Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
Читать онлайн книгу.ist da ...« begann Ganno, aber Mallosh brachte ihn zum Schweigen.
»Bebebebe ...«, sagte der sonst zurückhaltende Funker. »Das sieht man doch!«
Es war, als würde Doppohl von einem starken elektrischen Schlag getroffen. Er warf sich zur Seite und machte Anstalten, sich auf Mallosh zu stürzen.
»Tatsächlich!« Trom begriff den Ernst der Lage, konnte es sich jedoch nicht verkneifen, ebenfalls auf den Ton einzugehen. »Das ist wirklich Bebebebe ...«
»Beta-Alarm!«, brachte Doppohl endlich hervor. »Möchte wissen, wo der Kloß in meinem Hals plötzlich herkommt!«
»Vermutlich liegt es daran, dass es dein erster Ernstfall ist«, meinte Ganno und strich sich über die Brust. »Wir sind bereit. Norgis an deiner Stelle würde bereits angreifen!«
Auf dem Bildschirm verfolgten sie, wie sich die Schiffe formierten. Der Alarm war von langer Hand vorbereitet, die einzelnen Manöver richteten sich exakt nach dem Verhalten der ligridischen Schiffe. Diese hatten sich plötzlich zu einem keilförmigen Pulk zusammengefunden, der sich jetzt in Bewegung setzte. Seine Spitze zielte exakt auf Aklard.
Der Bildfunk erwachte zu hektischem Leben. Anfragen gingen bei der GHYLTIROON ein, und Doppohl hüpfte mit einem Wahnsinnssatz auf den Schemel, der dem Mikrofon am nächsten stand.
»Der Alarm wird voll durchgezogen«, verkündete er. »Die Absicht des Gegners ist klar. Er will durchbrechen und den Planeten erneut in seine Gewalt bringen. Feuer frei für alle Schiffe. Wir werfen uns den Ligriden mit geballter Macht entgegen!«
»Aber der Beta-Plan sieht keine geballte Macht vor«, bemerkte einer der anderen Kommandanten. Seine Augen blitzten von einem Monitor auf Doppohl herab. Der Kleine stellte sich auf die Zehenspitzen.
»Das habe ich ja gemeint!«, rief er. »Achtung, die Ligriden eröffnen bald das Feuer!«
Doppohl sprang zum Pilotensitz und ließ sich hineinsinken. Die Triebwerke brüllten auf und rissen die GHYLTIROON aus ihrer bisherigen Bahn. Das Handels- und Forschungsschiff wusste gar nicht, wie ihm geschah. Irgendwo flackerten rote und gelbe Lämpchen auf, aber niemand scherte sich darum. Ganno und Mallosh schlossen die Helme ihrer Einsatzanzüge, und Trom nestelte wütend an einem Magnetverschluss am rechten Handschuh, der nicht schließen wollte. Allein Doppohl schien mit keinem Gedanken an seine persönliche Sicherheit zu denken. In seiner bunten Freizeitkleidung saß er da und steuerte die GHYLTIROON der im Plan vorgesehenen Position entgegen.
Sie hatten bereits seit Tagen damit gerechnet. Jetzt endlich rangen sich die Ligriden durch. Irgendwie war es verständlich, sie mussten aus dem planetaren Funkverkehr wissen, wie es um ihre Artgenossen in den Verstecken stand. Ihnen wollten sie zu Hilfe kommen und gleichzeitig den Planeten für das neue Konzil zurückerobern.
Etwas an dem ligridischen Pulk irritierte Doppohl. Er kniff die Augen zusammen und beobachtete die elektronisch verstärkten Ortungsbilder, die den Pulk in seine Einzelschiffe auflösten. Die Position eines jeden Schiffes war genau erkennbar. Insgesamt waren es siebenundvierzig, acht mehr als die Daila zur Verfügung hatten.
Ein Funkspruch ging ein. Er war an keines der Schiffe gerichtet. Er kam von Aklard und eilte hinaus in den interstellaren Raum. Er rief alle dailanischen Schiffe zur Hilfe auf, die sich in der Nähe befanden und den Weg nach Aklard in kürzester Zeit zurücklegen konnten.
»Doppohl«, sagte plötzlich eine vertraute Stimme. »Doppohl, es ist Zeit, dass du verrückter Kerl deine Qualitäten ausspielst.«
Es war die Stimme von Urlysh, aber es kam keine Bildverbindung zustande.
»Doppohl«, murmelte der Kommandant, als habe er gar nicht richtig zugehört. »Lass mich in Ruhe!«
Jetzt erhellte sich der Bildschirm. Urlysh blickte auf Ganno herab und machte mit der Hand ein fragendes Zeichen. Ganno verdrehte die Augen.
»Er spinnt«, sagte er möglichst leise. »Ich glaube, der Schlag hat ihn getroffen. Sein Geist verlässt ihn!«
»So ist es gut, dann bin ich beruhigt«, erwiderte Urlysh und blendete sich wieder aus dem Bildschirm aus. Die drei Daila blickten sich entsetzt an. Trom hatte endlich seinen Anzug geschlossen, aber jetzt klappte er den Helm zurück.
»Sie sind alle verrückt geworden. Ganno, Mallosh! Lass uns auf dem schnellsten Weg von hier verschwinden!«
Mallosh verließ seinen Platz an der Funkanlage und trat neben Doppohl. Hitze und Feuchtigkeit schlugen ihm entgegen. Der Kommandant hatte stark zu schwitzen begonnen. Seine Augen waren starr auf die Steueranlagen und den Bildschirm gerichtet.
»Doppohl!«, sagte der Funker vorsichtig. »Was ist los? Was geht hier vor?«
»Weg da!«, sagte eine Stimme von oben. Wieder war es Urlysh. »Lasst ihn in Ruhe. Ihr richtet eine Katastrophe an, wenn ihr ihn stört. Greift erst ein, wenn ich es euch sage!«
Mallosh zog sich hastig zu den beiden Gefährten zurück, die sich am Ausgang der Zentrale postiert hatten. Schweigend beobachteten sie Doppohl, der krumm auf einem Schemel stand.
Die Augen des Kommandanten brannten. Er vergewisserte sich mit einem schnellen Blick, dass der Plan von allen Schiffen eingehalten wurde. Etwas an dem Pulk war nicht in Ordnung, noch immer nicht, wollte er glauben. Sekunden vergingen, bis sichtbar wurde, dass die keilförmige Formation sich aufblähte und dicker wurde. Der Keil stumpfte ab, seine Öffnung ging in die Breite.
Doppohls rechte Hand bewegte sich fast mechanisch. Wieder schrillte Alarm auf, diesmal höher und nervtötender. Er ließ die Daila an der Tür zusammenzucken.
»Plan 11«, verkündete Doppohl allen Schiffen. »Sofort auf Plan 11 gehen. Vollzugszeit eine halbe Minute!«
Die Starre des Kommandanten schien sich ein wenig zu lösen, aber er hing noch immer mit den Augen an dem Schirm. Ab und zu wandte er den Kopf und las die Ortungsanzeigen ab. Daneben steuerte er das Schiff der neuen Position entgegen, die es laut Plan 11 einzunehmen hatte. Nach achtundzwanzig Sekunden hatte es den Verzögerungssektor erreicht und bremste ab. Während es langsamer wurde, veränderte sich auch das Bild des Keils.
Plötzlich bildeten die Ligridenschiffe zwei Keile, die annähernd parallel zueinander flogen. Während des einen Spitze auf die dailanischen Schiffe zeigte, stieß die andere an ihnen vorbei in die Nähe der beiden Monde Aklards. Falinder und Ittras waren als winzige, leuchtende Scheibchen zu erkennen.
Der Plan der Ligriden wäre aufgegangen, wenn Doppohl nicht rechtzeitig reagiert hätte. Die Ligriden sahen sich einer veränderten Abwehrformation gegenüber und mussten erkennen, dass ihr Plan nicht aufging. Im Gegenteil. Sie hatten sich halbiert, und die Guerillataktik der Daila mit einzeln angreifenden Schiffen konnte sich jetzt stärker auswirken.
Obwohl das Feuer längst freigegeben war, war noch kein einziger Schuss gefallen. Die ideale Entfernung für eine höchstmögliche Wirkung der Bordwaffen war für die meisten Schiffe noch nicht gegeben. Die Daila gingen davon aus, dass die Ligridenwaffen eine stärkere Reichweite besaßen. Die Auseinandersetzung musste also immer ungleich sein, egal welche Formation oder welche Taktik die Daila bevorzugten.
Vorerst einmal waren die Ligriden verwirrt.
»Funkspruch, Mallosh!«, murmelte der Kommandant undeutlich. »Ligridenpulk anfunken!«
Der Daila eilte zur Funkanlage und rief den Gegner auf den ihm bekannten Frequenzen. Die Ligriden reagierten nicht. Offensichtlich waren sie im Augenblick ratlos. Mallosh zeigte Doppohl die Handflächen zum Zeichen, dass es sinnlos war, es nochmals zu versuchen. Doppohls Hand fuhr in eine Tasche und brachte einen kleinen Beutel zum Vorschein, den er neben sich auf die Steuerkonsole legte.
»Wir müssen Zeit gewinnen«, sagte der Kommandant. Wieder versank Doppohl in Trance, und nach einer Weile griff er nach dem Beutel und presste ihn an sich.
»Weiter Plan 11«, teilte er den aklardischen Schiffen mit. Er wusste, dass die Ligriden seinen Funk abhören konnten. Aber sie wussten nicht, was Plan 11 war. Sie konnten es erst sagen, wenn die Schiffe ihre neuen Positionen eingenommen hatten.