Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
Читать онлайн книгу.mit meinem besten Pokergesicht. »Ich kann das dagegen nicht, folglich würde ich mit dem Schiff abstürzen und dabei ums Leben kommen! Wenn ich aber tot bin, kann ich euch nichts mehr über Anima berichten – wollt ihr wirklich, dass es soweit kommt?«
Sekundenlang herrschte daraufhin Schweigen in der Zentrale, die Pupillen der beiden Krelquotten verengten sich sichtlich. Sie dachten angestrengt nach, vielleicht fragten sie auch bei anderen Rassegenossen telepathisch um Rat.
Ich wiederum war nicht ganz so sicher, wie ich mich gab.
Falls die STERNSCHNUPPE wieder ihre Antriebsenergie verlor, mussten bis zu ihrem Absturz und dem Zerschellen am Boden noch mehr als zehn Sekunden vergehen. Zeit genug also für die Pseudobären, mich zu ergreifen und mit in ihren Teleportationssprung zu nehmen – würden sie wohl klug genug sein, um das zu begreifen?
Das wusste ich natürlich nicht, aber ich legte den größten Wert darauf, weiter am Leben zu bleiben. Deshalb griff ich verstohlen in das Fach vor mir, in dem ein kleiner Paralysator verborgen war. Die Krelquotten konnten nicht wissen, dass diese Waffe nur lähmte, statt zu töten, also konnte schon ihr bloßer Anblick sie davon abhalten, einen scheinbar falschen Schritt zu tun.
Die Sekunden schienen sich endlos zu dehnen, ich war auf alles mögliche gefasst. Meine Hand umklammerte bereits den Griff des Paralysators, und ich schob den Sicherungshebel zur Seite.
Ich glaube nicht, dass du ihn brauchen wirst, sagte der Extrasinn, aber das erschien mir gar nicht so sicher.
Die Mentalität der Krelquotten war mir nach wie vor ein Rätsel, Logik schien aber nicht ihre besondere Stärke zu sein. Was mochte wohl bei ihnen die Priorität besitzen, die Wahrung ihrer diversen Geheimnisse, oder das Verlangen nach dem Wissen über Anima?
Letzteres war der Fall – die Entscheidung fiel zu meinen Gunsten aus! Plötzlich kam wieder Leben in die bepelzten Gestalten, und dann sagte Nummer eins grollend:
»Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass dir etwas geschieht, uns ist jedes denkende Leben heilig. Handle also jetzt so, wie du es für notwendig hältst, sofern du nur später bereit bist, dein Versprechen zu halten.«
Das klang in meinen Ohren wie Sphärenmusik, mein zweites Ich hatte also doch Recht behalten. Ich entspannte mich wieder, legte die Waffe weg und erklärte:
»Ich habe vor, zunächst mit den Daila da unten zu reden, um von ihnen einiges zu erfahren. Anschließend können wir dann den Flug fortsetzen, ich stehe immer zu meinem Wort. Du hast mitgehört, STERNSCHNUPPE?«
»Natürlich, Atlan, ich bin wieder ganz in Ordnung«, versicherte das Schiff.
»Gut, dann bestimme da unten einen geeigneten Landeplatz und gehe dort nieder. Ich werde für einige Zeit hinausgehen, sobald ich dann zurückkehre, wird der Flug fortgesetzt. Verhalte dich indessen passiv und tue nichts, das unseren Gästen in irgendeiner Weise missfallen könnte, klar?«
8.
Wir landeten auf einem größeren freien Platz etwa zwei Kilometer weiter, jenseits der bebauten Felder.
Dort gab es eine Art von Wohnsiedlung, ich zählte mindestens hundert niedrige Häuser. Die Krelquotten hatten die Daila zwar aus ihren Städten vertrieben, ihnen danach aber wenigstens gestattet, sich Ersatzunterkünfte zu schaffen.
Oder war das vielleicht nur eine Illusion – gaukelten mir die Pseudobären mittels ihrer Parakräfte dies alles nur vor ...?
Dieser Gedanke kam mir unwillkürlich, als während des Anflugs das Bild auf den Sichtschirmen plötzlich undeutlich wurde und dann ganz verschwand.
Diese Wesen waren schließlich imstande, so lebensechte psionische Projektionen zu schaffen, dass selbst ich bei ihrem Erscheinen in der Schiffszentrale darauf hereingefallen war! Versuchten sie nun dasselbe hier noch einmal, um ihren Ausspruch zu untermauern, dass ihnen intelligentes Leben heilig war?
Bei ihnen hielt ich praktisch fast alles für möglich, und ich wurde folglich skeptisch und unsicher.
Ich kannte zwar vom Solaren Imperium und der späteren Hanse her viele Mutanten, doch das waren immer nur Ausnahmen innerhalb der großen Masse ihrer Völker gewesen. Auch bei den Daila hatte ihr Anteil bestimmt weit unter einem Prozent gelegen; ihre Zahl war nur im Verlauf vieler Jahrhunderte durch die zwangsläufige Inzucht auf den Exilplaneten zum heutigen Umfang angewachsen.
Die Krelquotten dagegen mussten, ungeachtet ihrer scheinbaren Primitivität, als Volk in seiner Gesamtheit im Besitz starker paramentaler Gaben sein. Vermutlich differierten diese bei ihnen aber ebenfalls. Multi-Mutanten vom Schlag eines Mausbibers Gucky waren wohl kaum die Regel.
Doch schon ein paar hundert solcher Ausnahmeerscheinungen waren mehr als nur ausreichend, um Millionen von »Normalen« in jeder Hinsicht beeinflussen zu können!
Vielleicht hatten sie sich bei den Daila auf Cirgro deshalb so lange zurückgehalten, weil diese größtenteils auch Mutanten gewesen waren? Zwar keine besonders starken, aber eine gewisse geistige Parallele hatte es eben doch gegeben. Deshalb mochten sie die fremden Ankömmlinge toleriert haben in der Hoffnung, dass sich ihr psionisches Niveau mit der Zeit dem ihren angleichen, zumindest aber annähern würde.
Doch soweit war es nicht gekommen. Das genaue Gegenteil war eingetreten, als der Prospektor Moxey die »Glückssteine« fand.
Sie hatten bei den Daila nicht nur die Sehnsucht nach ihrer Heimatwelt Aklard getilgt, sondern ihnen auch die Psi-Gaben ganz geraubt. Das festzustellen, musste ein Schock für die Krelquotten gewesen sein, und bald darauf war schon der nächste gefolgt.
EVOLO hatte den Planeten heimgesucht, ihnen selbst offenbar jedoch nichts anhaben können. Dafür hatte dieses Gebilde aber den Glückssteinen ihre psionische Komponente geraubt, und nach seinem Abzug war plötzlich alles wieder ganz anders gewesen.
Die Daila-Mutanten erhielten ihre Fähigkeiten zurück, nun waren diese aber viel stärker als zuvor. Das wäre für die Pseudobären an sich ein Grund zur Freude gewesen, konnten sie doch jetzt wirklich hoffen, dass eine Angleichung der Psi-Potenziale beider Völker nahe war.
Doch die dritte Enttäuschung war sofort gefolgt ...
Die Daila konnten ihre überstarken Gaben nicht unter Kontrolle bringen, Fehlleistungen am laufenden Band traten ein. Die Folgen waren dann so verhängnisvoll gewesen, dass die Krelquotten sich entschlossen, dagegen anzugehen.
Offenbar jedoch nicht mit den richtigen Mitteln.
Ein Teil von ihnen hatte alle Fremden in die Flucht getrieben und danach die Psi-Sperre um Cirgro errichtet. Damit wurde auch die latente Gefahr durch die Hyptons und Ligriden beseitigt, die Ereignisse draußen im Weltraum waren allerdings schlimm und für viele Raumfahrer tödlich gewesen.
Die Pelzwesen verstanden jedoch nichts von technischen Dingen, sie hatten wohl kaum begriffen, wie vielen Fremden ihr Vorgehen das Leben gekostet hatte. Ihr Gros hatte voll damit zu tun gehabt, die Daila unter Kontrolle zu bringen, aber eben mit untauglichen Mitteln. Die von ihnen projizierten Phantome hatten erst recht ein Chaos verursacht, und dann ...
Hör nun endlich damit auf, lange zu spekulieren!, unterbrach der Logiksektor meine Überlegungen mit einem scharfen Impuls. Dies alles ist doch nur eine brotlose Kunst, der Wirklichkeit kommst du damit wohl nur entfernt nahe. Falls überhaupt, die Dinge hier auf Cirgro dürften viel komplizierter sein, als du glaubst. Geh hinaus, unterhalte dich mit den Daila und versuche, direkten körperlichen Kontakt zu bekommen! Erst dann wirst du genau wissen, ob sie echt sind oder nicht.
Ich seufzte leise, und im gleichen Augenblick sagte das Schiff: »Entschuldige bitte die kurzfristige Störung der Bildsysteme, Atlan! Ich musste mich voll auf die Landung konzentrieren, und inzwischen trat eine Interferenz auf, offenbar eine Spätfolge aus der Zeit, in der ich handlungsunfähig war. Ich habe sie jetzt behoben, alle Optiken funktionieren wieder einwandfrei.«
»Danke, STERNSCHNUPPE«, gab ich automatisch zurück, und dann war meine »Grübelperiode« vorbei. Ein Blick auf die Bildschirme sagte mir, dass sie nun wieder einwandfrei funktionierten, und dass das