Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo
Читать онлайн книгу.von Anfang an intuitiv und seelisch und wurde es im Maße seines Fortschreitens immer mehr. Für ihn bestand keine Notwendigkeit einer Umwandlung, wie wir sie suchen; denn wenn er auch vom göttlichen Menschen sprach (Ishvarakoti), der die Stufen sowohl herabsteigt als auch emporsteigt, dachte er weder an ein neues Bewusstsein noch an eine neue Rasse noch an die göttliche Manifestation in der Erd-Natur.
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Was immer auch Chaitanya oder Ramalingam erlebten, durch welche physische Umwandlung auch immer sie gegangen sein mögen, für das Ziel, den Körper zu supramentalisieren, ist das belanglos. Ihr neuer Körper war entweder ein nicht-physischer oder ein feinstofflicher Körper und für das Leben auf Erden nicht geeignet. Wäre dies nicht der Fall gewesen, dann wären sie nicht einfach verschwunden. Das Ziel der Supramentalisierung ist ein Leib, der geeignet ist, das physische Bewusstsein auf Erden zu verkörpern und auszudrücken solange man sich im physischen Leben befindet. Sie ist ein Schritt in der spirituellen Evolution auf Erden und nicht ein Schritt auf dem Weg zu einer überphysischen Welt. Die Supramentalisierung ist der schwierigste Teil der Wandlung, die der supramentale Yoga zu erreichen hat, und alles hängt davon ab, ob eine ausreichende Veränderung im gegenwärtigen Bewusstsein für einen solchen Schritt möglich ist; die Art des Schrittes aber ist von derjenigen, auf die andere Yogasysteme zielen, verschieden. Daher haben solche Diskussionen keinen großen Wert. Zuerst müssen das Mental, das Vital und das physische Bewusstsein im Allgemeinen supramentalisiert werden, dann kann man an die Supramentalisierung des Körpers denken. Als erstes muss die seelische und spirituelle Umwandlung erfolgen, und dann erst hat es Wert oder Nutzen, die Supramentalisierung des ganzen Wesens bis hinab in den Körper zu erörtern.
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Mit göttlicher Verwirklichung meine ich die spirituelle Verwirklichung, die Verwirklichung des Selbstes, Bhagvan oder Brahman, auf der mental-spirituellen Ebene oder aber der obermentalen Ebene. Dies ist etwas (zumindest das Mental-Spirituelle), das Tausende erreichten. Es ist also ganz offensichtlich einfacher zu erlangen als das Supramental. Es kann auch niemand die supramentale Verwirklichung erlangen, der nicht die spirituelle erlangte. Es stimmt, dass keine von beiden wirkungsvoll erreicht werden kann, wenn nicht das ganze Wesen diesem Ziel voll zugewandt ist, wenn nicht ein wahrhafter und sehr ernsthafter Geist und eine dynamische Realität der Sadhana zugrunde liegen... Es stimmt, ich will das Supramental nicht für mich, sondern für die Erde und die Seelen hier auf Erden, und aus diesem Grund habe ich natürlich nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand das Supramental erreichen will. Doch es gibt Bedingungen. Zuerst muss man den göttlichen Willen annehmen, man muss die Hingabe der Seele und die spirituelle Verwirklichung (durch Werke, bhakti, Wissen, Selbst-Vervollkommnung) wollen.
Die innere Aufrichtigkeit ist das erste, und sie genügt zur Unterstützung des Strebens; zur Erfüllung des Strebens aber ist eine totale Wahrhaftigkeit erforderlich...
Es gibt verschiedene Stadien des Göttlichen Bewusstseins (avasthat). Es gibt ebenfalls verschiedene Stadien der Umwandlung. Zuerst findet die seelische Umwandlung statt, in der über das individuelle seelische Bewusstsein alles in Fühlung mit dem Göttlichen ist. Das nächste ist die spirituelle Umwandlung, in der alles im kosmischen Bewusstsein mit dem Göttlichen verschmilzt. Das dritte ist die supramentale Umwandlung, in der alles im göttlich-gnostischen Bewusstsein supramentalisiert wird. Erst in letzterem kann die vollkommene Umwandlung von Mental, Leben und Körper beginnen – so wie ich Vollkommenheit auffasse.
Du bist in zweierlei Hinsicht im Irrtum. Erstens, die Bemühung um dieses Ziel ist nicht neu; einige Yogis haben es erreicht – ich bin jedenfalls dieser Meinung –, doch nicht in der Weise, wie ich es will. Sie erreichten es als persönliche Vollendung, siddhi, mit Hilfe der durch den Yoga gewonnen okkulten Macht, Yoga-siddhi, und nicht als dharma der Natur. Zweitens, die supramentale Umwandlung ist nicht das gleiche wie die spirituell-mentale. Es ist eine Wandlung von Mental, Leben und Körper, welche durch die mentale und obermental-spirituelle nicht erreicht werden kann. Alle, die du erwähnst, waren auf verschiedene Weise spirituell. Krishnas Mental zum Beispiel war ein obermentales, Ramakrishnas ein intuitives, Chaitanyas Mental war spirituell-seelisch, Buddha besaß ein erleuchtetes höheres Mental. Über B. G. weiß ich nicht Bescheid, er scheint zwar brillant, doch ziemlich chaotisch gewesen zu sein. Alles dies ist vom Supramental ganz verschieden. Oder nimm zum Beispiel das Vital der paramahamsa, jener, die Befreiung fanden. Man sagt, ihr Vital sei entweder das eines Kindes (Ramakrishna) gewesen oder das eines Verrückten, eines Dämons, oder aber stumpf. Nun, in all dem ist nichts Supramentales.
Man kann ein geeignetes Instrument des Göttlichen in jeder der Umwandlungen sein. Die Frage ist, ein Instrument für welchen Zweck?
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Der paramahamsa ist ein bestimmter Grad der Verwirklichung, es gibt andere darüber oder darunter. Ich habe dort, wo sie hingehören, nichts gegen sie einzuwenden. Doch muss ich dich daran erinnern, dass in meinem Yoga alle vitalen Regungen unter den Einfluss der Seele und der spirituellen Stille, des spirituellen Wissens und Friedens zu kommen haben. Denn wenn diese mit der seelischen oder spirituellen Kontrolle in Widerspruch stehen, stören sie das Gleichgewicht und verhindern, dass sich die Grundlage der Umwandlung bildet. Möglicherweise ist Unausgeglichenheit für andere Pfade das Richtige; dies ist Sache derer, die ihnen folgen. Für meinen Weg ist sie nicht geeignet.
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Ich kenne außer einigen wirklich großen Yogis keinen, der seine äußere Natur tatsächlich verändert hätte. In allen Ashrams, die ich sah, waren die Menschen genau wie andere, mit Ausnahme einer gewissen moralischen Kontrolle, die einem bestimmten äußeren Tun auferlegt wurde (Nahrung, Geschlechtstrieb usw.), doch war die menschliche Natur die allgemeine Natur (wie in der Geschichte von Narad und Janaka). Es gibt in alten Yoga-Systemen sogar eine Theorie, dass die Kraft der alten Impulse, prarabdha karma, und notwendigerweise mit ihnen die bleibenden Elemente des äußeren Charakters sich nicht verändern – man erreicht lediglich die innere Verwirklichung und löst sich von ihnen ab, so dass sie beim Tode wie ein beschmutztes Gewand abfallen und der Spirit frei in das nirvana eintreten kann. Unser Ziel ist eine spirituelle Wandlung, nicht eine ethische Kontrolle; dies jedoch kann allein durch innere spirituelle Zurückweisung und dann durch eine supramentale Herabkunft erfolgen.
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Ich weiß nicht, ob einige [vedische rsis] in unserer Zeit zu neuer Geburt gelangten. Nach der Überlieferung der Puranas muss es viele rsis gegeben haben, die weit davon entfernt waren, die Sinne und den Ärger besiegt zu haben, jitendriya jitakrodha. Es gibt aber auch viele Yogis, die sich mit der inneren Erfahrung des Selbstes begnügen und gleichzeitig den Regungen des rajas und tamas an der Oberfläche stattgeben, da sie der Meinung sind, diese werden mit dem Körper abfallen.
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Wunderbar! Die Verwirklichung des Selbstes, welche die Befreiung vom Ego mit einbezieht, das Bewusstsein des Einen in allen, die erreichte und vollzogene Transzendenz aus der universalen Unwissenheit, die feste Einung des Bewusstseins mit dem Höchsten, dem Unendlichen und Ewigen sind nichts, das zu tun lohnte oder das jemandem zu empfehlen wäre – „ist kein sehr schwieriges Stadium“.
Nichts Neues! Warum sollte etwas neu sein? Das Ziel spirituellen Suchens ist, das ewig Wahre zu finden, nicht etwas, das neu in der Zeit ist.
Wie kamst du zu dieser merkwürdigen Haltung gegenüber den alten Yogasystemen und Yogis? Ist denn die Weisheit des Veda und Tantrismus eine geringfügige, unbedeutende Sache? Haben denn die Sadhaks unseres Ashrams die Selbstverwirklichung erreicht, sind sie befreite jivanmuktas, frei von Ego und Unwissenheit? Wenn nicht, warum sagst du dann „kein sehr schwieriges Stadium“ und „es ist solch langer Prozess“?
Ich habe gesagt, dieser Yoga sei „neu“, da er auf die Integration des Göttlichen in dieser Welt, und nicht nur jenseits von ihr, und auf eine supramentale Verwirklichung ausgerichtet ist. Rechtfertigt dies jedoch eine hochmütige Verachtung der spirituellen Verwirklichung, welche so sehr das Ziel dieses Yoga wie jedes anderen ist?
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Alte Yogasysteme als etwas Einfaches, Unwichtiges und Wertloses zu verachten, oder Buddha, Yajnavalkya und andere große spirituelle Gestalten der Vergangenheit zu verachten, ist ein Absurdität.
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