Dantes Inferno III. Akron Frey

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Dantes Inferno III - Akron Frey


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die von hundert Enttäuschungen erdrosselt irgendwo in jener düsteren Kammer lag, in der wir uns gerade aufhielten. Und noch bevor er mit seinem Gesicht am Boden aufschlug, war ich in ihm und hatte seinen Platz auf dem Podest oben eingenommen. Es war ein vergessener Ort, an dem das Wort Zeit jegliche Bedeutung verloren hatte. Der Zweck dieses Aufenthaltsraumes, in dem ich meinem abgespaltenen Teil inmitten seiner Einsamkeit und seinen Qualen begegnete, schien darin zu bestehen, sich selbst wie die Karte Der Gehängte im Tarot aufzugeben.

      „Was in Gottes heiligem Namen erdreistet ihr euch?“ empörte sich der von seinem Sockel gestürzte Greis, während das kleine Mädchen jauchzte und mein Verstand einen Freudenhopser vollführte. „Tag und Nacht, Jahr um Jahr sitze ich hier, meditiere in die Stille und versuche mich durch Verzicht und Entsagung in Gott gefälliger innerer Einkehr zu üben, und da kommt so ein rotzfrecher Rüpel daher, stößt mich gewaltsam beiseite und bringt mich obendrein dazu, mein Schweigegelübde zu brechen …“

      Mein Verstand kam ihm zu Hilfe: „Gewaltsam, aber nicht unaufgefordert – denn wer könnte es auch anders sein als wir selbst, die uns auffordern, uns dahin zu stellen, wo uns das Schicksal erreichen kann? Warst du es nicht selbst, dessen mentale Geisteskraft uns anzog – uns den Zugang in das Innerste öffnete, indem sie den Stein von innen aus der Nische drückte? Oder hast du das schon wieder verdrängt?“

      Doch der Alte ließ sich nicht beirren, erhob sich ächzend und fuhr mit seiner Schimpftirade fort: „Schweigt, ihr Narren! Euer unverfrorenes Gelächter war es, das hier unvermittelt einbrach. Seit Ewigkeiten hat es niemand mehr gewagt, diese heiligen Hallen mit einem Lachen zu entweihen. Ihr verhöhntet dieses Sanktum innerer Einkehr. Ein Sakrileg, das seinesgleichen sucht!“

      Das Mädchen trat unbeeindruckt vor den Alten hin. „Und was gedenkst du nun zu tun?“ lächelte sie ihm forsch ins Gesicht.

      „Was soll die Frage?“ Der Eremit blickte entgeistert in die Runde. „Ich setz mich wieder auf meinen alten Platz.“

      „Keine Chance“, entgegnete mein Verstand unvermittelt, „der Deal war“, dabei deutete er auf mich, „dass er die Rolle mit dir tauscht. Es bleibt dir gar nichts anderes übrig, als mit uns zu kommen. Packen wir’s, Opa – mach den nächsten Schritt!“

      Die Lächerlichkeit dieser grotesken Situation drohte den alten Einsiedler völlig aus der Bahn zu werfen. Sein ganzes Weltmodell schien in sich zusammenzusacken, und wie zur Bestätigung fielen in diesem Moment alle geschundenen und gequälten Leiber von ihren Sockeln und zerbarsten am Boden zu einer gesichtslosen Masse.

      „Den nächsten Schritt ...“, stammelte er fast ängstlich, „… wohin?“

      Die Kleine gab die unbefangene Antwort: „Na, einfach der Nase nach, an jeden Ort, wohin dich deine Schritte tragen. Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen, es ist ja einer da, der sich entschlossen hat, deine schwere Bürde zu tragen.“

      „Ihr meint, ich kann einfach so mit euch mitkommen“, kam des Alten unsichere Antwort, „aber“, er zeigte mit dem Blick in meine Richtung, „was ist mit ihm?“ Und mit einem Schlag war mir das ganze Ausmaß meiner furchtbaren Situation bewusst: Zwar hatte ich die versteinerte Hülle mit Hilfe meines Verstandes und der Seele befreit, aber nur zum Preis, indem mein anderes Ich, das nun statt seiner diesen einsamen Platz eingenommen hatte, in der Leere der Finsternis zurückbleiben musste.

      „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, schließlich hat er sich freiwillig entschlossen, deine schwere Bürde zu tragen“, gab die Kleine eine unbefangene Antwort, und der Affe des Thoth gab noch einen drauf: „Klar, Vater, so wie einst der mythische Atlas, als Herakles ihm anbot, statt seiner für eine Weile das Himmelszelt zu übernehmen, damit er ihm die Äpfel der Hesperiden pflücke. Und weil du klüger bist als der Titan, was keiner hier bezweifelt, nutzt du deine Chance, um diese Hürde ein für allemal hinter dir zu lassen. Komm, Alter, es ist soweit …“

      Und bevor der Greis etwas erwidern konnte, hatten das Mädchen und der Verstand ihn bereits zu beiden Seiten an den Armen untergehakt. Vorsichtig zogen sie ihn auf dem gleichen Weg wieder hinaus, auf dem wir hergekommen waren. Innerlich versteinert und unfähig, mich zu rühren, schaute ich ihnen schmerzvoll nach, als sich das Trio aus meinem Gesichtskreis entfernte. Eine Weile noch war sein entrüstetes Gestammel zu vernehmen, dann hatte die Dunkelheit auch seine Stimme verschluckt. Es blieb mir nichts anderes übrig als mich der endlosen Stille zu überantworten, aus deren tiefsten Tiefen jene Weisheit zu mir zu sprechen begann, die sich aus zahllosen Erfahrungen heraus einst selbst aus sich geboren hatte. Das leise Knirschen von Gestein und das dumpfe Einrasten der sich wieder schließenden Maueröffnung war das letzte fremde Geräusch, das für lange Zeit an meine Ohren dringen sollte.

      „Wie ein gefangenes Kind in der Hölle unverarbeiteter Erinnerungen“, hörte ich mich leise sagen. Dann verblasste meine Identität. „Verschlossen im Grauen – im versteinerten Weltbild“ waren meine letzten Worte, die aber so schwach waren, dass sie keiner hören konnte.

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