Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett


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vor dem Saloon festgemacht hatte, und ritt die Main Street hinunter. Ihm gingen viele Gedanken durch den Kopf. Beunruhigende Gedanken.

      Er war es nicht gewöhnt, so lange stillzuhalten. Seine Art war es, zuzupacken, wenn es zuzupacken galt. Doch dieser Fall hier lag anders. Er durfte nicht den wilden Mann spielen. Er musste Rücksichten nehmen. Wenn er dieSache falsch anfasste, konnte er mehr zerstören, als er rettete.

      Er ritt noch kurz bei Doc Bishop vorbei und erkundigte sich nach Doans Befinden.

      „Und da kommst du mitten in der Nacht?“, wunderte sich der Alte.

      „Als geschlagener Marshalskandidat habe ich mich bei Tageslicht nicht zu Ihnen getraut“, flachste Chaco.

      „Doan war heute ganz kurz bei Bewusstsein“, berichtete Henry Bishop. „Aber ich hatte nicht mal die Möglichkeit, ihm eine Frage zu stellen. Er war gleich wieder weg.“

      „Was hätten Sie ihn fragen wollen? Denken Sie etwa, dass er den Schützen in der Dunkelheit erkannt hat? Da konnte uns Morton schon nicht weiterhelfen. Wir wissen nur, dass es sich um wahrscheinlich sechs Mann gehandelt hat.“

      „Glaubst du, dass Collin Brat was damit zu tun hat?“

      Chaco zuckte mit den Schultern. „Wenn ja, dann hat er zumindest heute eine Probe seiner Schauspielkunst gegeben.“

      „Aber irgendwo müssen wir doch anfangen“, stieß der Doc verzweifelt hervor. „Wenn wir wenigstens einen Namen mit Sicherheit wüssten. Einen einzigen Beweis. Ich wollte den Halunken schon zum Reden bringen, und wenn ich ihn bei vollem Bewusstsein operieren müsste.“

      „Doc, ich hatte keine Ahnung, welch finstere Sehnsüchte in ihrer Brust schlummern.“

      „Meine größte Sehnsucht ist, dass in dieser Stadt endlich wieder Ruhe einkehrt. Und dies wird erst der Fall sein, wenn einer die Schattenbande zur Strecke gebracht hat.“

      „Na, dafür gibt es ja jetzt einen Marshal.“

      Chaco verabschiedete sich und ritt zum Haus der Kimballs. Doch er suchte seine Kammer noch nicht auf. Er wollte es wissen. Diese Nacht musste ihm die Antwort auf die Frage bringen, die ihm auf der Seele brannte.

      Er suchte sich einen Platz in der Nähe der Ställe. Sein Körper tauchte im Schatten unter. Er bewegte sich nicht. Nur seine Gedanken zeigten noch Leben. Er musste über zwei Stunden warten, dann hörte er einen Reiter. Er hatte es anscheinend nicht eilig, denn er kam nur im Schritt daher. Oder wollte er nur möglichst wenig Lärm machen?

      Chaco sah aus seinem Versteck, wie der Reiter vom Pferd sprang und es das letzte Stück am Zügel führte. Er wartete, bis er wieder aus dem Stall herauskam, dann schritt er ein.

      „Hallo, Chalk! Es ist nicht gut, diese Nacht unterwegs gewesen zu sein.“

      Der Junge fuhr zusammen. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass zu Hause noch jemand wach war.

      „Ich ... ich konnte nicht schlafen“, stotterte er verwirrt. „Mir geht so viel im Kopf herum. Alles ist so schrecklich. Die Sache mit Doan meine ich. Und jetzt auch noch Lamont. Glaubst du, dass Andie Morton ihn getötet hat?“

      „Um Morton mache ich mir weniger Sorgen“, entgegnete das Halbblut.

      Chalk Kimball sah ihn misstrauisch an.

      „Du hast also einen anderen im Verdacht?“

      „Ja.“

      „Einen von den Shadows?“

      „Ja.“

      „Das sollte mich nicht wundern. Die Burschen werden immer frecher.“ '

      „Frech ist wohl nicht der richtige Ausdruck, Chalk. Diese Männer gehören zur übelsten Sorte von Banditen. Sie bringen eiskalt unschuldige Menschen um. Sie bereichern sich, wo es nur geht. Und sie sind zu feige, ihr Gesicht zu zeigen. Es gibt wohl keinen Grund, stolz darauf zu sein, zu einer solchen Bande zu gehören.“

      „Ich gehe jetzt schlafen, Chaco.“

      „Du wirst dem Marshal morgen sagen müssen, wo du diese Nacht gewesen bist.“

      Die Augen des Jungen begannen zu flackern.

      „Ich? Wie kommst du darauf? Warum sollte sich Mr. Brat dafür interessieren?“

      „Er wird nicht nur dich fragen. Aber für die, die auf die Frage keine zufriedenstellende Antwort wissen, sieht es nicht besonders gut aus.“

      Chalk Kimball wollte an dem Halbindianer vorbei, doch Chaco hielt ihn zurück.

      „Ich verstehe dich nicht“, murmelte der Junge.

      „Dann muss ich mich deutlicher ausdrücken. In dieser Nacht wurde in Gibsonville wieder ein Verbrechen verübt.“

      Chalk Kimball konnte sein Erschrecken nicht verbergen. Trotzdem fragte er anscheinend unbekümmert: „Tatsächlich? Woher weißt du das? Warst du dabei?“

      „Du weißt besser als ich, wer dabei war, Chalk. Und du könntest viel wieder gutmachen, wenn du mir die Namen sagtest.“

      „Du musst total verrückt sein.“

      „Vielleicht bin ich es. Aber ich bin nicht verrückt genug, mich zum Mord anstiften zu lassen. Chalk! Junge! Begreifst du nicht, dass du nur ausgenutzt wirst? Kehre um, bevor es zu spät ist! Ich bin sicher, dass es eine Erklärung für dein Verhalten gibt. Ich will dir helfen, doch den ersten Schritt musst du selbst gehen.“

      Chalk Kimballs Augen funkelten. Es hatte den Anschein, als wolle er sich auf den wesentlich Größeren stürzen. Er ballte seine Hände und fauchte mit mühsam unterdrücktem Hass: „Eine solche Frechheit kann nur von einem Bastard kommen. Was bildest du dir eigentlich ein? Meinst du, weil sie dich fast zum Marshal gewählt hätten, hast du ein Recht, mich derart zu beleidigen? Wenn du nicht zufällig der Freund meiner Eltern wärst, würde ich dir schon die richtige Antwort geben.“

      „Ich bin auch dein Freund, Chalk. Und du brauchst jetzt einen Freund. Morgen früh werden wir wissen, wo die Shadows diese Nacht zugeschlagen haben, und du wirst deiner Mutter nicht offen ins Gesicht sehen können.“

      „Lass meine Mutter aus dem Spiel, verdammte Rothaut! Ich wollte, du wärst nie nach Gibsonville gekommen. Ich hasse dich!“

      „Du irrst dich. Du selbst bist es, den du hasst. Du hasst dich, weil du nicht den Mut aufbringst, ehrlich zu sein. Du hasst dich, weil du sehr gut weißt, dass du deine Eltern ins Grab bringst, wenn sie von deinem Treiben erfahren.“

      „Dann sage es Ihnen doch! Du wirst schon sehen, wie sie reagieren. Sie werden dich zum Teufel jagen. Und dort gehörst du auch hin!“

      „Wir haben uns immer gut verstanden, Chalk. Du bist ein anderer geworden.“

      „Ja, ich bin ein anderer geworden. Ich sehe jetzt klarer. Ich begreife endlich, was ich von dir zu halten habe. Du hast meine alten Leute eingewickelt. Du hast sie beschwatzt. Vielleicht bildest du dir ein, dass sie dir den ganzen Kram hier mal vermachen. Das ist mir egal. Mich interessiert das nicht. Ich werde deshalb nicht vor die Hunde gehen. Man kann auch leben, ohne einen Sattel zu bauen oder Mais anzupflanzen.“

      „Da hast du recht. Man kann fremden Leuten das Geld aus der Tasche stehlen, und wenn sie schreien, kann man sie umbringen. Wenn das dein Weg ist, dann wird er kurz sein. Nur bis zum nächsten Baum, dessen Äste stark genug sind, einen Fünfzehnjährigen zu tragen.“ Chaco erschrak vor dem Hass in den Augen des Jungen. Was seine Lippen nicht zugeben wollten, diese Augen verrieten es. Chalk Kimball befand sich auf der Talfahrt ins Verbrechen. Er schlug die Hand aus, die ihn zurückreißen wollte. Er glaubte, stark genug zu sein, seinen eigenen Weg zu gehen.

      Aber war seine Mutter auch stark genug, diesen Weg zu ertragen?

      „Verschwinde endlich!“, sagte der Junge grollend. „Und sieh dich vor! Nicht jeder lässt sich solche Dinge sagen. Wir haben einen Marshal. Der wird es nicht dulden,


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