Dantes Inferno III. Akron Frey

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Dantes Inferno III - Akron Frey


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die Codierung eines alttestamentarischen Informationsmusters stand der Wächterengel plötzlich vor mir da: der kinderkopfgroße Stein, darunter ein Skelett, ein Knochengeflecht, halb entblößt und halb in den düsteren Mantel der Verwesung eingehüllt, das mich aus tiefstem Nichts ansah. Nacktes Entsetzen durchschoss meinen Geist und lähmte meine Beine, doch bevor ich zusammenknickte, entzündete sich im Zentrum der Erscheinung eine goldene Flamme und verbrannte die Vision in einem Schlund aus flüssigem Licht. Akron packte mich an der Hand: „Das ist aber nicht alles. Schau – ich hab noch ein passendes Outfit für dich!“ Er zog grinsend einen weißen Stoff unter seinem Mantel hervor, den er vor mir aufschüttelte.

      „Was ist das?“ Das schreckliche Gespenst war verschwunden.

      „Ein Büßerkleid – damit die Kirche hier unten im Dorf bleibt“, kam die rasche Antwort. „Sonst machen die anderen Sünder einen Aufstand.“

      „Du willst, dass ich mir dieses Nachthemd überstreife und dann mit diesem Korb auf dem Rücken da hinauf marschiere?“ Ein offensichtlich belustigtes Nicken war die Antwort. „Und du, kommst du auch mit rauf?“ wollte ich noch wissen.

      Akron wies auf einen der zahlreichen Lastenkörbe, die am Fuße des Bauwerkes bereit standen: „Klar – doch ich nehme den Aufzug. Schließlich bist du hier der Sünder!“

      

Sonne in Steinbock

      Sünder

      Starre, die spielerische, kindliche und hingabebedürftige Seite verdrängende Seelen, die die materiellen Werte nicht loslassen können – die sich am Sicherheit versprechenden Rahmen einer gesellschaftlichen Ordnung festhalten, ohne deren Werte in Frage zu stellen

      Disposition

      Der Schattenbereich von Sonne im Steinbock und Sonne im 10. Haus sowie disharmonische Sonne/Saturn-Aspekte

      Schuld

      Stress, Überforderung, Erschöpfung aus übertriebenem Streben nach Verantwortung aus mangelndem Selbstvertrauen und einem tiefen inneren Misstrauen gegen sich selbst, Abwehr des Lebens aus unbewusster Angst vor Ablehnung und emotionalem Versagen, Leistung und Erfolg auf Kosten persönlicher Gefühle (innere Leere wird durch ein typisches Über-Ich-Verhalten und seelische Schwäche mit einem fast biblischen Gerechtigkeits- und Strafbedürfnis kompensiert), zwanghaftes Erreichen wollen unerreichbarer Ziele = Sisyphos-Syndrom

      Strafe

      Sisyphos’ Unvermögen besteht darin, einen Felsblock vergeblich einen Berg hinaufrollen zu können. Immer kurz vor dem Ziel entgleitet ihm der Stein, und er muss wieder von vorne anfangen. Im Gegensatz zum Mythos liegt der Sinn dieser Hölle aber nicht darin, voller Mühsal und in immerwährender Qual die Last zu tragen, die tief und schwer im Inneren sitzt, sondern es handelt sich vor allem darum, die Grundlagen aufzuarbeiten, warum das so ist, und zwar so lange, bis sich jeder egoistische, kompensierende Funke bis zur Unkenntlichkeit am Schicksalsrad abgeschliffen hat – bis wir all die aus Schuld entstandene Schlacke alter Sünden abgetragen haben.

      Lösung

      Dieser Ort spiegelt also weder ewige Vergeblichkeit noch Untergang, sondern es geht hier einfach darum, die Voraussetzung der inneren Stagnation und Versteinerung – also das, warum die Pläne am Ende meistens scheitern – im eigenen Tun und Handeln zu erfahren. Erkennt der Mensch, dass die Schuld dieser Hölle nicht vordergründig in einem „Bild von Schuld“, sondern in seinem unbewussten Verlangen nach Strafe aufgrund verfehlter Leistungsziele steckt, die weniger in seiner persönlichen Eigenart, sondern mehr in den ihm aufoktroyierten Zielen der Umwelt liegen, die er aber unbewusst für seine eigene Verhinderung benutzt, kann er sich befreien und seinen „persönlichen“ Seelenbrocken loslassen. Der den Berg wieder hinunterrollende Stein zeigt den Weg der Freiheit, den der Sünder aber nicht im Außen, sondern in seinem Inneren bewältigen muss. Die Bürde ist der Fokus, das ist die Crux, denn sie zeigt die innere Botschaft dieser Hölle: Erst mit der Suche nach Schuld beginnt die Tragödie. Erkennt er das, dann braucht er keine Lösung, denn die Erlösung liegt jetzt in ihm selbst.

      Die Hölle lustloser Pflichterfüllung

      Widerwillig streifte ich mir das Laken über und griff nach dem mir von Akron hingehaltenen Korb, in den er seinen Stein bereits hineingelegt hatte.

      „Ich kann noch immer keinen Sinn darin entdecken, diese Strapazen zu durchleiden“, startete ich einen letzten schwachen Versuch, die bevorstehende Tortur vielleicht doch noch abwenden zu können.

      Akrons Antwort machte diese Hoffnung jedoch schnell zunichte: „Alle Widrigkeiten, Ängste und Erschwernisse des Lebens, denen unter dem Licht von Saturns schwarzer Sonne zu begegnen sind, tragen in ihrem innersten Kern jenen erhellenden Erkenntnisfunken, den wir sonst nur als Schöpferprinzip im strahlenden Glanz der Sonne zu verehren gewohnt sind. Und doch bedeutet die Erkenntnis dieses Fegefeuers nicht notwendigerweise Erlösung, sondern es geht einfach darum, die Voraussetzung unserer Stagnation und Versteinerung im eigenen Tun und Handeln zu erkennen.“

      Da ich einsah, dass Widerstand hier wenig Sinn machte, setzte ich mir den Korb murrend auf den Rücken und ließ mir von Akron helfen, das zusätzliche Trageband über die Stirn zu legen. Dann ging es los.

      Bevor ich meinen Fuß jedoch auf den Pfad setzte, nahm mich mein Seelenführer noch einmal auf die Seite: „Vergiss nicht, dass du deinen Korb erst abnehmen darfst, wenn du oben angekommen bist. Stellst du ihn vorher ab oder unterbrichst du deinen Aufstieg aus einem anderen Grund, wirst du deinen Weg wieder von hier unten beginnen müssen.“

      „Eine schöne Motivation, die du mir da mit auf die beschwerliche Reise gibst“, erwiderte ich missmutig.

      „Nicht wahr“, grinste er, „und wenn dir unterwegs doch einmal die Puste ausgehen sollte, denk einfach immer an den Esel, der solange weiterläuft, wie die Karotte vor seiner Nase baumelt.“

      „Mir wäre lieber, du würdest mir erzählen, was mich dort oben erwartet, damit ich der Karotte einen Sinn zuordnen kann.“

      „Oh, mach dir darum keine Sorgen“, lächelte Akron. „Du hast diesen Turmbau hier illuminiert, da wird dein Vorhaben sicherlich nicht an solch einer unbedeutenden Kleinigkeit scheitern.“

      „Dein Wort in Gottes Ohr“, warf ich ihm als letztes zu, bevor ich damit begann, mich brav in die lange Gruppe von Arbeitern einzureihen, die mit ihrem Lastenkorb von hier aus starteten.

      Das Ersteigen des ersten Abschnitts bereitete mir wenig Mühe. Zu meinem eigenen Erstaunen spürte ich in mir einen starken Ehrgeiz, meinem Lehrer zu beweisen, dass ich durchaus in der Lage war, diesen Turm in einer absehbaren Zeitspanne zu erklimmen. Da mir das Tempo der Arbeitsschlange viel zu langsam ging, scherte ich schon bald seitlich aus, um an den anderen vorbeizuziehen. Die bedachten meine Absicht mit unverständigem Kopfschütteln, was mich jedoch nicht weiter kümmerte. Erst als mein Pulsschlag zu galoppieren begann, verlangsamte ich meine Schritte und musste erkennen, dass ich die Umrundung des ersten Streckenabschnitts gerade bis zur Hälfte hinter mich gebracht hatte.

      Mein Vordermann, der seine Bürde offensichtlich nicht zum ersten Mal hinauf trug, riet mir, jegliches Denken fahren zu lassen, um durch Schmerz und Erschöpfung jenen kostbaren Moment visionärer Innenschau zu erlangen, den es hier zu gewinnen galt. Von dieser Aussicht beflügelt biss ich die Zähne zusammen und keuchte weiter. Vor Anstrengung begann das Blut in meinen Schläfen zu hämmern und der staubige Pfad zu meinen Füßen begann sich plötzlich zu einer pulsierenden Lebensschlange auszuformen, auf deren Rücken ich meinem Ziel entgegenritt. Schon tauchten in meinen Augenwinkeln die tanzenden Schimären nackter Leiber auf, die sich eng umschlungen


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