Gia Yü. Konfuzius

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Gia Yü - Konfuzius


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Guten, er hilft ihm nicht zum Schlechten. Wenn Ihr, mein Meister, nicht zu mir gesprochen, so hätte ich nie etwas darüber erfahren.«

       6. Jeder ist seines Glückes Schmied

      Herzog Ai fragte den Meister Kung und sprach: »Eines Reiches Bestehen und Untergang, Glück und Unglück haben doch sicher ihre himmlische Bestimmung und rühren nicht nur von Menschen her.«

      Meister Kung erwiderte: »Bestehen und Untergang, Glück und Unglück kommen alle nur durch eigene Schuld. Zeichen am Himmel und Vorbedeutungen auf der Erde können nichts hinzufügen.«

      Der Herzog sprach: »Gut, mein Meister, habt Ihr geredet, aber wie soll das zugehen?«

      Meister Kung sprach: »Vor alters zur Zeit des Herrschers Sin aus dem Hause Yin3, da brütete ein Sperling einen großen Vogel aus auf der Ecke der Stadtmauer. Die Zeichendeuter sprachen: ›Wenn Kleines Großes erzeugt, so wird das Reich sicher blühen und des Herrschers Name berühmt werden.‹ Darauf verließ sich der Herrscher Sin auf die Kraft dieses Sperlings. Er kümmerte sich nicht um die Regierung des Landes und war hart und grausam über alle Maßen, und vor den Leuten seines Hofes gab es keine Rettung. Da brachen Räuber von außen ein, und die Herrschaft des Hauses Yin fand dadurch ihr Ende. So hat er selbst der Zeit des Himmels entgegengewirkt und das zugedachte Glück in Unglück verwandelt.

      Wiederum zur Zeit seines Vorfahren, des Königs Tai Mou aus dem Hause Yin, war der rechte Weg verlassen, und die Gesetze ruhten, so daß schließlich Vorzeichen auftraten, Maulbeere und Korn aus einer Wurzel im Schloßhof wuchsen und nach sieben Tagen schon eine Spanne im Umfang hatten. Der Zeichendeuter sprach: ›Maulbeere und Korn sind Gewächse der Wildnis; sie pflegen nicht aus einer Wurzel im Schloßhof zu wachsen. Sollte das auf den Untergang des Reiches deuten?‹ Tai Mou erschrak, er wendete sich und ordnete seinen Wandel. Er gedachte der Regierung der früheren Könige und brachte den Weg zur Pflege des Volkes wieder ans Licht. Und nach drei Jahren war es soweit, daß ferne Länder seine Gerechtigkeit rühmten, und Gesandte, die mehrere Dolmetscher brauchten4, kamen aus sechzehn Reichen. Das ist ein Beispiel, wie einer durch eigenes Tun der Zeit des Himmels entgegenwirkte und drohendes Unheil in Glück verwandelte.

      So sind Zeichen am Himmel und Vorbedeutungen auf der Erde dazu da, die Herrscher zu warnen. Träume und Wunder sind dazu da, um die Beamten zu warnen. Zeichen und Vorbedeutungen sind nicht stärker als eine gute Regierung, Gesichter und Träume sind nicht stärker als ein guter Wandel. Wer das zu erkennen vermag, der wird die höchste Stufe der Ordnung erreichen. Nur ein weiser Fürst kann das erreichen.«

      Der Herzog sprach: »Wenn ich nicht so töricht wäre, hätte ich auch diese Lehre des Edlen nicht vernommen.«

       7. Wie man alt wird

      Herzog Ai fragte den Meister Kung und sprach: »Erreicht der Weise ein hohes Alter? Erreicht der Gütige ein hohes Alter?«

      Meister Kung erwiderte: »Ja. Dem Menschen drohen drei Todesarten, die ihm nicht vom Schicksal bestimmt sind, sondern die er sich selber zuzieht. Die beim Schlaf und beim Ruhen nicht die rechte Zeit beobachten, die beim Essen und Trinken nicht mäßig sind, die in Muße oder Anstrengung die Grenzen überschreiten, die tötet alle die Krankheit. Die in niedrigem Stande weilend ihren Fürsten belästigen, die unersättlich sind in Lüsten und Begierden und ihren Wünschen kein Ziel setzen, die tötet alle die Strafe. Die, selbst in der Minderheit, sich gegen die Mehrheit auflehnen, die, selbst schwach, die Starken beleidigen, die im Zorn vernunftwidrig handeln und ihre Kräfte nicht abschätzen, die töten alle die Waffen. Diese drei Todesarten sind nicht Schicksal, sondern der Mensch zieht sie sich selbst zu. Ein weiser Ritter und gütiger Mann, der in seinem Leben sich zu beschränken weiß, der in Tun und Lassen sich an die Pflicht hält, der in Freude und Zorn die rechte Zeit trifft und seine Natur nicht schädigt: Ist es nicht ganz in der Ordnung, daß er langes Leben erlangt?«

      8. KAPITEL

      DSCHÏ SÏ / Gedankenschau

      Das 8. Kapitel enthält zwanzig Anekdoten und Aussprüche des Konfuzius, von denen viele erst in der Han-Zeit in die konfuzianische Tradition eingedrungen sein können. Begriffe und Grundsätze, die darin vorkommen, sind vielfach aus anderen Schulen übernommen und erst verhältnismäßig spät dem Konfuzianismus eingegliedert worden. Sämtliche Abschnitte dieses Kapitels finden sich auch, zum Teil in recht abweichender Form, im Schuo Yüan des Liu Hiang.

       1. Gedankenschau

      Meister Kung wanderte nach Norden und stieg auf den Ackerberg. Dsï Lu, Dsï Gung und Yen Yüan waren in seiner Umgebung. Meister Kung blickte sich nach allen Seiten um und seufzte tief atmend und sprach: »In Gedanken kann man alles, was man will, erreichen. Kinder, sage jeder seine Absichten, ich will dann wählen.« Dsï Lu trat hervor und sprach: »Ich möchte Federbüschel, weiß wie der Mond und rot wie die Sonne, Glocken und Trommeln, die mit ihrem Klang den Himmel erschüttern, und eine wirbelnde Menge von Flaggen und Fahnen, die die Erde bedecken. Da möchte ich den Befehl über ein Heer haben und angreifen. Ich würde dem Gegner sicher tausend Meilen Land entreißen, das feindliche Heerbanner erbeuten und die abgeschnittenen Ohren der getöteten Feinde sammeln. Das ist etwas, das nur ich kann, Ihr beiden Freunde müßt mir nachstehen.«

      Der Meister sprach: »Wie mutig!«

      Danach trat Dsï Gung vor und sprach: »Ich möchte es treffen, wenn Tsi und Tschu zum Kampfe ausziehen auf weitem Blachfeld. Die beiden Lager sind in Gesichtsweite. Schon wirbelt Staub und Erde auf, schon kreuzen sich die Waffen: Da möchte ich im weißen Gewand und weißen Hut dazwischentreten mit meinem Rat und ihnen Gewinn und Schaden klarmachen und die Not der Länder wenden. Das ist etwas, das nur ich kann. Die beiden Freunde müssen mir nachstehen.«

      Der Meister sprach: »Wie beredt!«

      Yen Hui zog sich zurück und erwiderte nichts.

      Meister Kung sprach: »Hui, komm, warum hast du allein keine Wünsche?«

      Yen Hui erwiderte: »Die Angelegenheiten des Friedens und des Krieges haben die beiden Freunde schon besprochen; was soll ich da noch sagen?«

      Meister Kung sprach: »Immerhin, jeder sage seine Absichten! Rede, mein Sohn!«

      Da erwiderte er: »Es heißt: Duftende Kräuter und stinkende Wasserpflanzen bewahrt man nicht im selben Gefäß auf. Ein Yau und ein Gië regieren nicht gemeinsam1: Ihre Art ist zu verschieden. Ich möchte einen weisen König und heiligen Herrn, dem ich mit meinem Rat zur Seite stünde, um die fünf Gebote zu verkündigen und durch Sitte und Musik den Staat zu leiten, daß die Menschen keine Mauern und Wälle mehr zu bauen brauchten, daß Gräben und Weiher nicht mehr überquert zu werden brauchten, daß man Schwerter und Hellebarden umschmelzen mag zu Geräten des Ackerbaus, daß Pferde und Rinder weiden auf Ebenen und Wiesen, daß die Familienangehörigen nicht mehr an Trennung und Einsamkeit zu denken brauchten und auf tausend Jahre hinaus das Leid des Krieges gebannt wäre. Dann brauchte Yu nicht mehr seinen Mut und Sï nicht mehr seine Beredsamkeit.«

      Der Meister atmete tief und sprach: »Wie schön ist dein Geist!«

      Dsï Lu erhob die Hand und sprach: »Und was wählt Ihr, o Meister?«

      Meister Kung sprach: »Güter nicht verschwenden, die Menschen nicht schädigen, die Worte nicht vergeuden, das ist’s, was der Sohn Yens sein Eigentum nennt!2«

       2. Das geringe Geschenk

      In Lu lebte ein Geizhals, der in einem tönernen Tiegel Reis gekocht hatte. Als er ihn kostete, schmeckte er ihm besonders gut, darum tat er ihn in einen irdenen Topf und brachte ihn dem Meister Kung dar. Meister Kung nahm


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