Akrons Crowley Tarot Führer. Akron Frey
Читать онлайн книгу.Seelen. Die armen Wesen sind mit goldenen Ketten und brillantenbesetzten Halsbändern geschmückt, die nichts anderes als die Fesseln sind, an denen sie sich am Thron ihrer eigenen Verzauberung festgeschmiedet haben. Es sind die Male zerstörerischer Triebe, schicksalhafter Verstrickungen und des Nicht-Loslassen-Könnens, die sie an den Eisenhaken ihrer eigenen Machtgier und Suggestivkraft festhalten.
Pfad 27 – Der Weg des Turms: Netzach – Hod
Durch die Zerstörung alter Werte wird die Bühne frei für ein neues Stück. Die Pfade sind die Linien, entlang derer sich das Leben entfaltet. Der Fokus liegt in der Mitte der brüchigen Brücke, deren Köpfe nicht stabil genug sind, um die Last im Zentrum zu tragen. Es wäre aber falsch, die Linie in der Mitte (geistig) zu stützen, damit das Ganze nicht zusammenbricht. Das Elend würde sich nur verlängern.
Pfad 28 – Der Weg des Kaisers: Netzach – Jesod
Auf dem Weg von der Illusion in die innere Mitte begegnet die Seele einer entzückenden Göttin, die den Tau der Sterne und die Tränen der Sehnsucht aus einem goldenen Pokal über sich ausgießt. Es ist aber nur ein Spiel. Fragen wir sie lieber nicht, was sie hier macht, denn dann müsste sie uns sagen: Der Kaiser hat es nicht verkraftet, aus seiner Festung gejagt und hier unten auf dem Pfad der seelischen Erkenntnis verbannt worden zu sein, also behilft er sich mit einem Bild von mir, das die alten Umstände reflektiert und ihm die Illusion einflösst, als wäre ich immer noch hier (dabei residiere ich auf Pfad 15). Und wenn er dann kommt, um mich in seiner Erinnerung zu verjagen, dann fühlt er sich wohl in seinem Wahn, immer noch die Kontrolle zu haben.
Pfad 29 – Der Weg des Mondes: Netzach – Malkuth
Je nachdem, welcher passenden Verkleidung wir uns im großen Kleiderschrank von Netzach bedient haben, kommen wir mehr oder weniger ungeschoren an den Fallen unserer kindlichen Alpträume vorbei. Als unmaskierte Seele hat man in diesem Getümmel von schrecklichen Monstern und Ungeheuern, die von allen Seiten über ihre Opfer herfallen, keine Chance. Nur in der Erscheinung beispielsweise einer Fledermaus, Vogelscheuche, zahnlosen Hexe mit Besen oder großer Warzennase sind wir sicher und werden von unseren verdrängten Ängsten nicht angegriffen, weil sie uns als ihresgleichen betrachten.
Pfad 30 – Der Weg der Sonne: Hod – Jesod
Aus den Klauen der Hölle direkt ins Paradies könnte man diesen Pfad bezeichnen. Andere beschreiben den Abstieg als die Ankunft auf der obersten Sprosse der Himmelsleiter, im Hafen der Götter, in dem sich die Seele fast an ihrem Ziel wähnen kann. Es ist das höchste Glück des sich befreit fühlenden Ego. Es fehlt nur noch ein letzter Schritt – aber der geht 180° nach unten.
Pfad 31 – Der Weg des Æons: Hod – Malkuth
Fühlt sich die Seele in den herrschenden gesellschaftlichen Strukturen gefangen und ist ihr Ziel ein völliger Neuanfang, dann gibt es auch noch den direkten Weg zum Richtplatz der Götter: den Pfad der Auseinandersetzung mit dem eigenen Gewissen als Voraussetzung zur Erkenntnis der Transformation. Aber Vorsicht: Oft fallen die Seelen beim Ruf zum Jüngsten Gericht in Ohnmacht, und beim zweiten Posaunenstoß des Engels sind sie schon wieder auf der Rückreise und alles ist vorbei.
Pfad 32 – Der Weg des Universums: Jesod – Malkuth
Der letzte Schritt zurück zum Anfang (der sich aus der Sicht des Ego wie ein Ende anfühlt) führt zur Frage: Wer war zuerst – das Ei oder die Henne? Auf den ersten Blick ist es das Ei. Wenn wir am Ende aufgeschlagen haben und wieder auf dem Rückweg sind, ist es die Eier legende Henne. Wir sind hier exakt am Pol vor dem Weltanfang, vor Sonnenaufgang, vor dem ersten Schritt oder vor der Wiedergeburt.
… und wieder zurück!
Der auf die tiefste Ebene gesunkene Lichtfunken strebt natürlich wieder zu Gott zurück, und damit stecken wir schon wieder mittendrin im Aufstieg. Im Grunde befinden wir uns hier unten an der Schwelle zur Geburt, denn der Weg führt die Seele in den physischen Körper, in dem der Mensch seine Erfahrungen machen kann. Malkuth ist der physische Leib, in dem wir wachsen, reifen, altern und sterben müssen. Die mittlere Säule am Lebensbaum ist das Rückgrat, um die sich die Formen des Lebens winden: Malkuth und Jesod sind die Instinktkräfte und die vegetativen Zonen, welche die Seele antreiben, Tiphareth der Kommandopunkt, der die Informationen auswertet, und Kether das oberste Ziel, das der Geist vor Augen hat. Jesod ist auch der Speicher des, wie C. G. Jung es nennt, kollektiven Unbewussten und steht in ständiger Verbindung mit Tiphareth, der eigentlichen Steuerzentrale des menschlichen Ego, die wiederum mit ihren beiden Helfern Netzach (Instinkte) und Hod (Gedanken) verbunden ist. Wie Brennlinsen nehmen die Juniorpartner die Eindrücke der Außenwelt auf und lassen die Daten ständig in den Persönlichkeitscomputer einfließen. So erhält das Individuum seine spezifische Form und Ausgestaltung – die Natur des Menschen beginnt sich als persönlicher Schicksalsweg auszuhärten.
Pfad 32 – Der Weg des Universums: Malkuth – Jesod
Nun geht’s durch den engen Tunnel oder den Geburtskanal in die pulsierende Lebensschlaufe zurück, durch die die Seele den Rückweg zu Gott antritt (Via Crux). In den Spiegeln des Unbewussten an den Wänden des Ganges wird sie mit den besten und schrecklichsten Erinnerungen ihres Abstiegs konfrontiert. Der Demiurg spricht von den noch unverarbeiteten Schlacken vergangenen Karmas.
Pfad 31 – Der Weg des Æons: Malkuth – Hod
Jetzt wird die Seele von einem lauten Weckruf aus ihrem Schlaf erweckt, sonst würde sie ewig weiterpennen (Via Dens). Es ist der Schrecken, wach zu sein und ihr Leben verantwortungsvoll in die Hand nehmen zu müssen, damit sich etwas verändern kann und nicht einfach alles beim Alten bleibt. Das Stichwort dazu heißt: Umwälzung.
Pfad 30 – Der Weg der Sonne: Jesod – Hod
Ist die Seele erwacht, dann kann sie ihre Verantwortung für das eigene Handeln und Empfinden übernehmen. Es ist wie ein Loch in der Mauer aus dem Garten des Unbewussten, wo die Sonne in ihrer ganzen Pracht auf der anderen Seite am Bewusstseinshorizont aufsteigt und die Seelen vor Freude hüpfen lässt (Via Caput).
Pfad 29 – Der Weg des Mondes: Malkuth – Netzach
Der Weg hat eine gewisse Nähe zur Via Dens. Wird die Seele dort von den Engeln mit ihren schrecklichen Posaunen aus dem Sarg gescheucht, dann begegnet sie hier garstigen Schakalen, die ihr mit ihrem durchdringenden Geheul das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die Via Cranium führt zwischen zwei Türmen hindurch, um die große Fledermäuse mit Menschengesichtern kreisen, denen das Blut aus dem Munde tropft.
Pfad 28 – Der Weg des Kaisers: Jesod – Netzach
Plötzlich fällt ihr eine der riesigen Fledermäuse vor die Füße, die sich in eine wunderschöne Traumfee verwandelt, aber bevor die Seele die Sachlage richtig einschätzt, eilt auch schon der glatzköpfige Kaiser mit seinem gezückten Herrscherstab herbei und stürzt sich akkurat auf die Göttin. Mit dem Kampfschrei Tzaddi ist nicht der Stern scheucht er sie wie einen Nebelschleier davon.
Pfad 27 – Der Weg des Turmes: Hod-Netzach
Aber auch die beiden Türme fallen in Trümmer. Feuerblitze stürzen vom Himmel und zerstören den Turm zu Babel; überall hört man Kriegsgeschrei und zornige Streitrufe tönen übers Land. Es ist die Macht Gottes, die hernieder fährt und die Säulen der Finsternis zerstört. Das ist nicht immer schlecht, denn der Pfad des Turmes schildert zwar die Zertrümmerung fester Strukturen, doch die Zerstörung alter Werte räumt die Lebensbühne auf und macht sie frei für ein neues Stück.
Pfad 26 – Der Weg des Teufels: Hod – Tiphareth
Wenn