Gia Yü. Konfuzius

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Gia Yü - Konfuzius


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ist ein geringes Geschirr, gekochter Reis ist eine gemeine Speise; warum seid ihr so sehr darüber erfreut, Meister?«

      Der Meister sprach: »Wer bereit ist, Ermahnungen zu erteilen, der denkt an seinen Fürsten. Wer gutes Essen hat, der denkt an die, die er liebt. Nicht daß ich die Speise oder das Geschirr für etwas Besonderes hielte. Das Besondere ist, daß er, als ihm das Essen schmeckte, an mich gedacht hat.«

       3. Der geschenkte Fisch

      Als der Meister nach Tschu kam, da war ein Fischer, der ihm einen Fisch darbrachte. Der Meister wollte ihn nicht annehmen. Da sprach der Fischer: »Das Wetter ist heiß, und der Markt ist weit, ich kann ihn nicht verkaufen, und da habe ich gedacht, ehe ich ihn in die Mistgrube werfe, bringe ich ihn doch lieber einem edlen Manne zum Geschenk. Darum wagte ich, ihn anzubieten.«

      Darauf verneigte sich der Meister zweimal und nahm ihn an. Er ließ seine Schüler den Boden kehren, um ihn als Opfer darzubringen.

      Die Schüler sprachen: »Jener hätte ihn beinahe weggeworfen, und Ihr wollt ihn als Opfer darbringen. Warum das?«

      Meister Kung sprach: »Ich habe sagen hören, wem es leid tut, daß seine Speise verdirbt, so daß er sie lieber verschenkt, der zeigt Züge eines gütigen Menschen. Wie sollte ich es versäumen, die Gabe eines gütigen Mannes als Opfer darzubringen?«

       4. Der edle Sträfling

      Gi Gau3 war Strafrichter in We und verurteilte einen Mann zum Abhacken der Füße. Nach einiger Zeit kam es zu den Unruhen des Kuai Wai4. Gi Gau wollte ihnen entgehen und ging nach dem Stadttor. Der Mann mit den abgehackten Füßen war Torhüter. Er sprach zu Gi Gau: »Dort ist eine Lücke.« Gi Gau sprach: »Der Edle klettert nicht über Mauern.« Da sprach er wieder: »Dort ist ein Loch in der Mauer.« Gi Gau sprach: »Der Edle kriecht nicht durch Löcher.« Da sprach jener abermals: »Hier ist ein Haus.« Gi Gau trat ein.

      Als die Verfolger vorüber waren und Gi Gau im Begriff war weiterzugehen, da sprach er zu dem Mann mit den abgehackten Füßen: »Ich konnte seinerzeit nicht umhin, in Ausübung der Gesetze meines Herrn selbst Euch die Füße abhacken zu lassen. Nun bin ich in Schwierigkeiten, das wäre gerade die richtige Zeit für Euch gewesen, mir Euern Groll heimzuzahlen, stattdessen habt Ihr mir dreimal durchgeholfen. Was ist der Grund davon?«

      Der Mann mit den abgehackten Füßen sprach: »Daß mir die Füße abgehackt wurden, daran war ich selber schuld, da ließ sich nichts machen. Aber als Ihr damals mich zu richten hattet nach den Gesetzen, da suchtet Ihr nach einem Vorgang für meinen Fall, um mir die Strafe zu ersparen. Das wußte ich. Als dann der Fall erledigt war und die Strafe festgesetzt und es dazu kam, das Urteil zu verkündigen, da wart Ihr unruhig und betrübt. Als ich Eure Mienen sah, wußte ich das auch. Ihr habt wirklich nicht unrecht an mir getan. Wenn der Himmel einen Edlen hervorbringt, so legt er ihm den Weg (Tao) ins Herz; darum habe ich Euch durchgeholfen.«

      Meister Kung hörte den Vorfall und sprach: »Trefflich, wer als Beamter das Gesetz einheitlich anwendet und doch auf Güte und Rücksicht bedacht ist, der pflanzt Gutes. Wer Härte und Strenge anwendet, der pflanzt Groll. Meister Gau verstand es, unparteiisch zu handeln.«

       5. Hilfe der Umstände

      Meister Kung sprach: »Von dem Zeitpunkt an, als der Herr von Gi-sun mir tausend Maß Korn als Einkommen gab, wurden meine Freunde immer intimer. Von da an, als Nan-Gung Ging-Schu meinen Wagen fuhr, breiteten sich meine Lehren immer mehr aus. Darum, die Lehre mag noch so wertvoll sein, es muß die Zeit erfüllt sein, dann erst wird sie wichtig genommen; man muß die nötige Autorität haben, dann erst setzt sie sich durch. Ohne die Gaben jener beiden Herren wäre meine Lehre vielleicht untergegangen5

       6. Über König Wen

      Meister Kung sprach: »Unter den Königen sind solche, die Frühling und Herbst gleichen. Der König Wen hatte den Wang Gi zum Vater, die Tai Jen zur Mutter, die Tai Sï zur Gattin, den König Wu und den Herzog von Dschou zu Söhnen, den Tai Diën und Hung Yau zu Beamten. So war die Grundlage, die er legte, gut. König Wu machte dadurch, daß er seine eigene Person recht machte, sein Reich recht und dadurch, daß er sein Reich recht machte, die Welt recht. Er bekämpfte die Zuchtlosen und strafte die Sünder. Er brauchte sich nur einmal in Bewegung zu setzen, und die ganze Welt war recht, und seine Arbeit war vollendet. Frühling und Herbst nahen mit ihrer Zeit, und alle Wesen werden lebendig. Ein König naht mit seinem Weg, und alles Volk kommt in Ordnung. Der Herzog von Dschou arbeitete an sich selbst, um Wandlungen hervorzubringen, und alle Welt folgte ihm. Das war seine höchste Wahrhaftigkeit.«

       7. Wie man sich in einem Lande umsieht

      Meister Dseng6 sprach: »Wenn du in ein Land kommst, wo Worte zuverlässig sind bei der Menge der Beamten, so magst du da bleiben; wenn die Handlungen gewissenhaft sind unter den Ministern und den Großbeamten, so magst du dich da anstellen lassen; wenn des Fürsten Gnade dem Volk zugute kommt, so magst du dir Reichtum gefallen lassen.« Meister Kung sprach: »Diese Worte des Schen zeigen den Weg zu einem gesicherten Leben.«

       8. Mißverstandene Menschlichkeit

      Dsï Lu war Amtmann von Pu. Da setzte er, um Vorkehrungen gegen Überschwemmungen zu treffen, mit der Bevölkerung die Kanäle und Gräben instand. Da die Leute viel Arbeit und Mühe dabei hatten, ließ er jedem einen Korb Reis und einen Topf Suppe austeilen.

      Meister Kung hörte davon und sandte den Dsï Gung hin, um der Sache Einhalt zu tun.

      Da wurde Dsï Lu ernstlich böse, ging hin, trat vor den Meister Kung und sprach: »Da die Regenzeit bald kommt, habe ich, um Vorkehrung gegen Wassernot zu treffen, durch die Leute die Kanäle und Gräben instandsetzen lassen. Da die Leute meistens abgearbeitet und hungrig waren, habe ich jedem einen Korb Reis und einen Topf Suppe austeilen lassen. Ihr habt den Dsï Gung geschickt, um der Sache Einhalt zu tun, das heißt, Ihr habt mich verhindert, Menschlichkeit zu üben. Ihr lehrt uns Menschlichkeit und verhindert doch deren Ausübung. Das kann ich nicht annehmen.«

      Meister Kung sprach: »Wenn du der Meinung warst, daß die Leute Hunger leiden, warum hast du es nicht dem Fürsten berichtet, daß er seine Speicher öffnen ließe, um ihnen zu helfen? Stattdessen hast du sie eigenmächtig mit einer Speise beschenkt. Damit hast du gezeigt, daß der Fürst keine Gnade kennt, und dafür die Güte deines Charakters ins Licht gesetzt. Wenn du sofort damit aufhörst, so mag es noch hingehen. Andernfalls ziehst du dir sicher Strafe zu.«

       9. Guan Dschung

      Dsï Lu fragte den Meister Kung: »Was war Guan Dschung für ein Mensch?« Der Meister sprach: »Er war menschlich.« Dsï Lu sprach: »Erst hat Guan Dschung dem Herzog Siang Rat erteilt, aber der Herzog nahm ihn nicht an. Er war also nicht beredt. Er wollte den Prinzen Giu als Fürsten einsetzen, aber es gelang ihm nicht. Er war also nicht weise. Seine Familie wurde in Tsi ausgerottet, und er zeigte keine Trauer darüber. Er war also nicht liebevoll. Er saß gefesselt an Händen und Füßen in einem vergitterten Wagen und schämte sich nicht. Er hatte also kein Ehrgefühl. Er diente einem Fürsten, nach dem er vorher geschossen hatte. Er war also nicht charakterfest. Schau Hu folgte seinem Herrn in den Tod, Guan Dschung tat es nicht. Er war also nicht treu. Ist die Handlungsweise eines menschlichen Mannes wirklich dieser Art?«

      Meister Kung sprach: »Daß der Herzog Siang nicht auf die Ratschläge des Guan Dschung hörte, daran war die Torheit des Herzogs schuld. Daß es ihm nicht gelang, den Prinzen Giu auf den Thron zu


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