Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo
Читать онлайн книгу.sind Zentren des Bewusstseins. Durch ihre Öffnung entwickelt sich das yogische oder innere Bewusstsein – andernfalls wärst du an das gewöhnliche, nach außen gerichtete Bewusstsein gebunden.
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Dies muss das durchseelte höhere Mental-Wesen sein – die Stellung über dem Kopf deutet darauf hin. In anderen Worten, du bist dir deines höheren Mental-Wesens bewusst geworden; dieses steht sowohl mit dem Göttlichen über dir als auch mit der Seele hinter dem Herzen in Verbindung, es erkennt die Wahrheit und besitzt die seelische und spirituelle Einsicht in die Dinge, die seelische und spirituelle Schau.
Über dem Kopf dehnt sich das höhere Bewusstseins-Zentrum als sahasradala padma aus. Doch meist, wenn das sahasradala sich öffnet, ist ebenfalls ein teilweises Wirken des Stirnzentrums vorhanden.
Das durchschnittliche Mental besteht bestenfalls aus dem freien Verstand, der unter Umständen Intuitionen und Eingebungen von oben empfangen kann, die er intellektualisiert. Es befindet sich an der Oberfläche und sieht die Dinge von außen, es sei denn, Intuition und andere Kräfte verhelfen ihm dazu, ein wenig tiefer zu sehen. Sobald sich dieses durchschnittliche Mental nach innen dem inneren Mental und der Seele öffnet und nach oben dem höheren Mental und dem höheren allgemeinen Bewusstsein, wird es spiritualisiert, und seine höchsten Ebenen verschmelzen mit dem spirituellen Mental-Bewusstsein, wovon das höhere Mental ein Beginn sein kann. Diese Verschmelzung ist Teil der spirituellen Umwandlung.
Das Mental, hat viele Zentren: 1. das sahasradala, welches das spirituelle Mental das höhere Mental und das intuitive Mental zentralisiert und als eine Art Empfangsstation für die eigentliche Intuition und das Obermental wirkt; 2. das Zentrum in der Stirn für das innere Denken, den inneren Willen und die innere Schau; 3. das Hals-Zentrum für das formgebende oder physische Mental.
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Der tausendblättrige Lotos befindet sich über dem Kopf. Es ist das siebte und höchste Zentrum.
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Es ist offensichtlich das sahasradala padma, durch welches die höhere Intuition, das erleuchtete Mental und das Obermental ihre Strahlen senden.
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Das Supramental ist nicht im Körper geordnet, daher besitzt es kein gesondertes Zentrum; doch alles, was von oberhalb des Mentals kommt, benutzt das sahasradala als Durchgang, und daher öffnet sich dort etwas.
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Das Zentrum am Scheitel muss ein Teil des sahasradala sein, das direkte Verbindungszentrum zwischen dem individuellen Wesen und dem unendlichen Bewusstsein darüber. Man weiß von keinem anderen wichtigen dynamischen Zentrum zwischen diesem und dem ajnacakra. Doch kann es viele Nervenzentren in verschiedenen Teilen des Körpers geben, abgesehen von den sechs oder besser sieben Hauptzentren.
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Der Scheitelpunkt ist der Durchgangsort zwischen dem Körperbewusstsein und all dem, was es an Mental und Leben enthält, und dem höheren Sein über dem Körper. Dort beginnen die beiden Arten des Bewusstseins, sich zu treffen.
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Die Öffnung des Scheitelzentrums ist gleichbedeutend mit der Öffnung des Lides zwischen dem gewöhnlichen Mental und dem höheren Bewusstsein darüber. Ist das ajnacakra ebenfalls offen, dann kann eine deutliche Verbindung zwischen dem höheren Bewusstsein und dem inneren Mental und auch mit dem äußeren Mental (Hals-Zentrum) hergestellt werden. Das ist die Voraussetzung für die Verwirklichung von Wissen und mentaler Erleuchtung und Umwandlung. Das Herz-Zentrum beherrscht die Seele und das Vital, seine Öffnung ermöglicht dem seelischen Einfluss, im Vital zu wirken, und endet mit dem Hervortreten des seelischen Wesens.
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Das Gehirn ist lediglich ein Zentrum des physischen Bewusstseins. Man fühlt sich dort solange verankert, als man im physischen Mental zu Hause oder mit dem Körper-Bewusstsein identifiziert ist; später empfängt das Gehirn über das sahasradala. Ist man nicht länger im Körper verankert, dann bietet das Gehirn keinen Halt mehr, es wird zu einem passiven und schweigend übermittelnden Kanal.
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Das ajnacakra, Zentrum des inneren Willens, der inneren Schau, des dynamischen Mentals usw., befindet sich in der Stirn zwischen den Augen – ein klein wenig darüber (Es ist nicht der gewöhnliche, nach außen gerichtete mentale Wille, das äußere Sehen, sondern etwas Machtvolleres, das zum inneren Wesen gehört). Sobald dieses Zentrum geöffnet und die Kraft dort tätig ist, öffnet sich ein größerer Wille, eine Macht der Entscheidung, Gestaltung, Wirksamkeit, die über das hinausgeht, was das gewöhnliche Mental erreichen kann.
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Das Zentrum [ajnacakra] ist die Stelle, die ich meine, doch der Druck kann in der gesamten Stirn gefühlt werden, auch zwischen den Augenbrauen oder sonst irgendwo. Er strahlt vom Zentrum aus.
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Ja, ein drittes Auge öffnet sich dort [im Zentrum der Stirn]– es vermittelt die okkulte Schau und die okkulte Macht, die mit dieser Schau verbunden ist – es ist mit dem ajnacakra verbunden.
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Wenn das Stirnzentrum sich öffnet, ist es ziemlich sicher, dass das Scheitelzentrum sich hinreichend geöffnet haben muss, zumindest um dem Durchgang der höheren Kraft darüber stattzugeben. Die Seele ist etwas anderes, die befindet sich hinter den Zentren, und der Zeitpunkt ihres Sich-Öffnens ist bei den einzelnen Menschen verschieden – tatsächlich handelt es sich nicht so sehr um das Öffnen eines Zentrums, als um das Hervortreten des seelischen Wesens.
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Die allgemeine Regel in diesem Yoga (für die Reihenfolge der sich öffnenden Zentren) ist von oben nach unten. Im vorbereitenden Stadium mag es Unterschiede geben. Es kann zum Beispiel zuerst ein teilweises Sich-Öffnen im Herzzentrum stattfinden. Auch das höhere vitale Zentrum kann als erstes aktiv werden, doch das bedeutet viel Kampf und Schwierigkeit.
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Weißt du denn nicht, dass mit dem inneren Wesen das innere Mental, das innere Vital, das innere Physische mit der innersten Seele dahinter gemeint ist? Wie kann es ein Zentrum für all das geben?
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Ja, das Zentrum im Hals ist das Zentrum des physischen Mentals. Es ist das Zentrum der Formgebung für Rede, Ausdruck sowie die Fähigkeit, auf mentale Weise mit physischen Dingen umzugehen usw. Sein Öffnen ermöglicht dem physischen Mental, sich dem Licht des göttlichen Bewusstseins zu öffnen, statt in der gewöhnlichen, nach außen gerichteten Mentalität zu bleiben.
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Nacken, Hals und der untere Teil des Gesichtes gehören zum sich ausdrückenden Mental, dem physischen Mental. Die Stirn gehört zum inneren Mental. Über dem Kopf befinden sich die höheren Ebenen des Mentals.
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Die Nase ist mit dem vital-dynamischen Teil des Mentals verbunden – ein Mensch mit einer kräftigen Nase soll einen starken Willen oder eine starke mentale Persönlichkeit besitzen – ich kann aber nicht sagen, ob das immer zutrifft. Doch das vitale Physische? Die Nase ist allerdings der Durchgang von prana, und prana ist die Stütze des vitalen Physischen.
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Es kann nichts Stoffliches sein, sondern lediglich eine feine stoffliche Empfindung. Das Ohr ist die Durchgangsverbindung zwischen dem inneren Mentalzentrum und den Gedankenkräften oder Gedankenwellen der universalen Natur. Was du sagst, hört sich an, als hätte sich dieser Durchgang geöffnet und vergrößert.
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Es ist das physische Mental, das so handelt. Das Zentrum des physischen Mentals oder des sich ausdrückenden Mentals liegt im feinstofflichen Körper im Hals und ist eng mit der Rede verbunden, doch es wirkt durch seine Verbindung mit dem Gehirn. Alle Kräfte, die das Bewusstsein umhüllen wollen, erheben sich, wirken auf die Mental-Zentren und kreisen sie ein, wenn sie es können; „einkreisen“, da andernfalls das Umhüllen nicht vollständig wäre.
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