Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband). Clark Darlton

Читать онлайн книгу.

Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband) - Clark Darlton


Скачать книгу
hast du mir injiziert?«

      »Eine Polizeizelle aus Franzlins Labor.«

      »Der Versuch ist sinnlos«, behauptete Adelaie. »Die Polizisten sind noch ungeeignet. Boulmeester hat es ebenfalls versucht, sein Körper oder die Brutzellen haben die Polizisten abgestoßen. Übrigens trägt er elf oder mehr Ballungen aus Brutzellen.«

      »Dann hat Boulmeester bereits jede Kontrolle über sich verloren. Ich muss es trotzdem versuchen. Die Zelle, die ich dir gespritzt habe, ist keine gewöhnliche Polizeizelle, ich habe sie behandelt. Sie muss funktionieren.«

      Adelaie stöhnte. Ein konvulsivisches Zucken durchlief ihren Körper. Obwohl sie versuchte, auf die Beine zu kommen, schaffte sie es nicht.

      Quiupu nahm von da an permanent Messungen an ihr vor.

      »Es klappt«, stellte er schließlich fest. »Das Subsystem ist bereits weitgehend vernichtet. Wahrscheinlich wirst du dich noch etwas schwach fühlen, aber das wird sich schnell legen.«

      »Ich bin müde«, stöhnte Adelaie. Quiupu verabreichte ihr ein Stärkungsmittel.

      »Mittlerweile müsste der Zwang weitgehend von dir abgefallen sein«, sagte er fünf Minuten später. »Sag mir, was du über Boulmeester weißt. Wir müssen ihn daran hindern, zum Mond zu gehen und NATHAN anzugreifen.«

      Sie nickte schwach. »Wo ist dein Interkom?«

      Quiupu deutete auf das Gerät, das sich in einer Ecke des Labors befand. Wenige Minuten später stand Adelaie so dicht davor, dass die Aufnahmeoptik nur sie erfassen konnte. Sie nannte eine Kodenummer.

      »Zimmer 44!«, verlangte sie, als das Konterfei einer Frau im Empfang erschien. Das Bild wurde für wenige Sekunden dunkel, dann stabilisierte sich Boulmeesters Gesicht.

      »Marcel, es hat nicht ganz geklappt. Der Transmitter wurde für eine wichtige Regierungssache blockiert. Ich bemühe mich um einen neuen Termin. Warte bitte, bis ich mich wieder melde.«

      »Ist alles in Ordnung?«, fragte Boulmeester misstrauisch.

      »Ja, natürlich. Ich melde mich wieder.« Ohne dem Kybernetiker Gelegenheit zur Reaktion zu lassen, unterbrach Adelaie die Verbindung.

      »Wo steckt der Mann?«, fragte Quiupu.

      »In einem kleinen Hotel im Erholungspark Nord. Ich führe dich hin.«

      Minuten später waren sie unterwegs.

      Marcel Boulmeester lag ausgestreckt auf dem Bett und dachte an gar nichts. Sein Gehirn befand sich unter vollständiger Kontrolle der Cyber-Brutzellen, die Metamorphose war vollzogen.

      Nur seine äußere Erscheinung war noch die eines Menschen. Unter der Haut verliefen die notwendigen Muskelstränge, die den Körper bewegen konnten.

      Boulmeester war nur mehr eine biologische Positronik. Seine Sinnesorgane lieferten alle Informationen zur Zentraleinheit des Zellverbunds, der sich selbst als Fünften Boten bezeichnete. Dessen Energiehaushalt erforderte einen beträchtlichen Aufwand. Nachschub von außen gab es nicht, deshalb formte das Energiesystem beständig Substanz des Trägers um und führte die so gewonnene Energie den Subsystemen zu – ein Vorgang, der den Körper nach und nach verzehren würde.

      Boulmeester existierte nicht mehr als Mensch, deshalb konnte er diese Vorgänge nicht einmal erahnen. Von der ursprünglichen Gehirnstruktur waren nur noch wenige Sektionen vorhanden, aus denen der Fünfte Bote Informationen gewann. Eines der Subsysteme im Kopf des Mannes hatte mittlerweile einen eigenen Erinnerungssektor angelegt, in dem die Wissensinhalte des Menschen abgespeichert wurden. In der ersten Phase der Übernahme hatte dies zu Problemen und Missverständnissen geführt, und einige Male waren versehentlich rücktransformierte Überlegungen und Steuerbefehle durch den Träger ausgesprochen worden.

      Der Fünfte Bote stand in Verbindung mit einem Subsystem, das er außerhalb des Trägers angesiedelt hatte. Diese Vorsorge hatte das Notsystem eingeleitet, als die Gefahr einer Bloßstellung zu groß geworden war. Aus Gründen der Sicherheit wurde das ausgelagerte System in regelmäßigen Zeitabständen angerufen und abgefragt.

      Bald würde der Fünfte Bote sein Ziel erreicht haben. Die Schleusen waren vorbereitet, die Milliarden Einzelzellen konnten ihr Werk beginnen.

      Der Fünfte Bote wartete auf das Eintreffen neuer Informationen, die der Träger des ausgelagerten Subsystems zu beschaffen hatte.

      Dass der routinemäßige Anruf bei dem ausgelagerten Subsystem ohne Antwort blieb, löste eine Alarmmeldung aus. Die Reaktion übertrug sich auf den Körper Marcel Boulmeester. Er erhob sich und begann, unruhig auf und ab zu gehen.

      Endlich kam Adelaies kurzer Anruf. Der Fünfte Bote geriet in Unruhe.

      Etwas stimmt nicht, meldete der Logikbereich. Doch bevor ein Resultat vorlag, war die Verbindung zwischen den beiden Trägern wieder unterbrochen.

      Der zweite Träger wird zum Fünften Boten zurückkommen. Diese Behauptung des Logikbereichs stützte sich auf den kurzen Wortwechsel zwischen Adelaie Bletz und dem Körper Marcel Boulmeester. Aus der unmittelbaren Nähe muss sich die Störung des ausgelagerten Subsystems erklären lassen.

      Der positronische Mensch befand sich im Zustand höchster Aktivität und Aufmerksamkeit.

      Als Adelaie das Hotelzimmer betrat, konnte sie davon nichts ahnen. Für sie lag Boulmeester dösend auf dem Bett.

      Obwohl sie mit allen denkbaren Reaktionen gerechnet hatte, wurde die Laborantin überrascht. Aus der Rückenlage heraus vollbrachte Boulmeester die Unmöglichkeit, wie eine gespannte Feder in die Höhe zu schnellen. Seine Faust traf die Laborantin an der Schläfe und schickte sie bewusstlos zu Boden.

      Quiupu, der draußen gewartet hatte, sprang zwar noch nach vorn, um Adelaie beizustehen, aber Boulmeester rannte ihn geradezu um. Während er sich wieder aufraffte, sah Quiupu den Kybernetiker zum Antigravschacht rennen und hineinspringen. Nur kurz zögerte er, bevor er dem Flüchtigen folgte.

      Als er das Hotel verließ, sah er Boulmeesters Gleiter soeben abheben. Die Maschine entfernte sich in Richtung der dicht bewaldeten Bergkette im Norden.

      Quiupu erreichte seinen eigenen Gleiter und sprang hinein. Er verlangte dem Triebwerk Höchstleistung ab.

      Unter ihm huschte die Landschaft vorüber. Das Gelände stieg langsam an. Bald tauchte ein von Schluchten durchzogenes Bergmassiv auf. Quiupu hatte seit seiner Ankunft auf Terra die Hauptstadt des Planeten nicht verlassen, die Region, über die er hinwegraste, war ihm fremd.

      Allmählich holte er auf. Boulmeester tauchte in eine Schlucht ein, die Felswände traten näher zusammen und zwangen ihn, die Geschwindigkeit zurückzunehmen.

      Quiupu löste ein stabförmiges Gerät von seinem Gürtel und richtete es auf den vor ihm fliegenden Gleiter. Urplötzlich geriet Boulmeesters Maschine ins Taumeln und wurde langsamer. Bevor Quiupu nahe heran war, schrammte das Fahrzeug an vorspringenden Felsen entlang. Teile des Rumpfes wurden abgerissen und wirbelten durch die Luft. Boulmeester stürzte aus dem zerbrechenden Fahrzeug.

      Quiupu lenkte seinen Gleiter in die Nähe des Abstürzenden. Der Kybernetiker ruderte wild mit den Armen. Unmittelbar bevor er am Boden aufschlug, drehte er sich in der Luft und schaffte es dann, sich mehrmals abzurollen.

      Federnd kam der Fliehende wieder auf die Beine. Quiupu hatte schon im Hotel einen Eindruck von den Kräften gewonnen, die die Brutzellen mit dem Körper entwickeln konnten. Er ging kein Risiko ein, als er Boulmeester mit dem Gleiter rammte und ihn zur Seite schleuderte.

      Nur einen Atemzug später landete Quiupu, sprang aus seiner Maschine und hastete zu dem Kybernetiker. Hastig presste er dem Mann die Hochdruckkanüle mit der zweiten präparierten Polizeizelle an den Hals.

      Eine Möglichkeit, die Wirkung der Injektion zu überwachen, hatte er hier nicht. Nur eines seiner Instrumente zeigte die Nähe der Brutzellen an. Offen blieb, ob der eine Polizist gegen die Zusammenballungen von Brutzellen in Boulmeesters Körper etwas ausrichten konnte.

      Vorsichtshalber


Скачать книгу