Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband). Clark Darlton

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Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband) - Clark Darlton


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im Weltraum gefunden.

      Wenn Mortimer Skand eine Sache über den Kopf zu wachsen drohte, neigte er zu Resignation oder übertriebener Nachgiebigkeit. Was jetzt mit seinem Chef Marcel Boulmeester geschehen war, konnte er nicht verstehen. Ebenso Adelaies seltsames Verhalten.

      Eine wichtige Entscheidung hatte ihm Franzlin abgenommen, darüber war er erleichtert. Also hatte er Boulmeesters Transfer zum Mond arrangiert.

      Trotzdem fühlte sich Skand unwohl. Vieles am Verhalten seines Vorgesetzten passte einfach nicht zu den gewohnten Vorgängen. Solche Überlegungen wälzend, schwebte er im Antigravschacht nach oben in die 104. Etage. Verdutzt blieb er stehen, als er kurz darauf den Fremden vor seiner Wohnungstür sah. Quiupu blickte ihm mit einem undefinierbaren Ausdruck entgegen.

      »Du willst zu mir?«, fragte Skand.

      »Es gibt eine weitläufige Verwandtschaft zwischen Viren und Cyber-Brutzellen«, murmelte Quiupu.

      »Komm herein«, bat Skand zögernd.

      Der Fremde folgte ihm durch den Empfangsraum auf die von Energiefeldern gesicherte Terrasse. Mortimer bot seinem Besucher einen Sessel an. Quiupu setzte sich nach einer Weile.

      »Es gibt ebenfalls eine Verwandtschaft zwischen den Polizeizellen und Viren, aber ...« Ohne erkennbaren Grund schwieg der Fremde wieder.

      »Bist du hier, um mir das zu sagen?«

      Quiupu blickte sich unsicher um. »Es freut mich, dass du nicht befallen bist.«

      »Ich verstehe kein Wort.« Skand wurde schroffer. »Heraus mit der Sprache! Was willst du von mir?«

      »Ist dir mein Besuch unangenehm?«

      »Ich habe nicht viel Zeit.«

      »Würdest du die Wahrheit kennen, hättest du noch weniger Zeit. Was geschieht in dem Institut, in dem du arbeitest?«

      Mortimer Skand ging einige Schritte auf und ab. »Ich sehe keinen Anlass, mit dir darüber zu reden. Ich habe gehört, dass du das Institut besucht hast. Also wird man dir alles gesagt haben, was du hören wolltest.«

      »Zu wenig.« Quiupus Stimme wurde eine Nuance schriller. »Es läuft ein Mensch herum, der die kleinen Einheiten in sich trägt.«

      »Du meinst die Brutzellen?«

      »Ihr nennt sie so. Es sind weitläufige Verwandte der euch bekannten Viren, meine Forschungen haben das bewiesen.«

      »Jeder Mensch schleppt Viren mit sich herum. Sie gehören zu unserer Natur.«

      »Du verstehst mich nicht. Das tut mir leid«, rief Quiupu. »Ich sagte, es läuft ein Mensch herum, der Cyber-Brutzellen in sich trägt!«

      Skands Geduld war nicht die beste. »Jeder weiß, dass du ein wenig verrückt bist, Quiupu. Ich will wirklich nicht unhöflich sein, aber warum belästigst du gerade mich?«

      Der Fremde erhob sich. »Wenn ich dich belästige, bitte ich dafür um Verzeihung. Das war nicht meine Absicht. Ich wollte dich nur warnen und um eine Information bitten.«

      »Danke für die Warnung. Ich passe schon auf mich auf – und du passt auf dich auf. Und was für eine Information ...?«

      Der Fremde ging langsam zum Ausgang.

      Der Zufall wollte es, dass der Interkom ansprach. Boulmeester war der Anrufer. »Hast du den Transfer nach Luna arrangiert, Mortimer?«

      »Ja, aber ...«

      »Mehr will ich gar nicht wissen. Wegen der Einzelheiten melde ich mich später.« Die Verbindung erlosch.

      Skand wandte sich wieder zu seinem Besucher um. Quiupu stand bereits an der Tür und blickte ihn starr an. »Entschuldige die Störung«, sagte er. »Es wird nicht wieder vorkommen.«

      »Was ist mit der Information, die du haben wolltest?«, fragte Skand gereizt.

      »Ich habe sie.« Quiupu ging.

      Mortimer Skand erwartete Boulmeester um fünfzehn Uhr, und diesmal würde er dem Chef auf den Zahn fühlen. Umso enttäuschter war er, als er das Missverständnis bemerkte. Marcel kam nicht persönlich, sondern meldete sich nur telefonisch.

      »Ist alles bereit?«, fragte Boulmeester ohne Umschweife.

      Skands Vorsätze waren in Sekundenschnelle weggewischt. »Ja, natürlich«, sagte er lasch. »Aber du musst die Tickets abholen. Oder soll ich sie vorbeibringen? Wo bist du?«

      »Ich schicke Adelaie, gib ihr die Unterlagen. Über welche Station hast du gebucht?« Auf Skands Frage ging der Kybernetiker mit keiner Silbe ein.

      »Welche Station?«, wiederholte Boulmeester ungeduldig.

      »Auto-drei im Wissenschaftszentrum Terrania-Nord wird ab sechzehn Uhr für dich und Adelaie nach Luna geschaltet.«

      »Adelaie wird in Kürze bei dir sein. Das war's.«

      Mortimer Skand biss sich wütend auf die Unterlippe. Dann musste Adelaie ihm eben die Wahrheit sagen. Wusste sie überhaupt genug?

      Er bekam nie eine Antwort auf diese Frage, denn Adelaie traf nicht ein. Nach über einer Stunde vergeblichen Wartens ließ er sich mit der LFT-Führung verbinden.

      »Ich muss den Ersten Terraner sprechen!«, verlangte er. »Dringend.«

      Zu diesem Zeitpunkt war es schon zu spät.

      Anfangs hatte Quiupu beabsichtigt, Mortimer Skand erneut aufzusuchen. Der Mann war sein einziger Ansatzpunkt, der zu Boulmeester und seiner Gehilfin führen konnte.

      Als er Adelaie aus einem Gleitertaxi aussteigen und den Wohnblock betreten sah, änderte er sein Vorhaben und folgte ihr. Er holte sie ein, bevor sie den Antigravschacht betreten konnte. Ein Messgerät an seinem Gürtel verriet mit schwachem Pfeifton, dass er sich auf der richtigen Spur befand. Die Frau trug die virenähnlichen Einheiten mit sich herum.

      »Geh nicht weiter!«, befahl er scharf.

      Adelaie fuhr herum. »Was willst du?«

      »Du musst mich begleiten! Am besten wäre es, wenn du das freiwillig tust.«

      Sie zuckte zusammen, ihr Gesicht zeigte für einen flüchtigen Moment den Ausdruck von Schmerz.

      »Ich will dir helfen«, sagte Quiupu, und als sie sich an die linke Brustseite griff, zögerte er nicht länger. Ein betäubendes Gas ließ Adelaie schlaff in sich zusammensinken.

      Über einen rückwärtigen Ausgang des Wohnblocks gelangte er mit der nur träge reagierenden Frau zu dem Antigravschacht, der ihn in sein Labor brachte. Während er darauf wartete, dass sich Adelaies Zustand wieder normalisierte, lokalisierte er die Brutzellen, die sich in ihr eingenistet hatten. Es gab nur einen einzigen relativ kleinen Zellverbund, der jedoch in gefährlicher Nähe des Herzens saß.

      Quiupu arbeitete schnell und sorgfältig, als er eine seiner beiden modifizierten Polizeizellen in eine Hochdruckkanüle überführte. »Es besteht kein Grund zur Aufregung«, sagte er. »In deinem Körper steckt ein Klumpen aus Cyber-Brutzellen. Er muss entfernt werden.«

      Vergeblich versuchte Adelaie, wieder auf die Beine zu kommen, sie war noch zu schwach. »Diese positronischen Zellen lassen sich nicht einfach entfernen, sie setzen sich dagegen zur Wehr«, brachte sie schwerfällig über die Lippen.

      »Du hast wahrscheinlich Erfahrungen mit Boulmeester?«, fragte Quiupu.

      »Was weißt du von ihm?«

      »Vermutlich wird er bald von positronischen Zellen beherrscht. Alle Brutzellen müssen vernichtet werden, sie stellen eine Bedrohung dar. Ich glaube, dass Boulmeester zum Mond will, um NATHAN zu infiltrieren.«

      »Du wirst es nicht verhindern können«, behauptete Adelaie. »Und ich kann dir nicht helfen. Das Ding in mir hindert mich daran. Ich kann es dir nicht einmal näher erklären, ohne Schmerzen zu erleiden ...«

      Wortlos ging Quiupu zu ihr, drückte die Kanüle


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