Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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ließen voneinander ab und starrten den Neuankömmlingen entgegen.

      Doch nur kurz ...

      Die Stimmung war immer noch so aufgeheizt, dass einige Olubfaner plötzlich ein neues Ziel für ihre Aggression definierten. Sie achteten nicht auf die weiterhin über das Gelände schallende Aufforderung, sich nicht zu wehren.

      Sieben Minuten nach der Landung traf ein Stein einen Ladhonen in der zweiten Reihe. Jemand schoss auf die Piraten, doch deren Schutzanzüge schluckten die energetische Entladung. Drei besonders heißblütige Olubfaner, keiner von ihnen mit einem grünen Tuch um den Hals, stürzten sich den Ladhonen entgegen.

      Acht Minuten nach der Landung lagen sie tot auf dem Boden, niedergestreckt von ladhonischen Thermostrahlern. Als wollten sie damit ein Zeichen setzen, erschossen die Raumpiraten vier weitere Olubfaner, die in der Nähe standen.

      Neun Minuten nach der Landung hatte die Menge die Botschaft verstanden.

      Das galt auch für Osmund Solemani, Donn Yaradua und Winston Duke. Kurz hatte Osmund erwogen, Rhodan darum zu bitten, weitere Einsatzteams und Kampfroboter von der BJO BREISKOLL anzufordern, doch dann begriff er, was sie damit anrichten würden. Vielleicht gelang es ihnen, einzelne Ladhonen auszuschalten. Aber in der Folge würden Olubfaner sterben. Zivilisten. Unschuldige, die nichts weiter gewollt hatten, als auf einem Fest ausgelassen zu feiern.

      Womöglich gelang es ihnen sogar, alle Ladhonen auszuschalten. Nur – was geschähe danach? Sie wussten nichts über die Stärke und Organisation der Piraten. Bald würde die BJO aus dem System verschwinden. Und dann? Würden weitere Ladhonen kommen, um die Bevölkerung zu bestrafen, um sich an ihr zu rächen?

      Auf jeden Fall durften sie dieses Risiko nicht eingehen. Die olubfanische Regierung wusste, warum sie ihre Bürger bat, sich nicht zu wehren: weil sie sich davon den geringstmöglichen Schaden versprach.

      Und die Besatzungsmitglieder der BJO mussten dieses Vorgehen respektieren, durften es nicht durch eigenmächtiges Handeln unterminieren.

      Trotzdem fühlte sich Osmund schäbig und hilflos wie niemals zuvor in seinem Leben.

      Er sah seinen Kameraden an, dass es ihnen ähnlich erging.

      Zehn Minuten nach der Landung bahnten sich die Ladhonen ungehindert einen Weg durch die Menge und betraten die Tolnotenplantage.

      Ab diesem Augenblick verlief der Überfall schnell, zielgerichtet und – wo nötig – ohne jede Rücksicht.

      *

      Rhodan fiel es schwer, die Haltung der Olubfaner und der Angehörigen anderer Völker bei den Kontaktgärten nachzuvollziehen.

      Seit zehn Minuten tönte in Endlosschleife die gleiche Durchsage wie vor der Plantage durch die Halle. Und die Anwesenden?

      Sie taten nichts, außer weiter die Initialkopplung zu beobachten. Ihre Anspannung merkte man ihnen nur dadurch an, dass kein Jubel mehr aufbrandete, wenn ein Jungolubfaner eine passende Symbiontenkolonie fand. Stattdessen herrschte lähmende Stille im Kontaktgarten.

      »Was ist mit denen los?«, flüsterte ihm Farye zu. »Sollten sie nicht ... ich weiß auch nicht. Evakuieren?«

      »Wozu?«, fragte Ologbon. »Es gäbe nur Gedränge, vielleicht eine Panik. Und wir kämen niemals alle rechtzeitig raus.«

      Soweit Rhodan das beurteilen konnte, klang der Olubfaner niedergeschlagen, als hätte er resigniert. Kein Wunder, war er den Ladhonen beim Überfall auf die GLUTOBAT III doch gerade erst entkommen.

      Nicht nur die Einheimischen, auch alle Besucher von anderen Planeten schienen sich mit der Situation abzufinden. Die meisten waren wahrscheinlich niemals zuvor leibhaftigen Ladhonen begegnet, doch im Gegensatz zu Rhodan kannten sie sie seit Jahren aus Erzählungen und den Nachrichten. Sollte er ihnen also nicht zubilligen, am besten zu wissen, welches Verhalten das klügste war?

      Es fiel ihm schwer.

      Umso mehr, als sich der Zugang zwischen den Zuschauerrängen öffnete und die Raumpiraten mit einer Selbstverständlichkeit hereinkamen, die an Überheblichkeit grenzte.

      Ein Ladhone blieb vor dem mittleren Bassin stehen. Das Facettenauge bewegte sich in einer Furche in der Stirn von links nach rechts und zurück, als liefe es auf einer Schiene. Er behielt die versammelte Zuschauermenge im Blick, ohne ein einziges Mal den Kopf bewegen zu müssen.

      »Ich bedauere«, sagte er auf Interkosmo mit einer Stimme, die Rhodan vorkam, als spielte man eine Aufzeichnung ein wenig zu schnell ab, »eure Zeremonie zu stören. Doch ich versichere euch, wenn sich uns niemand in den Weg stellt, verlassen wir euch bald wieder, und keiner kommt zu Schaden.«

      Ologbons Atem beschleunigte sich. »Das ...«, presste er hervor. »Das ist er!«

      Ehe Rhodan fragen konnte, wen er meinte, fuhr der Ladhone fort: »Mein Name ist Bodh Aputhar von der Versorgungseinheit POD-2202. Ich freue mich, mit euch Geschäfte zu machen.«

      »Er hat mein Schiff überfallen«, flüsterte Ologbon. »Er hat Onigboia und die anderen entführt.«

      Vielleicht kam also daher die Ortskenntnis, die Tenga bei den Ladhonen zu erkennen geglaubt hatte.

      Bis auf Bodh Aputhar schwärmten die Eindringlinge aus, wählten ohne erkennbares Muster Olubfaner – und nur Olubfaner – unter den Zuschauern aus und zwangen sie mit vorgehaltenen Waffen, sich vor den Bassins zu versammeln.

      »Sie suchen neue Entführungsopfer«, raunte Farye.

      Als Rhodan einige Ladhonen von hinten sah, bemerkte er einen Auswuchs, der knapp unter Schulterhöhe aus dem Anzug ragte. Ein dritter, stark komprimierter Arm? Die vier Greiflappen deuteten darauf hin.

      »Nein!«, rief plötzlich ein Olubfaner oder eine Olubfanerin aus einer Loge ein Stück unter ihnen. »Nicht meine Tochter!«

      Ologbon stöhnte auf. »Das ist Onora. Unsere Nachbarin.«

      Die Olubfanerin sprang auf, kämpfte sich durch die Zuschauer nach unten und eilte auf einen Ladhonen zu, der eine frisch Gekoppelte zu den Bassins trieb.

      »Nehmt mir nicht meine Tochter!«, schrie Onora.

      »Geh zurück auf deinen Platz!«, befahl Bodh Aputhar.

      Sie rannte weiter.

      »Momla!«, rief die Jungolubfanerin. »Nicht!«

      Doch es war zu spät. Onora stieß einen verzweifelten Schrei aus und jagte auf allen vieren auf den Ladhonen zu, der hinter ihrer Tochter stand.

      Der hob den Thermostrahler nur um eine Winzigkeit und schoss. Sie stürzte rückwärts in ein im Boden eingelassenes Becken und sank reglos tiefer, in einer Wolke aus Blut. Tolnoten lösten sich von ihrem Körper.

      Rhodan zuckte zusammen. Ein Stöhnen ging durch das Rund.

      »Habe ich euch nicht darum gebeten, vernünftig zu bleiben?«, fragte Bodh Aputhar. »Wir wollen euch nichts tun. Aber wir werden, wenn ihr uns zwingt.«

      Farye fluchte leise. »Wir können sie damit nicht davonkommen lassen.«

      »Das werden wir auch nicht«, sagte Rhodan. Die meisten Olubfaner mochten ihr Schicksal als unabwendbar ansehen. Nicht so Rhodan. Das hatte er noch nie getan, und gewiss würde er nicht an diesem Tag damit anfangen.

      Er wusste, dass ihm im Moment die Hände gebunden waren. Alles, was er tat oder befahl, musste auf die Olubfaner zurückfallen, und zwar wahrscheinlich mit vielfacher Wucht. Anders sah es ab dem Augenblick aus, wenn die Piraten Ollfa verließen.

      »Osmund, Donn, Winston«, flüsterte er über Funk, »kehrt in den Gleiter zurück. Sobald dies hier vorbei ist, kommen wir zu euch. – Tenga, bist du bereit für eine schwierige Mission?«

      »Hätte ich das vorher geahnt«, kam sofort die Antwort des Siganesen, »hätte ich mehr Pralinen eingepackt. Aber ja, ich bin bereit.«

      »Ich will, dass du diesen Raumponton infiltrierst. Vermutlich werden die Ladhonen die Entführungsopfer


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