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und in tausend Gefahren? Gedenke des Lazarus, 38 der mit Krankheit und Armuth, mit Verlassenheit und hundert Übeln kämpfte und dieß nach einer solchen Tugend; gedenke der Apostel, die ihr Leben in Hunger und Durst und Blöße zubrachten; der Propheten, der Erzväter, der Gerechten, — und du wirst finden, daß diese alle nicht zu den Reichen, nicht zu den Prassern, sondern zu den Armen, den Gequälten und Bedrängten gehörten. —

      11.

      Dieses überlege bei dir und danke dem Herrn, daß er dich solchen Looses theilhaftig gemacht, nicht aus Haß, vielmehr aus inniger Liebe, weil er ja auch Jene nicht so große Übel hätte erdulden lassen, wenn er sie nicht herzlich liebte, indem er sie durch diese Leiden um so mehr verherrlichet hat. Kein Gut kömmt der Danksagung gleich, wie Nichts schlimmer ist als Lästerung. Verwundern wir unsnicht, daß wir, die wir zu geistlichen Geschäften verordnet sind, viele Trübsale leiden! Denn wie die Diebe, nicht wo Gras und Spreu und Stroh, sondern da wo Gold und Silber ist, nachgraben und eifrig auflauern: so stellt auch der Teufel denen am meisten nach, die sich mit geistlichen Dingen befassen. Da ist viel Nachstellung, wo Tugend, da Neid, wo Mildthätigkeit! Aber wir haben Eine sehr starke Waffe, welche geschickt ist, alle solche Anschläge zu hintertreiben, und das ist der Dank, den wir für Alles dieses Gott darbringen. Sage mir, opferte nicht Abel Gott von den Erstlingen, und fiel von Bruderhand? 39Und dennoch ließ es Gott zu, nicht weil er den haßte, der ihn ehrte, sondern weil er ihn innig liebte und ihm zu der Krone für jenes so köstliche Opfer noch eine andere, nämlich die Martyrerkrone verschaffen wollte. Moses 40gedachte dem zu helfen, der Unrecht litt und gerieth darüber in die äußerste Gefahr und ging des Vaterlandes verlustig; Gott ließ es aber zu. damit du die Geduld der Heiligen erkennest. Denn wenn wir voraus wüßten, daß uns nichts Übles widerführe und so an die geistlichen Geschäfte Hand anlegten, so möchte es scheinen, wir thäten nichts Großes, da wir solch ein Unterpfand der Sicherheit hätten. Jetzt aber dürften die, welche sich damit befassen, am meisten Bewunderung darob verdienen, daß sie, obwobl sie Gefahren und Verluste und den Tod und unzählige Übel vorhersehen, dennoch nicht abstehen von dergleichen Leistungen, auch nicht verdrossen werden aus Furcht vor den zu erwartenden Unfällen; gleichwie die drei Jünglinge (im Feuerofen) sprachen: „Gott im Himmel ist mächtig, uns zu erretten; und wenn er es nicht thun will, sollst du, o König, dennoch wissen, daß wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, das du aufgestellt hast, nicht anbeten werden.” 41 So mache denn, wenn du irgend ein Gotteswerk unternimmst, auch du dich auf viele Gefahren, auf viele Unbilden, auf viele Tode gefaßt, und laß es dich nicht befremden, noch beunruhigen, wenn dergleichen geschieht. Denn „mein Kind,” heißt es, „willst du dich dem Herrn zu Dienste begeben, so bereite deine Seele zur Anfechtung;” 42 denn Keiner, der zu kämpfen erwählt hat, erwartet ohne Wunden sich den Kranz umzubinden. So jage denn auch du, der du mit dem Teufel zu ringen unternimmst, nicht einem gefahrlosen und genußvollen Leben nach. Denn nicht für diese Erde hat Gott dir Erwiederung und Vergeltung, sondern für die künftige Ewigkeit hat er dir alle seine Herrlichkeit verheißen. Wenn du also deinerseits etwas Gutes gethan hast und das Gegentheil dafür wieder empfängst, oder wenn du einem Andern Dieß widerfahren siehst, so sei wohlgemuth und freue dich; denn solch ein Begegniß wird dir zur Anwartschaft auf eine größere Vergeltung. Laß dich nicht niederschlagen, noch den Eifer dir lahmen; werde nicht lässiger, sondern verlege dich nur mit noch größerem Eifer darauf. Wurden ja auch die Apostel, als sie das Evangelium predigten, gegeißelt, gesteinigt, unaufhörlich in Gefängnisse geworfen, — und nicht bloß nach der Befreiung aus den Gefahren, sondern auch unter den Gefahren selbst verkündigten sie die Botschaft der Wahrheit mit um so größerm Eifer. Ja du kannst den Paulus sehen, wie er selbst im Gefängniß, selbst in den Ketten unterweist und in die Geheimnisse des Glaubens einweiht; wie er abermals vor dem Richterstuhle und im Schiffbruche und im Sturme und in tausend Gefahren ein Gleiches thut. So eifere auch du diesen Heiligen nach und laß dich von den guten Werken, so lange du lebst, nicht abwendig machen; und wenn du dich vom Teufel tausendmal verhindert siehst, steh nimmer ab! Du willst Gaben überbringen, und leidest vielleicht Schiffbruch. Siehe, Paulus trug bei sich, was köstlicher war als alle Gaben, das Wort, und zog hinweg damit nach Rom und litt Schiffbruch und stand zahllose Unfälle aus. Das gibt er auch selbst zu verstehen, wenn er spricht: „Oftmals haben wir zu euch kommen wollen, aber Satan hat uns verhindert.” 43Und Gott gestattete es, um seine Macht überschwenglich zu offenbaren und zu zeigen, daß, ob der Teufel sich auch abmühe und unzählige Hindernisse in den Weg stelle, das Evangelium dadurch um Nichts geschmälert und unterbrochen werde. Deßhalb pries Paulus Gott in allen Dingen, in dem Bewußtsein, daß derselbe ihn dadurch nur um so bewährter mache; und bestätigte die Größe seines Eifers in allen Lagen, ohne sich durch Eines dieser Hindernisse niederschlagen zu lassen. So oft es uns demnach mißglückt, ebenso oft laßt uns die geistlichen Geschäfte von Neuem anfassen und nicht etwa sagen: weßwegen ließ Gott die Hemmnisse zu? Denn darum ließ er sie zu, auf daß dein guter Wille und deine große Liebe den Leuten desto besser kund werde. Denn das ist die wesentlichste Eigenschaft eines Liebenden, nimmer abzustehen von dem, was dem Geliebten gefällt. Zwar der Schlaffe und Leichtsinnige läßt den Muth gleich bei dem ersten Angriffe sinken; aber der Eifrige und Aufgeweckte faßt, wenn es ihm auch hundertmal fehlschlägt, nur um so herzhafter an, was er um Gotteswillen begonnen, und erfüllt Alles, was an ihm ist, und danksagt für Alles. Das wollen denn auch wir thun. Ein großer Schatz ist der Dank, ein großer Reichthum, ein unverwüstliches Gut, eine kräftige Waffe; wie andererseits die Lästerung den vorhandenen Verlust noch vermehrt und zu dem, was verdorben ist, noch mehr verderben macht. Du hast Güter verloren ? Wenn du dankest, hast du das (ewige) Leben gewonnen und einen größern Schatz erworben, weil du dich des göttlichen Wohlgefallens in einem höhern Grade bemeistert hast. Wenn du aber lästerst, hast du deine Seligkeit dazu verloren und wirst weder jenes wieder gewinnen, und das Leben, welches du besessen, hast du dazu getödtet.

      12.

      Indessen weil jetzt die Rede auf die Lästerung kam, so will ich von euch Allen Einen Dank fordern für diese Predigt und Auseinandersetzung, nämlich: daß ihr mir die Lästerer in der Stadt zur Ordnung bringt. Hörst du Jemand auf der Straße oder mitten auf dem Markte Gott lästern, so tritt hinzu, schelte ihn; und wenn du ihm Schläge geben müßtest, weigere dich dessen nicht; haue ihm in’s Gesicht, zerschmettere ihm den Mund, heilige deine Hand durch den Schlag; und wenn Jemand dich verklagt und dich vor Gericht zieht, so folge ihm; und wenn der Richter auf dem Stuhle Rechenschaft fordert, so sage mit Freimuth, daß er den König der Engel gelästert. Denn wenn die, welche den König auf Erden lästern, bestraft werden müssen, wie viel mehr die, welche jenen verhöhnen! Es ist ein allgemeiner Verstoß, ein öffentliches Unrecht; jedem, der will, gebührt es, darüber Klage zu führen. Mögen sowohl Juden als Heiden erfahren, daß die Christen die Retter der Stadt sind, ihre Beschützer, Vormünder und Lehrer! Mögen ebenso die Zuchtlosen und Frevler erfahren, daß sie auch die Knechte Gottes zu fürchten haben, auf daß sie, wenn es ihnen einfällt, dergleichen Dinge auszustossen, sich nach allen Seiten umsehen, und vor den Schatten zittern, voll Angst, ob auch etwa ein Christ sie höre, und herzuspringe und sie kräftig bestrafe. Hast du nicht vernommen, was Johannes gethan? Er sah einen Tyrannen die Gesetze der Ehe umstossen und sprach mit Freimuth vor allem Volk: „Es ist dir nicht erlaubt, das Weib deines Bruders Philipp zu haben!” 44 Ich aber sende dich nicht gegen einen Tyrannen, nicht gegen einen Richter, nicht gegen eine ungesetzliche Ehe, auch nicht zum Besten mißhandelter Mitknechte, sondern gegen den Frevelmuth wider deinen Herrn, und nur den Gleichgestellten wünsche ich von dir gezüchtigt zu sehen. Wenn ich dir sagte: „Strafe die Könige und weise sie zurecht, und die Richter, die wider das Gesetz handeln,” — würdest du nicht unfehlbar erwidern: ich rase? Und doch hat dieß Johannes gethan; so ist auch das nicht über unsere Kräfte. Nun aber, ob du auch nur den Mitknecht und Deinesgleichen zurechtweisest und dich selbst mit Todesgefahr nicht sträubst, den Bruder zur Vernunft zu bringen, so ist dieses dein Martyrthum. Denn auch Johannes war ein Martyrer; und doch wurde ihm nicht befohlen zu opfern, oder einen Götzen anzubeten, sondern für das heilige, geschändete Gesetz gab er sein Haupt hin. Darum kämpfe auch du bis zum Tode für die Wahrheit, dann wird der Herr auch für dich streiten. Und sage mir nicht jenes kalte Wort: „Was kümmert’s mich? Ich habe Nichts mit ihm gemein.” Nur mit dem Teufel haben wir Nichts gemein;


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