Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
Читать онлайн книгу.waren seinem Wirken schließlich schon einmal ausgesetzt gewesen – und das hatte ihnen nicht geschadet!
Sie hatten ihre Fähigkeiten voll behalten, und dies hatten sie nicht nur den hiesigen Daila, sondern auch allen Fremden sehr drastisch bewiesen. Uns ebenfalls, sie hatten mit der STERNSCHNUPPE, mir und meinen Gefährten regelrecht Katz und Maus gespielt.
Doch dies alles wurde nebensächlich, falls es mir gelang, sie zur Hilfe gegen EVOLO zu gewinnen! Als Wesen, die gegen seine verderblichen Kräfte immun waren, mussten sie geradezu die idealen Verbündeten für mich sein.
Du wirst allerdings wohl verdammt lange stricken müssen, ehe da ein Netz draus wird!, warf mein Extrahirn sarkastisch ein. Ihr ganzes Verhalten passt in kein geläufiges Schema, ihr Denken dürfte dem deinen kaum halbwegs adäquat sein. Schließlich sind sie ein typisches Naturvolk, vergiss das nicht.
Zu einer passenden Entgegnung kam ich nicht mehr, ich musste mich wieder um die Daila kümmern. Sie sahen mich erwartungsvoll an, ich nickte ihnen zu und lächelte verhalten.
»Das freut mich für euch«, knüpfte ich an die letzten Worte des Ältesten an. »Doch jetzt ist hier Sommer, da lässt sich alles noch relativ gut ertragen – was wird aber sein, wenn der Winter kommt? Diese Hütten bieten euch doch schon gegen Regen kaum Schutz, bei Frost und Schnee wird es darin nicht mehr auszuhalten sein.«
Verlago zuckte mit den Schultern und lächelte ebenfalls.
»Die Krelquotten werden es wissen!«, gab er lakonisch zurück. »Sie haben versprochen, uns in allem zu helfen, also werden sie es auch weiterhin tun. Wir vertrauen ihrem Wort.«
Das kam so selbstverständlich heraus, dass ich darauf verzichtete, noch weiter zu argumentieren.
Diese Leute glaubten an das, was der Alte eben gesagt hatte, das bewiesen mir auch die Mienen der anderen. Gegen einen festen Glauben lässt sich aber mit Worten allein nicht ankommen, selbst wenn man mit den sprichwörtlichen Engelszungen redet, das hatte ich schon oft genug erfahren.
Außerdem warteten die beiden Bärenwesen im Schiff darauf, dass ich zu ihnen zurückkehrte, und übermäßige Geduld schien nicht eben ihre Stärke zu sein. Ich legte wenig Wert darauf, von ihnen mit mehr oder weniger Nachdruck an Bord geholt zu werden, aber etwas wollte ich nun doch noch erfahren.
»Wo leben die Krelquotten denn eigentlich?«, fragte ich. »Wenn sie immer schon bald zur Stelle sind, wenn ihr sie braucht, müssen sie doch irgendwo hier in der Nähe sein.«
»Wir wissen es nicht, Atlan«, erwiderte einer der anderen alten Männer. »Früher hieß es, dass sie irgendwo regelrechte Städte oder zumindest Ansammlungen von Gebäuden hätten, aber meines Wissens hat diese nie jemand richtig zu Gesicht bekommen. Wir durften nach einem mit den Vorfahren getroffenen Abkommen jene Gebiete nicht mit Gleitern befliegen, die für uns tabu waren ...«
Weiter kam er nicht, denn nun tauchten urplötzlich wie aus dem Nichts die beiden weißen Pseudo-Bären zwischen uns auf.
Ich zuckte unwillkürlich zusammen, die Daila dagegen zeigten keinerlei Reaktion. Sie hatten sich offenbar längst an diese Art ihres Erscheinens gewöhnt, und früher waren ja auch Teleporter unter ihnen gewesen. Rechtfertigte vielleicht diese gewisse, wenn auch kaum sehr enge geistige Verwandtschaft das blinde Vertrauen, das die Bewohner von Cirgro in diese Wesen setzten?
Möglich war es durchaus trotz allem, was hier in den letzten Monaten vorgefallen war. Es wäre interessant für mich gewesen, auch das noch zu erfahren, aber die Krelquotten gaben mir keine Gelegenheit mehr dazu.
»Länger können wir nicht mehr warten!«, brummte Nummer eins; ich erkannte ihn an den etwas größeren Ohren. »Du hattest genügend Zeit, um mit den Leuten zu reden, und hast dabei alles erfahren, was sie dir sagen konnten. Kehre nun also ins Schiff zurück, damit wir weiterfliegen können.«
Natürlich – sie wussten recht genau, was hier zwischen mir und den unfreiwilligen Siedlern besprochen worden war! Zwar hatten sie meine Gedanken nicht lesen können, dafür aber die der Daila, und aus diesen Wort für Wort erfahren. Ihnen zu widersprechen, war sinnlos, sie saßen eindeutig am längeren Ende des Hebels.
Dann hätten sie mich nur auf ihre spezielle Weise wieder in die STERNSCHNUPPE transportiert; und dagegen sträubte sich mein ganzes Naturell, ich mochte nicht wie ein lebloses Möbel behandelt werden. Ich sagte also Verlago und seiner Gruppe ein paar Abschiedsworte, setzte mich dann in Bewegung und ging betont langsam zum Schiff.
Als ich in der Zentrale ankam, waren sie natürlich längst da, und mein Extrasinn bemerkte: Entsinnst du dich der irdischen Fabel von Hase und Igel? Was immer du auch tun wirst, sie werden dir ebenfalls stets um einiges voraus sein! Gegen ihre Psi-Gaben kommst du als schäbiger Normaler einfach nicht an.
»Danke für die moralische Aufrüstung«, gab ich bissig zurück und fügte noch einige Unfreundlichkeiten hinzu. Das brauchte ich jetzt einfach, um mich abzureagieren.
Die Sorge um Chipol und Mrothyr kam noch hinzu. Wer weiß, wie es ihnen inzwischen ergangen war? Die Bepelzten nach ihnen zu fragen, war aber witzlos, sie hätten mir doch keine Auskunft gegeben. Ich musste also warten, bis wir bei den »Oberbären« waren, vielleicht ließ sich mit ihnen halbwegs vernünftig reden.
Sie wollten etwas von mir, und das stärkte meine Position doch um einiges. Natürlich würde ich auf der Freigabe meiner Freunde bestehen, etwas anderes kam für mich gar nicht in Frage.
Weshalb sich diese Wesen gerade für Anima interessierten, war mir noch immer rätselhaft. Doch ich sah keinen Grund, ihnen hier etwas zu verschweigen, schaden konnte ich ihr damit wohl kaum. Und wenn die Krelquotten erst hatten, was sie wollten, war die Zeit gekommen, mit ihnen über EVOLO und ein mögliches Bündnis gegen ihn zu reden.
Eine echte Gegenleistung konnte ich ihnen leider nicht bieten, also kam es auf ein möglichst geschicktes Taktieren an. Notfalls musste ich eben die Wahrheit etwas zurechtbiegen, aber angesichts der Bedrohung für ganz Manam-Turu war mir alles recht, wenn ich nur die Krelquotten auf unsere Seite bekam. Durchschauen konnten sie mich als psionisch »Immunen« keinesfalls, und dies war ein unschätzbarer Vorteil für mich.
Die STERNSCHNUPPE erkundigte sich nach dem weiteren Kurs, und Nummer zwei gab mir zunächst die allgemeine Richtung an.
Sie wich um einiges von der früheren ab, nun ging es plötzlich fast genau nach Westen. Hatten mich die Bärenwesen vielleicht am Anfang absichtlich zur Siedlung der Daila dirigiert, damit ich sehen sollte, was aus diesen geworden war?
Das war durchaus möglich, doch für mich spielte es nun keine Rolle mehr. In relativ kurzer Zeit mussten wir am Ziel sein, ich würde Mrothyr und Chipol wiedersehen, und alles weitere ergab sich dann ganz von selbst.
Wir starteten wieder, und ich wies das Schiff an, diesmal um einiges schneller zu fliegen. Wir überquerten die Felder, auf denen die Verschleppten noch immer eifrig bei der Arbeit waren, und bald darauf kamen einige weitere Ansiedlungen der Daila in Sicht. Die große Ebene hier schien recht fruchtbar zu sein, also mussten sie wenigstens in einer Hinsicht nicht allzu viel entbehren.
*
Nach einer Viertelstunde änderte sich das Bild.
Das Gelände wurde hügelig, hier gab es keine Felder mehr, dafür aber wieder ausgedehnte Waldgebiete. Ich rechnete damit, nun bald an Ort und Stelle zu sein, und sah die beiden Krelquotten fragend an, doch sie reagierten nicht. Ich zuckte mit den Schultern, holte mir etwas zu trinken und wartete dann notgedrungen weiter.
Nicht mehr lange, dann erschien ein Gebirge vor uns, und die STERNSCHNUPPE stieg höher auf. Nun sah ich in der Ferne plötzlich das unverkennbare Blinken einer großen Wasserfläche, in der sich das Sonnenlicht blau spiegelte – unser Flug ging auf offenes Meer hinaus, wir verließen diesen Kontinent.
Ich beschloss, mich nun über gar nichts mehr zu wundern, und auch mein Extrasinn enthielt sich einer Stellungnahme. Bald war die Küste erreicht, unter uns fielen die Felsen steil ab, von den anbrandenden Wogen des Ozeans umspült.
Genau in diesem Augenblick sagte das