Dantes Inferno III. Akron Frey
Читать онлайн книгу.kein schönes Gefühl, wenn man sich nicht mehr bewegen kann?“ Es war wie eine kontrollierte Explosion, ein torkelnder Sprung durch die Synapsen meines Hirns, der die Schaltungen meines Denkens durchbrach, als ich wieder zu mir kam. Der ganze Raum war von einem gleißenden Licht erfüllt und direkt vor mir hörte ich eine zarte Kinderstimme.
„Du?“ rief ich verwundert aus. „Was tust du hier?“ Überrascht erblickte ich vor mir anstatt der Gorgone jenes kleine sympathische Mädchen, dem ich auf meiner Reise schon so viele Male begegnet war. Auf ihrem Haupt trug sie den blühenden Rosenkranz, den sie mir einst in der Krebs-Hölle überreicht hatte. „Was machst du an diesem schrecklichen Ort?“
„Wieso?“ Ihr Lächeln war das eines kleinen Engels. „Ich gehöre doch hierher. Ich war die ganze Zeit im Spiegelbild der Medusa eingesperrt, seit du mich damals verlassen hast …“
„Dich verlassen? Wo …?“ Einen Augenblick hatte ich das seltsame Gespür, als ob ein Teil von mir selbst das Auge war, durch das sie mich ansah.
„Verdrängte Erlebnisse können in der Seele nur überleben, wenn sie sich tief in die Gefilde der Medusa zurückziehen – wenn sie ihre Erinnerungen auf dem Altar der Schwarzen Göttin opfern!“
„Warum sollte ich dich jemals verdrängt haben?“
„Weil du dich dem Pfad der höheren Erkenntnis verschrieben hattest, dem du unsere Liebe geopfert hast.“
„Wann genau soll das gewesen sein?“ drang ich weiter in sie ein, doch schon wand sich die Vergangenheit wie ein grauer Lindwurm aus den vergangenen Tiefen meiner Träume empor. Sie blickte mir ernst in die Augen: „Damals, als wir uns zum ersten Mal liebten und du mich schwanger sitzen ließest!“
„Das ist nicht wahr“, protestierte ich, „du verwechselst mich mit Akron. Ich habe deine Liebe niemals verraten.“
„Und doch hast du mich damals zurückgestoßen und mich schmählich im Stich gelassen! Warum hätte ich sonst im Herzen der Medusa Trost finden können?“
„Das versteh ich nicht …“ In meinem Kopf läuteten die Alarmglocken: „Wenn der, den ich sähe, ich wäre, wer wäre dann dieser, der mich sähe?“ hörte ich in mir ihren lautlosen Schrei, nicht weniger verzweifelt als meine stumme Antwort: „Wenn aber der, den ich sehe, nicht ich ist, wer bin dann ich, der ihn sieht?“ Ein verdrängter Wesensteil, der solange im Inneren des Grauens existieren musste, bis er sich im eigenen Blick erkannte, im Auge, durch das er sich selber sah.
„Sie behütet uns vor den Zugriffen der Menschen. Sie schützt alle abgespaltenen Brüder und Schwestern davor, immer weiter von den Umständen des Lebens verletzt zu werden, und deshalb opfern wir ihr unsere Lebendigkeit für die Liebe, uns zu nähren, bis die Zeit gekommen ist, um uns an unseren Peinigern zu rächen. Bist du erst einmal verdammt, in jener düsteren Seelenkammer zu sitzen, vom Menschen vergessen, von dem du ein Teil bist, und im tiefsten Schatten zurückgelassen, dann wählst du den Preis der Versteinerung, um eines Tages wieder zu erwachen und dich für alles zu rächen, was dir deine eigene Seele angetan hat. Kannst du das nicht verstehen?“ Ihre Augen hatten die rot glühende Farbe eines Infernos angenommen und glühten wie zwei brennende Sonnen: „Um überhaupt zu begreifen, was man hätte vermeiden müssen, um dem Rachen der Medusa zu entgehen, muss man so tief fallen, dass es keine Rückkehr mehr gibt. Das ist die Tragödie. Das dunkle Kind kann sich vor dem Grauen nur im Schmerz der Medusa verbergen. Aber durch deinen Kuss hast du mich erlöst!“
Ich spürte ihren Kuss, der mich tief hinunterzog, und wir verschmolzen miteinander im Herzen der Hölle, wo wir wieder miteinander vereint waren, zwei unzertrennliche Teile, die sich wieder gefunden hatten. „Ich verstehe“, hörte ich mich selbst zu mir reden, denn es gab ja niemanden, der getrennt von mir war.
„Sie ruft uns“, sagte das kleine Mädchen und zog mir den Schleier vom Gesicht. Ich sah zwei aufgerissene Augen, die mir direkt in die Seele blickten. Ein wahnsinniges Lächeln irrte um die Lippen, und ich merkte, dass der Geist dahinter unverständliche Worte murmelte. Es war eine lebendige Mumie in einem gespenstischen Licht. „Ist das wirklich mein gefangener Schmerz?“ hörte ich mich denken. Im Inneren des Würfels sah ich das stumme Entsetzen erstarrter und erfrorener Gefühle, schwarze Überreste bioenergetischer Masse, ehemals wimmelnde und zuckende Bewegungen des Lebens, die sich ganz tief in ihren seelischen Kerker zurückgezogen hatten.
„Es ist dein gebrochenes Herz, das in dieser Quasihölle gefangen ist und den Geist in alles, was es fühlt, hineinziehen will“, sagte sie und strich sich eine widerspenstige Locke hinter das Ohr zurück. „Der einzige Halt auf deiner Reise ist die innere Ahnung, dass dich dieser Weg durch die Hölle zur Erkenntnis führt. Sobald du erkennst, dass das innere Grauen nur das eine Ziel vor Augen hat – nämlich alle Gefühle auf die Ebene hinunterzuziehen, auf der es sich mit ihnen wieder vereinen kann, verbirgt sich die Antwort auf die Frage ‚Worauf wartet die Medusa’ in der lapidaren Feststellung ‚Auf dich!’ Ziel ist die Vereinigung des Geistes mit dem tiefen, inneren und ungelösten Schmerz.“
„Und was ist die Lösung?“ Allmählich wurde mir bewusst, dass ich über ein erweitertes Gefühlsspektrum verfügte. Ich konnte mich auf zwei verschiedenen Ebenen in meinem Inneren bewegen. Ich konnte in die Traumszene eintauchen und dabei die vergessenen Gefühle, die mit der betreffenden Szene korrespondierten, wieder aktivieren, oder ich konnte die Erinnerungen der Vergangenheit aus der Sichtweise meiner Gegenwart betrachten und mich so gleichermaßen von außen und innen betrachten. Ich konnte mich träumen und mich im Traum beobachten.
„Unterhalb der Schwelle, die du kennst, gibt es eine grundlegende Identität, die du nicht sehen willst – und die du deshalb von dir weghältst“, antwortete ich von innen her, „und ich bin solange in dir gefangen, bis du mich wieder zurück in deine Arme nimmst.“ Um mich herum war das stumme Entsetzen erstarrter und erfrorener Gefühle, schwarze Überreste bioenergetischer Masse, ehemals wimmelnde und zuckende Bewegungen des Lebens, die sich ganz tief in ihren seelischen Kerker zurückgezogen hatten. Irgendwie fühlte ich mich mit mir in einen winzigen Mikrokosmos eingezwängt.
„Kehr um, solange du noch kannst!“ hörte ich mich weiter sagen. Die Geschichte schien sich zu spalten, ich sah von außen einen feinen Riss im Glas, der sich quer über den Würfel zog, aus dem ein unterirdisches Leuchten hervorglühte, eine unbewältigte Szene, die da ganz tief in meiner Erinnerung hockte. „Wer hier eindringt, wird in einen Eisblock gesetzt und für immer in dieser Hölle eingefroren!“
Merkur in Steinbock
Sünder
Ziellose Streber, die sich aus Angst vor Kontrollverlust hinter übernommenen Denkmodellen verschanzen, Griesgrame, abgeschiedene Grübler, vereinsamte Stubenhocker und andere misstrauische „Grantler“, die die Schlechtigkeit der Welt bedauern und sich in ihren düsteren Depressionen festgebissen haben, oder pedantische Lehrer bzw. intellektuell verbohrte Besserwisser, die der rationalen Verstandeskälte im Verwenden übernommener Gedankenmodelle ohne das Gewichten übergeordneter Zusammenhänge frönen
Disposition
Der Schattenbereich von Merkur im Steinbock und Merkur im 10. Haus sowie disharmonische Merkur/Saturn-Aspekte
Schuld
Einsamkeit, Lähmung, Verödung, Trauer, Hoffnungslosigkeit, versteinerte Gedanken, verkümmertes Denken, kein Vertrauen in die eigene Handlung, pessimistisches Weltbild aus unaufgearbeiteten Träumen, unverarbeitete Bilder in der Hölle schmerzhafter Erinnerungen (der Schmerz des unerlösten inneren Kindes)
Strafe
Diese