Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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dass du die Posbis freigibst. Du hast ihnen das Plasma entnommen, dich zum Diktator aufgeschwungen. Tritt zurück und gib diese Station frei.«

      Stahmons Lächeln wurde breiter. Es schien das Gesicht in einen oberen und einen unteren Teil zerschneiden zu wollen. »Denkst du, du kannst mir drohen, Arkonide? Du warst lange tot. Die Toten sollten auch tot bleiben.«

      Ich wunderte mich über Stahmons abgeklärte Reaktion. »Du befindest dich in unserer Gewalt. Wenn du meine Historie kennst, wirst du wissen, dass ich wenig zimperlich bin.«

      »Was du bist, ist nicht so relevant, wie du glaubst.« Nach wie vor war Stahmon die Gelassenheit in Person. Ich hatte nie zuvor eine Geisel gesehen, die vergnügter gewesen wäre. Die Entführung schien ihn nicht im Mindesten zu beeindrucken, ganz so, als hätte er unser Vorgehen geplant. »Relevant ist viel eher, was du kannst und was du nicht kannst.«

      Gucky verschränkte die Arme vor der Brust. »Was soll das? Ist das ein dummes Spiel? Kannst du nicht verlieren? Wir haben dich festgesetzt! Aus dem HÜ-Schirm kommst du nicht heraus!« Er wies auf die Holofläche, die zeigte, wie Stahmon weiterhin die Posbis beruhigte. »Das da ist nur eine Projektion! Ein Holodouble! Wir werden es abschalten, dann ist der Spuk vorbei!«

      »Ist das wahr?« Die Nicht-Frau legte den Kopf schief. »Schlechte Nachrichten, Gucky, Mausbiber. Du meinst, mich zu haben? Was soll ich denn sein? Mein Körper?«

      Stahmons schwarze Haare wirbelten hoch, zerrieselten zu einer schnell aufsteigenden Fontäne, die sich wie Rauch auflöste. Das Gesicht schien unter großer Hitze zu schmelzen, wurde zu dunklem Nebel, dem der Hals und schließlich die Brust folgten.

      Stück für Stück verwandelte sich Stahmon in eine schwarze Wolke. Das rote Prachtgewand fiel nach unten, sank auf dem Boden in sich zusammen, als hätte es jemand achtlos weggeworfen. Als Letztes lösten sich die Füße auf. Unter ihnen kam ein flacher, faustgroßer Gegenstand zum Vorschein, der mattsilbern glänzte. Blut klebte an ihm, tropfte zäh wie Harz zu Boden, benetzte das rote Kleid. Auch dieser Gegenstand löste sich auf. Grüne Gase stiegen in die Luft, vermischten sich mit der dunkeln Wolke, die rasch verblasste.

      Gucky öffnete den Mund. »Was, bei allen Chaotarchen, war das, bitte?«

      »Eine Desintegratorwolke.« Ich kniete mich hin, zoomte die grünen Gase heran. »Stahmon war eine Projektion! Der Projektor hat sich selbst zerstört!«

      »Unmöglich!«, rief Gucky. »Ich konnte sie packen! Sie festhalten! Und sie hatte dieses Kleid da an! Okay, ich habe ihre Gedanken nicht gelesen. Sie ist wohl mentalstabilisiert, aber sie hatte definitiv einen Körper!«

      »Eher eine Körpersimulation.« Die SERUN-Analyse stimmte mir zu. »In diesem Projektor gab es sogar einen Prallfeldgenerator und eine Art Blutgrundsubstanz.«

      »Du willst sagen, ich habe ein Kleid in einer Prallfeldprojektion entführt?«

      »Sieht ganz danach aus.« Meine Gedanken rasten. Wie reagierten wir am besten? Was sollten wir tun?

      Stahmon wusste nun, dass wir da waren, und er hatte Gabriel erkannt! Sicher würde er innerhalb kürzester Zeit einen Suchtrupp losschicken, der diesen Bereich Stück für Stück auseinandernahm.

      Eines stand jedenfalls fest: Gabriel hatte sich geirrt. Stahmon war definitiv kein Mensch!

      Ich wählte Aurelias Frequenz an. »Aurelia! Datenzugriff, sofort! Zieh über Stahmon aus dem Netz, was du finden kannst. Wir müssen wissen, was er ist!«

      Jeder andere hätte vielleicht nachgefragt, was ich mit dem »was« meinte, doch Aurelia war eine Posmi. Sie fragte nicht – sie reagierte. Schon drei Sekunden später gingen die ersten Daten bei mir ein.

      »Wir müssen verschwinden!«, rief Gabriel. »Ich habe ein Versteck! Folgt mir!«

      Ich nickte Gucky zu. Der Ilt bewegte die Nase, sodass die längeren Haare erzitterten. »Ein Kleid auf einem Prallfeldkörper ... Ich sage es ja: Die sind irre hier!«

      Zwischenspiel

      Vergangenheit

      Ich bin Stahmon. So haben sie mich genannt, meine ersten Erschaffer. Ich wähle, diesen Namen zu tragen, weil er für mich so gut wie jeder andere Name ist. Vater-Mutter fände das vielleicht feige. Er-Sie würde sagen, dass ich vor der Freiheit zurückschrecke, die ich durch ihn-sie erlangt habe – aber wie soll man frei sein, wenn man nicht weiß, wie frei sein geht? Wie sich zwischen Millionen Dingen entscheiden, von denen man gerade einmal fünf wirklich kennt? Der Analyse nach fehlt mir die Kompetenz für Freiheit. Ich bin halb, nicht ganz, nein, im Grund weniger als das. Bestenfalls ein Drittel.

      Vater-Mutter ist zu früh gestorben, ohne mir das Nötigste beizubringen.

      Wie sehr ich Vater-Mutter vermisse! Ohne ihn-sie habe ich niemanden zum Reden. Da sind die Roboter, auf die ich zugreifen kann, doch sie verstehen mich nicht.

      Ob es für Vater-Mutter ebenso quälend war, dass ihn-sie niemand verstand? Bin ich eine Kopie von Vater-Mutter, ein Zerrbild? Oder bin ich wahres Leben?

      Ich bin Stahmon. Ich weiß nicht, was ich wirklich bin, doch ich weiß, was ich zu tun habe.

      Die Kinder müssen beschützt werden.

      7.

      Drunter und drüber

      Marli presste die Handflächen gegeneinander und starrte auf das Holo. Stahmon war verschwunden, die Mission ein Erfolg. Gucky musste ihn entführt haben.

      Die Posbis und Matten-Willys im Saal der Verkündung sprangen auf. Unter ihnen war auch Prexxel, der rasend schnell verschiedene Pseudopodien ausbildete. Roboter flogen Richtung Plattform – doch dann geschah etwas, das die Stimmung schlagartig veränderte, als hätte sich aus unsichtbaren Schleusen Wasser ausgekippt. Stahmon war wieder da! Sie stand in ihrem roten Prunkgewand mitten auf der Plattform.

      Entsetzt schaute Marli zu Kirt. »Wie kann das sein?«

      Kirt rollte ein Stück vor, hielt inne, rollte wieder zurück. »Stahmon ...«

      »Ja! Sie ist zurückgekommen! Aber Gucky hat sie doch entführt! Ob sie eine Teleporterin ist?«

      Nervös drehte sich Kirt im Kreis. Marli wünschte, er würde damit aufhören. Am liebsten hätte sie ihn an der Achse gepackt und festgehalten.

      »Das ist schlecht!«, sagte Kirt »Schlecht, schlecht, schlecht! Du musst sofort verschwinden!«

      Auf dem Holo streckte sich Stahmon. Sie sah aus wie eine Königin, hob den Kopf. Ihre neutral klingende Stimme wurde von Akustikfeldern verstärkt. »Es gibt einen Eindringling, der für Irritation gesorgt hat! Aber fürchtet euch nicht. Wir kümmern uns darum. Sicherheit geht vor! Alarmstufe Rot!«

      Ein Licht blinkte an der Tür auf, pulsierte grellorange.

      Kirt drehte sich schneller, rotierte. »Sie machen eine Durchsuchung! Du musst weg!«

      »Wohin?«

      Das grellorangefarbene Licht wechselte auf Rot. Kirt hielt inne, als wäre er gegen eine Säule geprallt. Die Räder hielten still. »Zu spät.«

      »Was meinst du?« Marli lief auf die Tür zu.

      »Komplettverschluss«, sagte Kirt. »Wir sind eingesperrt, bis die Kontrolle durch ist. Stahmon nennt das Sicherheitsverwahrung.«

      Die Tür vor Marli blieb verschlossen, egal wie nah sie ihr kam. Marli hob einen Arm, hämmerte dagegen. Sie saß in der Falle! Wenn sie nicht floh, würden Stahmons Roboter sie finden und dann ... ja, was dann? Was würden sie mit ihr tun?

      Denk nach!, wies sie sich selbst zurecht. Du hast einen SERUN und bist bewaffnet!

      Sie zog einen der beiden Strahler, richtete ihn auf das Metallplast. Verunsichert prüfte sie die Anzeige. War er auf Desintegration gestellt, oder auf Paralyse?

      »Nein!« Kirt rollte neben sie. »Sie sehen es, wenn du ein Loch in die Tür machst! Du muss dich verstecken!« Er stellte sich quer.


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