Das Mal der Burgherrin. Sabine Müller

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Das Mal der Burgherrin - Sabine Müller


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gemeinsam zum Rittersaal, wo man mit dem Auftragen des Essens schon begonnen hatte.

      Bruder Hubertus erwartete sie schon sehnsüchtig. Auch wenn er selbst nicht mitkam, interessierte er sich sehr für die Pilgerreise, außerdem freute er sich auf Bruder Frederikus, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte.

      „Sei gegrüßt, Bruder Frederikus! Ich hoffe es geht dir gut.“

      „Sei gegrüßt, Bruder Hubertus. Mir geht es gut. Und dir hoffentlich ebenso.“

      „Seid ihr mit eurer Besprechung fertig geworden?“

      „Ja. Wir wissen nun genau, wo es lang geht und was wir alles benötigen. Nach dem Osterfest werden wir aufbrechen.“

      „Das ist gar nicht mehr so lange. Man hat schon eifrig mit den Vorbereitungen begonnen.“

      Frederikus und Hubertus redeten über die Pilgerfahrt, bis sie schließlich das Thema wechselten und sich über ihr gemeinsames Leben im Kloster Wörschweiler unterhielten und noch ein paar neue Begebenheiten austauschten.

      Kapitel 11

      Das Osterfest stand vor der Tür. Die Natur lockte mit den ersten warmen Sonnenstrahlen und der Himmel war herrlich blau. Die ersten Frühlingsblumen spitzten hervor und die Menschen spürten, dass die Last des Winters endgültig von ihnen fiel. Es roch nach Frühling. Überall zwitscherten die Vögel und sangen ihr Lied vom Neubeginn des Lebens. Die Knechte fegten den Burghof und stimmten pfeifend in das Lied der Vögel ein. So gut gelaunt ließ sich ihre Arbeit gleich viel schneller erledigen und sie hatten noch Zeit hinter den Mägden herzupfeifen und ihnen schöne Augen zu machen.

      Haushofmeister Ulrich warf ihnen einen tadelnden Blick zu, verzichtete aber wegen des schönen Frühlingswetters auf eine Rüge. Als er gerade seiner eigenen Arbeit weiter nachgehen wollte, sah er, dass ein Fremder durch das Burgtor geritten kam. Der Reiter trug unter seinem weiten Mantel die Kleidung eines Ritters, aber ohne Rüstung. Er hatte längere braune Haare und wirkte noch sehr jung.

      „Seid gegrüßt“, sagte dieser zu ihm und stieg von seinem Pferd ab. „Ich habe gehört, dass der Graf und die Gräfin der Homburg nach Ostern zu einer Pilgerfahrt nach Santiago di Compostela aufbrechen wollen. Ich würde mich gerne ihrem Pilgerzug anschließen.“

      „Wartet einen Augenblick. Ich werde dem Grafen Bescheid sagen“, sagte Ulrich und verschwand in Richtung Bergfried, wo der Graf im Turmgemach tätig war. Kurze Zeit später erschien Philipp und begrüßte den Fremden.

      „Du willst dich also unserem Zug anschließen?“

      „Ja, mein Name ist Markus und ich bin ein Ritter aus Frankfurt. Ich bin auf dem Weg nach Santiago di Compostela und habe von Graf Egbert, von dem ich Euch recht herzlich grüßen soll, erfahren, dass Ihr mit einem größeren Pilgerzug ebenfalls nach Compostela aufbrechen wollt. Da es sich gemeinsam sicherer Reisen lässt, wollte ich Euch fragen, ob ich mich Euch anschließen darf.“

      Philipp musterte den jungen Ritter samt Pferd und entschied, dass dieser sie bei ihrer Reise wohl kaum behindern würde. Er erteilte ihm die Erlaubnis, mitzukommen.

      „Bring dein Pferd in den Stall und Ulrich wird dir zeigen, wo du bis zu unserer Abreise unterkommen kannst.“

      „Vielen Dank, Herr Graf, es ist mir eine Ehre.“

      Ulrich brachte den Ritter mit seinem Pferd zu den Ställen und führte ihn anschließend zu den Gästekammern im Palas.

      Walther hatte diese Szene vom anderen Ende des Burghofes aus beobachtet. Da kam noch einer, der an diesen Unsinn mit dem Pilgern glaubte. Walther hatte dafür kein Verständnis. Louise wollte ihn auch schon dazu überreden, mitzureisen, damit sein Bein geheilt würde, aber er glaubte nicht an diesen Hokuspokus. Dafür freute er sich darüber, dass er in der Abwesenheit des Grafen seine Stellung auf der Burg ausbauen konnte. Den alten Rupert würde er von seinen Fähigkeiten überzeugen können, und wenn der Graf zurückkäme, würde er immer mehr in dessen Fußstapfen treten. Philipp war nicht mehr der Jüngste und würde nicht ewig leben und Walther glaubte nicht, dass Margareta noch ein Kind empfangen würde. Es lief alles bestens für ihn. Nur noch ein paar Tage und sie waren weg.

      Walther humpelte auf seinen Stock gestützt über den Hof zum Bergfried. Mühevoll schaffte er sich die Treppen zu Philipps Turmgemach hoch, weil dieser ihm ein paar Dinge erklären wollte, um die er sich während seiner Abwesenheit kümmern sollte.

      „Gut, dass du gekommen bist, Walther. Gleich nach dem Osterfest sollst du in den Ort gehen und den Steinmetz beauftragen an der Burgmauer ein paar Stellen auszubessern. Er wird dazu ein paar Leute einstellen müssen. Du musst ihm einen Vorschuss zahlen, damit er das Material besorgen kann. Hier in diesem Beutel habe ich das Geld, welches für die Arbeiten ausreichen müsste.“

      Philipp hatte ein Schubfach unter seinem Tisch geöffnet und zeigte Walther einen Lederbeutel mit Münzen.

      „Hier ist auch noch ein zweiter Beutel, aus dem ihr alle anderen anfallenden Kosten decken müsst. Geht sparsam damit um. Nur Rupert und Bruder Hubertus haben noch Zugang zu dem Geld. Bruder Hubertus trägt alle Ausgaben in die Bücher ein. Ich habe volles Vertrauen zu dir, dass du nichts ungefragt und ohne die Zustimmung des Kastellans ausgibst.“

      Der Graf legte die Beutel wieder zurück in das Schubfach und verschloss dieses mit einem Schlüssel.

      “Den Schlüssel werde ich Bruder Hubertus geben. Ich habe ihm gesagt, dass er dir jederzeit Zugang zu dem Geld gewähren soll.“

      „Vielen Dank, Graf Philipp, dass Ihr mir ein solch großes Vertrauen entgegen bringt. Ich werde Euch gewiss nicht enttäuschen.“

      Gegen Abend machten sich die Burgbewohner gemeinsam auf den Weg nach Beeden, um in der Kirche während des Gründonnerstagsgottesdienstes das Abendmahl zu empfangen. Nach der feierlichen Zeremonie ging es wieder zurück zur Burg. Man traf sich im Rittersaal und aß den fleischlosen Gemüseeintopf, den es immer an diesem Tag gab. Ritter Markus saß an der Tafel des Grafen und erzählte von den Beweggründen für seine Pilgerreise.

      „Ich hatte mich in das hübscheste Mädchen aus ganz Frankfurt verliebt. Doch unsere Eltern waren zerstritten und gegen eine Heirat. Es war aussichtslos. Wir waren ganz verzweifelt und ich schwor bei Gott, dass ich, wenn wir je zusammenkommen sollten, eine Pilgerreise nach Santiago di Compostela machen würde.“

      „Dann habt ihr wohl zusammengefunden?“, fragte Ruperts Tochter Katharina gerührt.

      „Ja, beim Dreikönigsfest ging ein Hengst durch und verwandelte sich in eine rasende Bestie. Er stürmte auf eine Gruppe von Leuten zu, zu denen Annabellas Vater gehörte. Ich machte mich sofort auf, um ihm zu helfen und erwischte die Zügel des Hengstes und konnte ihn mit aller Gewalt herumreißen, sodass Annabellas Vater verschont blieb. Danach hat sich alles zum Guten gewendet und unsere Eltern haben uns die Erlaubnis zur Heirat gegeben. Sobald ich von der Pilgerfahrt zurückkehre, werden wir heiraten!“

      „Ach, wie romantisch und was für einen schönen Namen Eure Verlobte hat!“

      Katharina war ganz hin und weg von der Geschichte des jungen Ritters. Wie gerne wäre sie an Annabellas Stelle gewesen! Aber das sagte sie natürlich nicht.

      „Wir hoffen für dich, dass die Pilgerreise nicht so lange dauert und dass du schnell wieder nach Hause in die Arme deiner Geliebten kommst“, sagte Eleonore, die auch für sich selbst hoffte, dass sie nicht zu lange unterwegs sein würden.

      Der nächste Morgen begann mit dem Karfreitagsgottesdienst, ebenfalls in der Pfarrkirche. Danach machte man sich trotz des Feiertags an die weiteren Vorbereitungen. Zelte und Kleider wurden gerichtet und bereitgelegt. Die Frauen hatten viele kleine Gefächer in die Kleidung eingenäht, damit das benötigte Geld sicher versteckt werden konnte. Berthold überprüfte zum letzten Mal den Wagen, der eigens für die Pilgerreise umgebaut worden war. Man hatte über der Ladefläche, auf der sich auf beiden Seiten eine Sitzbank befand, ein Holzgestell angebracht, über welches man eine Plane aus gegerbtem Leder gezogen hatte. So würden die Frauen


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