Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
Читать онлайн книгу.auf die Fußspuren, die die Mutantin im weichen Sand hinterlassen hatte. Aber sie würden aufmerksam werden, sobald sie die Menge von Spuren rund um die Felsnadeln und die umgebenden Steinbrocken entdeckten.
Opala wartete, bis der letzte der Helme hinter der Bodenwelle verschwunden war. Sie erhob sich und folgte den Fremden auf parallelem Weg. Sie hielt ab und zu Ausschau, und als die Felsnadeln in ihrem Sichtfeld auftauchten, entsicherte sie ihre Waffe und schlich näher an die Ligriden heran, die sich lautlos fortbewegten. Die Mutantin musste noch leiser sein als sie. Aufgrund ihrer Begabung konnte sie die Gruppe sehr leicht lokalisieren und verfolgte ihre Taktik. Sie teilte sich auf. Immer zwei bezogen einen Posten, die übrigen schlichen weiter. Sie kreisten die Senke ein. Die Daila in ihrem Versteck schienen noch nichts bemerkt zu haben.
Opala handelte. Ihr Paralysator begann zu singen. Nach und nach schaltete sie die Zweiergruppen aus. Als die letzte in Position gegangen war und der Anführer das vereinbarte Signal gab, da geschah gar nichts. Keine Ligriden tauchten auf der gegenüberliegenden Seite der Senke auf, und das Signalgerät glitt dem plötzlich Gelähmten aus der Hand und zersprang auf dem kahlen Felsboden in mehrere Stücke. Auch der letzte Ligride wurde von der Mutantin ins Reich der Lähmung geschickt, dann steckte sie die Waffe ein und kehrte in das Versteck zurück, ohne sich um die getroffenen Sicherheitsvorkehrungen zu kümmern. Yukan empfing sie.
»Es tut mir leid«, erklärte er. »Ich habe das nicht so gemeint.«
Opala sah ihn aus großen Augen an.
»So!«, dehnte sie.
»Bitte, du musst mir glauben«, sagte er. »Und du hast wieder einmal fahrlässig gehandelt. Wenn die Ligriden dich entdeckt ...«
»Nicht mehr möglich, Yukan. Es war umgekehrt. Helft mir, sie einzusammeln.« Sie winkte und schritt davon. Die Daila folgten ihr fassungslos. Yukan kam als letzter. Als er die Gelähmten erblickte, verschlug es ihm die Sprache.
»Es war eine rein optische Beobachtung, die dazu führte, dass ich ihre Absicht erkannte und ihr Versteck kenne«, sagte die Mutantin. »Ich hoffe, du weißt, was ich damit sagen will.«
Yukans Augen wurden klein. Er fischte nach dem Funkgerät an ihrem Gürtel und zog es heraus. Hastig nahm er es an sich und schaltete es ein.
»Hier Yukan«, meldete er sich. »Ich rufe Bajukkan!«
Die Verbindung kam zustande, und der Daila gab die Erfolgsmeldung durch. Danach händigte er der Mutantin das Gerät wieder aus.
»Yukan heimst den Ruhm ein, nicht wahr?«, sagte Opala spitz. »Du bist es gewesen. Dir ist das alles zu verdanken!«
»Führe uns zu dem Versteck«, gab er zur Antwort. »Wir wollen sehen, was die Ligriden zurückgelassen haben!«
»Vergiss nicht den Schwur der Konzilsjäger, den wir geleistet haben«, erinnerte Opala ihn. »Es halten sich mindestens noch zwei Ligriden in dem Stützpunkt auf. Es ist deine Aufgabe, Yukan, sie gefangen zu nehmen und das Versteck zu erobern. Ich werde dir nicht helfen!«
*
Sie benötigten fast eine Stunde, bis sie den Eingang freigelegt hatten. Die Ligriden hatten sie unter zwei Mann Bewachung in der Warnenden Senke zurückgelassen. Die Fremden hatten genug Dinge mit sich geführt, mit denen ihnen die Hände und Füße zusammengebunden worden waren. Angesichts der drohenden Strahlwaffen zogen es die Diener des Gward und Gwyn vor, sich in Schweigen zu hüllen.
Eine flüchtige Untersuchung des Proviants der »Schoofils« hatte ergeben, dass es sich ausschließlich um für Ligriden geeignete Lebensmittel und kleinere Mengen Batterien für Funkgeräte sowie um Gebrauchsgüter des täglichen Lebens handelte.
Nach der Untersuchung war man aufgebrochen.
Jetzt richtete Yukan sich auf. Er hatte mit den Händen gearbeitet, und sie waren rot von der ständigen Reibung, die der Sand verursacht hatte.
»Zwei Mann bleiben draußen«, sagte der Daila. Er bestimmte die beiden mit den Augen und untersuchte den Mechanismus. Der Eingang war in Art einer Schleuse angelegt, wie Yukan sie von Raumschiffen kannte. Eine runde Platte verschloss den Durchgang nach außen. Eine kleine Leiste, die sich an ihr entlangbog, enthielt die Sensoren für den Öffnungsmechanismus. Yukan drückte die gelbe Stelle. Er hatte Glück. Es war der Öffner, und wenige Augenblicke darauf schob sich die Platte nach außen und schwang an noch nicht sichtbaren Gelenken zur Seite. Gleichzeitig fauchte ein heißer Energiestrahl durch die Öffnung.
Der Daila hechtete sich zur Seite. Er machte Dennar und Correg Platz, die ihre Waffen aktivierten und das Feuer erwiderten. Mehrere Minuten lang schossen sie Dauerfeuer in die Öffnung hinein. Sie hörten erregtes Geflüster, das von drinnen kam.
»Ergebt euch!«, rief Yukan und beugte sich vorsichtig über die Öffnung. Diesmal wurde nicht geschossen, und die Laute erweckten den Eindruck, als handle es sich um das Gejammer eines Verwundeten.
Es kam keine Antwort, und der Daila gab das Zeichen. Allen voran stürzte er in die Schleuse. Das Innenschott stand offen. Entweder hatte es sich mit der Außenplatte geöffnet, oder es war nicht geschlossen gewesen. Ein leichter Sandbelag am Boden zeugte davon, dass der Ausgang ab und zu benutzt wurde.
Die Schoofils!, durchzuckte es Yukan. Sie versorgen den Stützpunkt regelmäßig.
Damit war es jetzt vorbei.
Der Korridor hinter der Schleuse war leer. Die Ligriden waren nicht zu sehen. Das Flüstern war erstorben.
Yukan blinzelte. Das helle Licht in dem unterirdischen Versteck blendete ihn. Er war das ruhige Licht der rötlich-gelben Suuma gewohnt, nicht dieses grelle Weiß der Höcker, die in unregelmäßigen Abständen aus den senkrechten Wänden ragten.
Die Daila folgten ihm mit Ausnahme der beiden, die draußen Wache standen. Nach etwa dreißig Schritten gelangten sie an eine Tür. Sie war halb so breit wie der Korridor, so dass sich den Daila beim Öffnen genügend Möglichkeit zur Deckung bot. Dennar langte nach dem Griff und zog die Tür auf. Sie quietschte in den Angeln, ein deutliches Zeichen, dass hier die Wartungsmöglichkeiten der technischen Einrichtungen nicht ausreichend waren. Außerdem wies die altertümliche Konstruktion auf den Notbehelf hin, den die Station darstellte. Die Ligriden mussten sich hier im letzten Augenblick verkrochen haben, und wahrscheinlich hatten sie das Versteck aus Teilen errichtet, die sie aus einem Raumschiff entfernt hatten.
Hinter der Tür befand sich eine Halle. Yukan schätzte sie mit den Augen ab. Er sah es aufblitzen und zog reflexartig den Kopf zurück. Etwas schlug hinter ihm in die Decke ein und blieb dort stecken. Es war ein Projektilgeschoss.
»Gebt mir Deckungsfeuer!«, zischte er. Correg und Dennar gingen links und rechts neben der Tür in Stellung. Sie knieten nieder und aktivierten ihre Strahlwaffen. Correg schoss leicht nach oben, während Dennar den Lauf nach unten hielt. Zwischen den beiden Energiebahnen hindurch hechtete sich Yukan in die Halle hinein. Mit einem Blick erfasste der Daila die Lage. Die Halle war durch halbhohe Trennwände in mehrere Abteilungen unterteilt. Von den Ligriden war nichts zu sehen. Sie nutzten die Deckungsmöglichkeiten aus, die sich ihnen boten.
Yukan rollte sich zur Seite ab. Er kam vor einem Schrank zu liegen. Er hörte heftiges Atmen, konnte jedoch die Richtung nicht bestimmen, aus der es an seine Ohren drang. Irgendwo hinter seinem Rücken schlug ein Projektil in die Wand.
»Ergebt euch!«, schrie der Daila zum zweiten Mal. Gleichzeitig wechselte er von dem Schrank hinter eine Säule, die in zwei Metern Entfernung aufragte. Der Schrank wurde nicht unter Beschuss genommen, und das wunderte ihn.
»Wir denken nicht daran«, kam die Antwort. Der Ligride sprach das Aklardische nur gebrochen, und Yukan hörte an der Betonung des Wortes »nicht«, dass der Sprecher offensichtlich längere Zeit auf Uschriin stationiert gewesen war.
»Ich weiß, was ihr denkt!«, fuhr Yukan fort. »Aber eure Kameraden sind gefangen. Sie kehren nicht zurück!«
Ein Querschläger traf die Säule und jaulte davon. Irgendwo knirschte es, dann brach aus einer Versorgungsleitung eine braunschwarze Flüssigkeit und ergoss sich auf den Boden. Sie breitete