Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
Читать онлайн книгу.ebenfalls wissen, dass ihr unheimlicher Gegner keine Zeit für sie hat.«
»Ihr Zögern weist eher darauf hin, dass sie es nicht wissen«, sagte Aksuum. »Aber wir brauchen schnell Glückssteine. So viele wie möglich!«
»Woher nehmen und nicht stehlen?«, erkundigte sich Harmon.
»Wir müssen einen Hyperfunkspruch aussenden. Jeder, der einen Glücksstein besitzt, soll ihn auf dem schnellsten Weg nach Aklard bringen. Es müssen Korridore geschaffen werden, die den Ankömmlingen einen sicheren Anflug ermöglichen. Versprecht den Daila, was ihr wollt. Aber schafft die Steine herbei. Wagen die Ligriden erst einmal einen neuen Vorstoß gegen unseren Planeten, dann ist es zu spät. Wir wollen den Krieg von Aklard fernhalten. Mit allen Mitteln. Selbst wenn es Glückssteine sind, die den meisten Angst und Furcht einjagen, die damit in Kontakt kommen.«
Aksuum schwieg. Die Augen seiner Amtskollegen ruhten teils skeptisch, teils zustimmend auf ihm. Aksuum überragte die meisten um fast einen Kopf, und schon aufgrund seiner Größe bildete er eine nicht zu übersehende Autorität. Und seit er sich wieder bewegen konnte, ohne dass seine Bewegungen von den Ligriden überwacht wurden, ging Aksuum auch wieder aufrecht wie in alten Zeiten.
»Dein Wort sei ein Teil Manas«, sagte Urlysh nach einer kurzen Pause. »Wir werden deinem Rat folgen. Und wir hoffen, dass unser Volk endlich seinen Frieden findet!«
Aksuum senkte die Augenlider zum Zeichen der Zustimmung. Die Glückssteine besaßen noch einen zweiten Vorteil, aber darüber sprach er nicht. Je mehr unbegabte Daila mit ihnen in Berührung kommen würden, desto größer würden Verständnis und Einblick werden. Die Glückssteine konnten zu Vermittlern zwischen den Bewohnern Aklards und den Mutanten werden. Und das, fand der Oberste Rat, war fast noch wichtiger als der Erfolg gegen die Ligriden.
*
Die GHYLTIROON stand auf der Bahn des von einem Eispanzer umhüllten Ris auf der dem derzeitigen Aufenthaltsort des Planeten gegenüberliegenden Seite des Sonnensystems. Sie war kein Kriegsschiff und deshalb nur leicht bewaffnet. Sie hatte ursprünglich dazu dienen sollen, zu weit entfernten Planeten zu fliegen und neue Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Die Ankunft der Ligriden hatte das verhindert, und einige Zeit später hatte sie dazu gedient, Atlan von Aklard wegzubringen. Nach den Ereignissen auf dem einzigen Planeten der Sonne Gyd war das Schiff mit seiner Stammbesatzung nach Aklard zurückgekehrt und von den Ligriden mit einem Startverbot belegt worden. Von diesem Zeitpunkt an hatte die GHYLTIROON als Nachrichtenzentrale für die Rebellen gedient. Im Rahmen der ausbrechenden Kämpfe hatte das Schiff an mehreren Stellen des Planeten eingegriffen, bis die fremden Raumer aufgetaucht waren und die Ligriden und Hyptons vertrieben hatten.
Jetzt diente es als Koordinator für die Schiffe, die die ligridischen Restverbände außerhalb des Systems beobachteten.
Bisher war alles ruhig geblieben, und Trom räkelte sich in seinem Sessel. Zusammen mit Ganno und Mallosh bildete er ein eingespieltes Team, das nichts so leicht erschüttern konnte. Unter dem Kommando von Norgis hatten sie so manchen Einsatz hinter sich gebracht. Inzwischen war Norgis abgelöst und den Bodentruppen zugeteilt worden. Doppohl hieß der neue Kommandant, und er fiel vor allem durch seine geringe Körpergröße auf. Bei seinem Einzug ins Schiff hatten sich die Daila gewundert, warum er eine große Kiste mit sich schleppte. Inzwischen wussten sie, dass darin eine Unzahl von Holzschemeln verstaut gewesen war. Doppohl hatte an allen möglichen und unmöglichen Stellen Holzschemel aufgestellt, auf die er sich postierte, um einen Kopf größer zu sein und damit die Durchschnittsgröße aller Daila zu erreichen.
Am schlimmsten war es in der Zentrale der GHYLTIROON, die ganz oben in dem neunzig Meter durchmessenden Kugelraumschiff lag. Dort bildeten die groben Schemel ohne irgendwelche Verzierungen ein unregelmäßiges Muster zwischen den Steueranlagen, den Sesseln und dem Eingang. Bei erstem Hinsehen wirkten sie wie Stümpfe abgesägter Bäume. Jedem Besucher des Schiffes entlockten sie ein Stirnrunzeln und so manchen Gedanken, ob er es bei der Besatzung des Schiffes nicht mit einer Horde Verrückter zu tun hatte.
Doppohl gelang es relativ schnell, diesen Eindruck zur Wahrheit werden zu lassen, aber zum Glück hatte die GHYLTIROON seit einigen Tagen keinen Besuch mehr erhalten.
»Es ist mir zu ruhig«, knurrte Ganno. Er hieb mit der Faust auf die Lehne eines Sessels. »Sie hecken etwas aus, da bin ich mir sicher. Aber sie sollen nur kommen. Lassen wir sie ruhig heran. Sie werden ihr letztes Wunder erleben. Das Große Feuer wird sie verschlucken!«
»Zyniker!«, rief Doppohl aus. »Du bist ein elender Zyniker. Natürlich werden sie einen Denkzettel bekommen. Schließlich kann es höchstens ein paar Tage dauern, bis die ersten Daila mit weiteren Glückssteinen nach Aklard kommen. Solange werden wir ...«
»Nichts werden wir!«, fuhr Ganno dazwischen. »Das ist alles unnützes Geschwätz. Wer sagt denn, dass die Kerle da draußen warten, he? Was ist, wenn sie jetzt zuschlagen? So ganz plötzlich? Was wird aus deinen Befehlen, die du als Leiter der Koordination auszugeben hast?«
Er hatte sich von dem Sessel wegbewegt und trat vor Doppohl. Der Kommandant stand auf einem Schemel. Dennoch musste er zu dem Bordtechniker aufschauen.
»Sie können in diesem Augenblick angreifen«, fuhr Ganno fort. »Und ich halte nicht viel von den Versprechungen, die Aksuum gemacht hat. Wer weiß, welcher Haken bei den Glückssteinen dran ist. Noch gibt es nur wenige auf Aklard. Vielleicht bringen sie uns den endgültigen Untergang. Vielleicht sind sie eine Geheimwaffe der Hyptons, die nur darauf warten, ihren Artgenossen in dem aklardischen Versteck zu Hilfe zu eilen. Ja, so muss es sein. Je mehr Verstecke auffliegen, desto unruhiger werden die Schiffe dort draußen. Es fehlt nur ein winziger Anstoß, und sie greifen unseren Heimatplaneten an.«
»Du übertreibst«, mahnte Mallosh. Er war der ruhigste der Crew, und er war immer um Ausgleich bemüht. Manchmal fiel es ihm bei dem Hitzkopf Ganno schwer, aber ab und zu mischte auch Trom sich ein und rettete mit Schläue und Witz die Situation. Seit Doppohl an Bord war, hielt er sich jedoch auffallend zurück. Norgis in seiner wortkargen und brummigen Art fehlte eben, und Trom hatte auf die Art des alten Kommandanten besonders angesprochen.
»Wie immer übertreibt er«, sagte Trom jetzt. »Aber ein riesiger Felsbrocken Wahrheit steckt dahinter. Zumindest mehr als das sprichwörtliche Körnchen. Die Ligriden sind verwirrt, aber wenn sich kein Gegner mehr blicken lässt, werden sie den ersten Funkspruch der Hyptons dazu benutzen, unsere Heimat anzugreifen. Und diesmal werden sie sich nicht damit begnügen, einfach zu landen und unsere Welt in Besitz zu nehmen. Sie werden die Schiffe angreifen, auch unseres. Ade schöne GHYLTIROON!«
»Spart euch das Geschwätz«, sagte Doppohl laut. »Seht lieber auf eure Geräte. Ganno, warum schläfst du? Die Ortung hat sich verändert!«
Augenblicklich richteten die Daila ihre Aufmerksamkeit auf die Anzeigen der Geräte. Von draußen aus dem Leerraum näherte sich ein kleineres Schiff. Es flog auf einem irrationalen Kurs mit ständig wechselnden Vektoren. Es erweckte den Eindruck, als wolle es die Ligriden an der Nase herumführen.
Doppohl sprang von seinem Schemel herunter und eilte zum nächsten, den er hastig bestieg.
»Kommandant an alle Einheiten. Hier spricht die Koordination. Dem einfliegenden Schiff ist freie Fahrt zu gestatten. Kontrollanruf absetzen!«
Er rieb sich vergnügt die Hände, und Ganno machte ein finsteres Gesicht.
»Unfug«, murrte er. »Haltet das Ding auf!«
Doppohl fuhr herum. Seine Augen blitzten auf, die Arme sanken herab.
»Unhold!«, fauchte der Kommandant. »Warum willst du mir mein Späßchen verderben? Natürlich halten wir das Schiff auf, aber nicht dort draußen, sondern hier bei der GHYLTIROON. Es wäre doch gelacht, wenn wir die Wirkung eines Glückssteins nicht selbst ausprobieren könnten.«
Mallosh rollte mit den Augen, ein deutliches Zeichen, dass er Doppohl jetzt für endgültig übergeschnappt hielt. Die Daila hatten im Lauf der Zeit einiges über die Glückssteine erfahren. Vieles mochte übertrieben sein, aber die Steine stellten zweifellos eine Gefahr für jeden dar, der nicht in der Lage war, sie zu kontrollieren. Und jetzt wollte Doppohl