Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst


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Scheiß ist? Ich mein', Shon ist 'n erwachsener Mensch. Er stapft nackt zu den Tring, und ich darf in sicherer Entfernung bleiben, bei meiner frisch rausgeputzten Prinzessin, vollgestopft mit Shons Zeug, das ich den Kupplern andrehen kann, wenn er nicht mehr zurückkommt. Jeder normale Mensch würde sich über sein Glück freuen und gut, nicht?

      DOLSON: Und gut. Oder eben nicht. Ich ahne, was du getan hast.

      YUN: Wie ein totaler Idiot. Kennst du das? Hast du so was schon einmal gemacht? Mist, obwohl du gespürt hast, dass es Mist ist.

      DOLSON: [Nickt.] Ja, das letzte Mal vor ein paar Tagen, als es darum ging, einen Jungen zu vernehmen. Es hieß, kein Problem. Man muss nur dasitzen und zuhören. Ab und zu eine Zwischenfrage stellen, um ihn am Reden zu halten. Eine Art Kaffeekränzchen. Ich habe mir Aufnahmen von dir angesehen, wie man dich und Shon aus Prinzessin holte, und mein Bauch sagte mir: »Von wegen Kaffeekränzchen!«, und im selben Moment ruft meine Vorgesetzte an und teilt mich dir zu. Und was mache ich? Ich sage: »Klar, gern.« Ich kenne das Gefühl, Yun. Und ich weiß, was du gemacht hast – du bist Shon hinterher.

      YUN: Yep. Hab' mir die Klamotten runtergerissen, mich mit dem fiesen Fett eingerieben – besser den Gestank, als dass mich die Tring betatschen, dacht' ich mir – und bin ihm hinterher.

      Shon dreht sich um, als er mich kommen hört. Er grinst mich schief an, und wir marschieren weiter. Wir quatschen nicht. Shon, weil er ganz in Gedanken ist. Ich, weil mir plötzlich ganz anders ist. Was mach' ich da für einen Scheiß? Nackt zu den Tring marschieren? Wenn das rauskommt, wird sich ganz Flake für die nächsten hundert Jahre über mich totlachen!

      Aber zu spät. Gibt kein Zurück mehr. Der Rest von Flake schaut gerade nicht hin, aber Shon würde mitkriegen, wenn ich kneife. Terraner marschiert weiter, Flakie rennt davon. War 'n Anblick so uncold, dass mich wahrscheinlich nicht mal mehr Frostie angucken würde. Und außerdem haben uns die Tring schon gesehen. Sie zirpen los, dass Eisblöcke beinahe zu heulen anfangen. Mir wird abwechselnd kalt und heiß. Shon legt mir 'ne Hand auf die Schulter. »Keine Angst, wird schon schief gehen!«

      Ich schüttl' sie ab. Was bildet der Typ sich ein? Ich und Schiss?

      Bei der Burg geht es inzwischen richtig ab. Der Turm schwankt hin und her. Muss jeden Moment kippen, denk' ich mir, tut er aber nicht, obwohl er ganz dünn und zerbrechlich ist. Irgendwie cold, das Teil. Ist ganz aus Eis und glitzert in der Sonne. Kommt mir vor wie 'n Finger, der auf was zeigt. Den Himmel, klar. Die Sterne. Aber was wissen die Tring schon von den Sternen?

      »Die Burg sieht beinahe fertig aus«, sagt Shon. »Was meinst du?«

      Ich zuck' die Achseln. Keine Ahnung. Hab' in meinem Leben vielleicht 'ne Hand voll Tring-Burgen gesehen. Sahen alle komplett verschieden aus. Na ja, bis auf diesen Nadelspitzenturm. Hat mich nicht weiter geschert. Niemand schert sich um die Tring, solange sie dir nicht auf die Fettschicht rücken.

      Ich will Shon 'ne Antwort geben, aber in dem Moment kommen die Tring in Fahrt. Das Gewusel bei der Burg setzt sich in Bewegung, schießt auf uns zu. hunderte, tausende – was weiß ich – Tring stürzen sich auf uns. Die ganze verdammte Bande eben.

      Shon und ich bleiben stehen. Er hat jetzt auch Schiss, ich seh's aus dem Augenwinkel. Seine bleiche Seite im Gesicht ist so weiß wie das Eis.

      Und dann sind die Tring da. Und ... und ...

      DOLSON: Und ...?

      YUN: Das glaubst du nicht. Das glaubt uns keiner.

       Kapitel 24

      Lifkom Tremter sah Oxtorner fliegen.

      Der Boden der Zentrale der BANDIKOT bäumte sich auf, dem Rücken eines wilden Tiers gleich, das danach trachtete, einen missliebigen Reiter abzuschütteln. Mit durchschlagendem Erfolg. Die Oxtorner, von denen keiner außer Talina es für nötig befunden hatte, eine Konturliege aufzusuchen, wurden wie von einem Katapult davongeschleudert – und nach kurzem Flug gestoppt. Der terranische Botschafter hörte eine vieltöniges, nahezu simultanes Klatschen, dann verfolgte er, wie die Oxtorner leblos, in unnatürlich verrenkten Körperhaltungen, die Wand herunterrutschten.

      »Nein!« Lifkom schrie auf. »Nein!«

      Stählerne Oxtornerhaut war gegen die stählerne Zentralezelle geprallt, und die Oxtorner hatten den Kürzeren gezogen. Es war ein Anblick, den der Terraner nicht für möglich gehalten hätte. Zu oft hatte er bereits die waghalsigen Spiele der Oxtorner verfolgt. Sie sprangen von Klippen, gingen durch Feuer oder gruben sich den Weg aus einstürzenden Höhlen frei – sie hatten den Terraner an die altterranischen Zeichentrickfilme erinnert, mit denen sein Großvater auf Terra ihn als Kind traktiert hatte. Krude Geschichten von Tieren mit menschlichen Zügen, die einander grausam mitspielten und ihre zügellose Brutalität als Scherz ausgaben. Lifkom entsann sich einer Maus und einer Katze, die einander endlos malträtierten, einer nervtötend quakenden Ente und anderen. Meist hatten die Filme nur aus einer Serie von sich steigernden Gewaltakten bestanden, aus denen die Figuren stets ungeschoren hervorgingen. Schwarz verkohlt von der Explosion der Dynamitstange, die ihnen ihr Gegner unter den Gürtel geschoben hatte, aber unverletzt. Aus dem Einschlagsloch kriechend, den ihr Sturz von einer Klippe gebohrt hatte, schmutzig, aber unversehrt. Lifkom wäre am liebsten davongelaufen oder hätte sich die Hände vor die Augen gehalten, aber sein Großvater hatte es nicht zugelassen. Der alte Mann, der ansonsten den ganzen Tag wie manisch mit seinen Basteleien beschäftigt war, hatte sich weggeworfen vor Lachen. Dass sein Enkel mit von der Partie war, war unverzichtbar, behauptete er. »Zeichentrick allein ist nur der halbe Spaß«, hatte er immer gesagt. »Und halber Spaß ist kein Spaß.«

      Weggeworfen. Kein Spaß.

      Betäubt, als sehe er einen Film, beobachtete Lifkom, wie einige der Oxtorner sich regten. Nicht wie in einem Trickfilm, um lachend oder wütend aufzuspringen, bis die nächste Gewalttat sie zu Boden schleuderte. Die Oxtorner kamen nicht hoch, sie vermochten nur, ihre Glieder unsichtbaren Helfern entgegenzustrecken und zu stöhnen.

      Als Lifkom Tremter vor Jahren nach Oxtorne gekommen war, hatte sich der Botschafter in eine Trickfilmwelt versetzt gefühlt. Die Oxtorner forderten sich und ihre Umwelt fortwährend heraus, nicht auf boshafte Weise wie die Figuren aus den alten Filmen, aber mindestens ebenso halsbrecherisch wie sie. Und sie überlebten, verkohlt, schmutzstarrend, blutend, grinsend. Meistens. Es gab Tote bei den Spielen. Aber sie waren meist auf eine unglückliche Kombination mehrerer, unvorhersehbarer Elemente zurückzuführen. Ausnahme, nicht Regel. Und wenn kein Unglück einen Tod verursachte, dann ein bewusster Akt. Alternde Oxtorner, die spürten, dass ihre Kräfte nachließen und ein Ende machten, wie es einem der ihren anstand. Ein Abgang in Würde.

      Einer der Oxtorner, er lag dem Terraner am nächsten, wimmerte vor Schmerz. Seine Arme und Beine lagen schlaff neben dem Körper, wie Glieder einer Puppe, an der sich ein grausam veranlagtes Kind ausgelebt hatte. Der Mund des Mannes stand offen. Er wirkte merkwürdig schief. Der Kiefer musste gebrochen sein.

      Das hier besaß nicht den Hauch von Würde. Die Oxtorner waren wie Fliegen gegen eine Wand geklatscht. Lifkom hatte schon einmal so etwas gesehen. Während eines Spiels auf Oxtorne, bei dem es darum gegangen war, mit bloßen Händen Tunnel in den Fels zu fräsen. Beim Start waren die Teilnehmer, so schnell sie konnten, auf die Felswand zugerannt. Und in sie hinein. Der Fels war unter dem Aufprall der stählernen Körper zu Staub zersprungen. Nur: Gewöhnlicher Fels verhielt sich zum hoch verdichteten Stahl der Zentralezelle wie Butter zu Granit. Zentralezelle und Rumpf der BANDIKOT waren ausgelegt, um atomaren Explosionen in unmittelbarer Nähe standzuhalten. Oxtornerkörper, die ...

      »Lifkom! Was liegst du da und träumst? Wir müssen etwas unternehmen!«

      Aus dem Augenwinkel sah der Terraner einen Schemen, der von der Konturliege neben ihm hochschnellte. Talina.

      »Nein!«, rief er mit aller Kraft. »Talina, nicht! Jeden Augenbli...«

      Ein Stoß raubte ihm den Atem. Der Rumpf des Kreuzers dröhnte. Talina, die den Schutz ihrer Konturliege verlassen hatte, wurde von dem Stoß erfasst und gegen die Wand geworfen. Mit einer Wucht, die einen Terraner zermalmt hätte, aber keiner, die dem ersten Stoß gleichgekommen wäre. Talina


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