Seite An Seite Dienen. Fiona West
Читать онлайн книгу.liebe das.«
Sam nickte. Das würde er auch tun. Aber an diesem Punkt in seinem Leben schien es in etwa so möglich zu sein wie den Orangiersischen Ozean in einer Badewanne zu überqueren.
Kapitel Zwei
TEZZA
1930. DREI TAGE, SEIT Simonson sich ihrem Auftrag angeschlossen hat. Sie wurde nicht recht schlau aus ihm. Er war im Dienst nicht übermäßig gesprächig, was sie schätzte, aber es war mehr als nur ruhig. Er hatte nicht mit ihr geflirtet. Sie war nicht eitel, aber sie wusste, dass sie hübscher als der Durchschnitt war; und sie schien hier mehr Aufmerksamkeit anzuziehen, mit ihren dunklen op’ho’lonischen Haaren und Augen. Dennoch hatte er keinen Versuch unternommen sie abzuchecken, von dem, was sie sagen konnte. Es war ... überraschend. Überraschend, aber nicht unerwünscht, wenn man bedachte, dass sie beide einen Job machen mussten, der totale Konzentration benötigte. Ihr eigener Fokus war öfter abgedriftet, seit er angefangen hat ... Körperlich war er genau ihr Typ. Nicht muskelbepackt, einfach stark. Er füllte die Uniform nett aus ... Es war kein Verbrechen das zu bemerken. Sie war verheiratet, nicht tot.
Sie waren nicht lange im Dienst gewesen, als sich Prinz Simon der Residenz näherte, wobei sein Security, Kevin, mit Abstand folgte. Es war unüblich den Neunjährigen getrennt von seiner Mutter oder seinem Kindermädchen zu sehen. Es versetzte sie in höchste Alarmbereitschaft, auch wenn es das nicht sollte. Sie war sich Simon schon immer mehr bewusst; er stach nicht nur heraus, weil er Trisomie 21 hatte, eine genetische Erkrankung, die seine Entwicklung beeinflusste, sondern die Magie liebte ihn. Sie konnte kaum ihre Aufmerksamkeit bekommen, wenn er in der Nähe war.
»Hi, Simon«, grüßte Sam ihn. »Was brauchst du, Kumpel?«
»Onkel Sam, ich brauche Eddie.«
»Das ist vielleicht kein guter Zeitpunkt, Si ...« Sie nahm an, dass Sam sich auf den niederschmetternden ausgetragenen Streit bezog, der momentan in der Residenz vor sich ging, weil der König in letzter Minute einen romantischen Ausflug gestrichen hat, den sie geplant hatten. In ihrer begrenzten Erfahrung mit ihnen als verheiratetes Paar gipfelten diese Streite oftmals in einem Schrei-Wettkampf, manchmal zerbrochenem Geschirr, gingen dann in steinernes Schweigen über, was ein paar Stunden später ausgelassenem Versöhnungs-Sex wich. Die einfache Nähe zu deren emotionaler Achterbahn war ermüdend, aber sie schätzte, dass sie letztlich ihr Gleichgewicht finden mussten. Hoffentlich.
»Kann ich ihm eine Nachricht von Euch hinterlassen?«, bot Tezza an.
»Nein. Er sagte, dass er mir vorlesen würde. Ich will, dass er jetzt kommt.« Obwohl sie kein äußerliches Anzeichen zeigte beleidigt zu sein, schien er sich seinen Tonfall noch einmal zu überlegen. »Ich will, dass er jetzt kommt, bitte.«
Sie schaute auf ihre Uhr; Simon war wahrscheinlich auf seinem Weg ins Bett. Nicht viel Zeit, um zu warten. Sie schätzte, dass das Paar sowieso nicht wollen würde, dass er ihren Streit mithörte.
»Was, wenn ich dir vorlese?«, sagte Sam und Tezza blickte überrascht auf. Er wollte entweder wirklich nicht die Royalen stören oder er war irgendwie ein netter Kerl.
Simon sah hin- und hergerissen aus, zuckte dann mit den Schulter. »Ich muss auf deinem Schoß sitzen.«
»Im Dienst muss ich stehen«, sagte Sam. »Wie wäre es, wenn du einfach vor mir stehst? Ich werde es halten, wie ein Lehrer es tut, okay?«
»Sie könnten wahrscheinlich sitzen«, murmelte Tezza, aber Sam schüttelte seinen Kopf.
Er nahm das Buch von Simon und las den Titel laut vor. »Der schläfrige Bulldozer? Mann, alles für eine Kröte.«
Tezza kicherte und sie und Kevin teilten einen wissenden Blick.
»Was bedeutet das?«, fragte Simon.
»Nichts, Kumpel.« Er räusperte sich. »›Bran der Bulldozer war eine hilfreiche kleine Maschine. Er arbeitete den ganzen Morgen lang schwer auf der Baustelle, schob und zog, baggerte und takelte.‹« Sam blätterte angewidert durch das Buch. »Du magst dieses Buch, Kumpel?«
Simon nickte. »Lies weiter. Bitte.«
»Was heißt das überhaupt, takelte?«
»Mama wusste es nicht.«
»Nein, das habe ich auch nicht erwartet«, murmelte Sam und Tezza presste ihre Lippen fest zusammen. »›Nach einem geschäftigen Morgen bei der Arbeit sollte Bran eigentlich seine Ketten ausruhen und in die Falle gehen ... aber Bran wollte das nicht, also rannte Bran weg.‹«
Die Tür öffnete sich hinter ihnen und Simons Gesicht leuchte auf. »Eddie!« Er rannte zu Edward und warf seine Arme um seinen älteren Bruder.
»Ich dachte, dass ich dich hier draußen gehört habe. ’Tschuldige, Wicht, Abbie und ich mussten etwas diskutieren. Hat dir Onkel Sam bereits dein Buch vorgelesen?«
»Nur ein bisschen. Du machst das besser. Er hört ganz oft auf.«
»Das Buch ist völliger Unsinn«, murrte Sam, reichte das Buch wieder an Simon, während er ihnen den Flur entlang in Richtung Simons Zimmer folgte. »Hast du das gelesen, Edward?«
»Ja«, Edward gluckste, »viele Male. Warum bist du so erbost?«
»Weil der Junge Klassiker lesen sollte, nicht diesen Sch –«
»Sprache, Onkel Sam.«
»Entschuldigung.«
Die Tür hinter ihr öffnete sich wieder und Tezza drehte sich, fand Abbie vor, mit einem Kissen unter einem Arm, Handyladegerät um ihren Nacken geschlungen, ihr Rucksack bis an den Rand vollgestopft über der anderen Schulter. Ihr grollender Ausdruck vermittelte effektiv, dass die »Diskussion« noch nicht vorbeigewesen war, als Edward gegangen ist. Tezza folgte ihr, während sie den Flur hinabstürmte.
»Kann ich Euch helfen etwas zu tragen?«, fragte Tezza leise.
»Nein«, spie Abbie. »Ich hab’s im Griff.« Sie hielt vor ihrem alten Gästezimmer an, wo sie während Besuchen am Bluffton gewohnt hat, bevor das Paar verheiratet war, ihre Hand auf der Tür. Sie seufzte und wandte sich an Tezza.
»Sie sind verheiratet.«
Tezza zuckte mit einer Augenbraue. »Ist das eine Frage?«
»Haben Sie jemals so gestritten?«
Tezza schnaubte als Erwiderung und Abbie lächelte schwach. »Unser erstes Ehejahr. Unser erster Trip, während dem wir bei seinen Eltern geblieben sind. Er war bei allem auf deren Seite, das ganze Wochenende. Hat überhaupt nie meiner Meinung zugehört, und ich war hinüber. Seine Eltern haben uns später damit aufgezogen, dass sie überrascht waren, dass es kein Blut an den Wänden gab, als wir aus dem Gästeschlafzimmer auftauchten ...«
»Ich schätze, jeder streitet.«
»Vielleicht«, sagte Tezza, schaute dann in die Augen ihres Schützlings. »Ich fand, was wichtiger war, war nicht, ob wir stritten, sondern wie wir den Schaden behoben.« Sie blickte auf die Tür des Gästezimmers. »Es ist schwer sich zu versöhnen, wenn Ihr den Flur herunter seid. Rocco empfand es als Respektlosigkeit, selbst wenn es unbeabsichtigt war.«
Abbie nickte, seufzte wieder. Sie ließ ihre Stirn an der Tür des Gästezimmers ruhen. »Das