Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo
Читать онлайн книгу.unbewusste Unendliche, aus dem sich dieses stoffliche Universum erhob; es ist auf allen Seiten von Dunkelheit ummauert und scheint auch keinen Boden zu haben. Das Licht dringt von oben ein, vom höheren Bewusstsein, und durch das Mental, Herz, Vital und das Physische herabkommend muss es in dieses Unterbewusste strömen, um es zu erhellen.
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Patala ist hier offensichtlich ein Name für das Unterbewusste die Wesen dort haben „keine Köpfe“, das heißt, es gibt dort kein mentales Bewusstsein; alle Menschen besitzen eine derartige unterbewusste Ebene in ihrer Natur, und von dort erheben sich alle Arten von irrationalen und unwissenden („kopflosen“) Instinkten, Impulsen, Erinnerungen usw., die auf das Tun und Fühlen der Menschen einwirken, ohne ihren wahren Ursprung aufzudecken. Nachts kommen viele unzusammenhängende Träume aus dieser Welt oder Ebene. Die Welt über uns ist die überbewusste Ebene des Wesens, diejenige über dem menschlichen Bewusstsein, und es gibt viele Welten dieser Art; es sind dies die göttlichen Welten.
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Die dunklen Brunnen des Unterbewussten sind tief, und solange sie nicht insgesamt gereinigt wurden, ist das Hervorbrechen alter Quellen weiterhin möglich.
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Das Unterbewusste birgt viel mehr Ängste, als das Wachbewusstsein zulässt oder anerkennt.
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Alles, was unser Bewusstsein täglich erfährt, wird im unterbewussten Gedächtnis gespeichert und kann von dort in das Mental heraufgeholt werden oder ungerufen kommen. Doch das, was wir das eigentliche Gedächtnis nennen, bedeutet, dass das Gespeicherte im Hintergrund des bewussten Mentals bewahrt wird und auf Wunsch wieder hervorgeholt werden kann – das ist bewusstes Gedächtnis.
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Das klare Erinnern an Worte, Bilder und Gedanken ist eine Tätigkeit des bewussten Mentals, nicht des Unbewussten. Natürlich tritt Erinnerung in den Hintergrund, gleichsam in die rückwärtigen Teile des Mentals, doch sie kann von dort wieder hervorgeholt werden. Erinnerung kann auch verlorengehen oder entstellt werden, so dass man sich falsch erinnert oder etwas insgesamt vergisst, doch ist das immer noch eine – wenn auch unvollständige – Tätigkeit des bewussten Mentals und nicht eine Tätigkeit des Unterbewussten. Was im Unterbewussten bewahrt wird, ist eine Masse von Eindrücken – keine klaren oder genauen Bilder –, und diese können in unzusammenhängendem Durcheinander und völlig entstellt in Träumen auftauchen, oder aber sie gelangen in den Wachzustand als mechanische Wiederkehr oder Wiederholung der nämlichen Eingebungen, Impulse (unterbewusstes Vital) oder Empfindungen. Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Tätigkeiten.
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Im unterschwelligen Gedächtnis werden genaue Bilder aufbewahrt. Alles, was unterschwellig ist, wird in der gewöhnlichen Psychologie als unterbewusst beschrieben; doch in unserer Psychologie können wir so nicht vorgehen, denn das Bewusstsein, das diese Bilder enthält, ist ebenso präzis und viel weiter und umfassender als unser waches oder Oberflächen-Bewusstsein – warum also sollten wir es unterbewusst nennen? Bewusstes Gedächtnis ist etwas, das in jedem von uns gewollten Augenblick die Erinnerung an eine Sache hervorholen kann; es steht unter unserer Kontrolle. Die unterschwellige Erinnerung kann alle diese Dinge speichern, selbst solche, die das Mental gar nicht verstehen kann; zum Beispiel wenn du jemanden hebräisch sprechen hörst, kann das unterschwellige Gedächtnis dies speichern und es in einem anormalen Zustand, zum Beispiel der Hypnose, wieder hervorbringen. Das unterbewusste Gedächtnis hingegen ist ein Gedächtnis der Eindrücke; wenn diese emporkommen, wie es im Traum geschieht, so erhalten wir ein unzusammenhängendes oder ein wahllos neu geordnetes Ergebnis; oder aber es ist das, was in Erscheinung tritt, nur die Essenz einer Sache, ihre psychologische Ablagerung, zum Beispiel Sex-Verlangen, Furcht, eine besondere Libido – wie die Psychoanalytiker sie nennen –, doch das, wodurch diese sich dann ausdrückt, muss nicht die gleiche Form haben, die ihr das Gedächtnis geben würde – es [das unterbewusste Gedächtnis] kann die gleichen Formen wiederholen, wenn es sich des mechanischen Mentals im Physischen bemächtigen kann, doch kann es auch etwas ganz anderes sein, als es im wirklichen Leben ist.
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Nein, dies („The Record of Chitragupta“) ist etwas ganz anderes als das kosmische Unterbewusste, da es genau und akkurat ist.
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Das Unterbewusste ist ein unterdrückter, dunkler Keim-Zustand, in dem die Dinge aus der unbestimmten Unbewusstheit der ursprünglichen Natur emportauchen, doch fließend und ungenau und alle Möglichkeiten der Formgebung noch in sich bergend. Vergangenes fällt dorthin zurück, nicht als Erinnerungen, sondern als Eindrücke, was etwas ganz anderes ist. Wenn sie von dort wieder emporkommen, geschieht es in allen möglichen eigenartigen, abgewandelten und vermischten Formen.
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Das Submental versorgt mit Assoziationen aus dem vergangenen Leben oder dem Erdenleben im Allgemeinen, die Erfahrungen der vitalen oder anderer Ebenen. Man muss sich von seinem störenden Eindringen befreien, um zur wahren Erfahrung zu gelangen.
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Es ist mir nicht bekannt, dass es in den traditionellen Büchern eine Bezeichnung gibt, die mit dem Unterbewussten korrespondiert; von dieser Ebene sprach man im Allgemeinen als nicht-bewusste und nicht als unterbewusst; praktisch ist es das Unterschiedslose oder vielleicht jada-prakrti, der Keim-Zustand. Im Veda wird es durch die Höhle der Panis symbolisiert. Wenn man Bücher wie das „Yoga-vasistha“ durchsieht, könnte man etwas über das Unterbewusste als Wirklichkeit finden, das dort aber nicht mit dem gleichen Ausdruck bezeichnet wird.
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XIII. Die Zentren
Es gibt sieben Zentren oder cakras:
L. Der tausendblättrige Lotos über dem Scheitelpunkt des Kopfes;
2. das ajnacakra in der Stirn (Wille, Vision, dynamisches Denken);
3. das Hals-Zentrum, das sich ausdrückende Mental (das physische Mental);
4. der Herz-Lotos, das emotionale Zentrum; die Seele befindet sich dahinter;
5. der Nabel, das eigentliche höhere Vital;
6. unterhalb des Nabels, das niedere Vital;
7. das muladhara, das Physische.
Diese Zentren befinden sich in der Mitte des Körpers und man ordnet sie der Wirbelsäule entlang an; in Wirklichkeit jedoch befinden sich all diese Dinge im feinstofflichen Körper, suksma deha, obwohl man, sobald das Bewusstsein erwacht ist, das Gefühl hat, als würden sie im physischen Körper wirken.
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In unserem Yoga hat jedes der Zentren einen bestimmten psychologischen Zweck und eine allgemeine Aufgabe, die all seinen speziellen Eigenschaften und Wirkungsweisen zugrunde liegen. Das muladhara regiert das Physische bis hinunter ins Unterbewusste; das Leib-Zentrum – svadhistana – beherrscht das niedere Vital; das Nabel-Zentrum – nabhipakma oder manipura – beherrscht das größere Vital; das Herz-Zentrum – hrtpadma oder anahata – regiert das emotionale Wesen; das Hals-Zentrum – visuddha – regiert das sich ausdrückende und gestaltende Mental; das Zentrum zwischen den Augenbrauen – ajnacakra – beherrscht das dynamische Mental und den dynamischen Willen, die innere Schau, die mentale Gestaltung; der tausendblättrige Lotos darüber – sahasradala – befiehlt dem höheren, denkenden Mental und öffnet sich zuoberst der Intuition, wodurch das Obermental mit den übrigen Zentren Verbindung oder unmittelbaren Kontakt aufnehmen kann – wenn dies nicht in einer alles überflutenden Unmittelbarkeit geschieht.
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Ich habe nie von zwei Lotossen im Herz-Zentrum gehört; doch ist es der Sitz von zwei Mächten, im Vordergrund das höhere Vital oder emotionale Wesen, dahinter und verborgen die Seele oder das seelische Wesen.
Die Farben der Lotosse und die Anzahl der Blätter sind im einzelnen von unten nach oben: 1) das muladhara oder physische Bewusstseins-Zentrum, vier Blätter, rot; 2) das Leib-Zentrum, sechs Blätter, tief-purpurrot; 3) das Nabel-Zentrum, zehn Blätter,