgründe hatte, und das ist’s auch nur, was mich dabei interessiert.“

      Kapitän Wilson liess den Steuermann rufen, tadelte ihn wegen seiner Gewalttätigkeit, da augenblicklich kein Grund zur Bestrafung vorhanden gewesen sei, und verbot ihm, künftighin einen Kadetten zu mastkorben, indem er das Benehmen eines solchen dem ersten Leutnant oder ihm selbst, dem Kapitän, zu melden habe. Dann ging er aufs Hinterdeck, liess Mr. Freimut rufen und erteilte ihm einen recht ernstlichen Verweis. Jack hörte ganz ruhig zu, denn der Kapitän erteilte ihn ja aus purem Eifer, und er nahm ihn ja seinerseits aus purem Eifer hin. Hernach wurde unser Held auf die Mastkorbspitze beordert.

      Jack lüftete seinen Hut, lief in Vollziehung des Befehles drei oder vier Schritte vorwärts — dann kehrte er um, verbeugte sich und fragte, ob er auf die Fock- oder Mittelmastspitze hinauf solle.

      „Auf den Mittelmast, Mr. Freimut“, erwiderte der Kapitän, sich auf die Lippen beissend.

      Jack stieg drei Treppen der Leiter hinauf, als er von neuem anhielt und seinen Hut lüftete.

      „Ich bitt’ um Verzeihung, Kapitän Wilson — Sie haben mir nicht gesagt, ob Sie wünschen, dass ich auf die Stenge oder auf die Bramkreuzhölzer gehen solle?“

      „Auf die Bramkreuzhölzer, Mr. Freimut“, rief ihm der Kapitän zu.

      Jack, der es ganz leicht nahm, stieg hinauf; am Hauptmars hielt er, um Atem zu holen, an dem Ende der Stenge, um sich umzusehen, und endlich, als er zu der ihm angewiesenen Stelle kam, setzte er sich, nahm die Kriegsartikel aus der Tasche und las dieselben von neuem durch, um sich Gewissheit darüber zu verschaffen, ob er seine Beweisgründe nicht verstärken könne. Er war übrigens noch nicht über den siebenten Artikel hinausgekommen, als alle Mannschaft aufs Verdeck beschieden wurde. „Anker los“, hiess es, und „alle Burschen herunter“, rief Herr Sawbridge. Jack benutzte den Wink, machte sein Dokument wieder zu und kam so gemächlich herunter, als er hinaufgegangen war.

      Die „Harpy“ ging bald unter Segel und steuerte, so schnell sie nur konnte, nach dem Kap de Gata, wo Kapitän Wilson auf seiner Fahrt nach Toulon einige spanische Fahrzeuge abzufangen hoffte. In Toulon sollte er Befehle vom Admiral empfangen.

      Eine abwechselnde Reihenfolge von leichten Brisen und Windstillen machte die Fahrt sehr langweilig. Die Boote waren beständig ausgesetzt, um längs der Küste auf die Spanier Jagd zu machen, und Jack bat gewöhnlich, dabei verwendet zu werden: er war auch in der That, obgleich er erst kurze Zeit auf der Flotte stand, durch sein Alter und seine Stärke einer der tüchtigsten Seekadetten; übrigens hatte Jack stets unter Kommando gedient und sich dabei immer ganz gut betragen.

      Während die „Harpy“ sich auf der Höhe von Tarragona befand, waren gerade mehrere Erkrankungsfälle auf dem Schiffe eingetreten, und Mr. Asper sowie Mr. Jolliffe gehörten unter die Patienten. Dies verminderte natürlich die Zahl der Offiziere.

      Kapitän Wilson hielt sich ziemlich entfernt vom Ufer, bis der Wind umschlug, und als er glaubte, es sei nun an der Zeit, dass die Fahrzeuge zwischen Tarragona und Rosas herunterkämen, steuerte er auch bei Nacht, um sie aufzufangen Aber es trat wieder Windstille ein, und die Boote wurden deshalb ausgesetzt mit der Weisung, längs der Küste hinzufahren, von der man die Spanier in nicht allzugrosser Entfernung vermutete. Herr Sawbridge führte den Oberbefehl über die Expedition in der Pinasse; der erste Kutter wurde dem Geschützmeister, Herrn Minus, übertragen, und da die anderen Offiziere krank waren, so verlieh Herr Sawbridge, der


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