Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett


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dafür hängen. Er tut mir ja selbst leid. War eigentlich immer ein prima Kumpel. Doch wenn einer zum Schießeisen greift, nur weil er sein Mädchen nicht kriegt, dann hört bei mir die Freundschaft auf.“

      „Das ist eine Einstellung, die eines Mannes würdig ist“, lobte Collin Brat. „Deswegen habe ich dich auch zu meiner rechten Hand gemacht. Burschen wie dich sollte es in unserer Stadt viel mehr geben.“

      Ken Turner blähte sich vor Stolz. Er war entschlossen, seine Pflicht zu erfüllen. An der Seite dieses Marshals fürchtete er auch die Schattenbande nicht. Sie sollten nur kommen! Er würde ihnen schon zeigen, wo er das Schießen gelernt hatte.

      „Du hast recht, Ken“, hörte er Collin Brat sagen. „Wir haben eine Verantwortung übernommen. Die Verantwortung, die Bürger von Gibsonville vor Mördern zu schützen. Holen wir ihn uns!“ Er stand auf, stieß seinen Stuhl zurück und schnallte sich den Patronengurt um. Das Holster hing etwas tiefer als bei Ken Turner, aber das fiel dem ehemaligen Cowboy nicht auf.

      Andie Morton widersetzte sich seiner Verhaftung nicht. Chaco hatte ihn darauf vorbereitet. Er hatte ihm auch gesagt, dass er ein toter Mann sein würde, falls er zur Waffe griff. Er hätte zwar gern zuvor noch mit Elaine gesprochen, doch das ließ der Marshal nicht zu.

      „Du hättest mit ihr reden sollen, bevor deine Kanone sprach“, sagte Collin Brat scharf. „Wenn du jetzt noch was zu sagen hast, erzähle es dem Richter. Ich werde dafür sorgen, dass du auf deine Verhandlung nicht lange warten musst.“

      Andie Morton ließ sich abführen. Er dachte an einen Mann, dem er vertraute, obwohl er so ganz anders war als die meisten. Er war ein Halbblut, doch er gehört zu den Männern, die sich bedingungslos und ohne auf sich selbst Rücksicht zu nehmen für das Recht einsetzten. Chaco würde ihm helfen, darauf verließ er sich. Er würde dafür sorgen, dass er irgendwie aus dem Schlamassel herauskam. Und er würde den wahren Mörder des Ranchers stellen.

      Diesen Gedanken hing Andie Morton noch in seiner Zelle nach. Auf die boshaften Bemerkungen des Marshals und seines Deputys reagierte er nicht.

      „Der führt was im Schilde“, raunte Collin Brat Ken Turner zu.

      „Ich pass schon auf ihn auf, Boss“, versprach der Hilfsmarshal und nickte grimmig.

      „Ich verlass mich auf dich, Ken. Es würde keinen guten Eindruck machen, wenn uns der Gefangene durch die Lappen ginge.“

      Ken Turner lachte kurz auf.

      „Das soll er nur nicht versuchen. Da haben wir auch noch ein Wörtchen mitzureden.“

      „Wirst du auch allein mit ihm fertig? Ich muss mal in den Saloons nach dem Rechten sehen. Will horchen, was da so gequatscht wird. Vielleicht kriege ich einen brauchbaren Tipp auf die Schattenbande. Könnte durchaus sein, dass die Halunken versuchen, unseren Gefangenen zu befreien.“

      Ken Turner war überrascht.

      „Meinst du, dass Morton mit denen was zu tun hat?“

      Collin Brat hob vielsagend die Augenbrauen.

      „Wundern würde es mich nicht. Zumindest ist es seltsam, dass er neben dem armen Doan ritt und keinen Kratzer abbekam, während sie den anderen glatt über den Haufen schossen. Und dass er sich mit Jerome Bibbs anlegte, deutete darauf hin, dass er versucht, den Verdacht von sich auf andere abzuwälzen. Ich will dem Richter nicht vorgreifen, doch es würde mich nicht wundern, wenn wir noch unser blaues Wunder erleben.“

      Ken Turner nahm hinter dem riesigen Schreibtisch Platz, der eigentlich dem Marshal gehörte. Er legte seinen Revolver demonstrativ vor sich hin und klopfte mit dem Knöchel seines Zeigefingers darauf.

      „Wir beide“, sagte er, „meine Kanone und ich, wir werden schon dafür sorgen, dass die Wunder nicht zu blau werden. Du brauchst dich nicht zu beeilen, Collin. Ich halte hier schon die Stellung. Und wenn einer von den Shadows seinen Kopf durch die Tür stecken sollte, dann wird er ihn nicht mehr unbeschädigt zurückziehen.“

      Collin Brat schlug seinem Deputy anerkennend auf die Schulter. Dann ließ er ihn allein. Im Stillen lachte er über den einfältigen Narren. Er merkte nicht, dass er nur ein Werkzeug war. Er würde noch stolz auf seine Tat sein und nicht ahnen, dass er lediglich das ausführte, was ein anderer heimtückisch geplant hatte ...

      19

      Collin Brat dachte nicht daran, die Saloons zu inspizieren. Ihm ging eine ganze Menge durch den Kopf, und da war nicht viel Gutes dabei.

      Jerome hatte sich wie ein Idiot benommen. Er hatte sich nicht nur die Hand zerschießen lassen, er hatte auch diesem Chaco nicht das Geringste anhaben können. Der Rote wurde ziemlich frech. Zu frech, um ihn länger am Leben zu lassen.

      Auch Jerome war jetzt überflüssig. Als Krüppel war er höchstens eine Last. Das würde er bald merken. Und er würde die Gefahr erkennen, die ihm drohte. Er wusste eine ganze Menge. Er kannte alle Namen, und wenn ihm das Licht aufging, dass er überflüssig geworden war, konnte es ihm einfallen, seinen Kopf zu retten, indem er gesprächig wurde. Er würde fünf Namen nennen. Sicher nicht dem Marshal. Aber vielleicht dem Bürgermeister oder dem Richter. Und weil einer dieser Namen sein eigener war, gefiel Collin Brat diese Aussicht überhaupt nicht.

      Jerome Bibbs musste sterben. Aber zuvor sollte er noch seine Abschiedsvorstellung geben. Glücklicherweise besaß er noch eine gute Eigenschaft. Das war sein Hass auf Chaco Gates. Er hatte sich geschworen, das Halbblut umzubringen.

      Collin Brat unterstützte diesen Wunsch durchaus. Es lag ihm sogar sehr viel daran, wenn Jerome diese Aufgabe übernahm. Er konnte dann in seiner Eigenschaft als Marshal dazukommen und den Mörder bestrafen.

      Damit schuf er gleich drei Vorteile. Erstens war der Rote aus dem Weg geräumt. Zweitens konnte Jerome nicht mehr reden. Und drittens würden die Bürger der Stadt in ihm einen unerbittlichen Gegner der Schattenbande erkennen. Besser konnte es gar nicht kommen. Dann musste nur noch Ken Turner spuren und nicht danebenschießen, und alles war wieder im Lot. Alles bis auf eine Kleinigkeit. Und diese Kleinigkeit war fünfzehn Jahre alt und bereitete dem Bandenchef besondere Kopfschmerzen.

      20

      Ken Turner fühlte sich hinter dem imposanten Schreibtisch ausgezeichnet. Es machte direkt Spaß, dem Recht zu dienen. Der Stern glänzte noch neu, aber der Cowboy fühlte sich, als hätte er diesen Job schon sein ganzes Leben ausgeführt.

      Er erhob sich und schlenderte durch das Office. Er blieb vor der Gittertür stehen und starrte den Gefangenen voll Abscheu an. Wie konnte ein Mensch nur so tief sinken, dass er zum Mörder wurde?

      Er setzte seine Wanderung fort und warf auch einen Blick vor die Tür. Er hatte Collin Brats Warnung vor der Schattenbande nicht vergessen und wollte sich nicht überrumpeln lassen.

      Die Main Street sah aus wie immer. Nichts war besonders verdächtig. Ken Turner fixierte alle Männer, die in Gruppen beieinander standen. Das waren aber nur vier, und die kannte er gut. Der Doc war auch dabei. Vermutlich berichtete er gerade über das Befinden seines Patienten.

      Ken Turner hatte Doan gut gekannt. Ihn interessierte auch, wie es dem alten Schlitzohr ging. „He, Doc!“, rief er hinüber, doch der Arzt hörte ihn anscheinend nicht. Der Deputy wandte sich um und sah versonnen die Tür des Office an.

      „Ach was!“ Er ging ins Büro zurück, steckte seinen Revolver, der noch immer auf dem Tisch lag, ins Holster und trat wieder auf die Straße. Von der anderen Seite würde er einen eventuellen Befreiungsversuch genauso gut verhindern können wie von hier aus. Er lief zu den Männern hinüber und stellte sich so, dass er die Tür gut im Auge behielt.

      „Wie geht’s Doan, Doc?“, fragte er. „Hat er eine Chance?“

      Henry Bishop sah den Deputy ernst an.

      „Er hat die Chance, seinen Mörder nie mehr zu treffen, denn der kommt hoffentlich bald in die Hölle, und zwar dorthin, wo sie am heißesten ist. Doan


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