Eine mörderische Rechnung: N.Y.D. - New York Detectives. A. F. Morland

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Eine mörderische Rechnung: N.Y.D. - New York Detectives - A. F. Morland


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immer noch auf den Beinen hielt, grenzte für ihn an ein Wunder, aber er erkannte, dass sich hinter ihm ein Abgrund auftat, in den er gleich stürzen würde.

      Da riss er urplötzlich das rechte Bein hoch und versetzte dem Verbrecher einen Tritt. Ryder brüllte auf, krümmte sich, konnte nicht mehr weiter auf ihn eindreschen.

      Wut, Schmerz und Hass verzerrten John Ryders Gesicht. Es war lange her, seit Ryder zum letzten Mal die Kontrolle über sich verlor. Heute passierte es wieder. Er dachte plötzlich nicht mehr an das Geld, das ihm dieser Mann schuldete, sondern nur noch an den Schmerz, den ihm dieser zugefügt hatte. Und er wollte nicht mehr nur Quickleys Geld.

      Laurence Quickley hetzte zu seinem Wagen, während Ryder die Hände auf seinen Leib presste.

      Stan Gamby und Gregg Hagler wussten nicht, ob sie jetzt eingreifen sollten, ihr Blick pendelte zwischen Quickley und Ryder ratlos hin und her. Sie wollten nichts tun, womit Ryder nicht einverstanden war. Sicherheitshalber rissen sie ihre Kanonen aus dem Leder.

      „Lasst das!“, brüllte Ryder. „Der gehört mir!“

      Er zog seinen Revolver, während Quickley den Motor startete. Die Maschine heulte auf, und Ryder rannte wankend und gekrümmt los.

      „Du kommst hier nicht lebend raus, du Bastard!“, schrie er.

      Die Pneus quietschten schrill, und Quickleys Fahrzeug schoss aus der Parktasche. Der Mann kurbelte heftig am Lenkrad, und dann nahm das Auto Kurs auf John Ryder, denn in dieser Richtung befand sich die Ausfahrt.

      Der Gangster blieb stehen und brachte seine Kanone in Anschlag. Zum ersten Mal in seinem Leben blickte Laurence Quickley in die Mündung einer Waffe.

      Es war ein scheußliches Gefühl.

      Er sah alles ganz genau, den kurzen Lauf, die Trommel, die Faust, die sich um den Kolben krampfte, den Arm und das Gesicht des Gangsters ...

      Und das Mündungsfeuer, als John Ryder abdrückte!

      Quickley warf sich instinktiv zur Seite, drückte noch mehr aufs Gas und versuchte mit verrenktem Körper das Fahrzeug auf Kurs zu halten.

      Das Krachen des Schusses ging im Brüllen des Motors unter. Auch das Klatschen war nicht zu hören, als die Kugel des Verbrechers die Windschutzscheibe durchschlug.

      Wenn Quickley aufrecht sitzen geblieben wäre, hätte ihn Ryders Geschoss getroffen, aber er hatte diesmal zum Glück rasch genug reagiert. Dasselbe konnte man von Ryder nicht behaupten. Jeder Mensch hat mal einen schwarzen Tag, und der von Ryder war heute. Hatte er sich eingebildet, er könne den Wagen mit einer Kugel stoppen? War er so perplex darüber, Quickley nicht getroffen zu haben, dass er nicht daran dachte, sich mit einem weiten Satz in Sicherheit zu bringen?

      Was auch immer der Grund sein mochte, er schaffte es jedenfalls nicht rechtzeitig, sich aus dem Gefahrenbereich zu katapultieren, und das wurde ihm zum Verhängnis.

      „Jooohn!“, brüllte Gregg Hagler, und das Blut wich aus seinem Gesicht. Er hielt sich für einen abgebrühten Hasen, aber als er sah, was gleich passieren würde, standen ihm die Haare zu Berge.

      Die Katastrophe war nicht mehr zu verhindern, sie lief vor Haglers und Gambys Augen wie in Zeitlupe ab. Sie begriffen, dass es doch noch Dinge gab, die auch sie schocken und lähmen konnten.

      Jetzt duckte sich John Ryder zum Sprung ...

      Viel zu spät! Er stieß sich ab, kam aber nicht mehr weg, denn im selben Moment war der Wagen heran. Die Stoßstange hatte den ersten Kontakt, dann der Kühlergrill und schließlich die Motorhaube, auf die Ryders mit großer Wucht aufschlug. Es riss ihm die Beine unter dem Körper weg, sie schwangen nach oben und er vollführte einen Salto in der Luft, flog über das Wagendach und schlug hinter dem Auto auf den harten Betonboden auf.

      Quickleys Auto raste mit unverminderter Geschwindigkeit weiter, erreichte die Auffahrt und schoss diese hinauf, während Gamby und Hagler wie geschockt dastanden.

      Nicht einen einzigen Schuss hatten sie auf Quickley abgefeuert, obwohl sie ihre Waffen in der Hand hielten.

      „Mensch!“, sagte Gregg Hagler gepresst.

      „Verdammte Scheiße!“, fluchte Stan Gamby.

      Sie eilten zu Ryder, der mit verrenkten Gliedern auf dem Boden lag.

      „Der ist hin“, stellte Hagler mit kratziger Stimme fest.

      „Was machen wir jetzt?“, fragte Gamby nervös.

      „Wir können John nicht hier liegen lassen.“

      „Das ist klar. Verdammter Bockmist!“ Gamby stieß seinen Revolver ins Leder. „Hättest du gedacht, dass Quickley das schafft? Dass er John kaltmacht?“

      „Nee, nie.“

      „Ich auch nicht. Da sieht man wieder mal, dass man den harmlosesten Kerl nicht unterschätzen darf.“

      „Mann, das gibt Stunk. John war keine so bedeutungslose Figur wie wir. Nach uns würde kein Hahn krähen, uns kann man jederzeit austauschen, aber mit John hatte man einiges vor.“

      „Los, fass mit an! Wir legen ihn in den Kofferraum unserer Karre und sehen zu, dass wir von hier wegkommen.“

      Sie hievten ihren toten Komplizen hoch und trugen ihn zu ihrem Auto. Nachdem sie den Leichnam in den Kofferraum verfrachtet hatten, schwang sich Gregg Hagler hinter das Steuer. Er ließ den Anlasser mahlen. Stan Gamby stieg auf der Beifahrerseite ein und schüttelte betroffen den Kopf.

      „Ich kann’s nicht fassen, ich kann’s einfach nicht fassen.“

      „Er ist selbst schuld daran“, brummte Hagler und fuhr los. „Er wollte die Sache ja unbedingt allein erledigen.“

      „Vielleicht kriegen wir Ärger.“

      „Quatsch! Wir sind doch nicht schuld, dass John über den Jordan ging.“

      „Mach das denen mal klar“, sagte Gamby. „Sie werden sagen: ,Ihr wart dabei, ihr hättet rechtzeitig eingreifen müssen. Wozu hat John euch schließlich mitgenommen?‘“

      „Weißt du, was die mich können? Kreuzweise können sie mich - und zurück.“

      „Nimm bloß den Mund nicht so voll, im Großen und Ganzen hast du genauso Schiss vor ihnen wie ich. Niemand kann es sich leisten, bei ihnen in Ungnade zu fallen. Sie werden uns Versager nennen.“

      Hagler fuhr die Auffahrt hoch und bog rechts ab. Der Autoverkehr war spärlich und verlangte dem Fahrer nicht viel Aufmerksamkeit ab. Er wandte sich an Gamby.

      „Mir kann keiner einen Strick drehen. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Ich habe lediglich getan, was John Ryder von mir verlangte.“

      „Verdammt, wenn wir wenigstens Quickley umgelegt hätten, aber wir standen ja da wie die Ölgötzen. Mir war, als hätte mir jemand mit ’nem Vorschlaghammer auf die Birne gehauen.“

      „Denkst du, mir ging es anders? Ich hab’ 'ne Idee, Stan: Wir werden die Geschichte einfach färben. Niemand kann wissen, was wirklich passierte, also wird unsere Story wahr sein.“

      „Lass hören!“, verlangte Gamby, der hoffte, dass die Geschichte so gut war, dass sie beide den Kopf aus der Schlinge ziehen konnten.

      „Wir waren nicht bei John, befanden uns nicht mit ihm in der Tiefgarage.“

      „Schön, waren wir nicht, und wo waren wir?“

      „John verlangte von uns, auf der Straße zu warten. Er begab sich allein in die Garage, sagte, mit einem Hampelmann wie Quickley würde er ohne uns fertig werden, und wir hatten keinen Grund, daran zu zweifeln.“

      „Hatten wir ja wirklich nicht“, sagte Stan Gamby.

      „Eben, deshalb wird man uns die Story auch abkaufen.“

      „... ein Hampelmann wie Quickley ...“, meinte Gamby und nickte. „Das könnte John gesagt haben.“

      „Wir


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