Akrons Crowley Tarot Führer. Akron Frey
Читать онлайн книгу.Die Abänderung der Reihenfolge der Pfade
Wenn wir nun der Buchstabenfolge des Alphabets, der Zuordnung der Trümpfe5 und der traditionellen Kartenfolge (laut der oben stehenden Tabelle) folgen, dann kommen wir zu folgendem Ergebnis:
Natürliche Ordnung des Tierkreises:
Doch: Ausgleich und Löwe? Lust und Waage? Das konnte Crowley nicht gefallen.
Denn in der Karte Kraft erscheint ein Löwe und das bezieht sich ganz eindeutig auf das Tierkreiszeichen Löwe; während die Karte Ausgleichung die herkömmliche, symbolische Gestalt darstellt, die mit Schwert, die Waagschalen abwägend, auf einem Thron sitzt und dem Tierkreis der Waage entspricht. Er schreibt: Trotz allem gab es eine Schleife im Seil. Die »Ausgleich« genannte Karte wurde mit VIII in Beziehung gesetzt; die »Lust« genannte Karte mit XI. Um die natürliche Reihenfolge zu erhalten, muss man »Lust« der Waage zuordnen und Ausgleich dem Löwen.6 Dies ist offensichtlich falsch, denn die »Ausgleich« genannte Karte zeigt in Wirklichkeit eine Frau mit Schwert und Waagschalen, während die »Lust« genannte Karte eine Frau mit einem Löwen zeigt.7
Also stellte er die Karten und damit natürlich auch die Buchstaben um:
Tierkreis mit Schleife: Lust (Löwe) und Ausgleichung (Waage) sind vertauscht. Der Eremit (Jungfrau) an der Spitze der Schleife behält seine Position.
Dieses unausgewogene Bild des Tierkreises bzw. die falsche Reihenfolge war der Preis für die korrekte Übereinstimmung zwischen Bildinhalt und hebräischem Buchstaben und schien Crowley nicht weiter zu kümmern, bis ihm die »gechannelten« Übermittlungen im April 1904 in Kairo eine Lösung zeigten. Aiwass, der Übermittler des Liber Legis, untermauerte Crowleys kabbalistische Intuition, als er ihm folgenden Satz übermittelte: All diese alten Buchstaben meines Buches sind richtig, jedoch Tzaddi ist nicht der Stern (I/57). Es war die erforderliche
Doppelschleife: Nicht nur Lust (Löwe) und Ausgleichung (Waage), sondern auch Kaiser (Widder) und Stern (Wassermann) sind auf der Schlaufe jetzt wechselständig ineinander verdreht. Nun erscheint das Ganze harmonisch und zentriert.
Initialzündung in Form einer passenden Idee, die kabbalistische Zuordnung dieser Karten neu zu überdenken, und führte zur Frage: Wenn Tzaddi nicht der Stern war, welche Karte war es dann? Und welcher hebräische Buchstabe müsste dann der Karte Stern zugeordnet werden?
Es war der Kaiser. Die Vertauschung der Zuordnungen VIII – XI egalisiert das Ungleichgewicht des Austausches von IV – XVII nach dem Motto: Gleiche jeden Gedanken durch seinen genauen Gegensatz aus, denn die Vermählung dieser beiden ist die Vernichtung der Illusion.8 Crowley wandte das (Schlaufen-)Modell erfolgreich auf den Tierkreis an, indem er zwei Schlingen bildete, ohne den Zodiak zu zerreißen, was auf den ersten Blick eine vollkommene Symmetrie erkennen lässt. Wir sehen, dass sich an beiden Enden der Ellipse je eine Schleife bildet, die miteinander in Verbindung stehen. Durch den (gleichzeitigen) Austausch von Widder und Wassermann, Löwe und Waage befindet sich der Lebensbaum in vollständigem Gleichgewicht, denn durch diesen Vorgang ergibt es sich, dass Löwe und Waage um Jungfrau – dem sechsten Zeichen des Zodiaks – kreisen, was die Umdrehung von Widder und Wassermann um Fische – dem zwölften Zeichen – in der Balance hält.
Bemerke, dass durch die Präzession der Equinoxe sich die Sonne an den Frühlingspunkten im Wassermann statt in den Fischen befindet. Im Aeon des sterbenden Gottes verehrten die Menschen Virgo und Pisces, die Unschuld und den Fisch. Wir ersetzen dies durch Aquarius, Nuit und Leo, Babalon und das Tier vereinigt. Aber da Tzaddi »nicht der Stern ist«, so schwingen sich Aquarius und Aries um Pisces und Leo um Libra wie Scorpio: Die Atus VIII und XI ausgetauscht, und so die Atus XVII und IV. Aber der wirklich verehrte Gott ist von Taurus, dem arbeitsamen, erschlagenen Stier des Mithras, Sol im Norden zu Gemini den Kindern Ra-Hoor-Khuit und Hoor-pa-Kraat fortgeschritten.9
2. Die Wache Welt1
Für die Kabbalisten ist Wirklichkeit das Ergebnis eines immerwährenden Schöpfungsprozesses, der die zehn Wirkungsebenen wie zehn Spinnfäden unablässig miteinander verknüpft und daraus die Webmuster des Schicksals »strickt«. Denn es ist nicht nur der Wille des Menschen, der sein Schicksal gestaltet, sondern es ist auch der Geist des Göttlichen, der sich durch seine Handlungen hindurchzieht und gleichsam zur Straße wird, auf der sich seine Entwicklung vollzieht. Papus, einer der bedeutendsten Esoteriker Frankreichs, schrieb: Die Kabbala ist die Wissenschaft von der Seele und von Gott und allen Beziehungen, die zwischen ihnen bestehen.
Wenn wir das Licht als das Göttliche oder Geistige ansehen (Kether) und die Finsternis als die Materie (Malkuth), in die der göttliche Lichtfunken hinabfällt, dann erkennen wir in diesen voneinander getrennten und wieder zueinander strebenden Hälften die geistige Schöpfungsidee, die polare Spannung, auf der die physikalischen Gesetze beruhen, oder, moderner formuliert, ein »Wahrnehmungsmodell«, das uns erlaubt, die Wirklichkeit zu interpretieren. Die richtige Anordnung fängt mit dem Narren an und bezeichnet diese Karte mit 0. Aus der Null ist alles hervorgegangen. Gibt man dieser Karte den Buchstaben
Die 22 Pfade ins Leben2
Pfad 11 – Der Weg des Narren: Kether – Chokmah
Am Anfang steht der Aufbruch zu neuen Ufern, einer neuen Spirale, die neue Einsichten auslöst und am Ende zu einer höheren Erfahrungsebene führt.
Pfad 12 – Der Weg des Magus: Kether – Binah
Dann geht der Weg vom Geist der Absicht ohne Umschweife zur Gestaltung großer menschlicher Visionen. Das ist der Boden, auf dem die großen menschlichen Kathedralen errichtet werden können.
Pfad 13 – Der Weg der Hohepriesterin: Kether – Tiphareth
Oder er führt zum Weg der Gottheit, der sich im Gebet einer geheimnisvollen Jungfrau zeigt. Es sind die Erscheinungen der göttlichen Empfängnis, die sich in selbstlosen, über den Horizont hinausreichenden menschlichen Erfahrungen auf der Ebene von Heiligen, Tao-Meistern und Schamanen offenbaren.
Pfad 14 – Der Weg der Kaiserin: Chokmah – Binah
Die Achse über dem Abyssos verbindet die Intuition und das Gespür für die Natur des Menschen mit seinem höchsten inneren Bild der Sinnfindung. Es ist der persönliche Pfad als kreative Neuausrichtung auf ein erstrebenswertes Ziel.