Mami Staffel 13 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 13 – Familienroman - Lisa Simon


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Stimme war hell vor Aufregung. »O bitte, schlag mir diese Bitte nicht ab, Joachim.« Sie sprach viel zu schnell, als überschlügen sich ihre Gedanken. »Du hast dich in der letzten Zeit gar nicht wohl gefühlt. Dir wird Luftveränderung guttun. Ich will nicht ohne dich sein. Ich brauche dich, Joachim.« Sie wußte genau, daß er nicht nein sagen konnte.

      »Aber das Geschäft.«

      »Es ist in der letzten Zeit ruhig gewesen. Die zahlungskräftigen Kunden sind nicht in der Stadt. Und wenn schon, Joachim, wir können uns doch einen Urlaub leisten, wir haben in den letzten Jahren keinen genommen. Wir haben nur gearbeitet.«

      »Wie stellst du es dir vor…«

      Sie wußte, daß sie gewonnen hatte. Sie strahlte, lief zu ihm, drückte erleichtert einen Kuß auf seine Wange.

      »Ganz einfach. Wir packen. Wir werfen die Koffer ins Auto und fahren los. Ein herrliches Abenteuer. Wir sind zusammen, nur das ist wichtig.«

      »Und wohin fahren wir?«

      »Du bist also einverstanden«, rief sie glücklich. »Dann laß uns keine Zeit verlieren. Wir fahren ins Blaue. Wir halten da, wo es uns gefällt.«

      »Wir suchen ein Hotel, in dem auch Hunde willkommen sind«, nickte er, von ihrer Freude angesteckt.

      »Natürlich. Wir kriegen Stephanie ohne Herrn Kaiser ja gar nicht ins Auto. Für meine Tochter ist der Hund wichtiger als wir. Packen wir, Joachim. Aber nur Ferienkleidung, deine strengen dunklen Anzüge lassen wir zu Hause. Wenn wir uns sputen, können wir in einer Stunde schon auf der Autobahn sein.«

      *

      Frau Wagenfeld starrte entgeistert auf das kleine Schild, das hinter dem Glas der Eingangstür hing.

      »Wir haben Ferien«, stand da in großen Blockbuchstaben.

      Frau Wagenfeld rüttelte noch einmal an der Türklinke. Sie war verschlossen. Sie trat ein paar Schritte zurück, um zu den Fenstern hinaufzusehen, und stieß unsanft gegen einen Herrn.

      »Hoppla«, rief Julian Hartinger und faßte die Dame blitzschnell.

      »Entschuldigen Sie«, murmelte Eva Wagenfeld und war noch immer völlig durcheinander. Julian studierte das Schild, sein Mund kniff sich zu einem Strich zusammen.

      »Das ist also ihre Antwort«, murmelte er mehr zu sich selbst.

      »Ich verstehe das nicht.« Auch Eva Wagenfeld führte Selbstgespräche. »Ich habe doch gestern morgen noch mit Laura gesprochen. Da hat sie nichts davon gesagt. Sie können doch nicht so plötzlich Pläne schmieden.«

      Julian war aufmerksam geworden. Erst jetzt musterte er die Dame, er kniff sogar die Augen zusammen.

      »Sie sind Lauras Mutter«, rief er dann überrascht.

      Sie nickte, war noch immer durcheinander.

      »Ja. Natürlich. Kennen Sie meine Tochter?«

      Sie trug ein eng geschnittenes Sommerkleid, hatte das weiße Haar einfach frisiert. Genauso würde Laura einmal aussehen, wenn sie älter geworden war. Es war ein liebes, mütterliches Gesicht, das jetzt allerdings ziemlich ratlos wirkte.

      »Ja, ich kenne Ihre Tochter. Wir waren vor einigen Jahren in Ischl zusammen, da lernten wir uns kennen.«

      Er stutzte verdutzt, als er die plötzliche Abneigung sah, die ihm aus ihren Augen entgegen blitzte.

      »Ach so. Sie sind das. Und warum kommen Sie jetzt?«

      »Sehr freundlich klingt das aber nicht.«

      »Dazu habe ich auch schließlich keinen Grund«, erklärte Frau Wagenfeld hitzig. Man konnte sehen, woher Laura ihr Temperament hatte. »Sie haben nicht nur Laura viel Kummer gemacht.«

      »Einen Moment. Das nenne ich, die Tatsachen verdrehen.«

      Sie standen noch immer vor den Stufen, die zum Antiquitätengeschäft führten. Die Passanten, die an ihnen vorübergingen und sie musterten, bemerkten sie nicht einmal.

      »Hören Sie auf.« Eva Wagenfeld machte eine unwirsche Handbewegung.

      »Ein netter Herr sind Sie. Verschwinden mir nichts, dir nichts. Von einem Moment auf den anderen, und tauchen nach Jahren wieder auf.«

      »Einen Moment«, sagte er noch einmal, aber jetzt um vieles energischer. »Ich glaube, da hat Ihnen Ihre Tochter einen Bären aufgebunden, einen sehr häßlichen sogar. Ich soll mich aus dem Staub gemacht haben? So eine Unverschämtheit. Sie war es. Sie reiste ab, einfach so.«

      Eva Wagenfeld starrte ihn an, sie suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen der Lüge.

      Seine grauen Augen blitzten vor Entrüstung.

      »Laura lügt nicht«, behauptete sie ein wenig kleinlauter. »Sie haben Ihr beinahe das Herz gebrochen.«

      Er schlug mit der Hand gegen die Stirn, es klatschte richtig.

      »Ich werde noch verrückt«, behauptete er. »Hören Sie, Frau Wagenfeld. Da muß ein schrecklicher Irrtum vorliegen. Aber das Rätsel sollten wir nicht hier auf der Straße lösen. Sie kennen doch gewiß in der Nähe ein Café, in dem wir uns in Ruhe unterhalten können.«

      *

      Sie hatten Glück, sie fanden einen kleinen Tisch in einer Nische. Sie bestellten Kaffee, nach Kuchen war beiden nicht zumute.

      »Sie verstehen es hoffentlich, daß ich sehr argwöhnisch bin.« Sie rührte mit dem Löffel so heftig in der Kaffeetasse, daß das braune Getränk auf die Marmorplatte schwappte. »Und wütend bin ich auch auf Sie. Ich bin beinahe vergangen vor Mitleid, das ich mit Laura hatte. Sie… Sie haben ihr sehr weh getan. Ja, ihr Leben haben Sie völlig auf den Kopf gestellt.«

      »Weil Sie ein Kind bekam. Ein Kind von mir.«

      »Das sagen Sie mit Augen, wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum«, fuhr sie ihn entrüstet an. »Warum sind Sie dann Hals über Kopf abgereist, ohne ein Wort, ohne eine Zeile zu hinterlassen. Laura nahm natürlich an, Sie wären verheiratet und sie nur ein Ferienflirt.«

      »Das gleiche habe ich von ihr angenommen. Ich glaube, es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig Vorwürfe machen. Darf ich erzählen?«

      »Ich bitte darum«, nickte sie würdevoll, war aber noch lange nicht von seiner Unschuld überzeugt.

      »Wir hatten eine herrliche Zeit, wir liebten uns. Sie brauchen mich gar nicht so skeptisch anzusehen. Wir planten eine Fahrt zur Heidelbergerhütte. Wir hatten abends in unserem Stammlokal gegessen, andere kamen dazu. Laura und ich wollten uns einen Pferdeschlitten mieten, während die anderen mit dem Wiesel fuhren.

      Aber in aller Herrgottsfrühe kam der Skilehrer und bat mich, ich sollte ihn begleiten. Wir fuhren mit dem Wiesel zur Hütte. Es war eine Lawinenwarnung durchgegeben worden, und so mußte die Abfahrt, die mit den Skiern gemacht werden sollte, geändert werden. Er wollte mit dem Hüttenwirt darüber sprechen.

      Ich habe Laura durch einen Boten eine Nachricht geschickt, sie gebeten, daß sie mit der Gruppe im Wiesel fahren sollte.

      Die Gruppe kam. Aber Laura nicht.

      Mir kam nicht einmal der Gedanke, daß sie den Brief nicht bekommen hatte. Ich dachte, sie hätte einen kranken Kopf, es war leider abends einiges getrunken worden, und Laura vertrug nicht viel.

      Ich fuhr zurück und ging sofort ins Hotel.« Er verzog bitter den Mund. Die Erinnerung schmerzte noch immer. »Ich dachte, ich finde sie in ihrem Zimmer, mit einem kalten Tuch auf dem Kopf.

      Das Tuch hätte ich gebraucht. Als der Portier mir sagte, daß Laura abgefahren war… ohne ein Wort, ohne eine Zeile… da glaubte ich, die Welt geht unter.

      Soll ich Ihnen sagen, was ich dachte? Daß sie verheiratet war, der Ehemann plötzlich aufgetaucht war…«

      »Das haben Sie von Laura geglaubt«, murmelte Eva empört.

      »Ich glaube, ich brauche jetzt einen Schnaps«,


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