Eine mörderische Rechnung: N.Y.D. - New York Detectives. A. F. Morland

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Eine mörderische Rechnung: N.Y.D. - New York Detectives - A. F. Morland


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      Stan Gamby nickte zustimmend.

      „Klingt nicht schlecht.“

      „Man wird uns glauben, und wir brauchen keinen Ärger zu befürchten“, sagte Hagler, und sein Komplize sah, wie erleichtert er nun war. Gregg hatte recht, wenn sie beide dieselbe Version ablieferten, konnte ihnen nichts passieren.

      3

      Die Bedienung in dem kleinen Lokal gegenüber dem RCA-Gebäude war lausig. Der Kellner konnte seine Füße nicht heben, schlurfte von Tisch zu Tisch und vergaß zumeist die Hälfte, obwohl er sich jede Bestellung aufschrieb.

      Bount Reiniger hätte das Lokal schon längst wieder verlassen, wenn er hier nicht eine Verabredung gehabt hätte.

      Jetzt schleppte sich der Kellner mit gelangweilter Miene und nach vorn hängenden Schultern auf ihn zu und fragte gedehnt: „Sir?“

      „Ich habe schon bestellt“, sagte Bount.

      „Tatsächlich?“, meinte der Kellner verwundert. „Wann?“

      „Vor zehn Minuten.“

      „Und ich habe Sie noch nicht bedient?“

      Bount wies auf den leeren Tisch.

      „Sehen Sie hier irgendetwas?“

      „Nein, Sir ... Äh, was war's denn? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir helfen würden.“

      „Kaffee - ohne Milch und Zucker.“

      „Den habe ich serviert.“

      „Aber nicht mir.“

      „Ach deshalb sah mich die Dame von Tisch vierzehn so verwirrt an.“

      „Vielleicht könnten Sie sich dazu überwinden, sich bei ihr zu entschuldigen.“

      „Das würde ich furchtbar gern tun, aber sie ist nicht mehr hier, und den schwarzen Kaffee hat sie nicht angerührt.“

      „Ich hoffe, Sie bringen mir nicht den.“

      „Wofür halten Sie mich, Sir?“, fragte der Kellner beleidigt und schlurfte davon.

      Mit dem Kaffee kam auch der Mann, der Bount Reiniger angerufen und hierher bestellt hatte. Er brauchte kein Wort zu sagen. Bount erkannte auch so, dass Laurence Quickley in großen Schwierigkeiten steckte. Grauen Schatten lagen unter Quickleys Augen, und tiefe Kummerfalten furchten seine Stirn.

      „Ah, da sind Sie ja, Mister Quickley“, sagte Bount und lächelte freundlich.

      Sobald der Mann sich gesetzt hatte, fragte ihn der Kellner, was es sein dürfe.

      „Bourbon“, sagte Laurence Quickley gedankenverloren.

      Der Kellner notierte es.

      „Aber heute noch“, sagte Bount Reiniger. „Und stellen Sie’s nicht wieder auf Tisch vierzehn ab!“

      „Ich werde mir Mühe geben“, antwortete der Kellner und war schon wieder beleidigt.

      Bount musterte sein Gegenüber. Er kannte Laurence Quickley von früher. Der Mann hatte ihn vor einigen Jahren mal engagiert, es ging damals um Werkspionage. Da Bount Reiniger den Fall fast im Handumdrehen löste, bezahlte ihm Quickley ein fünfstelliges Erfolgshonorar. An solche Leute erinnert man sich gern.

      „Wie geht es Ihnen, Mister Quickley?“, erkundigte sich Bount.

      „Oh, nicht sehr gut.“

      „Leiten Sie immer noch diese Spezialwaagenfirma?“

      „Die gibt es schon lange nicht mehr.“ Quickley sprach über die wichtigsten Stationen zwischen damals und heute.

      Der Kellner brachte keinen Bourbon, sondern einen Scotch, aber Quickley sagte, er brauche ihn nicht umzutauschen, sondern könne ihn dalassen.

      „Ein dornenreicher Weg, den Sie hinter sich haben“, sagte Bount Reiniger und warf dem Kellner einen vorwurfsvollen Blick nach.

      „Tja, und er ist noch nicht zu Ende, deshalb rief ich Sie an.“

      „Warum sind Sie nicht zu mir ins Büro gekommen?“

      Quickley nahm einen Schluck vom Scotch.

      „Ich habe Angst, Mister Reiniger, und ich brauche Ihre Hilfe.“

      „Die bekommen Sie, das ist klar.“

      „Sie sollten keine so voreilige Zusage machen, die Sache hat nämlich gleich mehrere Haken.“

      Bount lächelte.

      „Das macht nichts, ich bin Kummer gewöhnt.“

      „Das Schlimmste für mich ist, dass ich Sie nicht bezahlen kann.“

      „Darüber machen Sie sich mal keine Sorgen. Freunden helfe ich auch schon mal ohne Bezahlung aus der Patsche.“

      „Ich werde Ihnen Ihr Honorar zu einem späteren Zeitpunkt überweisen.“

      „Ach, kommen Sie, reden wir jetzt nicht über Geld.“

      „Strenge Rechnung, gute Freunde - so habe ich es immer gehalten.“

      „Okay, wenn es Ihr Gewissen beruhigt. Ich kriege mein Geld, sobald Sie wieder flüssig sind.“

      „Das war der eine Haken.“

      „Sind die andern auch so harmlos?“, fragte Bount Reiniger und holte seine Pall Malls aus der Tasche. Er bot Quickley ein Stäbchen an, nahm sich ebenfalls eines und ließ sich von seinem alten und neuen Klienten Feuer geben.

      „Leider nein“, sagte Quickley und blies den Rauch an Bount Reiniger vorbei.

      „Was immer Sie auf dem Herzen haben, Sie können es mir anvertrauen“, sagte Bount. „und ich werde mich bemühen, Ihr Problem nach bestem Wissen und Gewissen für Sie zu lösen.“

      „Sie sind ein großartiger Mensch, Mister Reiniger. Ich wusste, dass Sie mich nicht enttäuschen würden, aber ich möchte Sie fairerweise warnen: Es geht nicht wieder um Werkspionage.“

      Quickley sprach über sein familiäres Tief, das mit der Scheidung von Rebecca endete. Er erzählte dann von Claires Krankheit, deren Behandlung ihn ein kleines Vermögen kostete.

      „Geld, das ich nicht hatte“, sagte Laurence Quickley. „Und weit und breit war niemand, der mir auch nur einen lausigen Dollar leihen wollte. Die Banken und Kreditinstitute hatten mich abgeschrieben, ich kann es ihnen nicht einmal verdenken. Ich glaubte ja selbst nicht mehr daran, dass ich mich an meinen eigenen Haaren aus dem Dreck ziehen konnte, in den ich geraten war. Aber ich musste das Geld auftreiben, egal wie. Es ging um Claire, verstehen Sie?“

      Bount nickte und zog an der Pall Mall.

      „Sie fanden eine Geldquelle.“

      „Ja.“

      „Ein Kredithai?“

      „Schlimmer, aber es war mir gleichgültig. Ich nahm die wahnsinnigen Bedingungen an, obwohl mir klar war, dass mich die Wucherzinsen umbringen würden. Ich konnte Claire retten, und nur das war mir wichtig. Was später mit mir geschehen würde, war mir einerlei.“

      „Ich hätte an Ihrer Stelle genauso gehandelt“, sagte Bount Reiniger.

      „Eine Zeitlang war ich in der Lage, wenigstens das Geld für die hohen Zinsen aufzubringen. An den Abbau der Kreditsumme war jedoch nicht zu denken. Und dann konnte ich die Zinsen nicht mehr voll bezahlen ... Mir stand das Wasser bis zum Hals. Ich appellierte an das Mitgefühl des Mannes, bei dem ich Schulden hatte, doch er drehte die Daumenschrauben nur noch mehr zu und setzte mir das Messer an die Kehle.“

      „Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten Sie zu mir kommen müssen“, sagte Bount. „Ich weiß, wie man mit solchen Kerlen redet. Ich hätte erreicht, dass der Bursche Sie nicht mehr behelligt.“

      „Ich dachte, ich


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