Mord auf Antrag - Roland Benito-Krimi 2. Inger Gammelgaard Madsen

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Mord auf Antrag - Roland Benito-Krimi 2 - Inger Gammelgaard Madsen


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das Gleiche, oder was machte er allein in Mailand? Heute Abend hätten sie mit seinen Kollegen von Grundfos gemeinsam gegessen. Das war das Erste, worüber er sich beklagte, als sie zur Beerdigung nach Hause nach Dänemark wollte. Eine Feier war für ihn wichtiger als ein Todesfall in der Familie. Oder besser gesagt, seine Karriere war wichtiger. Sie sah ein umschlungenes Paar vorbeigehen und starrte ihnen neidisch nach. Es war lange her, dass sie und Peter so herumgelaufen waren. Sie fühlte sich allmählich wie eine Selbstverständlichkeit an seiner Seite, wenn es ihm gerade passte. Wenn nicht, konnte sie allein durch Mailands Straßen laufen und exklusive Schaufenster mit Modemarken ansehen, die sie sich nie würde leisten können. Im Laufe der letzten Monate hatte sie es einfach bereut, mit ihm gegangen zu sein. Und jetzt saß sie hier und vermisste ihn schon nach zwei Tagen. Wie hätte sie ein ganzes Jahr ohne ihn auskommen sollen? Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, den die Sonne wärmte.

      Und dann war da das, was sie ihm nicht erzählt hatte. Peter hatte immer sehr vehement darauf bestanden, dass keine Kinder kommen sollten, bevor er nicht als Produktionsingenieur ausgebildet wäre und das Gehalt bekäme, das er verdiente. Er erwartete, dass sie die Pille nahm, aber an dem Abend hatte sie es vergessen. Warum war es bei ihr auch gleich so leicht gewesen, wenn so viele andere keine Kinder bekommen konnten? Die Einzige, mit der sie über so etwas hätte reden können, wäre – Oma.

      Überraschend schnell kam Emma zum Tisch zurück mit einem Tablett, auf dem eine kleine Tasse Kaffee und eine große Tasse Cappuccino standen. Auf den Untertassen lagen kleine, verpackte Schokoladenstückchen. Sabrina stand sofort auf, um mit dem Tablett zu helfen. »Das ging schnell! Was hast du mit der Schlange da drinnen gemacht?«, fragte sie beeindruckt.

      Emma lächelte geheimnisvoll, streckte ihre Ellbogen raus und stieß damit. Sabrina lachte und setzte sich. Es war fast so, als ob sie wieder mit Oma zusammen wäre. Sie hatte sie auch immer zum Lachen gebracht.

      »Gut, du hast dich erinnert, dass ich Cappuccino wollte«, meinte sie.

      »Du begnügst dich mit gewöhnlichem Kaffee, wie ich sehe.«

      Emma schielte böse auf Sabrinas große Tasse mit weißem Schaum und Schokoladenstreuseln. »Ja, danke. Ich darf keine fette Schlagsahne in meinem Kaffee zu mir nehmen.« Sie rümpfte die Nase und konzentrierte sich auf ihre Tasse.

      »Das ist keine Schlagsahne, Emma. Das ist aufgeschäumte Milch. Und es würde mich nicht wundern, wenn es sogar fettarme Milch wäre. In Italien wirkt die Milch fetter, ohne dass sie es unbedingt ist.«

      »Gewöhnst du dich langsam an dein neues Land?«, fragte Emma neugierig und sah sie mit zusammengekniffenen Augen gegen die Sonne an, die gerade auf ihren Tisch schien.

      »Ich komm ja wieder nach Hause, deswegen würde ich es nicht gerade mein neues Land nennen. Um ganz ehrlich zu sein, kann ich Mailand nicht leiden. Aber an einem Wochenende sind wir nach Süditalien gefahren und haben Positano besucht. Das war schön. Fast keine Autos. Das Meer und die südländische Atmosphäre. Fast wurde unter den Balkonen abends Mandoline gespielt.« Sie lächelte abwesend. Peter hatte nicht so gestresst gewirkt und eine romantische Seite von sich gezeigt, die sie nur selten sah. Sie war davon überzeugt, dass ihr Kind dort gezeugt worden war.

      Schweigend saßen sie da, während sie die Schokolade auspackte und Emma Zucker in den Kaffee rührte. Die Freilegung des Flusses war längst fertig. Das große Projekt war abgeschlossen, und die allermeisten Aarhuser fanden, dass sich all die Umleitungen und Bauarbeiten gelohnt hatten.

      Emma starrte auf das Wasser des Flusses. Es war nicht schwer zu erraten, an wen sie dachte.

      »Ich vermisse sie auch sehr«, sagte Sabrina und probierte den Cappuccino. Er schmeckte längst nicht so gut wie der, den sie in der Bar del Corso am Corso Vittorio Emanuele genoss, aber das lag nicht nur an den Kaffeebohnen. In Italien schmeckte alles an einem Cappuccino anders. Das Wasser, die Milch, der Zucker.

      Tante Emma aß Schokolade und sah weiter aufs Wasser, das ruhig und in der Sonne glitzernd hinter der niedrigen Absperrung dahinfloss. »Elina liebte es, hier zu sitzen und die Leute anzuschauen, wusstest du das? Sie saß bestimmt viele Male auf diesem Stuhl und genoss eine Tasse Kaffee. Und dachte sich Geschichten über die Leute aus.« Emma lächelte, aber ihre Augen waren matt, als sie sie ansah. »Als Kind warst du bestimmt der größte Fan ihrer Geschichten.«

      »Ich fand sie toll«, gab sie zu.

      »Ihre Fantasie hat nie nachgelassen. Leider habe ich sie als Kind nicht so oft gesehen, weil ich so viel jünger bin als sie. Elina wurde als 14-Jährige weggeschickt, um Geld zu verdienen. So war das halt damals in den armen Familien. Aber ich habe es genossen, wenn sie in den Ferien zu Hause war und wir zusammen sein konnten. Ich habe wahrhaftig auch an ihren lustigen Erzählungen, die immer vom Guten handelten, Freude gehabt.«

      Sabrina nickte. »Oma war ein guter Mensch.« Sie sah Emma lange an, die sie in so vieler Hinsicht sehr an ihre Schwester erinnerte, bevor sie beschloss, sie zu fragen. Die Gedanken hatten sie die ganze Nacht über gequält, während sie mit all den Erinnerungen im Bett ihres Großvaters schlief. Es ärgerte sie, dass Peter ihre Wohnung in der Dalgas Avenue für das Jahr, das sie in Italien wohnten, an ein junges Paar vermietet hatte, aber die Mieteinnahmen waren hilfreich und genau genommen lebten sie davon, weil sie da unten nicht arbeiten konnte. Sie hatte überlegt, ein Hotelzimmer zu nehmen, während sie sich in Aarhus aufhielt, aber warum sollte man dafür Geld ausgeben, wenn Omas schöne Wohnung am Großen Marktplatz leer stand. Bei ihrem Vater und Carola wollte sie auf keinen Fall wohnen.

      »Emma, weißt du, was zwischen meinem Vater und Oma passiert ist? Hat das etwas mit meiner Mutter zu tun?«, fragte sie vorsichtig.

      »Ich erinnere mich gut daran, als Josefine starb. Deine Mutter war sehr krank, Sabrina. Das hat uns alle sehr mitgenommen. Ich weiß nicht, ob Elina es deinem Vater nachgetragen hat, weil er so schnell diese – Carola heißt sie, oder? – geheiratet hat. Sie hat es nie erwähnt. Nachdem wir deine Mutter begraben hatten, wollte sie überhaupt nicht mehr über sie sprechen. Ach, Sabrina, du warst so klein ...« Emma nahm ihre Hand und drückte sie fest.

      »Ich kann mich nicht an die Beerdigung erinnern. Ich kann mich noch nicht mal an Mama erinnern. Nur in kleinen, kurzen Momentaufnahmen, Szenen, die ich vielleicht nur erzählt bekommen habe.«

      »Du warst erst vier. Wie sollst du dich an sie erinnern können, meine Liebe? Josefine war ein wunderbarer Mensch. Du bist ihr unfassbar ähnlich, sowohl innerlich als auch äußerlich. Sie hatte die gleichen dunklen Augen wie du. Aber zuletzt war sie sehr dünn. Überhaupt nicht wiederzuerkennen. Vor ihrer Krankheit war sie ein klitzekleines bisschen mollig. Aber du hast auch ganz schön abgenommen, Sabrina. Ein bisschen zu viel, finde ich. Man braucht doch noch Reserven, falls man krank wird.«

      Sabrina wurde ganz verlegen und legte wieder eine Hand auf ihren Bauch. Die schlanke Linie würde nicht von Dauer sein. Aber sie hatte über zehn Kilo abgenommen, als sie das Studium der Ernährungswissenschaften begonnen und mehr über gesunde Ernährung gelernt hatte. Das war, bevor sie Peter kennengelernt hatte, aber sonst hätte er sie wohl auch nicht beachtet. Er war sehr kritisch, was Ernährung und überhaupt Aussehen betraf. In ein dickes Mädchen hätte er sich nie verlieben können.

      »Aber man kann natürlich auch nicht als dicker Stöpsel wie ich rumlaufen, wenn man in deiner Branche arbeitet«, kommentierte Emma mit einer gewissen Selbsterkenntnis und stopfte sich demonstrativ das letzte Stück Schokolade in den Mund.

      »Nicht alle Ernährungsberater sind gleich schlank«, lachte Sabrina.

      »Vermisst du deine Arbeit? Ich meine – ist das nicht gut, von all den sterbenden und kranken Menschen weg zu sein, die ...«

      »Ich vermisse meinen Job!«, unterbrach sie und sah Emma bestimmt an. »Es ist so lebensbejahend zu sehen, wie sehr kranke Menschen immer noch den Willen haben weiterzuleben, und es ist unbeschreiblich, dabei zu sein, den letzten Teil ihres Lebens lebenswert zu machen.«

      Emma nickte und schwieg lange.

      »Gab es nie einen Kranken, der darum gebeten hat, dass ihr sein Leiden beendet?«, fragte sie ein bisschen heiser mit unsicherer Stimme.

      »Meinst du


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