Homilien über die Bildsäulen. Johannes Chrysostomus

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Homilien über die Bildsäulen - Johannes Chrysostomus


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Ärmlichkeit seiner Behausung ward er geehrt, sondern wegen der Wohlhabenheit seiner Seele und um des in ihr niedergelegten Reichthums willen gelangte er zum Genuß dieser Gnade. So laßt auch uns nicht die Häuser ausschmücken, sondern statt des Hauses unsere Seele! Denn wie wäre es nicht schimpflich, die Wände zwar mit Marmor zu kleiden, ohne Nutz und Frommen aber Christum zu übersehen, der in Blöße umherwandelt! 65Was nützt dir das Haus. o Mensch? Wirst du es auch mitnehmen, wenn du abscheidest? Du wirst es beim Scheiden nicht mitnehmen, aber die Seele wirst du bei deinem Hingang unfehlbar mitnehmen. Siehe, eine so große Gefahr hat uns eben getroffen: — die Häuser sollen uns beistehen, sie sollen die über uns schwebende Gefahr vereiteln! Aber sie werden nicht können. Und deß seid ihr Zeugen, die ihr sie verödet zurücklasset und in die Wildniß entspringet, weil ihr sie fürchtet gleich Schlingen und Netzen. Die Schätze mögen uns jetzt helfen! Aber es hat gute Zeit! Wenn aber die Macht des Reichthums hier schon vor dem Zorn eines Menschen zu Schanden wird, um wie viel mehr wird Dieß vor dem unbestechlichen Richterstuhl Gottes geschehen! Wenn es ein Mensch ist, dessen Grimm und Unwillen wir auf uns geladen, und das Gold uns jetzt Nichts nützen kann: wie viel mehr wird des Goldes Gewalt an dem Zorne Gottes, der keiner Schätze bedarf, ganz und gar zu Schanden werden! Wir bauen Häuser, sie zu bewohnen, nicht um darin unsere Ehre zu suchen. Was größer ist, als der Nutzen erheischt, ist überflüssig und unnütz. Zieh’ einen Schuh an, der größer ist als der Fuß: du kannst ihn nicht leiden, denn er hindert dich beim Gehen; so hindert auch ein Haus, das größer ist, als du bedarfst, deine Wanderung zum Himmel. Willst du prächtige und große Häuser bauen? Ich hindere dich nicht. Aber nicht auf Erden; baue dir Hütten im Himmel, daß du auch Andere aufnehmen könnest,66 Hütten, die nimmer zerfallen. Was rasest du nach dem, was flieht, und was hier zurückbleibt? Nichts ist schlüpfriger als Reichthum: heute mit dir und morgen wider dich. Auf allen Seiten waffnet er die Augen der Neider. Ein Widersacher ist er in deinem Zelte, ein Feind in deinem Hause. Zeugen seid ihr, die ihr ihn besitzet und auf alle Weise vergrabt und verbergt. Denn auch jetzt macht uns der Reichthum die Gefahr unerträglicher. Du siehst, wie die Armen leicht gegürtet und ungebunden und auf Alles gefaßt sind; wie dagegen die Reichen großes Ungemach haben, wie sie herumgehen und suchen, wo sie ihr Gold vergraben, und suchen, bei wem sie es niederlegen sollen. Was suchst du, o Mensch, die Mitknechte auf? Christus steht bereit, es zu empfangen und deine Geldsumme zu verwahren und nicht allein zu verwahren, sondern auch zu vermehren und mit reichem Zuwachs wieder zu geben; seiner Hand entreißt sie Niemand. Nicht nur hebt er die Summen auf, sondern beseitigt dir eben darum auch die Gefahren; denn die Menschen, welche unsere Güter verwahren, meinen, uns ihrerseits eine Gunst zu erweisen, wenn sie treu bewahren, was sie empfangen. Bei Christus findet das Gegentheil stait; denn nicht Gunst zu erweisen, sondern Gunst zu empfangen erklärt er, wenn er deine Güter aufnimmt, und er verlangt von dir keinen Lohn für die Aufsicht, die er über deine Schätze übt, sondern er selber belohnt dich dafür.

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      Welche Entschuldigung und welche Verzeihung würden wir also verdienen, wenn wir an dem vorbeigingen, der (unser Geld) zu hüten versteht und uns für seine Hut noch Dank weiß, ia uns großen und unaussprechlichen Lohn verleiht für diese Hut,— wenn wir Menschen anstatt das Unsrige ihm das einhändigen, die es zu hüten ohnmächtig sind und uns eine Gunst zu erweisen glauben und dann nur so viel, als sie erhalten, wieder erstatten! Du bist ein Fremdling und Beisasse hienieden. Dein Vaterland hast du im Himmel, versetze Alles dorthin, auf daß du noch vor dem eigentlichen Genusse auch hier schon die Vergeltung verkostest. Denn wer sich mit guten Hoffnungen aufnährt und der Zukunft vertrauend entgegen sieht, der genießt den Vorgeschmack des Himmels schon hier. Denn Nichts pflegt die Seele so zu erquicken und besser zu machen, als die gute Hoffnung auf die Zukunft, wenn du deinen Reichthum dorthin versetzt und für deine Seele mit der geziemenden Muße gesorgt hast. Denn die, welche allen ihren Eifer an die Verschönerung ihres Hauses vergeuden, und sich mit äußern Dingen bereichern, vernachlässigen die innerlichen, indem sie ihre Seele außer Acht lassen, die leer und schmutzig ist, und von Spinnweben starret. Wenn sie dagegen um das Äusserliche unbekümmert wären und alle Sorge auf ihr Gemüth verwendeten und es allenthalben ausschmückten: so würde die Seele solcher Menschen Christi Wohnung werden. Wer aber Christum zum Einwohner hat, wer könnte je seliger sein, als er? Willst du reich sein? Habe Gott zum Freunde, so wirst du Alle an Wohlhabenheit übertreffen. Willst du reich sein? Sei nicht hochmüthig! Das ist nicht bloß für die Zukunft, sondern auch für die Gegenwart nütze: denn Nichts ist so sehr der Scheelsucht ausgesetzt als ein reicher Mann. Kommt noch Hochmuth dazu, so steht er an einem doppelten Abgrund, und der Krieg Aller gegen ihn wird noch bösartiger. Weißt du aber bescheiden zu sein, so wehrst du durch Demuth die Zwingherrschaft der Scheelsucht von dir ab und besitzest mit Sicherheit, was du hast. Denn das ist der Tugend Art: nicht allein für die Zukunft bringt sie uns Nutzen, sondern auch hienieden schon reicht sie uns die Vergeltung. Seien wir also nicht stolz auf den Reichthum, — aber auch auf nichts Anderes; denn wenn Derjenige, welcher auf die geistlichen Dinge stolz ist, dahinfährt und verdirbt, um so mehr Derjenige, welcher auf die fleischlichen Dinge stolz ist. Unsere Natur laßt uns im Auge behalten; unsere Sünden laßt uns zusammenrechnen und lernen, wer wir sind! So werden wir Grund genug haben zu aller Demuth. Sage mir nicht: Ich habe die Einkünfte von so und so viel Jahren liegen, viel tausend Talente Goldes, und jeden Tag kommen neue Gewinnste hinzu. Wie viel du auch nennest: es sind alles leere und vergebliche Worte. Oft wird Dieß alles in einer Stunde, in einem kurzen Augenblick, gleich dem beweglichen Staube, wenn der Wind auf ihn niederfährt, aus dem Hause hinweggeblasen. Unser Leben ist voll von solchen Beispielen, aber auch die Schrift ist voll von solchen Lehren. Wer heute reich, ist morgen arm. Darum habe ich oft lachen müssen, wenn ich Testamente las, wo es hieß: „Jenem steht das Herrenrecht zu über die Äcker oder über das Haus, der Nutzgenuß aber einem Andern;” denn wir haben alle nur den Nutzgenuß, das Herrenrecht aber hat Keiner. Und wenn uns der Reichthum auch durch das ganze Leben ohne allen Wandel verbliebe, so werden wir ihn doch beim Abscheiden, gleichviel ob mit oder wider Willen, Andern überlassen müssen und haben Nichts als die Frucht seines Nießbrauchs gehabt und wandern der Herrschaft ledig und baar in jenes Leben hinüber. Daraus erhellt, daß nur Diejenigen das Herrenrecht über ihn haben, welche seinen Gebrauch verachten und seinen Genuß verlachen. Denn wer seine Habe wegwirft und sie den Armen verabreicht, der hat das Seinige gebraucht, wie er sollte, und geht als Herr darüber von hinnen, ohne selbst durch den Tod aus jenem Besitze zu fallen; vielmehr wird er zu jener Zeit Alles wieder empfangen und noch viel mehr als das, wann er seines Beistandes am meisten bedarf, an dem Tag des Gerichtes, und wann von uns allen Rechenschaft gefordert wird für unsere Thaten. Wenn also Jemand in Wahrheit Besitzer und Benutzer und unumschränkter Herr seiner Güter sein will, so mache er sich von Allem, was er hat, los; denn wer das nicht thut, der wird beim Sterben völlig von ihnen getrennt werden, und oft wird er sie noch vor dem Tode mit Gefahren und Tausenden von Unfällen verlieren. Und nicht das allein ist das Schreckliche, daß eine vollständige Verwandlung geschieht, sondern daß der Reiche auch unvorbereitet zur Übernahme der Armuth genöthiget ist. Aber nicht so der Arme. Denn er setzt sein Vertrauen nicht auf Gold und Silber, als auf leblose Massen, sondern auf Gott, der Alles in Fülle verabreicht, so daß der Reiche viel unsicherer als der Arme gestellt ist, wenn er häufige und aufeinander folgende Wandlungen erfährt. Was heißt aber: „Der uns Alles reichlich darbietet zum Genusse?” Reichlich gibt Gott Alles, was viel nothwendiger ist als Geld und Gut, wie die Luft, das Wasser, das Feuer und die Sonne und all’ Dergleichen. Man kann nicht sagen, daß der Reiche des Sonnenlichtes mehr genießt, der Arme aber weniger. Man kann nicht sagen, daß der Reiche die Luft reichlicher einathmet als der Arme; sondern das alles wird Jedem gemeinschaftlich und gleichmäßig geboten. Warum hat aber Gott das Wichtigere und Nothwendigere, das unser Leben zusammenhält, zu gemeinsamen Gütern gemacht, und warum ist das Geringere und Unbedeutendere — ich meine Geld und Gut — nichts Gemeinsames? Warum? Damit der Bestand unseres Lebens gesichert sei und wir einen Kampfplatz der Tugend haben. Denn wenn jenes Allernothwendigste nicht ein Gemeinsames wäre, so hätten fürwahr die Reichen von ihrer gewohnten Habsucht längst Gebrauch gemacht und die Armen erwürgt. Denn wenn sie Dieß um des Geldes willen thun, wie viel mehr hätten sie es um jene Dinge gethan! Wiederum, wenn die Schätze gemeinsam und Allen gleich zugänglich wären, so fehlte es an Gelegenheit zur Barmherzigkeit und an Aufforderung zur weisen Entsagung.

      7.


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