Mirroring Hands. Richard Hill

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Mirroring Hands - Richard  Hill


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die sie gemieden hatte. Sie hatte sich um ihr verletzliches privates Selbst kümmern können und hatte ihrem »Schutzengel-Selbst« so eine wohlverdiente Ruhepause ermöglicht. Erstaunlicherweise hatte sie den größten Teil dieser Arbeit ohne jedes Eingreifen meinerseits und ohne jede Anweisung von mir erledigt. So hatte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte: eine Möglichkeit, ihre Heilung selbst einzuleiten. Wahrscheinlich würde sie bestätigen, dass diese 60 Minuten ihr Leben völlig verändert haben. Gleichzeitig haben sie auch mir einen sehr wichtigen Anstoß gegeben.

       Worum geht es in diesem Buch?

      Wir werden im Folgenden erklären, wie man mithilfe der Mirroring-Hands-Technik therapeutische Prozesse der geschilderten Art ermöglichen und fördern kann. Außerdem werden wir aufzeigen, wie sich unser therapeutischer Ansatz in alle Arten von Therapien und sogar in das Alltagsleben integrieren lässt. Die Frau in unserem Beispielfall fand auf zahlreichen Ebenen natürliche »innere« und »zwischen«-Verbindungen, die buchstäblich ihre Psychoneurobiologie veränderten. Die Realisationen und Wandlungen, die sie erlebte, deuten auf zahlreiche implizite Aktivitäten hin, unter anderem hinsichtlich der Neuroplastizität und neuronaler Integrationen, kognitiver Wahrnehmungen, die das Gewahrsein verändern, der Genexpression und Proteinsynthese, die diese Prozesse ermöglichen, und potenzieller epigenetischer Veränderungen ihrer DNS (Rossi et al. 2008 b, S. 39–44; Simpkins a. Simpkins 2010). Auf der beobachtbaren Ebene erlebte die Klientin offensichtlich neue Gedanken und ein tieferes Selbstverständnis. Sie war zu ihren Problemlösungsfähigkeiten in Kontakt getreten und war bereit, selbst an ihrer Heilung zu arbeiten. Wir werden beschreiben und demonstrieren, wie man Mirroring Hands einsetzen kann, aber wir werden auch – und das ist mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger – den Wissens- und Verständnisrahmen erforschen, der mit diesem Prozess zusammenhängt und ihn unterstützt. Wir unterscheiden sieben Varianten von Mirroring Hands. Sie werden in Kapiteln dargestellt, die unterschiedliche Aspekte des umgebenden und unterstützenden Rahmens beleuchten. Das vollständige Bild wird im Laufe des Buches sichtbar werden, während wir Sie mit den Einzelheiten der Technik und den Grundlagen des Mirroring-Hands-Ansatzes vertraut machen.

       Wann, wo und warum?

      Vielleicht wird es Sie überraschen zu hören, dass die Presidential Task Force der American Psychological Association im Jahre 2006 eine formelle Definition entwickelt und publiziert hat, die nicht die Bedeutung der Evidenz in den Mittelpunkt stellt:

      »Evidenzbasierte Praxis in der Psychologie (EBPP) ist die Integration der besten verfügbaren Forschungsergebnisse und klinischer Expertise im Kontext der Charakteristika, der Kultur und der Präferenzen des Patienten« (Übers. d. Ü.; American Psychological Association Presidential Task Force on Evidence-Based Practice 2006, S. 273).

      Es ist ziemlich klar, dass der Klient der Kontext ist und dass die Therapie, die Intervention oder die benutzte Technik nur ein Teil der Integration von zuverlässiger Praxis, Erfahrung des Klinikers und Reaktion des Klienten ist. Ein klientenzentrierter Ansatz ist nichts Neues. Ein solcher wurde erstmals von Carl Rogers in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorgestellt (Rogers 1957a, S. 199–203; Rogers 2007, S. 240–248.). Wir sind der Auffassung, dass beim Bemühen um eine wirksame Therapie ein noch tiefgründigeres Engagement möglich ist, wenn man den Therapeuten bittet, noch einen weiteren Schritt vom Klienten zurückzutreten, sobald dieser »zentriert« ist, und es so der Therapie zu ermöglichen, sich auf klientenresponsive Weise zu entfalten. Bei der Frage nach dem Wann, Wo und Warum geht es also wesentlich um den Klienten, nicht um eine irgendwie vorgeschriebene oder übliche Behandlung und um vorgegebene Therapieprogramme oder -pläne. Nun ist auch dies zu relativieren, will man der Tatsache Rechnung tragen, dass es Fälle gibt, in denen ein Therapeut bei einem Klienten einen großen Teil der Arbeit selbst tun und eventuell sogar ein Therapieprogramm entwickeln muss. Bei genauerer Betrachtung kann man allerdings sogar solche Situationen als klientenresponsiv bezeichnen, weil der Klient zeigt, dass er Hilfe braucht, um an einen Punkt zu gelangen, wo er mit der eigenen Arbeit beginnen kann.

      Die Methode »Mirroring Hands« wird zum bestmöglichen Zeitpunkt, am bestmöglichen Ort und mit den besten Absichten vorgestellt – wann, wo und warum – in Reaktion auf die Äußerung des Klienten über seine Bedürfnisse. Nach unserer Auffassung ist das in jeder Art von Therapie möglich, weil die bestmögliche Therapie grundsätzlich aus der Interaktion zwischen dem Klienten und dem Therapeuten resultiert (Stiles et al. 1998, S. 439–458; Hatcher 2015, S. 747–757). Deshalb ist es nicht in unserem Interesse, im Voraus festzulegen, unter welchen Bedingungen Sie Mirroring Hands einsetzen sollten, sondern es geht uns darum, Ihnen aufgrund unserer eigenen Erfahrungen mit dieser Methode Empfehlungen an die Hand zu geben.

       Wenn Sie »einfach nicht wissen«

      Mirroring Hands wird oft benutzt, um den Stillstand, das »Ich weiß nicht« eines Klienten, zu überwinden oder sogar ein »Wir wissen nicht« wie in dem zu Beginn dieser Einleitung beschriebenen Fall. Natürlich ist das letztlich der Grund, aus dem Menschen zur Therapie kommen – weil sie nicht wissen, was Sie tun sollen, oder weil sie nicht wissen, was Ihr Problem wirklich beinhaltet. Manchmal sprechen sie über das Gefühl, dass es da etwas zu wissen gibt, das sie aber einfach nicht erreichen können, oder dass etwas den Zugang zu diesem Wissen versperrt.

      Abgesehen von den Techniken oder Prozessen, die im Laufe einer Therapiesitzung genutzt werden, geht es zunächst immer um den Aufbau einer therapeutischen Allianz (Lambert a. Barley 2001, S. 357–361). Dies beginnt oft mit einem Gespräch über die Probleme des Klienten – ein für die meisten Therapeuten sehr vertrauter Anfang. Das Gespräch basiert weitgehend auf explizitem Gewahrsein, und sowohl der Klient als auch der Therapeut verbalisieren dabei oder drücken auf andere Weise bewusst aus, was sie denken oder fühlen. Interpersonaler Rapport ist für den Aufbau einer Vertrauensbeziehung zum Klienten und für sein Sicherheitsgefühl unverzichtbar. Sobald Vertrauen und ein Gefühl der Sicherheit entstanden sind, kann mit der Arbeit an dem Problem begonnen werden, dessentwegen der Klient sich in Therapie begeben hat.

      Unterhalb des Bewusstseins befindet sich eine innere, implizite Welt, die weder sprachlichem Ausdruck noch bewusstseinsgesteuertem Verhalten unmittelbar zugänglich ist. Diese Welt ist verborgen, schwer fassbar und abstrakt. Erinnerungen und Gefühle, die kaum zu ertragen sind, werden oft »absichtlich« in der impliziten inneren Welt verborgen. Verhaltensweisen und Emotionen können an der Oberfläche des Bewusstseins zutage treten, als


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