Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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aber die dazu benötigte Energie hatten sie mir entzogen.

      Als ich im Sessel des Cockpits saß, war mir, als flösse mir von den Geräten ringsum neue Kraft zu. Ich konnte die Arme wieder bewegen – und ich setzte mich in Positur, um die Druckleisten, die Sticks und die Sensorschaltungen bedienen zu können.

      »POSIMOL spricht!«, meldete sich die Bordpositronik mit verzerrter Stimme. »Du musst den gelben Sensorpunkt rechts von deinem rechten Daumen berühren, wenn du das Schiff übernehmen willst, Modulmann!«

      Ich ließ es mir nicht zweimal sagen.

      Sofort nach der Berührung erwachten die Instrumente der Kanzel zu ihrem elektronischen und positronischen Leben. Ich sah auf den Bildschirmen der Außenbeobachtung, dass die gelbrote Sonne Muruth an Steuerbord im Raum stand, während an Backbord voraus eine blauweiße Planetenkugel schwebte.

      Cirgro!

      »Beeile dich, bitte!«, hörte ich Anima flüstern.

      Ich erwiderte nichts darauf, sondern konzentrierte mich ganz auf die Steuerung der STERNENSEGLER. Das Impulstriebwerk im Heck des Schiffes schickte seine Korpuskularstrahlung als unglaublich dichte Energielanze ins All und stieß sich daran ab.

      Langsam wanderte Cirgro in die Mitte des Bugschirms.

      Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Stelle, an der sich das Temporalschleusenschiff befunden hatte. Es hatte keine Spur hinterlassen – nicht einmal einen dünnen leuchtenden Gasschleier.

      Rein theoretisch hätte es natürlich sein können, dass es noch nicht dagewesen war. Es hatte solche und ähnliche Fälle gegeben; während der Ausbildung auf der Zeitschule von Rhuf war darüber berichtet worden.

      Aber in diesem speziellen Fall existierte diese Möglichkeit nicht. Die Macht, die versucht hatte, Neithadl-Off, die beiden Saltics und mich temporal von Anima abzukoppeln, besaß keine eigenen Fähigkeiten der Zeitmanipulation. Sie konnte den Abkopplungsversuch nur unternommen haben, wenn das Temporalschleusenschiff dagewesen war, nicht aber, wenn es erst in der Zukunft da sein würde.

      Es war ein stümperhafter Versuch gewesen.

      Dennoch gab ich mich nicht der Illusion hin, dass wir das Spiel um Atlan schon gewonnen hatten. In der Stabilzeit mochte sich die fremde Macht als stärker erweisen.

      Alles war noch offen.

      Das bestätigte sich ziemlich rasch, als wir uns Cirgro bis auf wenige Lichtsekunden genähert hatten.

      Von einer Sekunde zur anderen fielen alle Bildschirme und Ortungssysteme aus. Nur die Triebwerkskontrollen zeigten, dass das Impulstriebwerk und die Korrekturdüsen weiter arbeiteten und das Schiff für den Eintritt in die Planetenatmosphäre abbremsten und ausrichteten.

      »Was ist passiert?«, pfiff Neithadl-Off.

      »Keine Sorge!«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Man wird das Schiff auf Cirgro landen, denn man hat eingesehen, dass Anima ohne dich und mich niemals heil ankommen würde.«

      »Ich kann recht gut eine Landung vollbringen!«, protestierte die Hominidin.

      »So meinte ich es auch nicht«, erwiderte ich. »Was ich sagen wollte war, dass die fremde Macht befürchtete, du könntest das Schiff nicht gegen unseren Widerstand hinunterbringen.«

      »Oh!«, entfuhr es Anima. »Du und Neithadl-Off, ihr hättet wirklich verhindern können, dass ich die STERNENSEGLER auf Cirgro lande?«

      »Nein, aber die fremde Macht hätte uns alle und das Schiff vernichtet, wenn meine Prinzessin und ich nicht nachgegeben und der Macht die Einsicht vermittelt hätten, dass sie uns tolerieren kann, ohne die Verfolgung ihrer eigenen Interessen aufzugeben.«

      »Und wer ist diese Macht?«, warf Neithadl-Off ein.

      »Woher soll ich das wissen«, gab ich zurück. »Vielleicht die Daila, vielleicht die Krelquotten oder vielleicht noch gänzlich Unbekannte.«

      *

      Eine halbe Stunde später schienen wir der Lösung des Rätsels nähergekommen zu sein.

      Wir waren »blind und taub« gelandet, aber wir waren gelandet. Die Triebwerkskontrollen bewiesen es. Sie standen auf null.

      Die beiden Saltics halfen mir aus dem Sessel und die Treppe hinunter. Den Weg zur Zentrale legte ich allein zurück. Zwar fühlte ich mich noch immer wie zerschlagen, aber schon nicht mehr so total ausgebrannt, wie ich mich etwa eine Stunde vorher gefühlt hatte.

      Als der Aufbau auf dem KOM-Sektor der Bordpositronik in grellem Leuchten flackerte, wusste ich, dass die nächste Etappe auf dem Weg zu Atlan – oder ins Verderben – bevorstand.

      »Ihr könnt aussteigen!«, sagte POSIMOL. Ihre Stimme klang immer noch verzerrt, anscheinend ein Anzeichen dafür, dass die Positronik noch von außerhalb beeinflusst wurde. »Ich öffne die Bodenschleuse.«

      Neithadl-Off nahm ihren Quintadimwerfer zwischen die Vordergliedmaßen, und auch die beiden Saltics hielten plötzlich Waffen in den Händen.

      »Nein!«, sagte Anima scharf. »Waffen gefährden den Frieden!«

      »Und wenn die andere Seite bewaffnet ist?«, wandte die Vigpanderin ein.

      »Warum sollte sie?«, gab Anima zurück. »Sie hat die STERNENSEGLER auf Cirgro gelandet. Warum hätte sie das tun sollen, wenn sie uns nicht auf dem Planeten haben wollte?«

      »Vielleicht will sie nur das Schiff«, meinte Navak.

      »Zerreden wir die Zeit und unsere Chancen nicht!«, mahnte ich. »Ich denke, dass die fremde Macht hauptsächlich an Anima interessiert ist. Uns toleriert sie, obwohl sie anfangs versuchte, uns gewaltsam von Cirgro fernzuhalten. Inzwischen aber hat sie eingesehen, dass Anima unsere Hilfe braucht. Steckt die Waffen weg! Wenn wir mit Gewalt drohen, erregen wir Furcht – und Furcht ist kein guter Ratgeber – für niemanden.«

      Neithadl-Off und die Saltics beherzigten den Rat – und Nussel war sowieso unbewaffnet, von seinem Horn abgesehen.

      »Können wir unbesorgt die Helme öffnen, POSIMOL?«, wandte ich mich an die Positronik, während wir zur Bodenschleuse gingen.

      »Ja, Modulmann«, antwortete POSIMOL.

      »Und wenn sie zu falschen Angaben gezwungen wird?«, flüsterte Neithadl-Off.

      Ich antwortete nicht darauf, denn alles, was zu sagen gewesen war, hatte ich schon gesagt. Das schien auch die Vigpanderin einzusehen, denn sie brachte keinen weiteren Einwand vor.

      Eine Minute später öffnete sich das Außenschott der Bodenschleuse.

      Es war durchaus nicht bedrohlich, was ich sah, aber es war außergewöhnlich.

      Die STERNENSEGLER war auf einem von zahlreichen, dicht an dicht stehenden Gebäuden umgebenen Platz gelandet – mitten in einer Stadt!

      Es war ein kreisrunder Platz, befestigt mit großen dreieckigen und halbkreisförmigen Platten aus dunkelgrünem, glasig wirkendem Hartplastik. Ein lockeres Netz aus schmalen, tiefen Rinnen durchzog die Platzbefestigung, Rinnen, in denen kristallklares Wasser hurtig dahingluckste.

      Die Gebäude!

      Ich blickte mich aufmerksam und konzentriert um. So etwas wie diese Gebäude hatte ich noch nie gesehen. Sie waren hoch und schmal und drängten sich gegeneinander versetzt aneinander, jedes Haus in einer anderen Farbe – und nicht glänzend oder gar leuchtend, sondern stumpf.

      Das war aber gar nicht so ungewöhnlich.

      Was sie von allen anderen Gebäuden unterschied, die ich bisher gesehen hatte, war ihre lamellenförmige Struktur. Sie ließ mich unwillkürlich an die Lamellen utkharischer Riesenpilze denken.

      Utkharien!

      Ein emotionaler Sturm tobte durch meine Synapsen.

      Was für uralte Erinnerungen verbanden sich mit dem Wort Utkharien?

      Ich schüttelte diese Emotionen und Erinnerungsfetzen


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