Perry Rhodan 3059: Der transuniversale Keil. Leo Lukas

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Perry Rhodan 3059: Der transuniversale Keil - Leo Lukas


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17.000 baronietreue Arkonidenschiffe gegenüber. Die Situation war also keineswegs entspannt.

      Aro Ma-Anlaan schätzte die strategische Kompetenz Pekkut Pebus, des Oberbefehlshabers der Invasionsflotte in Thantur-Lok, als äußerst hoch ein. Auf Dauer gegen ihn zu bestehen, würde nicht einfach sein.

      2.

      Vergangenheit: Flucht vor dem Posizid

      Die Antigravschächte, Materietransmitter und Expresslifte waren außer Betrieb. Wir mussten Sunset Beta zu Fuß durchqueren.

      Um schneller voranzukommen, nahm ich Evlyn Kurum huckepack und sicherte sie mit dem linken Handlungsarm. Auf den Boulevards und Plätzen herrschte reger Betrieb, obwohl die Holoreklamen erloschen waren und die Notbeleuchtung nur mattes Dämmerlicht spendete.

      Etwa ein Viertel der Rollstege funktionierte noch. Man machte uns bereitwillig Platz, auch in den durchsichtigen Transportröhren.

      Von der Galerie, einer in Form eines Kunstfelsens erbauten Luxus-Appartementanlage am Rande der Kuppel, gelangten wir zum Venusianischen Garten. Er lag im rötlichen Halbdunkel der untergehenden Sonne, da die bunten Lampiongirlanden desaktiviert waren. Die berühmten, künstlerisch gestalteten Springbrunnen und Wasserspiele hatte man ebenfalls abgeschaltet.

      Wir passierten den in einer Flussschleife liegenden Eispalast, einen Wohnturm, dessen Grundriss und vielfältig verzweigte Geschosse an Schneeflocken erinnerten. Über die im Winkel von 45 Grad geneigte Verbindungsröhre erreichten wir schließlich die Zitadelle.

      *

      Die Krisensitzung war bereits in vollem Gang.

      Bürgermeister Olec Tau begrüßte Evlyn und mich mit einem Kopfnicken. Ich signalisierte ihm, keine Rücksicht auf uns zu nehmen und einfach fortzufahren.

      Das Wort hatte gerade Gamo Ordaboy, der Leiter der Metapositronischen Abteilung. »... eine völlig neue Art Virus freigesetzt, das sich durch die Hyperfunkkanäle rasend schnell in den interstellaren Datennetzen ausbreitet. Perfiderweise reist es mit denselben Nachrichten, die vor ihm warnen oder von den verursachten Schäden berichten.«

      »Als da wären Löschung oder Veränderung fast aller Daten in den Speichern der befallenen Rechner«, ergänzte Odette Buhesh, die Sicherheitschefin der Stadt. »Es gibt bereits einen Namen für das Phänomen: ›Posizid‹.«

      »Ist es so schlimm?«, fragte ich.

      »Die Technosphäre der gesamten Milchstraße scheint dem Untergang geweiht. Niemand kennt ein Gegenmittel. Auf zahlreichen betroffenen Planeten herrscht nackte Panik.«

      »Wir haben daher veranlasst«, sagte der Bürgermeister, »dass in ganz Sunset City die positronischen Anwendungen und insbesondere der Datenaustausch auf das absolut lebensnotwendige Minimum gedrosselt werden. Hyperfunk empfängt nur noch eine Kurierkorvette als Relaisschiff im Orbit.«

      »Die empfangenen Meldungen werden per Bote weitergegeben«, ergänzte Buhesh. »Als Nacherzählungen oder Briefe, damit sie garantiert keine verborgenen Mikro-Konstrukte enthalten können.«

      »Trotzdem ist es vermutlich bereits zu spät«, sagte Stanislao DeHaan, der führende Hyperphysiker von Sunset City. »Zumal eine andere Theorie davon ausgeht, dass die Schadprogramme schon über längere Zeit hinweg verbreitet wurden. Bis vor Kurzem hatten sie unbemerkt in den Rechnern geschlummert. Dann wurde sie aktiviert, durch eine Art flächendeckenden Triggerimpuls.«

      Eine solche kryptische Cyberwaffe, führte er weiter aus, könnte sich den Positroniken gegenüber als Gastprogramm ausgegeben haben. Es blieb zunächst unauffällig, eine geduldete Geringfügigkeit. Eventuell tarnte es sich als hilfreicher Symbiont, der das eine oder andere Verfahren beschleunigte oder eleganter durchführen ließ.

      Sobald diese scheinbar substanzlose Marginalie aber getriggert wurde, entstand ein Virus mit gewaltiger destruktiver Kraft. Teilweise zerstörte es auch die Betriebssysteme und die darauf basierenden Programme. Es kontaminierte alle Daten. Die Bestände, die es nicht löschte, pervertierte es.

      »Furchtbar«, sagte DeHaan. »Und unaufhaltsam. Ein Kollege auf Lepso nannte es vor wenigen Minuten eine ›Supernova im Datenkosmos‹. Ein wenig plakativ, gewiss. Inhaltlich kann ich ihm leider nicht widersprechen.«

      »Wie gesagt, wir haben so schnell wie möglich reagiert.« Bürgermeister Tau wischte sich Schweißperlen von der Stirn. »Dennoch steht zu befürchten, dass unser Netzwerk und die Hauptpositronik BABEL bereits korrumpiert sind.«

      »Ich bleibe optimistisch«, sagte die Sicherheitschefin. »Den Berichten aus befallenen Sonnensystemen zufolge dauert es von wenigen Stunden bis zu einem halben Tag vom Eintreffen des Virus – oder dessen Triggers – bis zum globalen Datenblackout. Dies gilt jedoch für wesentlich dichter besiedelte Welten und Systeme.«

      Last Hope war der einzige Planet der roten Riesensonne Bolo, die 27.644 Lichtjahre vom Milchstraßenzentrum entfernt lag. Die Distanz nach Gatas betrug 61.234, nach Arkon 47.629 Lichtjahre und 24.872 Lichtjahre nach Rudyn.

      Außer Sunset City gab es auf der Glutwelt nur sehr wenige, ungleich kleinere Siedlungen und Stützpunkte. Deswegen, mutmaßte Odette Buhesh, und wegen des sogleich unterbrochenen Kontakts zum übergeordneten Netzwerk hatten wir vielleicht noch eine Chance.

      »Vielleicht kam die Nachricht vom Posizid ja schneller an als der Posizid selbst«, sagte Evlyn Kurum.

      »Jedenfalls bietet sich uns so oder so ein gewisses Zeitfenster.« Stanislao DeHaan strich sich über die aschblonden, stark gekräuselten Haare, die er zu zwei langen, dicken Zöpfen geflochten trug. »Wir sollten es unbedingt nutzen – indem wir alsbald unseren wertvollsten Trumpf ausspielen.«

      »Du meinst ...?«

      »Die BLAISE PASCAL, klar. Was sonst?«

      *

      BLAISE PASCAL war der Eigenname eines Forschungsschiffs, das Sunset City seit etlichen Jahren gute Dienste bei Außeneinsätzen leistete.

      Es handelte sich um einen Kugelraumer der 1600 Meter durchmessenden GALILEI-Klasse, stark modifiziert und vollgepackt mit enorm leistungsfähigen, wissenschaftlichen Apparaturen. Derzeit parkte er im Orbit von Last Hope.

      »Genau genommen sind es sogar zwei Trümpfe«, sagte Gamo Ordaboy. »Zum einen der Prototyp der Hypertronik, der kurz vor der Erprobung steht. Und zum anderen der glückliche Zufall, dass die komplette Rechnerarchitektur der BLAISE PASCAL, wegen des mit dem Hochfahren ebendieser Hypertronik verbundenen Neustarts, seit sechzehn Stunden isoliert und de facto offline ist.«

      »Es steht also zu hoffen«, sagte Bürgermeister Tau, »dass sie von dem Virus ...«

      »Oder dem Triggerimpuls«, warf DeHaan ein.

      »Oder was immer im Funkäther herumschwirrt – dass die PASCAL bislang davon verschont geblieben ist?«

      »Diese Hoffnung lebt!« Ordaboy klatschte in die Hände.

      Er war ein auf Last Hope geborener Terraner, nur 165 Zentimeter groß, mit einem stattlichen Bäuchlein und kurzen Extremitäten. Seine Studenten stritten noch darüber, ob »Kugelblitz« oder »Apfelmännchen« der passendere Spitzname wäre.

      »Ich bin der Meinung«, sagte Stanislao DeHaan, »dass wir keine Zeit verlieren dürfen. Wir sollten den geplanten Experimentalflug der BLAISE PASCAL vorziehen, sobald der Neustart abgeschlossen ist.«

      »Ebenfalls unbedingt dafür!«, rief Ordaboy.

      Seine Metapositronische Abteilung war federführend bei der Entwicklung der Hypertronik gewesen, zusammen mit DeHaans Hyperphysik-Sektion. Ich hatte ebenfalls mein Teil beigetragen.

      Die Sicherheitschefin runzelte die Stirn. »Wäre ein verfrühter Start der PASCAL nicht sehr riskant?«

      Inzwischen hatte ich mein Planhirn konsultiert, das einem organischen Computer mit beachtlicher Rechenleistung entsprach. Es war durch eine horizontale Knochenplatte vom Ordinärhirn getrennt und konnte willentlich


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