Dantes Inferno III. Akron Frey

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Dantes Inferno III - Akron Frey


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Anima geopfert und Sehnsucht mit geißelnder Selbstzucht ausgetrieben – das ist die Strategie, mit der man gegen das Leben „antritt“. Das führt in die Irre, denn im Bestreben, die Grenzen nach außen hin zu festigen und gegen äußere Angriffe zu zementieren, ist es uns meistens nicht bewusst, dass die wirklichen Bedrohungen von innen kommen.

      Lösung

      Dieser Ort konfrontiert dich mit den unendlichen Tiefen deiner angesammelten Gülle – mit den Auswüchsen der seelischen Bilderwelt. Er gewährt dir einen Blick hinter den Spiegel, in dem du deine bewusste Welt den Sicherheitsbedürfnissen deiner inneren Ängste angepasst hast, ins Reich des Unbewussten, wo dir die Schreckensbilder deiner Seele als die Brut der Nacht am anschaulichsten entgegenblicken. Jenen Ungeheuern zu begegnen und sie zu überwinden, ist die Herausforderung dieser Hölle. Denn alle Drachen, Spinnen, Schlangen, Ungeheuer und Dämonen sind vergangene Erlebnismuster, die aus den Tiefen unserer Erinnerung steigen.

      Die Hölle des gefangenen Seelenschmerzes

      „... will heißen“, schloss ich aus Akrons letztem Satz, „dass du nicht mit mir kommen willst. Ich dachte immer, du wärst mein innerer Cherub und Seelenführer?“

      Akron lachte. „Sind wir wieder einmal soweit, dass du NIEMAND herauszufordern suchst? Bemüh dich lieber nicht! An diesem Punkt der Entwicklung muss der Reisende ein letztes Mal in die Unterwelt seines Tiefenbewusstseins zurück, um die schicksalhaften Begegnungen und Erinnerungen seines durchlebten Daseins endgültig aufzulösen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Begebenheiten im wirklichen Leben oder nur in seiner Fantasie stattfinden. Hier oben ist alles nur noch reine Emphase; der Psychomagier allein versteht die Dinge als das zu begreifen, was sie in ihrem innersten Wesenskern wirklich sind: nichts anderes als die Ausgeburten dynamischer Energien, die in zyklischer Aktivität um das Zentrum jeder einzelnen Seele pulsieren.“

      Ich dachte nach. „Aber ist es denn überhaupt sinnvoll, sich diesen Sehnsüchten willentlich zu entziehen und sie, wie es unzählige Mönche und Nonnen immer wieder vergeblich versuchten, mit geißelnder Selbstzucht auszutreiben?“

      „Das kommt auf die Haltung des Menschen an. Hat sich die Seele für ihre Weiterentwicklung, für einen Weg der Entbehrungen und Entsagungen entschieden, führt sie dieser Pfad ans Ziel. Je intensiver die Anhaftung an die Vergänglichkeit materiellen Glücks, desto schneller der Fall aus ihrer Täuschung, aus der dann zwangsläufig Erkenntnis gewonnen werden kann.“ Nach diesen Worten sah er mich müde an.

      „Was ist?“ drang ich in ihn ein. „Du blickst mich gerade so erschöpft an, als ob du an meiner Stelle diesen steilen Pfad zur Spitze heraufgekommen wärst …“

      „Vergiss nicht“, sagte er leise, „dass keinem dieser Weg erspart geblieben ist. Meine Erschöpfung entspringt der zukünftigen Erinnerung, welch langer Weg tiefster Einsamkeit auf dich wartet, um dich am Ende mit geschärftem Blick auf der Insel der Seligkeit wieder zu finden.“

      Eine Mischung aus Betroffenheit und tiefstem Mitgefühl für meinen Seelenführer ergriff von mir Besitz. Mir kam unser gemeinsames Abenteuer in der Krebs-Hölle in den Sinn, als mir Akron erzählte, wie er seine geliebte Anima für den Weg des Wissens verlassen und geopfert hatte.

      „Noch etwas! Die Alpträume der Vergangenheit werden im Steinbock konserviert. Damals, im Zeichen des Saturns, begegnete dir die Schwarze Isis schon einmal im Gewand der Schlange, doch was dort noch naiv und unschuldig aus deinem Unbewussten strömte, dem gilt es diesmal in deiner ganzen Mannhaftigkeit zu begegnen.“ Seine Hand wies auf die dunkle Öffnung unter mir. „Magst du einen Blick in deine Zukunft werfen? Interessiert es dich, in welcher Gestalt sie dich erwarten wird?“

      „Wer?“ Im gleichen Moment öffnete sich eine geistige Barriere in meinem Kopf und ein undefinierbares Energiefeld materialisierte sich vor meinen Augen zu einer sichtbaren Gestalt: „Erkennst du mich?“ Nein, es war kein verführerisches sündiges Weib, das vor mir stand, sondern ein kleines Mädchen mit großen, saphirblauen Augen. Es sprach: „Mach dir keine Gedanken. Alles, was du siehst, ist eine Illusion, aus einer mysteriösen Vergangenheit heraufgeschaufelt und auf die Gehirnleinwand projiziert wie ein Film.“

      Als ich mich umschaute, sah ich viele blinde Schattenwesen, die sich hilflos am Boden in der düsteren Atmosphäre bewegten. Sie schienen wie in starken inneren Bildern gefangen.

      „Was sind das für seltsame Erscheinungen?“ Ich wollte mehr darüber wissen.

      „Das sind Persönlichkeitsteile, seelische Fragmente, die die Menschen von sich abgespaltet haben, damit sie unbelastet von ihren negativen Erinnerungen oben im Tageslicht ihren Zielen nachgehen können. Schau, hinten links, da vergnügt sich eine besondere Gestalt“, machte sie sich über meinen Eifer lustig. „Erkennst du sie?“

      „Ist das auch ein anderer Bestandteil meines Selbst?“ Ich war verblüfft. Verdammt, das war ich selbst, der sich da im sexuellen Fight mit einem Furcht erregenden Succubus, einem weiblichen Buhlteufel, befand.

      „Ganz recht“, erwiderte sie knapp, „das bist du selbst, und zwar auf einer erinnerten Wahrscheinlichkeitsebene, in der dir das Paradies versprochen wurde, wenn du dich mit der Sündenschlange wieder versöhnst …“

      „Das versteh ich nicht!“

      „Das bedeutet: Die körperlichen Sinne zeigen dir die anerzogene Realität, wie du sie aus deinem Alltag her kennst, doch die wahrscheinlichen Sinne deiner geistigen Realität zeigen dir ein weites Spektrum an Wahrscheinlichkeitsebenen, die alle, obwohl sie noch gar nicht sind, möglich werden können, wenn du dich entscheidest, sie wahrzunehmen.“

      „Aber wenn er ich ist, wer bin dann ich, der ihn sieht?“ schrie es aus mir heraus.

      „Du bist du – er ist nur die Projektion deiner zukünftigen Erinnerung, in der du dich an das verlorene Paradies erinnerst, das du dir durch den Kampf mit der Schlange zurückerobern willst.“

      „Dann bin ich der, der mit dir spricht!“ wiederholte ich seufzend. Jetzt war ich gänzlich verwirrt.

      „Du bist der, der mit mir spricht, aber du kannst jederzeit auch der werden, der sich mit der Schlange verlustiert, dann nämlich, wenn du dich entschließt, seine Rolle anzunehmen. Die Schlange ist ein Schattenwesen deiner inneren Hölle, das versucht, sich an deine emotionale Natur zu heften. Wenn es ihr gelingt, dich einzubinden, bist du mit ihr zusammen in der Enge deiner eigenen Ängste gefangen.“

      „Dann haben Schattenwesen solche Macht?“ entfuhr es mir.

      „Du darfst nicht vergessen, diese Schattenwesen sind ein Teil von dir“, erwiderte sie mir, „und sie sind deshalb so stark, weil sie sich an die Sehnsucht deiner unerlösten Erinnerungen klammern.“ Da fiel mir plötzlich ein, dass ich mir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht hatte, wer das kleine Mädchen mit den saphirblauen Augen war, das da wie aus dem Nichts vor mir stand. Und eine dunkle innere Stimme sagte mir, woher ich denn wissen wollte, dass es nicht selbst ein solches Wesen war.

      „Eine andere Frage“, sprach ich sie deshalb unvermittelt an, denn ich wollte das sofort geklärt haben, „was führt dich zu mir? Was bezweckst du, wenn du mir die Situation zu analysieren hilfst?“

      „Ich bin dein inneres Kind, das in der Hölle deiner unverarbeiteten Erinnerungen gefangen ist.“

      „Von welcher Hölle redest du?“ versuchte ich zu ergründen. „Ich denke, dass wir uns unterhalten.“

      „Du wirst dich bald erinnern“, tat sie mir mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck kund, „es ist eine Art Spiegelraum, zwischen den Welten, in dem ich auf dich warte.“

      „Und wie kann ich dich finden?“

      „Ich weiß es nicht“, gab sie immer noch kindlich lächelnd zurück.

      „Das


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