Seekadett Jack Freimut. Фредерик Марриет

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Seekadett Jack Freimut - Фредерик Марриет


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Sie meinen Rat an, wein lieber junger Mann, und fechten Sie in Zukunft die Händel anderer nicht aus; Sie werden bald finden, dass Sie mit den Ihrigen genug zu thun haben.“

      Nun beleuchtete Jack den Punkt eine halbe Stunde lang, und dann trennten sie sich. Aber Herr Jolliffe hatte recht. Jack kam aus den Zwistigkeiten nicht heraus, so dass der Kapitän und der erste Leutnant, welche ihm zwar ihren Schutz nicht entzogen, es doch für die höchste Zeit hielten, dass Jack einsehen sollte, wie an Bord eines Kriegsschiffes alles seinen bestimmten Kreis, jede Person ihre bestimmte Richtschnur haben müsse.

      Am Tage vor Abfahrt des Schiffes speisten der Kapitän und Herr Asper bei dem Gouverneur, und da nicht mehr viel zu thun war, so ging auch Herr Sawbridge, der das Schiff seit dem Einlaufen in den Hafen noch nicht verlassen hatte, ans Land, indem er Herrn Smallsole, dem Steuermann, den Befehl übertrug. Dieser war, wie schon bemerkt, Jacks eingefleischter Feind. Herr Smallsole war sehr erfreut, den Oberbefehl zu erhalten, da er schon eine Gelegenheit zu finden hoffte, um unseren Jack zu züchtigen.

      Wie viele, welche selten zum Befehlen kommen, zeigte sich der Steuermann sehr tyrannisch und unartig — er fluchte die Leute an, liess sie ein und dasselbe Geschäft zwei- oder dreimal thun unter dem Vorwande, dass sie es nicht recht gemacht, und fand überhaupt an jedem Offizier, der an Bord geblieben war, Fehler.

      Da das Schiff segelfertig war und es nichts mehr zu arbeiten gab, stand Jack mit Mesty am Bollwerke des Vorderkastells. Beide unterhielten sich miteinander. Als dies Steuermann Schmallsole sah, kam er nach vorn und sagte: „Was machen Sie hier?“

      „Ganz und gar nichts, Sir“, erwiderte Jack.

      „Gut, so will ich Ihnen etwas zu thun geben, Sir. Gehen Sie auf die Mastspitze hinauf und warten Sie da, bis ich Sie herabrufe. Jetzt hinauf, nach dem Hauptbramstengenkopf; setzen Sie sich auf die Kreuzhölzer — hinauf mit Ihnen.“

      „Weshalb soll ich denn da hinaufgehen, Sir?“ fragte Jack.

      „Zur Strafe, Herr“, antwortete der Steuermann.

      „Was habe ich denn gethan, Sir?“

      „Keinen Widerspruch — hinauf mit Ihnen.“

      „Mit Ihrer Erlaubnis, Sir“, entgegnete Jack, „wünschte ich den Punkt ein wenig zu beleuchten.“

      „Den Punkt beleuchten?“ schrie Herr Smallsole. „Beim Zeus, ich will Sie lehren, Punkte zu beleuchten — hinauf mit Ihnen, Sir.“

      „Mit Ihrer Erlaubnis“, fuhr Jack fort, „der Kapitän sagte mir, die Kriegsartikel seien die Regeln und Bestimmungen, nach denen sich ein jeder im Dienste zu benehmen habe. Nun habe ich dieselben durchgelesen, Sir, bis ich sie auswendig konnte, und da steht auch nicht ein Wort von Mastspitzen darin.“ Damit zog Jack die Kriegsartikel aus seiner Tasche und durchblätterte sie.

      „Wollen Sie auf die Mastspitze gehen, Herr, oder nicht?“ fragte Herr Smallsole.

      „Wollen Sie mir das Mastkorben in diesen Kriegsartikeln zeigen, Sir?“ erwiderte Jack; „hier sind sie.“

      „Ich sage Ihnen, Sir, dass Sie auf die Mastspitze gehen; wo nicht, so lasse ich Sie in einem Brotsack hinaufhissen.“

      „Da steht wieder nichts vom Brotsack in den Kriegsartikeln“, entgegnete Jack, „aber ich will Ihnen sagen, was darin steht, Sir“, und damit begann Jack laut zu lesen:

      „Alle Flaggenoffiziere und sonstige Personen, welche sich auf einem der Schiffe Seiner Majestät befinden, die sich sündhafte Flüche, Verwünschungen, Trunkenheit, Unflätigkeit oder andere verabscheuungswürdige Handlungen zur Verminderung der Ehre Gottes und zum Verderbnis der guten Sitten zu schulden kommen lassen, sollen folgendermassen bestraft werden —“

      „Verdammung“, schrie der Steuermann, der vor Wut ganz toll wurde, als er hörte, wie die gesamte Schiffsmannschaft lachte.

      „Nicht doch, Sir, nicht mit Verdammung“, antwortete Jack; „das kommt erst bei dem Richter da oben.“

      „Wollen Sie auf die Mastspitze hinaufgehen, oder nicht?“

      „Mit Ihrer Erlaubnis, das will ich lieber nicht.“

      „Gut, so betrachten Sie sich als unter Arrest — ich werde dafür sorgen, dass Sie vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Gehen Sie hinunter, Herr.“

      „Mit dem grössten Vergnügen, Herr“, erwiderte Jack; „das ist ganz recht und den Kriegsartikeln gemäss, welche uns in allem leiten sollen.“ Damit legte er seine Kriegsartikel zusammen, steckte sie in die Tasche und ging in die Kajütte.

      Sobald Jack hinuntergegangen war, folgte ihm Jolliffe, der den ganzen Streit mitangehört hatte, und sagte: „Mein lieber junger Mann, ich bedauere diesen ganzen Vorfall; Sie hätten auf die Mastspitze gehen sollen.“

      „Ich möchte diesen Punkt ein wenig beleuchten“, antwortete Jack.

      „Ja, das möchte wohl mitunter ein jeder; aber, wenn das erlaubt wäre, so müsste der Dienst in Stillstand geraten — das geht nicht an — Sie müssen einem Befehle gehorchen und können sich nachher erst beklagen, wenn er ungerecht ist. Überdies merken Sie sich, dass im Dienste das Herkommen so viel gilt, als das Gesetz.“

      „Das lässt eine kleine Beleuchtung zu“, antwortete Jack.

      „Aber der Dienst lässt keine zu, mein lieber junger Mann. Bedenken Sie doch, dass wir selbst am Lande zweierlei Gesetze haben, das eine das geschriebene und das andere das Herkommen. So haben wir’s auch im Dienste; in den Kriegsartikeln kann nicht alles vorgesehen sein.“

      „Aber es wird doch für alles ein Kriegsgericht bestimmt“, erwiderte Jack.

      „Allerdings, das entweder die Todesstrafe oder die Entlassung aus dem Dienste ausspricht, und keines von beiden könnte sehr angenehm sein. Sie haben sich in eine böse Klemme gebracht, und obgleich der Kapitän augenscheinlich Ihr Freund ist, so kann er Ihnen diesmal doch nicht durch die Finger sehen. Glücklicherweise betrifft es den Steuermann, bei dem es weniger zu sagen hat, als bei den anderen Offizieren; doch werden Sie jedenfalls eine Strafe erdulden müssen, denn ganz vertuschen kann es der Kapitän nicht.“

      „Das stände im Widerspruch mit allen Regeln der Gerechtigkeit.“

      „Aber in Übereinstimmung mit allen Regeln des Dienstes.“

      „Ich glaube, dass ich ein grosser Narr bin“, sagte Jack nach einigem Bedenken. „Was glauben Sie wohl, was mich bestimmte, zur See zu gehen, Jolliffe?“

      „Einzig der Umstand, dass Sie nicht wussten, wie gut Sie es hatten“, antwortete der Gefragte trocken.

      „Das ist allerdings ganz richtig, aber mein Grund war der, dass ich hier jene Gleichheit zu finden glaubte, die ich am Lande nicht treffen konnte.“

      Jolliffe machte grosse Augen.

      „Mein lieber junger Mann, ich hörte Sie sagen, Sie hätten diese Ansichten von Ihrem Vater empfangen; ich habe nun keineswegs im Sinn, Ihren Herrn Vater herabzusetzen, aber er muss närrisch sein, wenn er in seinem langen Leben noch nicht gefunden hat, dass so etwas in der Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist.“

      „Ich fange an, dasselbe zu glauben“, entgegnete Jack; „aber das beweist noch nicht, dass es so sein sollte.“

      „Ich bitte um Verzeihung, gerade das Nichtvorhandensein der allgemeinen Gleichheit beweist, dass dieselbe nicht möglich ist. Sie könnten ebenso gut erwarten, völlige Glückseligkeit oder Vollkommenheit bei einem Menschen zu treffen.“

      „Dann wäre es doch wohl das beste, dass ich wieder nach Hause ginge?“

      „Nicht doch, mein lieber Mr. Freimut; das beste, was Sie thun können, ist, im Dienste zu bleiben, denn er wird bald allen solchen Ideen ein Ende setzen und Sie zu einem einsichtsvollen, brauchbaren Menschen machen. Der Dienst ist eine rauhe, aber gute Schule, wo jeder seine gehörige Stellung erhält — nicht die der Gleichheit, sondern die Stellung, auf welche ihn seine natürlichen Fähigkeiten und Kenntnisse steigen oder fallen lassen. Es


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