Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller
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Admont
Das Benediktinerstift mit dem grandiosen Bibliothekssaal setzt einen kulturellen Paukenschlag vor dem malerischen Hintergrund der Gesäuseberge. In der Umgebung lockt die Kaiserau zu Wanderungen und Spaziergängen.
Bereits von Weitem sind die schlanken Türme der Stiftskirche von Admont zu erkennen. Der neugotische Sakralbau gehört zur Benediktinerabtei, die mit dem barocken Bibliothekssaal ein kulturhistorisches Kleinod birgt. In den Stiftsgebäuden befinden sich mehrere Museen und Ausstellungen, sodass man für den Besuch in Admont genug Zeit einplanen sollte. Überdies verdienen die Klostergärten Beachtung: der barocke Löschteich, der achteckige Pavillon und der Kräutergarten mit 1000 Nutz-, Heil- und Zierpflanzen. Zudem befinden sich auf dem Stiftsgelände eine Apotheke, ein Restaurant und die Gärtnerei. Etwa 30 Mönche wohnen und arbeiten hier nach den Regeln des hl. Benedikts von Nursia. Während sich östlich die grünen Ennsauen anschließen, blickt die Westfassade der Kirche zur Admonter Ortsdurchfahrt. Das öffentliche Leben spielt sich fast ausnahmslos links und rechts der Straße mit einer Handvoll Hotels und Cafés ab. Erreichbar ist das Ortszentrum von Norden über das enge Nadelöhr der Ennsbrücke.
Geschichte
Das Stift Admont, gesehen vom Klostergarten
Das älteste bestehende Kloster der Steiermark wurde 1074 vom Salzburger Erzbischof gegründet. Anlass war eine Stiftung der Kärntner Gräfin und Landespatronin Hemma von Gurk, die 1938 heiliggesprochen wurde. Das Admonter Benediktinerkloster entwickelte sich in der Folge zum religiös-spirituellen Zentrum der Obersteiermark und zu einem Mittelpunkt der Gelehrsamkeit und des künstlerischen Schaffens. Die Bibliothek, die auch mittelalterliche Handschriften der Klosterschreibschule verwahrt, ist dem Streben nach Wissen und Erkenntnis geschuldet. Über die vielseitigen künstlerischen Tätigkeiten geben die Stiftsmuseen Auskunft: Einen hohen Stellenwert genoss im 17./18. Jh. die Stickerei der Kunstgewerbeschule unter der Leitung des aus Kopenhagen stammenden Bruders Benno Haan. Im gleichen Zeitraum profitierte auch die Bildhauerkunst von Umbauten, die das mittelalterliche Kloster in eine Barockanlage verwandelten. Ein bedeutender Künstler war Josef Thaddäus Stammel, der von 1726 bis zu seinem Tod im Stift wirkte. Von ihm stammen die Skulpturen der Bibliothek, in denen - typisch für sein Werk - alpenländische und italienische Einflüsse verschmelzen. Ein verheerendes Feuer zerstörte 1865 das Kloster mit Ausnahme der Bibliothek. Mit dem Wiederaufbau wurde umgehend begonnen.
Sehenswertes
Stiftskirche: Der große Brand im Jahr 1865 verschonte auch die Kirche nicht, was ihr neugotisches Erscheinungsbild erklärt. Sie wurde vier Jahre nach der Katastrophe geweiht und gehört zu den erhabensten steirischen Sakralbauten. Lediglich Teile des Fundaments und die Seitenportale der Westfassade stammen aus romanischer Zeit. Bemerkenswert ist die stilistische Geschlossenheit des dreischiffigen Raums: Das Mittelschiff strebt dem Altar aus Carrara-Marmor zu, flankiert von Wandteppichen aus der Stickereischule des Stifts. Zu den wertvollsten Ausstattungsstücken zählt das Kruzifix unter dem Chorbogen aus dem Jahr 1518. Am Kreuzaltar befindet sich eine Kopie der Admonter Madonna. In der Großen Depression in den 1930er-Jahren sollte das Original nach Nürnberg verkauft werden. Die Landesregierung schaltete sich darauf ein und erwarb das wertvolle Stück aus dem frühen 14. Jh., weshalb es heute im Schloss Eggenberg in Graz zu sehen ist. Sehenswert sind überdies die Werke des Bildhauers Josef Thaddäus Stammel: am Marienaltar die handgeschnitzten Rosenkranz-Medaillons und die großartige Weihnachtskrippe in einer Seitenkapelle.
Stiftsbibliothek: Der Büchersaal im Stil des Barocks gehört zu den bedeutendsten Kunstschätzen in der Steiermark. Allein die Maße lassen staunen: Der Raum ist 70 m lang und 14 m breit, die Kuppel im Zentrum erreicht eine Höhe von ca. 13 m. Der weltweit größte klösterliche Büchersaal beherbergt 70.000 Bände, die allerdings nur einen Teil des Gesamtbücherbestands ausmachen. Die weiß-goldenen Bücherschränke an den Seitenwänden verschmelzen mit den Deckenfresken und mit der üppigen Skulpturenausstattung zu einem Gesamtkunstwerk, das seinesgleichen sucht. 48 Fenster sorgen im Sinne des von der Aufklärung beeinflussten Architekten Josef Hueber für Licht, sodass die Dreigliederung des 1776 vollendeten Saals mit seinen Kuppelgewölben hervorragend zur Geltung kommt. Vom Geist der Aufklärung beseelt sind auch die sieben Deckenfresken des Meisters Bartolomeo Altomonte. Sie illustrieren die verschiedenen Stufen der menschlichen Erkenntnis, die - folgerichtig für eine christliche Institution dieser Art - bei der göttlichen Offenbarung endet. Von den Skulpturen des Stiftsbildhauers Josef Thaddäus Stammel sind die „Vier letzten Dinge“ unter der Zentralkuppel hervorzuheben. Die Allegorien stellen den Tod, das Jüngste Gericht sowie Himmel und Hölle dar. Um den vielen Geheimnissen dieses Büchermekkas auf die Schliche zu kommen, empfiehlt sich ein geführter Rundgang!
Die Museen im Stift
Der prunkvolle Bibliothekssaal
Das Naturmuseum präsentiert einige Raritäten, u. a. 200 Wachsfrüchte aus der Sammlung des 1864 verstorbenen Benediktiners Constantin Keller. Auch die Insektenpräparate lohnen näheres Hinsehen, wobei nur ein kleiner Teil der rund 250.000 Exemplare ausgestellt ist. Die Fliegensammlung gehört zu den größten in Europa. Darüber hinaus sind Präparate einheimischer und exotischer Tiere sowie Mineralien und Gesteine zu sehen.
Das kunsthistorische Museum zeigt bedeutende Exponate aus dem Klosterfundus: Skulpturen und Gemälde vom Mittelalter bis zum Barock, Altarbilder und Glasmalerei aus spätgotischer Zeit, ein Prunkstück der Sammlung sind die „Schönen Madonnen“ aus der einstigen Sammlung Kuno Mayer. Seit dem Ende des letzten Jahrtausends baut das Stift obendrein eine Sammlung österreichischer Gegenwartskunst auf. Eine multimediale Schau über die Geschichte der Benediktiner und Wechselausstellungen ergänzen das üppige Angebot. Für die vorbildliche Präsentation der natur- und kulturhistorischen Sammlungen erhielt das Stift den Österreichischen Museumspreis.
♦ Mitte März bis Anfang Nov. tägl. 10-17 Uhr, Nov. bis Febr. Fr 10-12, Sa/So bis 14 Uhr. Betriebspause Anfang/Mitte März. 11,50 €, erm. ab 5 € inkl. einer ca. 45-minütigen Führung durch die Bibliothek. Admont 1, www.stiftadmont.at.
Rund um Admont
Stadt und Stift sind auf drei Seiten von schroffen Kalkalpengipfeln eingerahmt. Ein schöner Blick auf die Berge eröffnet sich vom Stiftsteich aus: Der Admonter Reichenstein (2251 m) spiegelt sich im Wasser, auf der anderen Seite grüßt aus der Ferne der schroffe Kamm der Haller Mauern. Kulissenhaft ragen östlich vom Admonter Becken die gezackten Gipfel der Hochtor- und Buchsteingruppe auf. Unmittelbar über dem Städtchen thront das Schloss Röthelstein auf einer Nase: Die barocke Sommerresidenz der Äbte von Admont aus dem 17. Jh. beherbergt ein Jugend- und Familiengästehaus (→ Übernachten/Essen & Trinken). Die rechteckige Schlossanlage birgt einen Arkadenhof mit modernem Glasdach, eine Kapelle sowie den freskengeschmückten Rittersaal.
Frauenberg: 6 km westlich von Admont ruht auf einem Hügel über dem Ennstal die Wallfahrtskirche Mariä Opferung. Der Pilgerstrom setzte zu Beginn des 15. Jh. ein, nachdem das Ennshochwasser eine Marienfigur aus Holz mit sich geführt hatte, die sich just am Hügel im Gesträuch verfing − und hängen blieb. Göttliche Fingerzeige im Anschluss an das wundersame Ereignis führten zu dem Entschluss, auf dem Kulm eine Gnadenkapelle zu errichten. Während der Gegenreformation wurde das Pilgerziel im zeitgemäßen Stil des Barock umgestaltet,