Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane. A. F. Morland

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Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane - A. F. Morland


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sie die richtige Bettschwere und zogen sich ins Schlafzimmer zurück. Sie liebten sich leidenschaftlich, doch Claus vergaß trotz des verzehrenden Feuers, das in ihm tobte, nicht, sich zu schützen.

      Obwohl es in Claus’ Armen wunderschön und erfüllend für Petra gewesen war, weinte sie hinterher leise. Ihr Mann bekam es zunächst gar nicht mit.

      Doch plötzlich fragte er unsicher in die Dunkelheit: „Weinst du, Liebes?“

      Petra sagte nichts. Er hörte, wie sie sich die Nase putzte.

      „Liebling, was hast du denn?“, fragte Claus völlig verwirrt. „Ich dachte, ich hätte dich glücklich gemacht.“

      „Ach, Claus, ich liebe dich so sehr.“

      Er lachte leise. „Das ist doch kein Grund, zu weinen.“

      „Ich liebe dich und bin trotzdem unglücklich.“

      Er streichelte sie sanft. Ihre Schultern zuckten. Claus zog sie in seine Arme. „Komm her“, flüsterte er. „Nicht weinen. Es ist doch so wunderschön hier oben.“

      „Wenn du mit mir schläfst, schützt du dich, als wärst du mit einer fremden Frau zusammen ...“

      Er küsste ihre heißen Lippen. „Du weißt doch, warum.“

      „Als hättest du Angst, dich bei mir zu infizieren“, fügte sie hinzu.

      „Das ist doch Unsinn, Petra. Ich weiß, dass du nicht krank bist, und dass ich mich blind auf dich verlassen kann.“

      „Warum verwendest du dann dieses ... Ding?“

      Wieder küsste er sie. „Wir dürfen nichts riskieren, Liebling. Du nimmst zwar die Pille, aber du könntest mal darauf vergessen, und ich habe deinem Vater versprochen ...“

      Ihr Körper versteifte sich. „Wie weit darf sich mein Vater in unser Eheleben einmischen?“

      „Es geschieht zu deinem Besten.“

      „Ich bin eine gesunde Frau“, behauptete Petra leidenschaftlich.

      „Mag sein, dass du dich gesund fühlst, Liebes, aber eine Schwangerschaft ist eine Belastung, der ich dich nicht aussetzen darf.“

      „Weil mein Vater es dir verboten hat. Ist das nicht lächerlich? Du bist mit mir verheiratet, aber mein Vater verbietet dir, im Ehebett einen eigenen Willen zu haben. Wie weit willst du diesen idiotischen Gehorsam eigentlich noch treiben? Mein Vater ist mein Vater, und ich liebe ihn sehr, aber wir dürfen ihm nicht gestatten, unsere intimsten Angelegenheiten selbstherrlich mitzubestimmen. Wir müssen eine Grenze ziehen, Claus, und die muss auf jeden Fall vor unserer Schlafzimmertür liegen. Ich ertrage die Einmischung meines Vaters einfach nicht mehr.“

      „Er will dir doch nichts Böses“, verteidigte Claus seinen Schwiegervater.

      „Er bestimmt über mein Leben, als wäre ich noch ein Kind, aber ich bin kein Kind mehr. Ich bin eine erwachsene Frau. Ich habe von diesem Leben meine eigenen Vorstellungen, habe Wünsche und gewisse Erwartungen ...“

      Claus sagte sanft und eindringlich: „Bitte, Petra, müssen wir jetzt darüber reden?“

      „Wann denn sonst? Zu Hause sind wir ja so gut wie nie allein. Warum ziehen wir nicht in ein eigenes Haus?“

      „Aber Kind, das Haus deines Vaters ist doch riesengroß.“

      „Aber es ist das Haus meines Vaters, wird es immer bleiben“, sagte Petra.

      „Wir haben darin doch alle Freiheiten. Wir können Freunde einladen, wann immer wir wollen, können die ausgelassensten Partys feiern – dein Vater wird nie ein Wort dagegen sagen. Er ist ein guter Mensch, dem nichts so sehr am Herzen liegt als unser Wohl. Ich sehe keinen Grund, ihn allein zu lassen. Er behandelt mich wie einen Sohn. Ich verstehe mich mit ihm privat und beruflich blendend, achte und liebe ihn.“

      „Und was ist mit mir?“, fragte Petra mit weinerlicher Stimme.

      „Warum bist du nur so unzufrieden, Schatz? Du hast doch alles.“

      „Wie kannst du das behaupten? Was habe ich denn schon? O ja, ich habe eine Menge Schmuck und teure Kleider, einen eigenen Wagen ...“

      „Und einen Ehemann, der dich sehr, sehr lieb hat“, fiel ihr Claus ins Wort.

      „Aber doch nicht so sehr, um den Mut aufzubringen, sich dem Willen meines Vaters zu widersetzen“, sagte Petra frostig.

      „Liebling, es sollte auch dir zu denken geben, dass deine Urgroßmutter, deine Großmutter und deine Mutter bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben sind. Kannst du denn nicht verstehen, dass dein Vater deshalb meint, berechtigt Angst um dich haben zu müssen? Ich gebe zu, er hat mich mit dieser Angst angesteckt. Er möchte dich nicht verlieren, Und ich möchte das auch nicht. Ich bin so glücklich mit dir ...“

      „Wir könnten noch viel glücklicher sein, wenn wir eine richtige Familie wären – mit einem oder zwei eigenen Kindern. Ich möchte ein Baby von dir, Claus, möchte es in meinem Bauch wachsen spüren und es nach neun Monaten zur Welt bringen.“

      Er seufzte schwer. „Ich hätte ja auch wahnsinnig gern ein Kind mit dir, Petra, aber – nein, es darf nicht sein. Wir müssen vernünftig bleiben, dürfen nichts riskieren.“

      „Dr. Kayser sagt, dass ich mit keinen Komplikationen rechnen muss, wenn ich schwanger werde. Ich bin jung, bin im richtigen Alter, um Mutter zu werden, und mit mir ist alles in bester Ordnung. Ich bin geradezu dafür geschaffen, ein Baby zu empfangen und auszutragen. Wie oft muss ich dir das noch sagen? Warum glaubst du mir nicht?“

      „Wir dürfen nicht mit einem Schulterzucken abtun, was dein Vater gegen eine Schwangerschaft vorzubringen hat, Petra. Er hat dadurch immerhin seine geliebte Frau, deine Mutter, verloren. Du weißt, wie sehr er darunter gelitten hat. Er hat es dir schon oft erzählt.“

      Petra rückte von ihrem Mann ab. „Wenn du es von mir Schwarz auf Weiß bekommst, dass auf medizinischer Seite gegen eine Mutterschaft meinerseits keinerlei Bedanken bestehen – werden wir dann ein Kind miteinander haben, Claus?“

      „Willst du Dr. Kayser um ein ärztliches Attest bitten?“, fragte Claus Praetorius.

      „Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Ich lasse mich von ihm in die Seeberg-Klinik einweisen, damit man mich da auf Herz und Nieren untersucht, und wenn ich es dann schriftlich habe, dass eine Mutterschaft für mich absolut ungefährlich ist, möchte ich, dass du mir endlich meinen größten und sehnlichsten Wunsch erfüllst.“

      8

      Sie gingen im Englischen Garten spazieren. Yvonne Wismath trug einen weißen Pulli, dessen buntes Motiv aufmunternd wirkte, und dazu passende Streifenbermudas.

      „Du warst viele Jahre in Brasilien“, sagte Sven Kayser zu seiner einstigen Kommilitonin. „Ist dir die Umstellung nach der Rückkehr nicht furchtbar schwergefallen?“

      „Doch“, gab Yvonne zu, „und dieser Prozess ist noch immer nicht abgeschlossen.“

      „Das kann ich mir vorstellen.“

      „Wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich hier wieder ganz zu Hause bin.“

      „Wenn


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