Perry Rhodan 3059: Der transuniversale Keil. Leo Lukas

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Perry Rhodan 3059: Der transuniversale Keil - Leo Lukas


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Paradoxe, in sich selbst Widersprüchliche der psionischen Wahrnehmung.

      Nach mehreren Anläufen gelang es ihm, gemeinsam mit der Erbtochter, den Ort des »anwesenden Ankömmlings« vage zu lokalisieren. Er befand sich hart an der Peripherie der Bleisphäre.

      Ich ließ die TARTS zu den angegebenen Koordinaten in Marsch setzen und beorderte auch einige weitere Schiffsverbände dorthin.

      *

      Während des Fluges setzten wir die geplante Routinebesprechung fort.

      Die Lage rings um das nach wie vor vollkommen unzugängliche Arkonsystem hatte sich weitgehend beruhigt. Seit dem 24. April 2046 NGZ waren die Kampfhandlungen signifikant zurückgegangen, sodass wir den arkonidischen Bürgerkrieg als beigelegt betrachten durften.

      In der vergangenen Woche waren nur vereinzelte, lokal eng begrenzte Scharmützel aufgeflammt. Die verbliebenen Unterstützer der Gos'Pothora beliefen sich mittlerweile auf sehr wenige Einheiten. Sie fielen kaum ins Gewicht.

      Jarak da Nardonn hatte die meisten Anhänger durch seinen als frevelhaft empfundenen Angriff auf den Werftplaneten Murnark verloren. Murnark lag 49 Lichtjahre entfernt in der Kristallbaronie Girmomar und war Standort einer arkonidischen Forschungsabteilung. Als da Nardonn einen Angriff befahl, bei dem offensichtlich wurde, dass er nicht das Wohl der Arkoniden, sondern nur seinen eigenen taktischen Vorteil im Auge hatte, liefen die meisten Abtrünnigen wieder zu Thantur-Baron Larsav da Ariga über. Praktisch der ganze Kugelsternhaufen M 13 war immer noch empört angesichts von da Nardonns Sabotage eines vielversprechenden Geheimprojekts der Vereinigten Sternenbaronien.

      Damit hatte nicht nur, wie wir genüsslich hinausposaunt hatten, die Abwehrwaffe gegen die Naats einen herben Rückschlag erlitten, sondern in Folge auch der Rebellenführer Jarak da Nardonn. Mit dieser – zugegeben: nicht ganz astreinen – Propaganda-Aktion war es uns gelungen, das Vertrauen in da Nardonns angeblich so hehre Beweggründe nachhaltig zu erschüttern.

      Denn, so hatten wir argumentiert: Von welcher Treue war bei den »Kristallgetreuen« eigentlich die Rede, wenn ein kriegerisches Manöver zur erheblichen Schwächung der im Grunde doch eigenen Seite führte?

      »Jarak da Nardonn ist wohl endgültig diskreditiert«, sagte Aro Ma-Anlaan. Er verzog säuerlich das Gesicht. »Als kleiner Bittervurguzztropfen bleibt, dass wir über seinen Aufenthaltsort weiterhin im Dunklen tappen. Gleiches gilt für die wahren Absichten der Ladhonen und Cairaner.«

      »Eure Analysen bezüglich der beschlagnahmten und zur Bleisphäre verschleppten Etappenhöfe und Transmitter-Relais ...?«

      »Laufen weiterhin auf vollen Touren. Sie erbrachten jedoch bis zur Stunde keine einschneidend neuen Erkenntnisse.«

      »Davon bin ich ausgegangen.« Falls es einen Durchbruch gegeben hätte, wäre ich gewiss sofort informiert worden.

      Der Flottenstratege wischte sich über die tränenden Augen. »Ich meine: Dass diese technischen Einrichtungen mittelfristig dazu dienen sollen, etwas Bedeutsames zu transportieren, liegt auf der Hand. Aber was und zu welchem Endzweck, können wir leider aus den vorliegenden Daten nicht extrapolieren.«

      Nun tröste den armen Tropf schon, bevor er in Selbstmitleid zerfließt!, stichelte mein Extrasinn. Merkst du nicht, wie sehr er nach Entlastung giert, du empathieloser Narr?

      »Zweifellos handelt es sich um einen Langzeitplan der Cairaner«, sagte ich folgsam zu Aro Ma-Anlaan. »Entsprechende Geduld ist angebracht. Sei versichert, ich weiß, dass du und deine Leute rund um die Uhr ihr Bestes geben.«

      Er atmete hörbar auf. »Danke, Mascant.«

      *

      Ich bedurfte keiner lästigen Einwürfe meines Logiksektors, um mir zu Bewusstsein zu rufen, dass die Flotten der Ladhonen, der Naats sowie die Restbestände der Gos'Pothora nur Figuren auf einem weit größeren Garrabo-Spielbrett darstellten.

      Chariklis Kavali hatte mir eine Hermetische Botschaft überbracht, die sie volle 321 Jahre in sich getragen hatte. Daraus ging hervor, welche Rolle mir in der Planung der Cairaner zugedacht war.

      Demnach waren sie nicht primär als Eroberer in unsere Galaxis gekommen. Sie betrachteten die Milchstraße keineswegs als Bleibe für immer, sondern bloß als ein Instrument, eine Art Organ. Ihre über Jahrhunderte errungene und verfestigte Herrschaft diente lediglich als notwendiges Übel.

      »Das eigentliche Ziel der Cairaner«, hatte die Erbtochter erklärt, »ist Folgendes: Sie suchen den Zugang zum Transuniversalen Tor, das identisch ist mit dem Atopischen Konduktor. Zu dem, was sich in der Bleisphäre befindet.«

      Als Schlüssel zu diesem Tor konnte angeblich kein anderer fungieren als ich. Man brauche »das Singuläre, das an dir haftet«. Gucky und ich waren uns einig, dass damit nur meine Ritteraura gemeint sein konnte.

      Der Begriff Bleisphäre hatte sich im Volksmund als Synonym für das verschlossene Arkonsystem eingebürgert. Den ursprünglichen Namen mied man, er wurde geradezu tabuisiert. Schon der Gedanke daran rief unangenehme Gefühle hervor – ähnlich wie beim Terranischen Odium, jenem bislang ungeklärten Einfluss, der dafür sorgte, dass über Terra selbst als Mythos nur ungern gesprochen wurde.

      Das Phänomen der Bleisphäre erschien normaloptisch als ein abgrundtiefes, wiewohl undurchdringliches, silbrig-bleigraues Wabern. Es umschloss das komplette System bis zur Bahn des äußersten Planeten Mutral, der die Sonne Arkon in einer mittleren Entfernung von 16,96 Milliarden Kilometer umkreiste.

      Insgesamt durchmaß dieser Diskus etwa 35 Milliarden Kilometer. Mit 137 Millionen Kilometern Dicke war er jedoch relativ flach.

      Die Messdaten der Bleisphäre selbst zeigten überwiegend chaotische und widersprüchliche Werte. Manchmal erfassten die Orter gar nichts, als wäre das System nicht mehr vorhanden oder ortungstransparent. Die Assoziation drängte sich auf, dass die Bleisphäre sich quasi »von der Realität abwenden« würde.

      Allerdings changierten die wirklichkeitsabgewandten und die chaotisch messbaren Phasen. Die Wissenschaftler vor Ort hatten dafür den Ausdruck Realitätsgezeiten geprägt, wobei die Abwechslung weder exakt noch verlässlich vorhersagbar war.

      Da in der Phase der De-Realisierung oder Realitätsabwendung im Umfeld der Bleisphäre der Halbraum verzerrt war, verbaten sich während dieses Zeitraums Linearflüge. Transitionen verliefen hingegen komplikationsfrei.

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      Illustration: Swen Papenbrock

      Umgekehrt waren Raumschiffe während der Realisationsphase bei dem Versuch, die Bleisphäre im Hypersprung zu durchqueren, deformiert worden oder völlig verschwunden.

      *

      Ich war mir schon lange sicher, dass mein Heimatsystem in seiner verwandelten, unkalkulierbaren Form das Erbe mindestens der Arkoniden, wenn nicht aller galaktischen Völker war. Eines nicht allzu fernen Tages würde es wieder eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Milchstraße spielen.

      Chariklis Kavalis Prophezeiung verknüpfte mein Schicksal allerdings enger als gedacht mit der Bleisphäre. Diese sei hermetisch, hatte die Erbtochter gesagt. Deswegen würden die Cairaner und Ladhonen alles nur Erdenkliche versuchen, um mich als den letzten Ritter der Tiefe in ihre Gewalt zu bekommen.

      »Aus diesem Grund werden sie dich jagen«, hatte Kavali mich gewarnt. »Denn du bist der Einzige, der ihnen das Transuniversale Tor öffnen kann. Sie werden dich jagen und dazu zwingen. Und wenn du es tust, wirst du bei diesem Vorgang sterben.«

      Mich den Cairanern freiwillig zu stellen, kam nicht infrage. Es war nun mal nicht meine Art, angedrohte Todesurteile widerspruchslos zu akzeptieren. Nach der Weigerung des regierenden Thantur-Barons Larsav da Ariga, mich auszuliefern, war am 26. März der arkonidische Bürgerkrieg ausgebrochen.

      Jarak da Nardonns Aufständische stellten keinen bedeutsamen Faktor mehr dar. Aber die mit ihnen verbündeten Naats unter Admiral Mumon verfügten immer noch über weit mehr als 10.000 Schlachtraumer,


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