Perry Rhodan 3059: Der transuniversale Keil. Leo Lukas

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Perry Rhodan 3059: Der transuniversale Keil - Leo Lukas


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sich ab. Einige Tropfen Marinade lösten sich wie in Zeitlupe und bildeten eine kreisförmige, golden schimmernde Kette.

      Ich seufzte. »Kannst du nicht einfach mit Messer und Gabel essen wie normale Leute?«

      Die spiralförmige Möhrengirlande schraubte sich auf Guckys Mund zu und verschwand darin. Kauend schüttelte der Ilt den Kopf.

      »Muss trainieren«, mümmelte er.

      »Was? Kunststücke mit Nahrungsmitteln?«

      »Mhm.«

      »Wozu?«

      Er schluckte. »Die Konkurrenz schläft nicht.«

      Gucky spielt auf den TARA-Psi an, erklärte mein Extrasinn unnötigerweise. Dessen in PEW-Metall gespeichertes Bewusstsein benötigt weniger Schlaf als selbst ein Zellaktivatorträger.

      »Na, komm. Sallu Browns telekinetische Fertigkeit reicht längst nicht an deine heran«, entgegnete ich dem Mausbiber. »Schließlich hast du mehrere Jahrtausende Vorsprung.«

      »Das ist es ja. Verglichen damit holt der Kerl rasend schnell auf!«

      »Außerdem verbrennt er, wenn er seine Paragaben einsetzt, Salkrit, den seltensten und teuersten aller Hyperkristalle.«

      »Und ich soll mich nicht mit Mohrrüben vergnügen dürfen, die nur einen winzigen Bruchteil davon kosten?«

      Der Vergleich hinkte gewaltig. Freilich wusste ich aus langer Erfahrung, wann es sinnlos war, mit Gucky zu diskutieren. Deshalb senkte ich den Kopf, widmete mich meiner gemischten Vorspeisenplatte und tat, als kümmerte mich nicht, was er mit seinem Abendessen anstellte.

      Mannshohe, dichte Büsche schirmten unsere Nische vor den Blicken der übrigen Gäste ab. Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, in immer wieder anderen Kantinen der TARTS zu speisen, um meine Verbundenheit mit der Mannschaft zum Ausdruck zu bringen. Ein gewisses Ausmaß an Privatsphäre gestand ich dem Ilt und mir jedoch zu.

      Nun war ich recht froh darüber.

      *

      Die Ruhe währte nur kurz, vielleicht vier, fünf Bissen, dann blinkte mein Armband-Multikom.

      Ich nahm den Anruf entgegen. Laut Signatur kam er aus der Hauptleitzentrale.

      Anstelle der mittlerweile verzehrten Karotte baute sich ein Holo über der Salatschüssel auf. Es zeigte eine Arkonidin mit kurz geschnittenem, weißgrauem Haar: Mava da Valgathan, die Kommandantin des insgesamt 2,2 Kilometer hohen Kelchraumers, den ich nach einem alten Weggefährten und Lehrmeister benannt hatte.

      Tarts hatte ein früheres Flaggschiff befehligt, die TOSOMA. Fast 14 Jahrtausende lag das zurück ...

      Schweif nicht ab, Narr!, tadelte mich der Extrasinn.

      Ertappt nickte ich Mava zu. »Ich grüße dich, Vere'athor!«

      »Bitte, verzeih, Mascant Atlan, dass ich dich beim Essen störe«, sagte sie, nachdem sie den Gruß erwidert hatte. »Aber soeben hat mich Aro Ma-Anlaan darüber in Kenntnis gesetzt, dass seine Erbtochter aufgewacht ist. Sie würde ihn gerne zu der Besprechung begleiten, die du für zwanzig Uhr Bordzeit anberaumt hast.«

      Das war in einer knappen halben Stunde. »Hat Chariklis einen Grund genannt? Hatte sie wieder eine Vision?«

      »Etwas in der Art, denke ich. Näheres möchte sie dir persönlich mitteilen.«

      »Sie ist mir herzlich willkommen. Erlaubnis hiermit erteilt. Ich danke dir, Vere'athor.«

      »Mascant.« Das Holo erlosch.

      »Hochinteressante Person, dieses Erbkind«, sagte Gucky mit vollem Mund. »Rätselhafter kosmischer Hintergrund. Mächtige Psi-Fähigkeit, auch wenn sie die meiste Zeit pennt. Könnte eine echte Verstärkung für mein künftiges transuniverselles Parakorps darstellen.«

      »Möglich. Aber momentan ist das meine geringste Sorge«, versuchte ich das Thema abzuwürgen.

      Seit einigen Wochen brachte der Ilt beharrlich immer wieder die Rede darauf, dass ihm eine Art neues Mutantenkorps vorschwebte, selbstverständlich mit ihm an der Spitze. Als fixe Mitglieder sah er neben dem TARA-Psi und dem Metabolisten Donn Yaradua, der zurzeit mit Perry Rhodan unterwegs war, die Zwillinge Dva und Odin Bouknadel, die sich Dancer und Schlafner nannten.

      Weiterhin dachte Gucky an die Halb-Báalol Penelope Assid sowie an die Vitaltelepathin und ehemalige tefrodische Spezialagentin Toio Zindher, falls sie denn noch lebte und jemals aus der Stadt Allerorten zurückkehrte. Aber auch die Cairanerin Neseese Gaazkin konnte er sich in diesem Parakorps vorstellen – und eben Chariklis Kavali.

      *

      Im Besprechungsraum erwartete uns Mava da Valgathan bereits.

      Falls sie erschrak, als wir vor ihr materialisierten – Gucky hatte es sich nicht nehmen lassen, mit mir zu teleportieren –, so zeigte sie dies nicht. Stoisch füllte sie ihre Schale aus der Kanne mit einer dampfenden Flüssigkeit. Dem Geruch und der dunkelroten Farbe nach handelte es sich um Falkanmalventee.

      Die Vere'athor trug als Rangabzeichen drei stilisierte Planeten auf Brust und Schulter der blütenweißen Uniform. Ich schätzte sie sehr, nicht zuletzt wegen der Gelassenheit, die sie auch unter Druck bewies.

      Ihre Kommandos kamen stets zielstrebig und exakt. Wurden sie nicht prompt befolgt, konnte Mava durchaus schneidende Schärfe entwickeln. Andererseits war sie offen für Kritik, sofern man gute Argumente vorbrachte.

      Pünktlich trafen auch Aro Ma-Anlaan und seine Erbtochter ein. Der melancholisch wirkende Arkonide war von schwer bestimmbarem Alter, hager und blass, mit tief eingeschnittenen Falten in den Mundwinkeln. Trotz seiner ursprünglichen Abneigung gegen das Militär hatte er Karriere gemacht und war mittlerweile ranghöchster Strategieanalytiker der Raumflotte.

      Chariklis Kavali sah aus wie ein sehr dünnes, vielleicht zwölf- oder dreizehnjähriges Mädchen. In Wirklichkeit war sie viele Hundert Jahre alt.

      Allerdings verschlief sie immer wieder lange Zeiträume, in denen sie nicht alterte. Gelegentlich hatte sie Visionen und erinnerte sich an die Zukunft.

      Nicht nur wegen des blassen Teints ließ sich eine gewisse, wenn auch eher entfernte Familienähnlichkeit zwischen ihr und Aro Ma-Anlaan erkennen. Er war der vorläufig letzte in einer Reihe von »Erbvätern«, denen die Betreuung Kavalis – vor allem während der Schlafphasen – oblag.

      »Du hast der Schiffskommandantin angekündigt, dass du mir etwas melden möchtest«, eröffnete ich das Gespräch, sobald alle um den ovalen Konferenztisch Platz genommen hatten. »Hattest du einen besonderen Traum?«

      Sie bejahte mit heller Stimme. »Jedoch sah ich diesmal keine konkreten Bilder. Vielmehr verspürte ich ein starkes Gefühl.«

      »Welcher Art?«

      »Der beunruhigenden Art. Ich kann es nur schwer in Worten ausdrücken.« Sie nestelte an einer Haarsträhne. »Es war ... eine für mich völlig neue, befremdliche Empfindung. Verstörend, verstehst du?«

      »Ja.« Ich beugte mich vor, legte die Unterarme leicht auf den Tisch, gab Chariklis Kavali Zeit, sich zu fassen.

      Für einige Atemzüge schwiegen alle. Sogar Gucky hielt sich zurück.

      Über das flache Gesicht der Erbtochter huschte eine rasche Abfolge widersprüchlicher Mienen, die sie mal kindlich, mal greisenhaft erscheinen ließen. Stockend sagte sie: »Ich hatte das merkwürdige, unerklärliche Gefühl, dass ... etwas ankommt oder bald ankommen wird. Etwas, das ... schon da ist.«

      »Wo?«, fragte Mava da Valgathan. »An der Bleisphäre? Hat es vielleicht mit der Bleisphäre zu tun?«

      »Eventuell ... Das Gefühl ist stark, und doch diffus.«

      »Würdest du Gucky gestatten, in deinen Gedanken zu lesen?«, fragte ich. »Er könnte dir helfen, die Empfindung zu konkretisieren.«

      Chariklis legte den Kopf schief. Kurz überlegte sie; dann stimmte sie


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