Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst


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      Ihr Ziel war der Messerhaufen. Sie erreichte ihn unbehelligt, beugte sich über die Klingen. Der süßliche Gestank war hier penetrant, bestimmend. An-Keyt hielt den Atem an, beugte sich tiefer dem Boden entgegen und fand, was sie suchte: eine Lache, die sich unter den Messern gebildet hatte. Sie tauchte ihren linken Tentakel hinein. Das Blut war zu einer zähflüssigen Masse geronnen, eben noch ausreichend für ihre Zwecke. Sie schmierte es über die Klinge ihres Messers und schob es unter den Haufen. Sie hielt weiterhin die Luft an, obwohl ihr Puls hämmerte, Sauerstoff einforderte, fuhr mit beiden Greiflappen durch die Lache und schmierte sich Blut über den Anzug.

      Als sie fertig war, glich sie ihren Kameraden. Beinahe. An-Keyt war blutverschmiert, die übrigen Soldaten blutverspritzt. Die Loowerin hoffte, dass am Morgen niemand den Unterschied bemerkte, niemand Verdacht schöpfte.

      An-Keyt schlich an ihren Schlafplatz, angewidert von sich selbst und der Welt, zugleich berauscht von der Entschlossenheit, mit der sie gehandelt hatte. Niemand würde erraten, was sie getan hatte. Es war zu absurd, zu weit hergeholt. Niemand rechn...

      Ein Stöhnen ließ sie herumfahren. Ein Loower hatte sich aufgerichtet. An-Keyt erkannte Lef-Krar, den Navigator. Ein Gurgeln kam aus seiner Sprachblase, als hätte er sich eine der Atemwegsinfektionen zugezogen, die Loower trotz ihrer fortgeschrittenen Medizin häufig plagten. Seine Stielaugen waren ausgefahren, wackelten auf und ab, als wollten sie im nächsten Moment von den Stielen fallen und über den Boden purzeln.

      »Nein!« Eine Tröpfchenfontäne begleitete Lef-Krars Ausruf. »Ich will nicht. Nein!«

      An-Keyt riss sich von dem Anblick los. Lef-Krar befand sich in seiner eigenen Welt, irgendwo zwischen den Halluzinationen, die ihm das abklingende Peschtan einflößte, und den Plagen seines Gewissens oder Tiefenbewusstseins – sollte er noch eines von beiden besitzen. Was auch immer, der Navigator nahm sie nicht wahr. An-Keyt drehte sich weg, um sich an einer freien Stelle des Bodens niederzulegen.

      »Du!«, rief, nein schrie Lef-Krar. »Du!«

      An-Keyt erstarrte in der Bewegung. Ihre Stielaugen kreisten fieberhaft. Keiner der übrigen rührte sich. Wenigstens das. Sie wandte sich dem Navigator zu. Seine Stielaugen waren ganz ausgefahren, wie Lanzenschäfte auf sie gerichtet. Oder sah er auf die Wand hinter ihr, in die Ferne?

      »Lef-Krar!«, zischte sie. »Leg dich wieder schlafen. Es ist Nacht. Morgen wird anstrengend. Der Krieg ist noch nicht gewonnen.«

      An-Keyt erhielt nur ein Gurgeln als Antwort. Falls es sich überhaupt um eine handelte. Das Gurgeln hatte weder Anfang noch Ende, erinnerte eher an das Betriebsgeräusch einer Maschine.

      »Lef-Krar«, versuchte sie es ein zweites Mal, lauter. »Leg dich hin. Alles wird gut.«

      Das Gurgeln des Navigators ging weiter. Aber der Winkel seiner Augenstiele wurde flacher, sein Körper sackte ein wenig weg, faltete sich entlang des Rückgratscharniers zusammen. Lef-Krar, ein großer und kräftiger Mann, wirkte plötzlich sehr klein und verletzlich.

      »Alles wird gut«, sagte An-Keyt. »Du musst nur schlafen.«

      Der Navigator sank zurück, und kurz darauf war das Gurgeln zu einem leisen Schnurren geworden. Lef-Krar schlief.

      An-Keyt streckte sich auf dem harten Boden aus und versuchte, es ihm gleichzutun.

       Kapitel 23

       LFT-Einheit LUCKY JIM

      20. April 1341 NGZ, 14:29 Bordzeit

      Vernehmung: Yun, Eingeborener der Kolonialwelt Snowflake

      Vernehmungsgegenstand: Snowflake, Tring

      Vernehmender Spezialist: Wilton Dolson

      DOLSON: Fett? Shon Leehan wollte einen Eimer Fett? Wozu das?

      YUN: Hab' ich mich auch gefragt. Aber Shon wollt' nichts rausrücken. Und ich hab' nicht drauf rumgeritten. Der Typ hatte eben dafür gesorgt, dass Prinzessin aufgetakelt wurde, sie colder gemacht wurde als je zuvor. Da wollt' ich nicht undankbar sein und rumzicken.

      DOLSON: Ihr habt also Fett gekauft ...

      YUN: Yep. Zwei große Eimer. Wanderrobbenfett. Ist das beste überhaupt. Brennt sauber ab, wenn du in 'ner Eishöhle sitzt, kein Ruß, kein Rauch. Tut Wunder für die Haut, wenn Frostie sie angeknabbert hat – behaupten die alten Leute –, und wenn du mal nichts mehr anderes zu knabbern hast, kannst du's runterschlucken. Na ja, wenn du's schaffst. Gibt nichts auf Flake, was so fies stinkt wie Wanderrobbenfett. Wahrscheinlich die Rache von den blöden Viechern dafür, dass man sie geschlachtet hat.

      Mal sehen, dacht' ich, wie es Shon schmeckt.

      Das Zeug kriegt man in so Containern mit Doppelwand und Spezialverschluss, die jeder nur Eimer nennt. Shon will sie einfach so aus dem Laden schleppen, aber ich halt' ihn zurück: »Augenblick, willst du das Fett nicht erst prüfen? Nicht, dass die Kuppler uns beschissen haben.«

      »Du hast Recht«, sagt er nur und beugt sich über 'nen Eimer. Er hat keine Ahnung, was ihn erwartet, sonst würd' er sich wenigstens die Nase zuhalten. Er ist ja kein Vierter, mehr hat sein Körper nicht drauf, um sich zu schützen. Er zieht den versiegelten Verschluss auf und ... uffff! Ich krieg' gerade noch einen Hauch mit, bevor ich meine Nasenlöcher zuklapp' und für ein paar Minuten das Atmen lass'.

      Shon kriegt die volle Ladung ab. Er wird fahl über beide Gesichtshälften und kippt nach vorn. Er schafft es gerade so, sich mit beiden Händen auf dem Eimer abzustützen.

      »Aaaa ... das ... aargh ... ist genau, was wir brauchen, Yun.« Er kriegt 'ne Hand frei und schraubt den Verschluss wieder an. »Danke fürs Mitdenken.«

      DOLSON: Davon kann doch keine Rede sein!

      YUN: Eben. Ich denk' mir, cleverer Bursche, überspielt meinen Witz einfach. Aber bald hab' ich rausgefunden, dass er es genauso gemeint hat, wie er's gesagt hat.

      Wir verstauen die Eimer. Natürlich nicht in Prinzessin – ihr Wanderrobbenfett in den Bauch zu stecken, wäre 'ne uncolde Beleidigung gewesen, einer Majestät nicht würdig. Ich schnall' die Eimer außen an den Rumpf und überleg' mir, ob ich sie nicht 'n bisschen zu fest schnalle, damit sie kurz nach dem Start platzen und die Kuppler mal den Duft der großen weiten Welt schnuppern dürfen. Verlockender Gedanke, aber ich reiß' mich zusammen. Bin viel zu neugierig drauf, was Shon vorhat. Außerdem kann ich ja später zurückkommen und den Kupplern ihre Fettdusche verabreichen. [Zuckt ärgerlich mit den Achseln.] Na ja, ist nichts draus geworden. Schade. Und jetzt ist es zu spät.

      Also, wir steigen ein. »Wohin jetzt?«, frag' ich.

      Shon grinst schief. »Zu den Tring natürlich!«

      DOLSON: Ich dachte, das geht nicht, jemanden zu den Tring bringen. Du hast es mir vorhin erzählt. Mehr als einmal.

      YUN: Hab' ich. Und ist auch so, normalerweise. Aber wir wussten ja schon, wo 'ne Bande am Werk war. Shon wollt' zurück zu der Bande, die uns beinahe drangekriegt hätte. Die Burg, die sie gebaut haben, war ja noch ganz klein gewesen. Shon hat sich ausgerechnet, dass die Tring immer noch dort sein müssen und sich einen abrackern.

      DOLSON: Ein kluger Gedanke.

      YUN: Ja, irgendwie schon. Und irgendwie total blöd. »Shon«, sag' ich, »stell dir vor, die Tring erkennen uns. Meinst du nicht, dass sie vielleicht sauer sind? Prinzessin ist ihnen mitten in die Baustelle gerutscht, und unser Abschied hat 'nen ganz schönen Kratzer in ihr Teil gemacht. Kann mir nicht vorstellen, dass sie das cold finden.«

      Shon lacht. »Hältst du die Tring plötzlich für intelligent?«

      »Nein! Ich bin nur ...«

      »Dann mach dir keine Sorgen. Sie werden uns nichts tun. Bei uns gibt's nichts zu holen. Und außerdem haben wir ja das Fett.«

      Ich will ihm gerade Bescheid sagen, wie uncold es ist, anderen Leuten nur Brocken trübes Eis hinzuwerfen, statt ihnen Antwort zu geben, als wir schon da sind. Sache von Minuten der Trip, dank des Jet-Triebwerks. Und die Tring sind auch noch


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